Sonntag, 22. Mai 2022

22. Mai 1933

 An diesem Tag wurden "zwei stramme Hitlerjungs geboren", wie ich einst im Stadtarchiv erfuhr, denn dort fand ich die Geburtsanzeige, die mein Opa für Papa und seinen Zwillingsbruder aufgegeben hatte. 

Auch damals gab es schon Fakenews, die Leute waren völlig falsch über den ersten Weltkrieg informiert worden, hatten aber im Gegensatz zu uns heute nur wenig Möglichkeiten, zu hinterfragen, was man ihnen vorsetzte. (Ähnlich geht es den Menschen in Russland vermutlich gerade, oder?)

Wie dem auch sei, Opa wusste es offenbar nicht besser, in die Zukunft mit all dem Schrecklichen, was sie bringen würde, konnte keiner schauen und mein Papa konnte eh nix dafür, er war einfach nur ein Kind, das wie fast alle später in die Hitlerjugend gesteckt wurde.

Erst heute fällt mir auf, dass wir niemals darüber redeten, ich weiß also gar nicht, ob er dort mit Freude oder eher widerwillig hinging, aber letztlich spielt es keine Rolle mehr, weilt er doch nun schon seit dreizehneinhalb Jahren nicht mehr unter uns. 

Heute wäre er 89 Jahre alt geworden und ich hätte ihn sicher mal auf dem Friedhof besucht, wenn Muttern seine Urne nicht 500 Kilometer weit in die Fremde verschleppt hätte.

Gewollt hätte er das mit Sicherheit nicht, aber es war sein eigener Fehler, sich jedem Reden darüber zu verweigern, also hatte meine Mutter freie Hand, als es dann tatsächlich so weit war, und nun muss er halt in seinem Töpfchen im Schwarzwald herumstehen, immerhin aber mit Blick auf den Kandel.  😉

So lange ich denken kann, wünschte er sich, der Jahreszeit entsprechend, an diesem Tag ein Spargelessen und später Erdbeerkuchen und immerhin spielt wenigstens die Natur mit wie eh und je, denn im Garten leuchten mich bereits dicke Früchte in verführerischem Rot an und auch die Schwalben sausen schreiend durch die Lüfte.

"Zu Vatis Geburtstag tauchen sie auf", sagte meine Mutter oft, "und zu meinem (Ende Juli) sind sie dann wieder weg."

Sehr richtig lag sie damit und als ich mir das Spektakel gerade anschaute, fiel mir auf, dass sie ganz nebenher auch noch pünktlich wie zur Feier des Tages einen Blumengruß schickte, denn die blauen und weißen Glockenblumen, von der ich mir vor langer Zeit Ableger aus ihrem Beet mitnahm, stehen ebenfalls in voller Blüte.

Hier sieht man sie klein ganz hinten unter der Harlekinweide:

 


Und hier noch einmal von Näherem:


Papa hat niemals ein Handy besessen, er verweigerte sich ja der modernen Technik komplett, aber ich bin mir sicher, was ich ihm spätestens zum heutigen Tage aufs Auge gedrückt hätte, nämlich ein Smartphone mit WhatsApp darauf.

Gestern Abend meldete sich mein Bruder dort mit "Da bin ich wieder ..." zurück, nachdem er den freien Samstag dazu genutzt hatte, sich ein neues Telefon zu besorgen, weil das alte ja den Geist aufgab.

Das freut mich sehr, denn in diesen paar Tagen merkte ich doch, wie sehr man sich daran gewöhnen kann, mit nur einem Klick sehen zu können, ob es dem anderen gut geht.

Sofern man die Funktion aktiviert hat, ist ja für jeden Kontakt sichbar, wann man zuletzt online war, und wer weiß, vielleicht könnte meine Mutter noch leben, hätte ich sehen können, dass es am Morgen noch keine Aktivität bei ihr gegeben hatte. 

Auch bezüglich meiner Schwester ist mir das immer eine große Beruhigung.

Sie sind nun seit mehr als 300 Tagen mit ihren Rädern auf Europatour, düsen inzwischen im fünfzehnten Land herum und befinden sich zurzeit in den Niederlanden, gar nicht weit von  ihrem Wohnort entfernt.

Nur sehr selten habe ich einmal persönlichen Kontakt zu ihr, aber so lange ich bei WhatsApp und Instagram sehe, dass sich etwas rührt, ist alles okay.

Wobei ich keine Ahnung habe, was nun aus dem noch angedachten Abstecher nach Skandinavien wird.

Ursprünglich sollte das Ganze ja eine richtige Weltreise werden und auch Asien sowie die USA und Kanada beinhalten, aber da hat ihnen Corona einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht, was ihrer Erlebnisfreude aber keinen Abbruch zu tun scheint.

So weiß ich also alle meine Lieben gut beisammen und sogar bei Rex gab es gestern eine postive Entwicklung, zumindest hoffe ich das.

"Du, des fühlt sich irgendwie rauh an jetzet ... guck du doch bitte amol danach", sagte F. am frühen Abend zu mir und sogleich machte ich mich ans Untersuchen.

Wirklich etwas sehen konnte ich nicht unter dem dichten Fell, aber ich fühlte es auch deutlich, da hatte sich ein Schorf gebildet und nun merkte ich auch, dass die Schwellung am Kiefer merklich zurückgegangen war.

Offenbar ist das Ding also nach außen aufgeplatzt, das Beste, was geschehen konnte, denke ich und nun reibe ich ihm die Stelle ab und zu mit Panthenolsalbe ein und baue einfach mal ganz dolle darauf, dass es das dann war und wir noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen sind.

Aber natürlich werde ich es weiter intensiv beobachten, vor allem auch genau aufpassen, ob und wie viel Freude er am Fressen hat.


Habt einen schönen Sonntag und ... bleibt bitte gesund! 🙂


Samstag, 21. Mai 2022

Und noch mal Glück gehabt

 Auch gestern lief es bei uns wettermäßig glimpflich ab - ein Segen, wenn ich lese, was die Menschen in Paderborn erleben mussten. 

Einen relativ kurzen Schauer bekamen wir ab, zu wenig, alsdass zumindest rund um den Stamm des Apfelbäumchens auch etwas angekommen wäre, dem die ebenfalls koniferische Nachbarin des Rupfhuhnes mit ihrem dichten Geäst regelrecht als Schirm dient.

Schade, denn die Äpfel hätten es dringend gebraucht, aber froh bin ich trotzdem, dass uns jeglicher Sturm erspart blieb, auch wenn es nun richtig kühl geworden ist.

