Montag, 3. Oktober 2022

Erst zwei-, dreihundert Jahre ist es her, ...

 dass auch in westlichen Kulturkreisen die Religion das Sagen hatte.

Unwissen, Furcht und Abhängigkeit bestimmten das Leben der Menschen und wer nicht spurte, konnte auch mal auf dem Scheiterhaufen landen, natürlich erst nach ausgiebiger Folter.

Die Epoche der Aufklärung war nötig, um unsere Vorfahren davon zu befreien, und irgendwann sah man ein, dass es sehr sinnvoll sein könnte, Staat und Kirche strikt voneinander zu trennen.

Der Laizismus war geboren, doch ... leider nicht in Deutschland, denn hier reichte es zu nicht mehr als zum Säkularismus, wie man hier nachlesen kann.

Ganz anders übrigens als in der Türkei, wo man tatsächlich auf den Laizismus baute, bis Erdogan kam und alles aufweichte.

Klar, er will mit aller Macht herrschen und dazu eignen sich nun einmal fundamental ausgelegte Religionen bestens, warum dieses Mittel also nicht nutzen?

Sein langer Arm reicht bis tief nach Deutschland hinein, ich habe es selbst miterlebt, wie seine Ditib (SEINE deshalb, weil sie ihm direkt unterstellt ist) die Menschen zu Ausländerbeiratswahlen herankarrte, wobei sie nicht etwa nur als Pendelservice diente, sondern die Begleiter gingen mit den Wählern und vor allem Wählerinnen in die Kabinen hinein, immer unter dem Vorwand, es handele sich um Analphabeten, die Hilfe beim Kreuzchenmachen benötigten.

Nicht anders also, als wie Putin gerade bei seinen Scheinreferenden vorging - klasse, das ist dann wohl sehr frei ausgelegte Demokratie, die bei uns unter dem Deckmäntelchen der alles umfassenden Toleranz mit Füßen getreten wird.

Wieder einmal aufmerksam wurde ich auf dieses Thema, als ich gestern las, dass ab Mitte Oktober nun auch in Köln-Ehrenfeld der Muezzin vom Minarett rufen wird. 

"Es gibt keine Gottheit außer Allah",wird er dann also allen Anwohnern verkünden, wenn auch zunächst nur einmal wöchentlich, und im besten Falle klingt das dann so wie hier in  Duisburg-Marxloh.

Während unserer Tunesienurlaube hörten wir x-mal am Tag, dass es auch noch wesentlich unmelodischer geht, und fragten uns oft, wie um alles in der Welt die Menschen das ständig ertragen konnten.

Auf jeden Fall ist es eine Indoktrinierung erster Sahne (abgesehen davon, was dann in den Moscheen von den im Ausland ausgebildeten Imamen gepredigt wird), und das auch noch mit der ausdrücklichen Absegnung unseres höchsten Gerichtes.

Tja, da hat man als überzeugter Atheist immer schlechtere Karten, eine der offiziell 42 Moscheen unserer Stadt befindet sich direkt bei uns um die Ecke und sollte es auch von dort irgendwann losgehen mit dem Schreien, dann würde es wohl Zeit für uns, die Koffer zu packen, so wie es meine Mutter schon 2009 machte.

Unbedingt lesen sollte man dazu auch diesen Artikel hier.

Besonders der Punkt 3 hat es in sich, denn da gibt es die Initiatorin und Mitbegründerin einer Berliner Moschee, nämlich die Rechtsanwältin, Autorin und Frauenrechtlerin Seyran Ates, die einen Gebetsort erschuf, an dem Männer, Frauen und auch queere Menschen als gleichwertig betrachtet werden.

Wenn sie schon sein muss, dann sollte Religion doch wohl so aussehen, modern, offen und nach vorne gerichtet, doch was geschieht?

Frau Ates bekommt dafür Morddrohungen und kann nur unter ständigem Polizeischutz leben, was unterm Strich dann wohl heißt, dass wir uns mit unserer Toleranz gegenüber auch den patriarchalsten Strukturen, die unter dem Deckmantel der Religion daherkommen, selber in die Pfanne hauen.

Nur noch ein letztes Wort dazu, bevor ich endlich zu dem komme, was ich eigentlich erzählen wollte:

Es ist mir ein Rätsel, wie der Gesetzgeber den Ruf des Muezzins mit Kirchenglocken gleichsetzen kann, denn abgesehen davon, dass sie für westlich geprägte Ohren wohl wesentlich harmonischer klingen, bimmeln sie doch eigentlich eher neutral vor sich hin.

Ich zumindest habe bei ihrem Läuten noch nie Worte vernommen, die mir verkünden würden, dass es nur diesen einzigen Gott auf der Welt gäbe, in dessen Diensten sie stehen ...


So, und nun zu dem, worüber ich gestern im TV stolperte und was mich seitdem beschäftigt.

Hundeprofi Martin Rütter erklärte den Zuschauern, dass Hunde selbstverständlich keine Worte verstehen könnten, sondern sich nur nach dem Klang richten.

Hm, ja sicher machte ich diese Erfahrung auch, ich probierte es beispielsweise aus, wenn F. von der Arbeit heimkam.

Ich merkte, wie Püppi die Ohren spitzte, wenn sie das Auto hörte, und befeuerte ihre Freude dann noch, indem ich sagte:

"Hast du dein Herrchen gehört, kommt da dein Herrchen?"

