Freitag, 1. März 2024

Quatschtanten

 Durch die vielen Treffen mit A. bin ich sehr daran gewöhnt, dass ich - wenn ich denn zwutschi gehe - um halb zwölf, also der Zeit, zu der F. nach seinem Mittagessen gelüstet, nicht zu Hause bin.

Ich stelle ihm dann den fertigen Teller in die Mikrowelle, sage dazu, auf wie viele Minuten er sie stellen soll und jut is.

Gestern hielt ich es aus purer Gewohnheit genauso, dachte gar nicht darüber nach, dass ich ja erst für halb eins verabredet war, zu seiner Futterzeit also noch zu Hause wäre.

Um viertel vor zwölf kam mein lieber Mann dann an und teilte mir mit etwas bedröppeltem Gesicht mit, dass er die Mikro gerade selbst eingeschaltet habe, und ich schwöre, das leicht Vorwurfsvolle in seiner Stimme war kaum wahrnehmbar. 😂🤣😂

Am Morgen hatte ich im Internet entdeckt, dass R.s geliebte Eisdiele ab dieser Woche wieder geöffnet ist, und ihr noch geschrieben in der Hoffnung, um den Italiener herumzukommen, aber sie war so mit Tennisspielen beschäftigt, dass sie meine Nachricht noch gar nicht gesehen hatte.

Pünktlich trafen wir uns vor der Tür und als ich ihr beim Hineingehen erklärte, dass mir eigentlich gar nicht danach war, mein Intervallfasten für etwas zu unterbrechen, das ich im Grunde nicht wirklich essen wollte, hatte ich das nächste betretene Gesicht, die Vorstellung war ihr sichtlich unangenehm, dass ich nur etwas trinken würde, während sie aß. 🙄

"Mönsch", meinte sie", wir haben doch extra den 29. Februar genommen, weil dieser Tag eigentlich gar nicht existiert, kannste da nicht mal eine Ausnahme machen?"

Und so gab ich - zumindest innerlich leicht mit den Zähnen knirschend - nach und entschied mich für eine Portion Spaghetti Bolgnese, die ich früher beim Italiener tatsächlich ab und zu ganz gerne einmal aß, weil sie dort doch etwas anders schmecken als meine eigenen, wenn auch nicht unbedingt besser. 😉

Sieben Mark fuffzig bezahlte ich einst dafür, heute schlägt auch so ein einfaches Gericht schon mit 13,50 Euro zu Buche und leider schmeckte es nicht mal ansatzweise so, wie ich Bolgnese in Erinnerung hatte. Der typische Geschmack fehlte völlig, nicht schlecht, anders halt, irgendwie Nullachtfuffzehn und sicher nicht so, dass ich es noch ein zweites Mal dort würde essen wollen.

Sie selbst hatte etwas Schnickschnackigeres mit Scampis gewählt und zumindest von der Optik her hätte ich schwören können, dass es die gleiche Soße war, nur dass man in ihre eben noch die Tierchen hineingeworfen hatte.

Egal, wir unterhielten und trotzdem prächtig und zu meinem großen Erstaunen waren in Windeseile tatsächlich alle 10 Tische komplett belegt, und das mitten in der Woche und schon mittags.

Irgendwann meinte R., sie wolle mich gern einladen, habe auch ein wenig ein schlechtes Gewissen, weil sie mich ja mehr oder weniger zum Essen gezwungen habe, was ich lachend ablehnte ... so weit kommt's ja noch. 😅

Nützte mir nix, sie bestand darauf (nun war ich froh, so bescheiden gewählt zu haben) und schlug vor, dass wir ja gleich weiter zur Eisdiele gehen könnten und da dürfe ich dann sie einladen.

So machten wir es, allerdings nicht ohne dass ich mir auf dem Marktplatz nicht noch schnell eine kurze Zigarette gegönnt hätte 😁, und schon ging es weiter zur nächsten Lokalität.

Den ebenfalls italienischen Inhaber kennt sie seit vielen Jahren, befindet sich der Laden doch genau dort, wo die Straße, in der sie wohnt, in die Fußgängerzone mündet - von ihrem Erkerfenster aus kann sie direkt hinsehen, und so waren wir bald in einer Plauderei mit diesem wirklich netten Mann.

Es würde demnächst eine schmerzliche Veränderung geben, verkündete er, denn Bedienung sei nicht mehr möglich, man müsse sich das Gewünschte dann selbst an der Theke holen.

Hintergrund ist, dass er absolut kein Personal findet. Über eine Agentur hat er es in acht europäischen Ländern gleichzeigig versucht, es erklärt sich keiner bereit bei ihm zu arbeiten und die einzige Alternative wäre die komplette Schließung gewesen.

Unfassbar, oder? 