Trotzdem werde ich mich nachher aber ans Werk machen und 14 Blümlein, die noch auf ein neues Zuhause warten, einpflanzen gehen - endlich mal ein Tag, an dem ich nach dieser verrückten Woche mit so viel Rennerei daheim bleiben kann, vom Gassigehen natürlich abgesehen.

Übrigens traf ich gestern auf dem Rückweg vom Einkaufen eine Nachbarin, die ganz stolz vermeldete, dass sie ihren beiden noch relativ neuen Katzen nun endlich kompletten Freigang gewähren könne.

"Jo, das habe ich längst bemerkt", sagte ich etwas säuerlich zu ihr, "denn ich habe dadurch keine Chance mehr, mit Rex bei euch vorbeigehen zu können."

Ausgerechnet an der Ecke wohnen die, die ich überqueren muss, um zum Gewerbegebiet und von dort aus in die "Pampa" zu gelangen, und ich kann losgehen, wann ich will, immer lauern die beiden Viecher da und ich habe meine liebe Mühe, Rex halten zu können, weil er ja auf Katzen noch weniger kann als auf Artgenossen.

Vertrackte Sache, denn in der anderen Richtung taucht ja ständig dieser alte, dicke Mann mit seinem Hund auf, der nicht mal eben nur vorbeigeht, sondern sich immer auf der Bank in der Grünanlage niederlässt und mir ein Durchkommen auch dort sehr erschwert. Allmählich wirds eng mit Alternativen und wieder einmal träume ich davon, wie schön es sein müsste, auf dem Land zu leben, wo es nicht so voll ist wie hier.🙄

Und dann war da noch das Thema Telefon, das mich gestern etwas umtrieb.

Wie haltet ihr es eigentlich mit dem Lautsprecher? Nehmt ihr das Telefon noch ans Ohr oder drückt ihr automatisch die Lauttaste, sobald ihr mit jemandem redet?

Bei dem Typen im Zug war es mir ja neulich schon aufgefallen, dass er sich wenig Gedanken darüber machte, dass alle alles mithörten, also auch das, was die Person am anderen Ende sagte, und das scheint mir überall überhand zu nehmen.

Seit einigen Tagen wunderte ich mich bei WhatsApp, dass bei meinem Bruder nur noch ein grauer Haken erschien, was bedeutet, dass meine Nachricht zwar rausgegangen, aber bei ihm noch nicht angekommen war.

Irgendwann fragte ich dann bei meiner Schwägerin an, ob bei ihnen alles in Ordnung sei, und gestern Abend rief sie mich an, um mir zu erzählen, dass sein Smartphone den Geist aufgegeben habe, und natürlich kamen wir ins Plaudern.

So weit, so gut, doch sehr viel später mischten sich auf einmal meine Nichten ins Gespräch ein, an sich sehr erfreulich, doch was mich ärgerte, war, dass ich überhaupt nix davon mitbekommen hatte, dass die ganze Familie unserem Gespräch zuhörte.

Auch F. handhabt das so, d.h. telefoniert er mit seiner Schwester, muss ich wohl oder übel mithören, was sie sagt, ohne dass sie davon eine Ahnung hat.

Ist das nicht extrem unhöflich?

Hat niemand mehr das Recht auf ein wenig Privatsphärengefühl?

Ich selbst nehme zumindest bei Festnetzgesprächen den Hörer nach wie vor ans Ohr, muss allerdings zugeben, dass das mit dem Smartphone aufgrund seiner Form etwas unkomfortabler ist. Also benutze ich dabei inzwischen ab und zu auch mal den Lautsprecher, verlasse dann allerdings auch den Raum, so dass niemand mithören kann, und wäre es anders, würde ich mein Gegenüber darüber informieren.

Ist es tatsächlich zu viel verlangt, das auch von anderen zu erwarten, oder hinke ich der Zeit hinterher und es ist jetzt völlig normal, dass jeder alles von jedem mitkriegen muss? 😯

Außerdem gab's gestern noch die "Tätschels", über die ich sehr lachen musste, bzw. eigentlich war ich selbst es, die ich mit großem Spott bedachte.

Erinnert ihr euch an dieses schöne alte Lied?

"Don't let me be misunderstood" von Santa Esmeralda ... 1977, ich war gerade 16 Jahre alt, wir tanzten darauf, was das Zeug hielt und bis heute mag ich den Rhythmus sehr.

Klar, dass wir auch kräftig mitsangen, oder?

Und natürlich sangen wir das, was wir hörten, konnten ja recht gut Englisch, verstanden also eh alles, na ja, fast, bis auf diese eine Zeile mit den "Tätschels" eben.

Mir war auch damals schon bewusst, dass es dieses Wort nicht gibt, schon gar nicht im Englischen, aber da ich es nun einmal so verstand, sang ich es auch einfach so, ohne das jemals wirklich zu hinterfragen, d.h. immer schmetterte ich aus voller Kehle: "Tätschels are gooooood ..." 😁

Bis gestern, denn da schauten wir irgendeine Sendung im TV, eine Szene war mit eben diesem Lied untermalt, und zwar in einer anderen, sehr viel langsameren Version, und nun gelang es mir zum allerersten Mal, die betreffende Liedzeile richtig zu verstehen.

Statt "... and tätschels are good" muss es nämlich heißen "... who's intentions are good". 😂🤣😂

Also wieder was gelernt und was mir bleibt, ist das Wundern darüber, wie schnell man sich selbst oder anderen doch dauerhaft auf den Leim gehen kann. 😅

Und damit auch genug. Draußen isses mir immer noch zu frisch für die Gartenarbeit, also nutze ich die Zeit, um endlich das zu erledigen,was ich bis jetzt von mir weggeschoben habe, nämlich das Ausfüllen der Unterlagen für die Augenklinik.

Ach, dabei fällt mir noch ein, auch über dieses Thema redete ich gestern mit meiner Schwägerin und ganz selbstverständlich ließ sie einfließen, ja, sie wisse genau, worum es bei diesen OPs geht, denn ihr inzwischen längst verstobener Vater habe das in der Heimat schon vor vielen Jahren machen lassen.

Das haute mich ziemlich vom Hocker, denn ihre Familie lebte ja dort mehr oder weniger auf Entwicklungsland-Status irgendwo im Norden in der Provinz, trotzdem aber so viel Fortschritt, der den Menschen hier oft nur sehr zögerlich gewährt wird, das ist schon beachtlich, oder?

