Dienstag, 26. März 2024

Puschen gegen Käse

 Osterferien - schon im Treppenhaus hörte ich, dass der kleine Sohnemann zu Hause war, wieder mal mächtig quengelig, während A.s Tochter eine Freundin zu Besuch hatte.

Puschen standen für mich schon bereit, also schlupfte ich hinein und kümmerte mich dann selbst ums Aufhängen meiner Jacke, denn A. war vollauf mit dem Lütten beschäftigt. Sehr schön so, für mich nämlich wieder ein Zeichen, dass ich immer mehr dazugehöre und einfach in das eintauche, was sich gerade abspielt, ohne dass man für mich noch großartige Umstände machen würde.

Genauso mag ich es und so ging ich schon mal ins Wohnzimmer und packte meine Schätze auf den Tisch: Die Schale, in der ich die Köfte bekommen hatte, nun gefüllt mit etwas zum Naschen für die Bekannte und einem Zettel, den ich mit einem Dankeschön und Herzchen bemalt und auch noch mit Blumenstickern versehen hatte. 

Außerdem hatte ich zwei kleine Kinderschokoladen-Osterhasen für die Kinder mitgebracht und dann noch, hihi, ein paar Hausschuhe.

Nagelneu natürlich. Zu Weihnachten hatte ich sie für F. gekauft, extra in Größe 44, obwohl er nur 41 hat, denn sie kamen mir sehr klein vor. Was sie auch waren, so klein, dass F. sie gar nicht gebrauchen konnte - keine Ahnung, warum die überhaupt Größen draufschreiben, wenn die eh nicht genormt sind und jeder seine eigenen Phantasien dabei umsetzt.

Auf jeden Fall hatten sie bisher hier herumgestanden und nun kam mir der Gedanke, ob A. sie nicht gebrauchen könnte, wo sie doch immer jede Menge Puschen für ihre Besucher benötigen.

So war es dann auch, sie fand sie hübsch, freute sich, wollte sie dann aber bezahlen.

"Kommt gar nicht in Frage", lehnte ich das ab, "ich habe sie einfach falsch gekauft und wenn du sie brauchen kannst, ist das viel besser als wegwerfen."

Obwohl sie selbst den ganzen Tag streng hungert und durstet, hatte sie für mich einen Kaffee zubereitet und sogar zwei Riegel Schokolade dazugelegt.

"Das war aber wirklich nicht nötig" bedankte ich mich, "du weißt doch, dass es mir überhaupt nix ausmacht, weil ich ja eh ständig intervallfaste ..."

Nein, sie bestand darauf, dass es genüge, wenn sie alleine leidet 😁, und alsbald waren wir mitten in einem munteren Gespräch, waren wir doch während der drei Veranstaltungen, die wir zuletzt gemeinsam besuchten, kaum dazu gekommen.

Ganz normale Alltagsdinge, Haushalt und Kinder, die sie im Moment kaum in den Griff bekommt, besonders den Buben nicht.

"Trotzphase", sagte ich, "er probiert sich aus, will antesten, wie weit ergehen kann, ob und wo seine Grenzen liegen und ... du solltest ihm unbedingt welche stecken."

Schwierig für sie, vor allem bei Jungen in tradtitionell islamisch lebenden Familien wohl eher nicht ganz so üblich und dann ist da auch noch das Problem mit dem Schlafengehen.

Sie bekommt die beiden einfach nicht ins Bett, bis fast Mitternacht springen sie umeinander, haben dementsprechend morgens keine Lust auf Schule und Kindergarten, pennen dann tagsüber aber ein, um abends umso munterer zu sein. .🙄

Dann wollte sie den Unterschied wissen zwischen "Kosten" und "Preis", den ich ihr an einigen Beispielen versuchte deutlich zu machen.

Weiter ging es mit der Schul-App auf ihrem Handy. Politik und deutsches Staatswesen sind gerade an der Reihe und wir arbeiteten uns durch 30 Multiple-Choice-Fragen, von denen mich zwei kurz ins Straucheln brachten, denn wer wählt, setzt wen ein, wer hat wo was zu sagen, seufz, alles Dinge, mit denen man kaum einmal in Berührung kommt, aber letztlich schafften wir es mit 0 Fehlern.

