Mittwoch, 13. März 2024

Was für ein wunderbarer Abend ...

 Zu meiner Überraschung hatte A. das kleine Sohnemännchen im Schlepptau, als wir uns pünktlich um 17 Uhr bei ihr vor dem Haus trafen, also fuhren wir zu dritt los zu diesem Integrationszentrum, in dem auch die Veranstaltung von letzter Woche stattgefunden hatte.

Und wieder hatten wir doppeltes Glück, nicht nur hörte der Dauerregen kurz vorher auf, sondern erneut fanden wir fast direkt vor dem Gebäude einen Parkplatz.

"Befreie du den Kleinen aus seinem Kindersitz", sagte ich, "in dieser Zeit gehe ich schon mal einen Parkschein besorgen", so machten wir es und gingen dann hinein zum diesmal nur sehr spärlich besuchten Ort des Geschehens.

Im großen Saal hatten die Frauen ringsherum Tische aufgebaut, auf der einen Seite türkische Leckereien, auf der anderen selbst angefertigte Handarbeiten.

Viel Schnickschnack, dachte ich noch, wer braucht denn einen gehäkelten oder gestrickten Schlüsselanhänger und was soll man mit einem winzigen weißen Geldbeutelchen anfangen, das doch kein Mensch sauberhalten kann? Unpraktisch halt ...

In beiden Bereichen standen Schachteln mit der Aufschrift "Spenden", schon klar, die erhofften ja viel Erlös für die Frauenhäuser, doch außer den Veranstaltenden selbst und uns war eigenlich so gut wie niemand gekommen. 

Zwei deutsche Frauen sah ich, die letzte Woche auf der Bühne gesprochen hatten - Sozialarbeiterinnen oder so was, außerdem ein junges Mädchen, das seine Haare zeigte, alle anderen Frauen trugen Kopftücher.

Nach einem ersten Rundgang - ich hätte echt nicht gewusst, was ich da kaufen sollte, warf aber trotzdem ein paar Münzen in die Spendenbox - gingen wir hinüber in den Raum, in dem wir auch letztes Mal an einem Tisch gesessen und gegessen hatten, wo alle immer wieder auf die Uhr schauten, denn beim abendlichen Fastenbrechen richtet man sich nach dem Ramadankalender, in dem die Sonnenuntergangszeit für jeden Tag auf die Minute genau angegeben ist.

Noch galt es mehr als eine halbe Stunde zu warten, aber ..."Du kannst ruhig schon essen", meinte A. zu mir.

"Nö, das mache ich sicher nicht, für mich ist es ja eh okay, wo ich doch im Grunde dank Intervallfasten das ganze Jahr über Ramadan habe", sagte ich lachend und nun setzte sich dieses 16-jährige Mädchen zu uns, die Tochter einer Bekannten von A., die sich bis dahin an ihrem Handy vergnügt hatte.

Sofort waren wir in ein munteres Gespräch vertieft - mit 8 Jahren kam sie 2017 ins Land, spricht inzwischen perfekt Deutsch und besucht das Gynmasium, auf dem auch schon Cousins und Cousinen von mir waren.

Dieses Mädchen beeindruckte mich, sehr wohlerzogen und aufgeschlossen, gleichzeitig hatte sie einen guten Humor und als sie vom Keyboard-Unterricht in der Schule erzählte, hatten wir gleich ein weiteres Thema, denn eine meiner Nichten lernt es ja auch und als ich dann noch von Hiphop und Schauspielunterricht berichtete, begannen ihre Augen richtig zu leuchten, so interessiert war sie.

Schön für mich zu sehen, dass der Gruppenzwang zumindest innerhalb der gülenistischen Community wohl doch nicht so groß ist, dass man auch die Töchter zum Kopftuch zwingen würde, auch wenn so gut wie alle erwachsenen Frauen es tragen. 

Und nun wurde es immer noch munterer - auf einmal kam eine Frau von hinten, legte mir die Hand auf die Schulter und fragte: "Und du wartest tatsächlich mit uns, bis es so weit ist? Keiner ist dir böse, wenn du schon zu essen beginnst."

"Kommt ja gar nicht in Frage", antwortete ich, "wir ziehen das gemeinsam durch", und erntete dafür eine Umarmung und ein ganz liebes Lächeln.

Dann war es so weit, wir gingen zurück in den Saal, auch dort warf ich noch einmal etwas Geld in die Essenskasse, dann wurden die Teller beladen.

Hier ein erster Zwischenstand von unserem Tisch:


Zunächst einmal gibt es Wasser, dann mit Walnüssen gefüllte Feigen, gefolgt von Suppe, in diesem Falle eine türkische Linsensuppe, die mich ins Grübeln brachte.