 

Habt einen schönen Samstag und ... bleibt bitte gesund! 🙂


Freitag, 20. Mai 2022

Fast 140 Milliarden neue Schulden ...

 ... will die Ampelkoalition uns allen aufbrummen, so ist es nun beschlossene Sache und ich stelle fest, Schulden zu machen scheint nicht nur bei Privatleuten äußerst beliebt zu sein, sondern erst recht bei denen, die ja selber gar nicht dafür haften müssen, so wie sie von den Folgen ihrer Entscheidungen oft eh nicht viel mitbekommen, weil sie sich persönlich gut versorgt und sicher in ihren Elfenbeintürmchen wissen. 

Oh, jetzt könnte ich mich so richtig schön in Rage schreiben über Schaden anrichtende Politiker und naiv-blinde Sozialromantiker, aber ... *grins* ... keine Sorge, ich mache es nicht, schon weil mir schlicht die Zeit dafür fehlt. 😄

Und ... nein, ich rege mich auch nicht weiter darüber auf, dass myblog.de immer noch außer Betrieb ist und kein Mensch weiß, ob die Seite jemals wieder zum Leben erwacht.

Auch das ist, finde ich, ein Zeichen dafür, wie achtlos wir Menschen vielfach miteinander umgehen.

Da haben sich viele in diesem Portal eingerichtet und fühlen sich wohl in einer kleinen Gemeinschaft, mit der man Dinge teilen und wo man reden und sich austauschen kann - in diesen Zeiten, mit denen natürlich keiner der oben genannten Sozialromantiker jemals gerechnet hätte, mehr als wichtig, aber juckt das den oder die Seitenbetreiber?

Nö, nicht die Bohne, man hat das Interesse verloren oder bessere Einnahmequellen gefunden und ob es für andere eine wichtige Rolle im Leben spielt - ist doch egal, nach mir die Sintflut, womit ich dann letztlich auch wieder beim Verhalten vieler Politiker und Wirtschaftsbosse wäre. 🙄

(Und das Obergemeine dabei ist das Schweigen, nicht ein Wort erfährt man darüber, wie und ob es überhaupt weitergehen wird.)

Also tobe ich mich weiter hier aus, auch wenn gestern zum Glück  nichts Weltbewegendes geschah, zumindest nicht in unserer eigenen kleinen Welt.

Das Einkaufen hatte ich besonders pfiffig geplant, wie ich dachte, hatte ich doch im Prospekt des Softdiscounters Blumenerde gesehen, die für Kartenbesitzer nur 0,99 statt 1,79 Euro kosten sollte.

Das wollte ich mir nicht entgehen lassen, denn ich brauche ja immer viel davon, um zumindest einige von Rex Scharr-Löchern notdürftig zu stopfen, und diese 20-l-Säcke sind für mich sehr viel einfacher händelbar als die ganz großen, die mir allmählich echt zu schwer werden.

Also packte ich mir einen davon in den Einkaufswagen und  wägte sorgfältig ab, was an Masse noch hinzukommen durfte, damit ich alles im Trolley unterbringen könnte.

Immer wieder war Stau im Laden, viele ältere Menschen waren mit ihren Rollatoren unterwegs oder die Gänge waren verstopft, weil die Leute ihre Wagen allzugerne einfach in der Mitte herumstehen lassen.

Ich selbst stelle meinen oft in einer wenig frequentierten Ecke ab, sause dann hin und her, entlade meine Arme ab und zu und beteilige mich auf diese Weise nicht am Stauverursachen. 

Auf einem dieser Wege kam ich ans Konservenregal - ein Glas saure Gürkchen brauchte ich noch, als sich von der anderen Seite her eine alte Dame näherte, laut raschelnd, was sie aber gar nicht zu stören schien.

Ein Blick  nach unten - an ihrem Fuß hatte sich eine der Plastikfolien verfangen, wie sie meist 6 PET-Flaschen umgeben, und die schleifte sie nun munter durch den ganzen Laden.

"Oh, das ist gefährlich", sprach ich sie an, "Sie haben etwas am Fuß hängen. Warten Sie, ich trete drauf, dann können Sie den Fuß einfach herausziehen ..."

Ganz pragmatisch, wie das so meine Art ist, denn wozu sich bücken, wenn es auch anders geht? 😁

Tja, andere sehen das anders, denn genau in diesem Moment kam eine weitere alte Dame, schon sehr gebeugt gehend und offensichtlich noch viel älter als Dame Nr. 1, hinzugeeilt und bückte sich (im Gegensatz zu mir jungem Hüpperken 🤣)  sofort nach unten, wo der "Herausziehvorgang" gerade abgeschlossen war.

Beherzt packte sie zu, nahm die Folie in die Hand, quetschte sie zu den Bohnen ins Regal und meinte, das hätte ja nun wirklich ganz, ganz bös ausgehen können.

"Ja", sagte ich, "aus dem gleichen Grund bin ich ja auch hier, mir war es auch aufgefallen."

Worauf Omi Nr. 1 uns beide ganz verblüfft ansah und sagte: "Ich hatte das nicht mal gemerkt, so ein Mist, wenn man alt wird, fühlt man gar nix mehr." 😥

Beinahe wie eine Entschuldigung klang das, also versuchte ich sie zu trösten: "Ach, wissen Sie, es gibt sooo viele junge Leute, die auch absolut nix zu fühlen scheinen, obwohl sie eigentlich könnten. Da ist das doch bei Ihnen wirklich verzeihlich, auch wenn es mich für die Zukunft nichts Gutes erahnen lässt." 😉

Nun lachten wir alle drei und kamen noch für ein paar Minuten in ein Gespräch, aus dem ich hauptsächlich wie schon so oft das eine mitnahm, dass nämlich viele alte Menschen ungeheuer einsam sind und sehr darunter leiden.

Traurig ist das und wieder einmal geht es mir durch den Kopf, wie falsch es ist, wenn immer noch so viele Frauen sich in Punkto Internet auf ihre Männer oder Kinder verlassen und am Ende womöglich allein übrig bleiben und von nix eine Ahnung haben.

Denn sooo viel Einsamkeit müsste tatsächlich nicht sein, oder?

Irgendwann hatte ich alle Einkäufe zusammen und an der Kasse kam dann das böse Erwachen aus meinen vermeintlich so perfekten Planungsträumen, denn für die Erde knöppte man mir trotz Karte 1,79 Euro ab und dachte ich zunächst an einen der häufigen Systemfehler, musste ich mir kurz darauf an die Stirn klatschen.