Es leben so viele Menschen im Lande wie niemals zuvor, aber arbeiten ist nicht mehr angesagt und natürlich musste ich sofort wieder an den Sohn meiner Nachbarin denken.

Das Gymnasium war ihm zu anstrengend, also brach er es in der elften Klasse ab, begann eine Lehre, ebenfalls zu anstrengend für den jungen Herrn und auch der zweiten Anlauf ging schief.

Seitdem lässt er sich von der Allgemeinheit aushalten und schlendert recht behaglich von Maßnahme zu Maßnahme, soll dort Einblick in verschiedene Berufswege erhalten, aber keiner davon entspricht seinen Vorstllungen und dann auch noch das frühe Aufstehen ... 🙄

Erstaunlicherweise war es in der Eisdiele das gleiche Spiel, ruckzuck war der Laden gerammelt voll und als sich direkt an unserem Nebentisch ein Pärchen mit drei kleinen Kindern niederließ, wurde es extrem ungemütlich.

Die Eltern daddelten auf ihren Handys herum und die Kleinen vollführten einen Lärm, der sich gewaschen hatte.

Fast jeden Satz mussten wir zweimal sagen, weil man schlicht sein eigenes Wort kaum noch verstand, so laut waren die und wir waren gottfroh, als sie sich endlich ans Bezahlen machten und unter mächtigem Geschrei und Getöse den Laden verließen.

Und weiter ging unser Gespräch, das immer intensiver wurde und uns so gefangen nahm, dass wir irgendwann verblüfft feststellen, dass es schon nach sechse war. 😲

Wir sind ganz unterschiedliche Menschen, haben aber doch in vielem die gleiche Wällenlänge und vor allem einen ganz ähnlichen Sinn für Humor.

Das passt und so viel, wie wir uns immer wieder zu erzählen haben, beschlossen wir, das von nun an öfter zu tun, vielleicht einmal im Monat oder so.

In den Zoo wollen wir mal zusammen, vielleicht auch mal nach Xanten usw., eigentlich all die Dinge, von denen ich mir vorgestellt hatte, sie mal mit meiner alten Freundin A. zu unternehmen, nachdem sie so unverhofft wieder auftauchte.

Mit ihr funktioniert es leider nicht wirklich, vermutlich sehr ihrer Krankheit geschuldet, aber mit R. werde ich sicher noch viel Spaß bekommen, sind doch schöne Aussichten, oder? 😀


Habt einen feinen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉

3 Kommentare:

  1. Das mit dem Personal ist auch hier das gleiche Problem. Von zwei Restaurants weis ich, dass sie am Sonntag geschlossen sind, weil niemand am Sonntag arbeiten will. Hier am Ort hat das einzig gute Lokal von Donnerstag bis Sonntag geöffnet, eben aus dem gleichen Grund. Das ist ja übel, wenn sich nicht unterhalten kann, wegen Rackern die so ein Geschrei vollführen. Natürlich schreiten die Eltern nicht ein, die Kinder könnten ja einen seelischen Schaden erleiden. Es ist immer hilfreich, wenn man die gleichen Wellenlänge hat. Das ist einfach wunderbar. Sofort fühlt man sich mit der Person gut. Mir ging es gestern so mit einer jungen Frau, die mir erzählte, dass sie mit ihrem Freund auf einer Bauerndemo war, dessen Eltern einen Bauernhof haben. Als sie am nächsten Tag wieder in die Schule kam wurde mit der Bezeichnung NAZI konfroniert. Ich sagte zu ihr, wenn sie bei der Klimademo gewesen wäre ds nicht vorgekommen.

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    1. Ja, damit liegst du sicher richtig, zumal sich die freitäglichen Schulschwänzer ja nun auch noch mit denen verbündet haben, die weniger arbeiten, dafür dann aber besser bezahlt werden wollen.

      Wie war denn deine Wanderung?

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  2. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Man freut sich für dich mit.
    Schön, dass du mit "R" so eine wunderbare Zeit verbracht hattest.
    Bleibt zu hoffen, dass das klappt, dass ihr euch regelmäßig seht und miteinander einiges unternehmen könnt.

    Nachdem das mit "A" nicht ganz nach deinen Vorstellungen bisher verlaufen ist.

    Jedoch ein Pläusschen von Zeit zu Zeit mit einem Mensch, dem man sich verbunden fühlt, ist immer eine gute Sache.

    Dass so niemand in einer Eisdiele arbeiten mag, ist kaum verständlich.


    Zu dem Sohn deiner Nachbarin fällt mir nur ein.
    Der sollte sich vielleicht jemand suchen, der ihn motiviert. Es gibt so viele tolle Maßnahmen von Arbeitsamt, IHK und CO.



    Liebe - hin und wieder macht auch das Quatsch quatschen richtig Freude - Grüße
    Vom lifeminder

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