Vom Höcksken aufs Stöcksken landeten wir von Politik über Wäschewaschen und wie das in früheren Zeiten ging, beim Kochen und als ich von meinem Gurkensalat erzählte, der in der Regel mindestens 10 verschiedene Kräuter in der Joghurtsoße enthält, ein Teil davon tiefgefroren, meinte sie: "Moment ...", und kam wieder einmal mit ihren Salatfix-Tütchen angeflitzt.

Diesmal hatte sie statt der teureren von Knorr die Eigenmarke genommen und war nun extrem verunsichert, ob das denn wohl was taugen könne. Wie meine Erfahrungen damit seien?

Wobei ich weitgehend passen musste, denn ich mache meine Salatsoßen ja selber und brauche so'n Fertigzeugs nicht, auch wenn ich natürlich trotzdem damit schon in Berührung kam.

Deshalb erzählte ich ihr nun bissl was darüber, wie es sich mit diesen Eigenmarken verhält, dass dort meistens eh die großen Marken dahinterstecken und der größte Unterschied im Preis liegt, den.ich mir fast immer zunutze mache.

Und nun wurde es ganz erstaunlich, denn sie war der Meinung, das Waschmittel "Ariel" stamme aus Israel - an ihrem Gesichtsausdruck erkannte ich, dass sie es aus diesem Grunde wohl eher nicht kaufen würde, wobei wir aber noch nie über Israel bzw. die Palästinenser gesprochen haben, ich ihre Einstellung dazu also gar nicht kenne.

Hm ... *grübel* ... "Henkel"? "Procter & Gamble"?

Ganz sicher war ich mir nicht, blickt doch heute eh keiner mehr durch, welcher Konzern welchen Namen grad aufgekauft hat, aber daheim recherchierte ich dann gleich und schrieb ihr, dass ich mit "Procter & Gamble", also den USA richtig lag.

Und da mir klargeworden war, dass sie auch den Unterschied zwischen Kräutern und Gewürzen noch nicht kapiert hat, schickte ich ihr dieses Foto mit von der Kräutermischung, wie ich sie gerne bei Aldi kaufe:


 "Ich habe schon gesehen, wusste aber nicht, was es ist", antwortete sie und wir waren uns einig, dass der Vorschlag, den sie mir mittags gemacht hatte, goldrichtig ist.

Sie bat mich nämlich, mal mit ihr gemeinsam einkaufen zu gehen, allzu oft stehe sie vor den Regalen und wüsste nicht, was nehmen, da sie ratlos ist, was sich hinter den Bezeichnungen verbirgt. 

Dem Kinde kann geholfen werden, gleich nächste Woche werden wir das angehen und dann fragte sie auf einmal, ob ich Mozzarella möge, sie habe viel zu viel davon gekauft, weil sie ihn so liebe und dachte, sie könnte ihn während der Fastenzeit nachts futtern.

Nun musste ich lachen, denn kurz zuvor hatten wir noch darüber geredet, dass sie ja beim Würzen extrem zurückhaltend ist, wozu der Mozzarella perfekt passt, weil er ja eigentlich nach gar nix schmeckt. 😂 

Nun war sie besorgt, weil das MHD heute ablief und sie ihn dann nicht mehr essen könnte ... 😲

Herrjehhhh, da war sie aber an die Richtige geraten und so legte ich gleich los, hielt ihr erst mal einen kleinen Vortrag über Gucken, Riechen, Schmecken ... und erklärte ihr, dass dieses blöde Datum absolut nichts damit zu tun hat, dass Dinge danach ungenießbar seien.

Ich hoffe, sie hat verstanden, was ich ihr dringend sagen wollte, trotzdem drückte sie mir ihre beiden Packungen mit jeweils zwei Kugeln darin aufs Auge und als ich nun den Geldbeutel zücken wollte, lehnte sie das so rigoros wie zuvor ich ab und zeigte dabei auf die Hausschuhe. 😄

Egal, irgendwie passte eh alles und als ich von ihr aus direkt weiter zu Aldi ging, stieß ich dort auf ein Sonderangebot für Wagner-Pizza.

Perfekt - wenn ich mal fertige nehme, peppe ich die sowieso immer noch etwas auf, da konnte ich also gleich einen Teil des Käses verwerten und da auch noch Feldsalat im Angebot war, schlug ich auch da zu.