Normalerweise bin ich immer freitags bei Netto, doch in dieser Woche ist ja alles verdreht und erst als ich schon das Meckern anfangen wollte, kam es mir dann doch noch, dass ja gar nicht Freitag, sondern erst Donnerstag war.

Mein Fehler also und wenn man sich schon sonst nix gönnt, warum dann nicht wenigstens mal Luxus-Erde? 😮😂

Oh ja, wenn ich mich so dusselig anstelle, dann kann ich mich so richtig ärgern über mich selbst, auch wenn es nur um 80 Cent geht, aber immerhin gabs dann auch noch eine zumindest teilweise erfreuliche Überraschung.

Einen riesigen Berg an Umfragen hatte ich noch abzuarbeiten, bevor ich mich erst gegen halb drei nach oben begab, um mir ein kurzes Nickerpäuschen zu gönnen. 

Die Unwetterwarnungen hatte ich dabei im Hinterstübchen, ließ die Schlafzimmertür sicherheitshalber offen, damit Rex nicht beim ersten Rumpeln an ihr hochspringen würde, denn es schien sich bereits zuzuziehen.

Gut gemacht, denn nur wenige Minuten später wurde es stockdunkel und ich hörte mächtig seltsame Gestäusche von draußen.

Das hatte ja überhaupt keinen Sinn, also stand ich gleich wieder auf und zog die Gardine zur Seite, gerade noch rechtzeitig, um zwei Tauben vorbeifliegen zu sehen.

Also ... klar, fliegende Tauben sind einem vertraut, aber diese beiden flogen nicht selbst, sondern sie wurden regelrecht geflogen und wikten richtig panisch auf mich, wie sie da durch die Gegend geschleudert wurden.

Ein ungeheuer starker Wind peitschte alles umher, was er zu fassen bekam, es schepperte, knallte und krachte überall, selbst die alten Linden begannen bedenklich  zu schwanken und so schnell konnte ich gar nicht gucken, wie dicke Äste abbrachen und auf den Boden klatschten.

Ui, das war mir nicht geheuer, Rex erst recht nicht, denn nun zuckten die ersten Blitze und es donnerte immer lauter.

Also rasch nach unten, mein verängstigtes Bübchen immer im Schlepptau, als auch schon der Regen einsetzte.

Ganz wenige Minuten nur und wir blieben von Hagel verschont, das war der gute Teil, dass es nur so wenig Feuchtigkeit war, war weniger gut, denn die Natur würde wesentlich mehr benötigen.

Kurz darauf war schon alles vorbei und ... erst jetzt begann Nina wie verrückt zu piepen, wollte mir Bescheid sagen, dass es ein Unwetter gäbe, und selbsamerweise nur mir, denn F. hat die App natürlich auch auf dem Handy, aber bei ihm blieb sie stumm.

Womöglich hält man ihn für weniger wegflieggefährdet als mich, weil er ja mehr wiegt? 😁

Von allen Seiten hörte man Tatütata, also hatte es andere wohl heftiger getroffen, aber bei uns gab es bis auf umeinandergeschleuderte Gießkannen und Vogeltränken keine Schäden, also alles gutgegangen und dann entdeckte ich noch etwas, was mich wirkich erfreute, nämlich dies hier:


Meine Tomatenpflanzen sind beide wunderbar angegangen, hier wachsen schon die ersten Babys und ich bin mächtig gespannt, wie groß sie wohl und wie sie schmecken werden.

Auch die Paprika ist schon schön gewachsen, allerdings sehe ich gerade, dass da über Nacht jemand an den Blättern geknabbert hat. Da sollte ich mich heute Abend wohl mal mit der Taschenlampe auf die Lauer legen.

Heute will ich dem "Zinkwannen-Beet" eine Düngung verpassen aus Kaffeesatz und zermörserten Eierschalen - mal sehen, wie das ankommt und ob die Babys überhaupt die Unwetter überleben, die für heute angekündigt sind.

Kann man nur hoffen, dass es noch einmal so glimpflich abgeht.

Und wie wars bei euch? Hoffentlich auch keine Schäden zu vermelden?

Habt einen feinen Tag und ... bleibt bitte gesund! 🙂


Donnerstag, 19. Mai 2022

Und es geht weiter

 Den Ausfall bei myblog.de meine ich, denn so muss ich notgedrungen wieder hier festhalten, was ich lieber drüben, wo man sich doch sehr viel mehr zu Hause fühlt, angefügt hätte.

Einziger Vorteil ist tatsächlich, dass das Hochladen von Fotos sehr viel einfacher geht, man muss nix verkleinern, das geschieht hier automatisch und sehr schön ist natürlich, dass für den Leser ein Klick zum Vergrößern reicht.

Na ja, sofern es denn Leser gibt - abgesehen von meiner lieben, allerersten und einzigen Followerin, die immerhin gehörig dazu beiträgt, dass ich mir hier nicht mehr ganz so einsam fühle. 😉

Fakt ist aber, dass die Blogger-Gemeinschaft und eine Liste der anderen Blogs hier gewaltig fehlen.

Schade, dass hier offenbar an einem Miteinander kein Interesse zu bestehen scheint, aber vermutlich sind die meisten Blogger inzwischen nichts anderes als "Influencer", die nichts anderes wollen, als mit dem, was sie von sich geben, Geld zu verdienen? 🙄

Egal, wie immer heißt es das Beste aus der Situation zu machen, also tippsele ich hier nun son bissl vor mich hin, auch wenn gestern nichts Weltbewegendes geschah bei uns - wenigstens hier nicht, so muss man das ja wohl inzwischen sehen. 😉

Bei Aldi lief es so, wie ich es fast befürchtet hatte. Nachdem es die im Prospekt versprochenen Bidens (Zweizahn) am Montag nicht gab, hatte man die Lieferung wohl später nachgeholt und nun stand ich vor den kümmerlichen Resten. Zwei 6er-Trays standen noch herum, beide mehr als angeschlagen.

Immerhin vier Blümlein machten in der einen Packung noch einen lebendigen Eindruck, also packte ich sie mir neben Margeriten in den Wagen und schnappte mir sogleich eine Mitarbeiterin, die gerade an den Leergutautomaten zugange war.

Ob man hier preislich etwas machen könne, fragte ich sie, denn "diese zwei hier" seien ja ganz offensichtlich hinüber und ich würde nur ungern für sie bezahlen wollen.