Schon sprang sie schwanzwedelnd auf, Freude pur, und das funktonierte natürlich genauso, wenn ich statt dieses Satzes sagte:

"Hach, was bist du doch für ein kleines Arschlöchsken, soll ich deine Schenkel denn mal mit ins Gulasch werfen?" 😁

Andererseits kannte sie aber weit über 100 Wörter und Ausdrücke ganz sicher, räumte z.B. ganz gezielt den Garten auf, in den sie den Tag über ihre ganzen Spielzeuge hinausgetragen hatte.

Abends stellte ich mich dann in die Tür und forderte sie auf:

"Hol die Puppe, hol den Baumstamm, hol den Knoten ..."

Einzeln brachte sie die Dinge in der gewünschten Reihenfolge herbei, konnte sogar zwischen dem grünen und dem roten Ball unterscheiden und auch bei Rex ist das nicht anders.

Er bekommt ja jetzt abends immer seinen grünen Snackball, den er so lange mit großer Geschicklichkeit hin und her rollt, bis auch das letzte Leckerli herausgepurzelt ist, und dann lässt er ihn in irgendeiner Ecke liegen.

Wir gehen wie mit allem auch mit der Beleuchtung eher sparsam um und im Licht der kleinen Lämpchen sehe ich den Ball oftmals nicht gleich, deshalb lasse ich mir dann von Rex zeigen, wo er abgeblieben ist:

"Büüübi, wo ist dein Ball?"

Entweder springt er dann auf und geht zu ihm oder ... wenn er grad seinen Faulen hat, schaut er zumindest in die Richtung, wo er ihn zuletzt vor den Pfoten hatte, d.h. er weiß sehr wohl, was ich meine, wenn ich vom "Ball" spreche.

Genauso funktioniert es, wenn ich sage: "Bübi, komm, gehen wir schlafen."

Auch wenn ich selbst zuvor noch einige Kleinigkeiten zu erledigen habe, steht er auf, klettert die Treppe hoch, legt sich oben auf sein Bett und schaut mich mit tiefer Befriedigung an, wenn ich dann nachkomme und hocherfreut zu ihm sage:

"Ach, da ist mein Bübi ja schon, wie schöööön, und jetzt wollen wir beide gaaaanz feiiiin Schläfchen machen."

Die ganzen Füllwörter könnte ich mir natürlich sparen, die spielen für ihn absolut keine Rolle, nur das Wort Schlafen ist wichtig und in meinen Augen ist das schon ein durchaus komplexerer Denkvorgang wenn ich es unten in irgendeiner Situation zu ihm sage und er daraus schließt, dass er nun nach oben und zur Ruhe gehen soll.

Was mich dabei nun so ins Grübeln bringt, ist der "Klang", den Rütter erwähnte.

Wie nehme ich denn selber Wörter auf?

Sagt jemand "Baum" zu mir, dann sehe ich innerlich einen Baum oder ... hm, habe ich stattdessen die Buchstaben vor meinem inneren Auge?

Da wird es nun echt schwierig, denn je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr fällt mir auf, dass ich zwar weiß, dass ich denke, aber mir ist dabei nicht bewusst, wie ich das tue.

Und versuche ich es mir bewusst zu machen, ist der Automatismus dahin, mit dem das sonst abläuft.

Es gehören ganz sicher auch immer Assoziationen dazu.

Bei "Rhododendron" bin ich gedanklich sofort auf dem Friedhof, wo unser altes, großes Familiengrab neben Hecken von Rhododendren begrenzt wurde, sagt jemand "Fluss", denke ich sogleich an den Rhein, also eigentlich immer an das Naheliegendste bzw. das, womit ich die prägendsten Erfahrungen machte.

Genauso ist es ja bei dem Ball. Für Rex gibt es nur diesen einen, während Püppi mehrere hatte und sie anhand der verschiedenen Farben genau auseinanderzuhalten wusste.

Wie ist das denn bei euch, wenn ihr z.B. das Wort Eisenbahn hört?
Seht ihr dann einen Zug vor euch, euch selbst bei der letzten Bahnfahrt oder sind es nur die Buchstaben, die vor eurem inneren Auge auftauchen?

Gell, das ist schwierig zu sagen, wenn man erst mal anfängt, darüber nachzudenken?

Meine Schwägerin, die ja genauso gut Amerikanisch wie Deutsch spricht, fragte ich einmal, in welcher Sprache sie eigentlich denkt.

Sie wusste keine Antwort darauf und auch bei mir selber fällt mir keine ein, wenn ich mich auf Englisch mit jemandem unterhalte, das ich immerhin noch einigermaßen fließend beherrsche.

Beim Russischen dagegen ist's klar, benötige ich tatsächlich mal ein paar Brocken, dann muss ich sie mir im Geiste erst einmal selbst übersetzen, bevor ich sie anwenden kann, aber ansonsten hat Rütter mich da wirklich ins Trudeln gebracht.

Ich weiß einfach nicht, WIE das Denken in mir funktioniert und ob es letztlich nicht doch bei allem um nichts als den "Klang" geht. 😳


Egal, nun ruft das Leben und mit ihm die Sonne, die grad hinter dem Heim hervorkommt. Was will man mehr, um sich im Garten zu betätigen ...? 😊


Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund!😉