Natürlich machte ich auch davon ein Foto, um ihr zu zeigen, dass ihr Mozzarella eine sehr gute Bestimmung erfahren hatte, aber ... hihi, ich wartete bis 20 Uhr mit dem Abschicken, wohlwissend, dass nun endlich auch ihr Bäuchlein gefüllt sein würde, denn um fünfe hätte sie das sicher als ziemlich gemein empfunden. 🤣


Und nun will ich mal in die Küche eilen, um mich an einem Nusskuchen zu versuchen, den F. kürzlich mal anregte.

Schaun wir mal, ob er was wird ... 


Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉



 



4 Kommentare:

  1. Das mit dem MHD hast du sehr gut erklärt und ich hoffe, dass deine se Bekannte das auch verstanden hat. Ich haben auch manchmal Dinge gegessen, bei denen ich wußte, daß das MHD schon eine ganze Weile drüber war, wie ich zu sagenpflegte.Die Kinder haben eben solche Phasen. Gut erinnere ich mich an die Zeit als der Sohnemann vom Bruder meiner ersten Partnerin bei uns am Sonntag zu Mittag gegessen hat. Er deckte bereitwillig den Tisch, aß mit uns, ging nach Hause und hat dort noch einmal gegessen. ich finde es gut, daßdu ihr die Puschen vermacht hast, ich habe auch noch so einen Fehlkauf zu Hause. Wegwerfen möchte ich die Schuhe nicht, denn sie wurden kaum getragen. Wohin damit? In so einen Altkleider behältnis am Straßenrand mag ich sie auch nicht stecken.

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    1. Meistens achte ich gar nicht auf das MHD, sondern verlasse mich lieber auf meine Sinne, die mir sehr viel zuverlässiger sagen, ob etwas noch genießbar ist.
      Wird Zeit, dass sie dieses blöde Datum abschaffen, denn es sorgt für große Verunsicherung bei vielen und für enorme Lebensmittelverschwendung.
      Gibt es bei euch Sozialkaufhäuser oder Kleiderkammern?
      Vielleicht könntest du die Puschen dort abgeben, denn für den Container sind sie wirklich zu schade.

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  2. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Du kannst dir nicht vorstellen, welchen Spaß ich daran habe, regelmäßig über dein Lernstunden mit "A" und eure weiter und weiter aufkeimende Freundschaft zu lesen. - Irgendwie, ich weiß auch nicht so genau, wo das herkommt, ging mir jedoch schon öfter so, muss ich bei euch an "Old Shatterhand & Winnetou" denken.

    Kinder in dem Alter von "A" testen ihre Grenzen gerne aus.
    Du hast recht, dem muss man von Seiten der Eltern und manchmal sogar von Trainerseite Grenzen setzen, sonst ist ein Zusammenleben oder trainieren nur schwer möglich.

    Diese Kombination Pizza mit Salat ist mir neu und gehört für mich ins Märchenland. - Fantastisch klingt das in meinen Ohren, werde es jedoch ausprobieren, weil ich glaube, diese Kombination hat durchaus ihren reiz.

    So ein Stück Nusskuchen könnte ich jetzt auch vertragen. Bereits jetzt freue ich mich auf die "Ohsss" von "F" und deinen nächsten Blogeintrag.



    Liebe - Ich war schon immer fürs Pushen von Käsen ;) - Grüße
    Vom lifeminder

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    1. Kicher, lieber lifeminder, hätte Winnetou ein Kopftuch getragen, ich glaube nicht, dass ich mich so heftig in ihn verliebt hätte. 🤣
      Kinder brauchen meiner Meinung nach klare Grenzen, nur so gibt man ihnen Sicherheit und das Gefühl der Geborgenheit, übrigens nicht anders als bei Hunden.
      Pizza, Spaghetti . solche Gerichte sind für mich stets erst perfekt, wenn ich als Kontrastgeschmack einen lecker zubereiteten Salat dazu habe.
      Leider auswärts selten der Fall, da dort immer häufiger zu Fertigsoßen gegriffen wird, was ich überhaupt nicht verstehen kann, denn so ein Salatsößchen ist doch wirklich in wenigen Augenblicken fertig.

      Liebe Lieber-Käse-pushen-als Puschen-käsen-Grüße zurück! 😀

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