Spontan schüttelte sie den Kopf, wurde dann aber doch nachdenklich, als ich etwas nachdrücklicher wurde:

"Na, gucken Sie mal, Sie haben die einfach verdursten lassen, ganz platt und traurig liegen sie da auf der furztrockenen Erde ... Soll es denn anderen vieren denn nun auch noch so ergehen?"

Das sah sie dann auch so, schaltete kurz ihr Headset ein und vermeldete sogleich, jawoll, 30% Nachlass dürfe sie mir gewähren, was sie dann auch wie versprochen machte, als ich etwas später zu ihr an die Kasse kam.

Gar nicht so einfach übrigens, gleich zwei Kartons zu transportieren, wenn man nur einen Trolley und zwei Arme hat, aber irgendwie bekam ich alles unversehrt heim und marschierte mit den armen Blümchen sofort in den Garten, um sie dort immer wieder zu wässern.

Das Wunder geschah, die beiden scheinbar schon Verblichenen erholten sich zusehends und freuen sich nun darauf, an ihren endgültigen Bestimmungsort gepflanzt zu werden, wobei ich noch überlege, das auf morgen zu vertagen, denn für den Nachmittag sind heftige Unwetter mit Hagel angekündigt.

Den Regen benötigen wir ganz dringend, aber es wäre doch schade, wenn die Pflanzen nach ihrer Rettung in letzter Minute am Ende dicken Hagelkörnern zum Opfer fielen.

(An all die anderen bereits munter wachsenden denke ich jetzt mal lieber noch gar nicht ...) 

Und dann war da noch die Sache mit dem Rettich.

Wie esst ihr ihn denn für gewöhnlich?

Ich kannte ihn bisher eigentlich nur roh, also entweder mit im Salat oder eben gesalzen als Beilage zum abendlichen Brot.

Als ich kürzlich beim Brüderlein war, lernte ich ihn ganz anders kennen - also den Rettich meine ich, nicht meinen Bruder. 😁

Denn meine Schwägerin tischte ein thailändisches Hühnersüppchen auf, das sie ganz unbemerkt von mir neben den vielen Vorbereitungen fürs Party-Buffet angefertigt hatte. 

Boah, verdammt lecker schmeckte das und sofort stolperte ich über die recht großen gemüsigen Stücke darin, die ich absolut nicht zuzuordnen wusste.

Na, Rettich sei das doch, erklärte sie mir verblüfft darüber, dass ich ihn nicht erkannt hatte.

"Nee, gekocht habe ich den noch nie gegessen, das kenne ich überhaupt nicht ...", was nun wiederum sie verblüffte.

Inzwischen habe ich mich längst im Internet informiert dazu und erfahren, dass er in der thailändischen Küche eigentlich unverzichtbar ist. Vermutlich habe ich ihn dann 2012 dort also bereits gegessen, ohne es überhaupt zu bemerken.

Wie Bolle freute ich mich, mal wieder etwas dazugelernt zu haben, und so testete ich das neue Wissen bereits am Montag an, als es das Hauptessen erst am Abend geben sollte und ich mittags etwas Schnelles für F. benötigte.

Einen Rest Nudeln hatte ich noch herumstehen, also briet ich einfach Zwiebel, Knobi und anderes Gemüse, das die Vorräte hergaben, an, vor allem aber auch den in grobe Stücke geschnittenen Rettich, gab die Nudeln hinzu, würzte kräftig und mein F. war am Ende hochgradig begeistert.

Gestern bekam ich bei Aldi wieder welchen, ein Riesending, von dem der größte Teil roh in unsere Mägen wandern wird, aber ein ordentliches Stück zwackte ich mir doch ab und verwandte ihn für mein Abendsüppchen, das ich mir gerne mal für mehrere Tage auf Vorrat koche.

Völlig ohne Fettzugabe brutschelte ich einfach Zwiebeln, Knobi und Ingwer in etwas Wasser an, gab Möhren- und Lauchscheiben hinzu, gewürfelten Sellerie, Zucchini und Paprika, etwas Blumenkohl und dann durfte das Ganze sanft vor sich hin köcheln, bevor ich mit Currypulver, Pfeffer, Salz und einem Schuss Sojasoße würzte und noch einige Kräuter hinzugab.

Richtig gut geschmeckt hat mir dieses Süppchen, recht schnell gemacht war es, hatte ordentlich Pep, genau richtig hatte ich es mit der Schärfe erwischt.

Da soll mal einer sagen, die olle "Rex-Mama" könne nicht auch vegan kochen. 😜

Sonst gab es nicht viel Neues gestern, denn wie viel Schweiß mich das Rasenmähen bei schon um halb zwölf 30° im Schatten kostete, das wollt ihr gar nicht wirklich wissen, oder?

Und sicher auch nicht, wie sich eine Nacht unter dem Dach anfühlt, das den ganzen Tag lang Zeit hatte, sich kräftig aufzuheizen? 

Um es abzukürzen - gegen ein Uhr verschwand ich von oben und richtete mich unten auf dem Sofa ein, wo es zumindest etwas kühler war, gut so, denn nur eine Stunde später beschloss Rex mich wecken zu müssen, weil es ihn danach gelüstete, im Garten Gras zu fressen. 

Seine Beule am Kiefer ist übrigens nach wie vor da, aber so lange er mit großem Appetit futtert und keine Schmerzen zu haben scheint, belasse ich es dabei, das weiter zu beobachten.

Toitoitoi ... 

Habt einen guten Tag und ... bleibt bitte gesund! 🙂


Mittwoch, 18. Mai 2022

Wie zu Hause?

Eigentlich gehöre ich zu denen, die man in die Welt hinausschicken kann und die dann überall irgendwie klarkommen.

Schon als Kind neigte ich nicht zum Fremdeln, im Gegenteil, ich entsinne mich, wie ich regelrecht aufblühte, wenn ich von daheim wegkam, und so lief es auch, als ich aus beruflichen Gründen ins Schwabenland auswanderte.

Zugegeben, mit der Sprache hatte ich anfänglich mein Tun, weil sie für meine Ohren ähnlich wie Sächsisch nicht sehr angenehm klingt, was mich aber nicht daran hinderte, schon bald bei meinem Freund Uli in die "Lehre" zu gehen, sogar die richtige Aussprache des Wortes "oagneem" (unangenehm) ließ er mich so oft üben, bis ich sie draufhatte wie ein Ureinwohner. 😁

Auch die Mentalität war deutlich anders, als ich sie gewöhnt war, viel weniger locker, auch wenn die Menschen oberflächlich gesehen sehr viel liebevoller miteinander umzugehen schienen, was aber lediglich den vielen Verniedlichungen bzw. den "les" zu verdanken war.

Klar, es ist ja auch ein Unterschied, ob ich jemanden "Scheißer" oder "Scheißerle" nenne. 🤣

Brav befolgte ich die strengen Vorschriften in Punkto Kehrwoche und Mülltonnen-Schrubben, kurzum, ich passte mich an, nur was ich sehr sonderbar fand, war, dass es in Kneipen keine Theken gab.

D.h. natürlich waren da Theken, aber sie waren unbevölkert; statt auf Barhockern miteinander ins Gespräch zu kommen, saßen die Leute säuberlich getrennt voneinander an den Tischen, zur Not auch an jedem nur ein einzelner Mensch, so als wolle man es ängstlich vermeiden, einander kennen zu lernen. 

Aber Ausnahmen bestätigen ja die Regel, das sollte ich schon sehr bald feststellen, wenn eigentlich auch nur dem Umstand geschuldet, dass es damals noch keine Handys gab und im Ländle auch keinerlei Trinkhallen, also die "Buden" an der Ecke, wie sie mir so vertraut waren zu dieser Zeit.

Ich arbeitete under cover für meinen Privatdetektiv im angesagtesten Klamottenladen der Stadt und wenn ich dann abends geschafft zu Fuß den weiten Weg zu meinem möblierten Zimmerchen antrat - mit separatem Eingang, Dusche und Miniküche im Zimmer, nur das Klo befand sich eine halbe Treppe höher -, dann suchte ich oft noch eine Telefonzelle auf, um meine Eltern anzurufen, die natürlich ab und zu wissen wollten, ob das Töchterlein noch unter den Lebenden weilte.

An einem dieser Abende bemerkte ich, dass mir das Kleingeld ausgegangen war, also sollte ich irgendwo wechseln, nur wo, wenn die Läden schon alle geschlossen haben und es nicht mal Buden gibt? 

Da fiel mir dann diese Kneipe ein, an der ich x-mal vorbeigelaufen war und die von außen sehr gemütlich auf mich wirkte - jünger, etwas wilder und auf keinen Fall so spießerhaft wie das, was ich sonst so sah.

Also fasste ich mir ein Herz, und das war wirklich nötig, denn ich war gerade mal 21 und obwohl ich schon sehr viel erlebt hatte, war es (zumindest innerlich) um mein Selbstbewusstsein noch nicht zum Allerbesten bestellt.

Ich erklomm die wenigen Stufen hinein in den wunderschönen Altbau und staunte nicht schlecht über das Innere, das - von einem Nebenraum mit Spielautomaten abgesehen, einem Schlauch glich, der sich erst am Ende erweiterte.

Alles war hübsch schummerig, die Wände mit rauhem dunklen Holz verkleidet und mitten hindurch zog sich eine lange Theke, tatsächlich mit ganz vielen Barhockern davor, auf denen sich fast ausschließlich jüngere Menschen tummelten.

Hach, das war ja fast wie zu Hause, das gefiel mir, also bestellte ich mir ein Bier und rechnete natürlich mit einem 0,2-Liter-Gläschen, wie man sie bei uns trank.

Weit gefehlt, ich bekam gleich einen halben Liter vorgesetzt, also ließ ich mich auf dem einzigen noch freien Hocker nieder und kam auch ruckzuck mit meinen Nebensitzern ins Gespräch.

Das war der Anfang, der dazu führte, dass ich bald in die große Klique der Alteingesessenen aufgenommen wurde, zu der auch F. und Uli gehörten.

Betrieben wurde die Kneipe von einem alten griechischen Ehepaar, besonders er sprach ein fast unverständliches Deutsch, aber egal, es war saugemütlich dort, ich fühlte mich endlich angekommen und war regelrecht erschüttert, als dieses Ehepaar beschloss in die Heimat zurückzukehren und nun Nachfolger auftauchten.

Wieder ein griechisches Paar, nur deutlich jünger und mit an Bord war auch noch eine junge Russlanddeutsche, ziemlich genau in meinem Alter.

Und sie, nämlich L., ist der Grund, warum ich das hier überhaupt erzähle, denn mit ihr freundete ich mich bald an und auch wenn wir uns 1994 zum letzten Mal real sahen, blieben wir über die Jahre in losem Kontakt, Facebook sei Dank. 

Kürzlich wies sie dort auf ihren 35. Hochzeitstag hin und zeigte ein Foto von sich und ihrem ebenfalls aus Griechenland stammenden Mann, der damals allerdings noch ihr Freund war.

Hinter der Theke standen die beiden und strahlten glücklich und verliebt in die Kamera und da fiel mir ein, dass ich fast das Pendant dazu im Wohnzimmer stehen habe, nämlich ein Foto von F. und mir, wie wir uns gerade ein Küsschen geben, an eben dieser Theke, nur diesmal von innen nach außen geknipst statt andersherum wie bei L. und N. 

Also gratulierte ich ihr von Herzen, erwähnte, dass ich mich noch genau daran entsinnen würde, wie es auch bei ihnen 14 Monate nach uns so weit war, sich das Ja-Wort zu geben, und fügte dann mein Bild hinzu, dass ich dank Fotoscanner-App ruckizucki digitalisiert hatte.

Hui, gab das einen Jubel bei ihr, jaaa, schrieb sie, genauso habe sie uns in Erinnerung, sehr jung und sehr ansehnlich ...

Na, daran habe sich echt überhaupt nichts verändert, gab ich grinsend zurück, der einzige Unterschied, den ich selber feststellen könne, sei eigentlich, dass ich heute nicht mehr wie damals noch solche entsetzliche Angst vor Hunden hätte. 🤣😂🤣

Das ging mir so durch den Kopf beim Thema "zu Hause", denn wir alle fühlten uns zu dieser Zeit miteinander und mittendrin in "unserem Stüble" mehr als zu Hause.

Etwas, mit dem ich mich hier auf dieser Plattform immer noch sehr schwertue, ich fremdele, fühle mich nach wie vor nicht wirklich daheim hier, die Einstellungen sind wohl nur für Profis einfach handzuhaben, das Abonnieren klappt offenbar nur, wenn man über ein Google-Konto verfügt, und eine Blogliste, wie sie uns von myblog.de vertraut ist, gibt es gar nicht.

Kurzum, man schreibt hier ganz alleine vor sich hin, umso mehr freut es mich, wenn Hermine den Weg zu mir findet. Danke dafür, meine Liebe, denn so fühlt es sich dann doch etwas vertrauter an. 🥰

Gleich lasse ich eh alles hinter mir, denn ich muss lossausen, gefühlt trifft mich das so gut wie jeden Tag in dieser Woche, weil irgendwie alles verdreht ist.

Den im Prospekt angekündigten Zweizahn gab es am Montag bei Aldi nicht, also war der Weg umsonst und ich werde heute noch mal schauen gehen, ob man es sich inzwischen anders überlegt hat, neben einigen anderen Wegen, die es zu erledigen gilt, denn es ist ja inzwischen so verrückt mit den steigenden Preisen, dass man sich tatsächlich für jedes Sonderangebot extra auf die Socken machen muss, es sei denn natürlich, man gehört zu den "G'stopften", wie im Lände Gutbetuchte genannt werden, dann hat man so ein Gerenne vermutlich nicht nötig. 

 Habt einen feinen Tag und ... bleibt bitte gesund und - wenn möglich - froh gelaunt! 😉


Dienstag, 17. Mai 2022

Tja, nicht gut, sogar gar nicht gut, dass myblog.de mal wieder streikt. 🙄

Es nervt wirklich und ich bin froh, dass ich mich hier zumindest ersatzeshalber so einigermaßen eingerichtet habe, auch wenn hier am allermeisten die Community fehlt, denn so macht es nur halb so viel Spaß. 

Bevor die Eindrücke vom Samstag ganz aus meinem Kopf verschwinden, will ich sie deshalb sicherheitshalber hier festhalten, denn für mich selbst war's ein durchaus denkwürdiger Tag, war es doch erst der zweite Besuch in einer Innenstadt für mich seit Corona, dazu noch einer in der Nachbarstadt, wo ich tatsächlich seit mindestens vier Jahren nicht mehr war, obwohl es nur ein Katzensprung ist nach dort.

Hauptgrund für meinen Ausflug war ja gewesen, dass ich das mit den Parkmöglichkeiten in der Nähe der Augenklinik klären wollte.

Grundsätzlich könnte man es sogar direkt vor dem Haus, so denn etwas frei wäre, allerdings ist das schweineteuer und so besah ich mir den großen Parkplatz, den zu erreichen man auch nur zweimal um die Ecke muss.

Dort kostet die Tageskarte nur 2 Euro (bis vor gar nicht langer Zeit war es kostenlos) und es ist wirklich so nah, dass auch F. den Fußweg ohne große Probleme schaffen kann, denn er muss ja unterschreiben, dass er mich begleiten wird, was mir im Grunde ein Rätsel ist, da es ja auch so etwas wie Taxis geben soll.

Egal, das zumindest klärte ich als Erstes, um mich dann ins Gewimmel zu stürzen, einige wenige Dinge wollte ich noch besorgen.

Dazu gehörten Crocs, die wir beide in Haus und Garten gern tragen, und besonders fürs Gassigehen sind sie für mich ungeheuer praktisch.

Pustekuchen, in meiner Größe gab es nirgendwo welche, offenbar kommen hier die weltweiten Lieferschwierigkeiten zum Tragen, aber immerhin für F. fand ich welche, auch wenn sie mich kurz zum Stutzen brachten.

Der Originalpreis war überklebt, und zwar so, dass man beide Zahlen sah. Die Dinger waren um einen Euro teurer geworden und als ich die Kassierin fragte, wie das denn zu interpretieren sei, sagte sie mir allen Ernstes: "Tja, das ist normal jetzt, das wird ihnen überall passieren, denn es wird ja gerade alles teurer. 😮

Einen Moment war ich versucht, ihr die Schuhe erbost dazulassen, dann aber siegte die Vernunft, denn wer wusste schon, ob ich woanders überhaupt noch welche bekäme?

Und dann kam das große Grinsen, denn sie stellte nun ihrerseits empört fest, dass die Kasse noch gar nichts von der Verteuerung wusste, also bekam ich sie zum alten Preis und zog hochzufrieden weiter, wobei das mit der Zufriedenheit sich bald relativierte, denn im Grunde bekam ich nichts von dem, was auf meiner Liste stand.

Das Wetter war herrlich und hatte ich, als ich um neun Uhr mit Jeansjacke über dem T-Shirt loszog, noch leicht gefröstelt, begann mir schon bald zu warm zu werden, also käme mir doch nun der angedachte Besuch im Museum in den hoffentlich angenehm kühlen alten Schloss gerade recht?

Ja, so wollte ich es machen und in Eingedenk alter Zeiten baute ich noch einen kleinen Umweg ein, um mir die Stelle vor der Kirche, an der ich mir in vielen Jahren Weihnachtsmarkt so oft Arsch und Finger abgefroren hatte, nun einmal bei strahlendem Sonnenschein anzuschauen.

Gerade machte ich dieses Foto hier ...

... als es auf einmal an meinem Kopf rumpelte. 😳

Nanu, hatte mich jemand geschlagen?

Erschreckt schaute ich mich um, aber da war niemand in meiner direkten Nähe, schnell ein Blick auf den Boden, nein, auch dort lag nichts herum, was mir vielleicht irgendwer an den Kopf geworfen haben könnte ... 😯

Völlig ratlos schaute ich mich weiter um, dann fiel mein Blick auf einen Mann, der sich mir mit einem Kinderwagen näherte und dabei rief: "Die machen aber auch vor gar nichts mehr halt, greifen sie also nun auch schon an?"

"Ja, wer oder was war das denn um alles in der Welt? Ich habe nur den Rummser gefühlt ...", sagte ich und erfuhr nun von ihm, dass es eine Krähe gewesen war, die direkten und offenbar gezielten Kurs auf meinen Kopf genommen hatte. 

Potzblitz, und das mir, die ich doch ansonsten mit Vögeln sooo gut klarkomme ... 

Nachdem ich den kleinen Schrecken verdaut hatte, ging ich weiter, erfreute mich an diesem Stromkasten hier: 


... und näherte mich dann allmählich dem Schloss: 


... wo sich gerade eine Gruppe auf der Treppe für Fotos versammelte, nachdem in der benachbarten Kirche der Kommunionsgottesdienst zu Ende gegangen war.

Wie nennt man diese Kinder eigentlich korrekt?

Als ich F. davon erzählte, sprach ich von Kommunisten, aber ich befürchte, das war verkehrt, oder? 🤣

Natürlich wollte ich die feierliche Knipserei nicht stören, also setzte ich mich noch kurz auf eine Bank, rauchte gemütlich eine Zigarette und heizte mich unter meiner Jacke weiter auf, bevor sich die Gruppe dann auflöste und ich endlich die Rampe zum Eingang betreten konnte.

Was für eine Wohltat - hatten mich die Menschenmassen doch ziemlich genervt. Zu laut sind sie mir, zu langsam und zu umständlich, ständig quatschen alle durcheinander und jede Sekunde muss man damit rechnen, dass genau vor einem jemand abrupt stehen bleibt, weil sein Handy vibriert hat.

Und nun öffnete ich das schwere Portal und befand ich umgehend in einer völlig anderen Welt.

"Welch wunderbare Ruhe, guten Morgen", sagte ich zu der jungen Frau an der Kasse, mit der ich sofort in ein kurzes Gespräch geriet, weil ich sie direkt auf meine Keramik-Schätze ansprach und fragte, wer in ihrem Museum denn dafür wohl zuständig sei.

Sie gab mir die E-Mail-Adresse ihrer Chefin, knöpfte mir drei Euro ab und schon begab ich mich hinein in die Welt, wie sie vor langer Zeit einmal war.

Das heißt, zumindest weitgehend war das so, denn es irritierte mich doch sehr, dass man neben der Heimatgeschichte und der der ehemals in diesem Schloss lebenden regionalen Herrscher auch der Mondlandung eine ganze Abteilung widmete.

Zwar ist es nett, dass man sogar den Mondwagen nachgebaut hat und Besucher die Möglichkeit haben, sich hineinzusezten und mittels Kopfhörer und Film nachzuempfinden, was Armstrong und Co auf dem Trabanten erlebten, aber ... was hatte das hier zu suchen? *koppkratz*

Auch wenn mich das Mondgedöns normalerweise durchaus hätte interessieren können, ließ ich es schnell hinter mir, denn es passte einfach nicht zu der Stimmung, in die ich erwartete abtauchen zu können, also ging ich schnell weiter, die vielen steinernen und hölzernen Treppchen hoch und wieder hinunter.

Ich war schon so oft dort, aber immer noch drohe ich mich zu verlaufen, weil es wirklich viele Winkel und Treppen gibt, trotzdem fand ich dann aber beispielsweise das alte Wohnzimmer mit den Bildern der längst Verblichenen und den Rittersaal mit den Ölporträts derer, die hier einst tafelten.

 

Etwas später fand ich dann auch das Schlafzimmer wieder, das mich immer wieder einfängt, weil ich mir die Menschen vorstelle, die einst in diesem Bett ruhten und die Nachttöpfe darunter benutzten:

Wobei ich auch die kleine Wiege daneben so bewegend finde: 


Und dann - endlich - betrat ich den Dachboden, der immer einen Höhepunkt für mich darstellt, weil man dort so vieles zusammengetragen hat, was Kindern einst Freude machte.

Wer möchte nicht mit einem solchen Schlitten durch die Gegend geschoben werden?


Und wenn ich mir die Puppenstuben anschaue, dann fühle ich mich sofort wieder siebenjährig, sehe mich, wie ich in meiner eigenen die Möbel immer und immer wieder umstellte, natürlich dem damaligen Zeitgeschmack ebenso angepasst wie die in diesen sehr viel älteren:




Sehr schön finde ich übrigens, dass nicht nur der Dachboden, sondern auch jeder andere Raum des Museums nur spärlich beleuchtet ist und sich per Bewegungsmelder gezielt hellere Lampen nur dort einschalten, wo man sich gerade befindet.

Das tut nicht nur der Umwelt gut, es fördert auch dieses seltsame Gefühl, ganz weit weg von der lauten Welt da draußen zu sein, um sich dieser längst vergangenen umso mehr verbunden zu fühlen.

Nachdem ich mich oben genug ergötzt hatte, beschloss ich mir alte Kücheninventare nun auch in Normalgröße anzuschauen, nämlich in dem Raum, den ich mir immer zum Abschluss aufbewahre, wahrlich ein Träumchen, wenn man sich die dort einst herumwirtschaftenden Damen vorstellt, doch ... da war gar nix mehr. Leider musste auch diese Ausstellung dem Mond weichen, was mich so sehr erzürnte, dass ich spontan entschied, die erhaltene Mail-Adresse gleich wieder zu verwerfen, denn mir erscheint, man ist in diesem Museum nicht sonderlich daran interessiert, die örtliche Vergangenheit wirklich dauerhaft zu erhalten.

Werde mich dann doch an das wenden, das mir der ehemalige Schüler und spätere Ausgrabungsfreund meines Vaters empfahl.

Datt hamse nun davon ... 🙄😜

Dann wurde es allmählich Zeit, wieder ins Hier und Jetzt zurückzukehren, ich verließ das Schloss, nicht ohne mir am Portal vorzustellen, wie die früheren Herrschaften mit Rüstung oder  langen Kleidern diese Rampe hinabklapperten oder -raschelten, je nach Geschlecht und Anlass. 


 

Auf dem Rückweg zum Bus kam ich an der vom Gottesdienst noch geöffneten Kichentür vorbei und gönnte es mir wie schon kürzlich in Limburg, ein Kerzchen anzuzünden - quasi ein letzter Moment des Innehaltens, bevor ich endgültig wieder in der Realität landete, übrigens noch mit einer kurzen Fahrtunterbrechung im Nachbarstadtteil, wo ich einer plötzlichen Eingebung folgend tatsächlich ein ganz einfaches Röckchen fand, nach dem ich in der "City" vergeblich gesucht hatte - kein Wunder, denn auch dort herrscht enorm viel Leerstand und wenn denn wirklich etwas nachkommt, dann sind das in erster Linie Wettbüros, Spielhallen, Barbershops, Import-Export- oder Handyläden. 

Schon verrückt, wie sich da die Katze in den Schwanz beißt - man möchte den örtlichen Handel unterstützen, aber es gibt ihn immer weniger, also bestellt man gezwungenermaßen im Internet und schadet damit wiederum den paar verbliebenen Läden.

Wobei die enorm gestiegenen Fahrt- die Portokosten eh nicht mehr wettmachen können. 🤨

So, nun bin ich gespannt, ob es hier klappt mit dem Vergrößern der Fotos, wenn man sie anklickt.

Werde mich überraschen lassen und wünsche euch, so denn jemand den Weg nach hier finden sollte, einen schönen Tag! 😉