Ich kannte den Geschmack, aber was zum Teufel war das?

Natürlich ... *koppklatsch* ..., Linsen, die ich aber noch nie in pürierter Form zu mir nahm, deshalb erkannte ich sie nicht.

Geschmeckt hat sie prima, trotzdem hätte ich mir gewünscht, dass die Zutaten nicht alle so zermatscht gewesen wären, aber das ist Geschmackssache, ich mag's halt, die unterschiedlichen Dinge sowohl optisch zu erkennen als auch die Konsistenzen mit der Zunge zu erfühlen.

Rechts auf dem Teller die Köfte, die ich so sehr lieben gelernt habe, den Gurkensalat dahinter sieht man kaum, weil der Joghurt die gleiche Farbe wie der Teller hatte, und dann gab es noch vielerlei mehr.

A. verschwand immer wieder mal kurz, schleppte noch mehr Nachschub an und brachte dabei auch dieses weiße Beutelchen mit, über dessen Sinn ich vorher so zweifelnd nachgedacht hatte.

"Mein Ramadangeschenk für dich", meinte sie und übergab es mir:

Innerlich musste ich schmunzeln, denn ich weiß damit tatsächlich überhaupt nichts anzufangen, was aber nichts daran änderte, dass ich gerührt war und es natürlich als Erinnerung an diesen Tag in Ehren halten werde.

Sie klärte mich über die Sitte der kleinen Ramadangeschenke auf und natürlich wollte ich mitmachen, also verschwand ich kurz darauf auch und kehrte mit einem weinroten gehäkelten Schlüsselanhänger für sie zurück.

Geld in die Handarbeitskasse hatte ich ja eh schon geworfen, was A. aber wohl gar nicht mitgekriegt hatte, denn später bekam ich mit, wie sie im allgemeinen Abschiedstrubel mit diesem Ding in der Hand zu einer der Veranstalterinnen ging, kurz redete und dann ihr Portemonnaie zückte.

Darauf angesprochen habe ich sie nicht, mache ich vielleicht irgendwann noch. 

Dann bekam ich mit, wie hinter mir Stühle gerückt und immer mehr Tische aneinandergeschoben wurden, sämtliche Türkinnen - bis auf mich und die zwei anderen deutschen Frauen war ja eh niemand sonst da - saßen nun an dieser langen Tafel beieinander, nur wir separat an unserem kleinen Tisch.

"Du, wegen mir müssen wir hier nicht extra sitzen", sagte ich zu A., "du kannst dich ruhig mit deinen Bekannten unterhalten", und offenbar hatte man hinter uns den gleichen Gedanken gehabt, denn nach ein paar Sätzen hin und her hängen wir uns nun ebenfalls an und verlängerten die Tafel damit noch einmal.

Auch die beiden deutschen Frauen gesellten sich zu uns, genau an das Ende, an dem ich saß, nun wurde es erst recht munter und immer noch mehr Essen wurde aufgefahren.

Unter anderem eine Köfterolle, d.h. man hatte die Köfte in einen dünnen Fladen gepackt mitsamt fein geschnittenen Zwiebeln und das dann in Stücke geschnitten.

Für A. zu scharf, mir aber schmeckte das vorzüglich, genau wie die Lahmacun, diese hauchdünne türkische Pizza.

Hinterher hätte man mich fast kugeln können, und nebenher führte ich nette Gespräche bzw. wurde einfach in die der Anwesenden mit integriert.

Die Frau links von mir erzählte von Morbus crohn und Zöliakie, zeigte auf ihren runden Bauch und meinte, eben sei der noch nicht da gewesen und da wir eh sehr vernüglich miteinander sprachen, zeigte ich nun auf meinen und sagte: "Da hast du sogar noch Glück im Unglück, denn dieser hier bleibt und verschwindet nicht nach ein paar Stunden wieder." 😂

Kreuz und quer wurde geredet - die meisten Frauen kannten mich offenbar eh schon von letzter Woche, während ich selbst mein Tun habe mit dem Wiedererkennen, denn die Kopftücher lassen sie doch sehr uniform erscheinen - und man bezog mich komplett mit ein.

Eine von schräg gegenüber - die "Chefin vonnet Janze", wie A. mir später im Auto sagte - erzählte, dass sie schon seit 7 Jahren in Deutschland sei, aber riesige Probleme mit der Sprache habe, da "sie einfach zu viele seien, ihre Community so groß, dass sie so gut wie keinen Kontakt zu Deutschen habe".

Zwar habe sie eine deutsche Nachbarin, würde sich aber aufgrund dieser Schwierigkeiten genieren mit ihr zu reden.

Im Gegenzug berichtete ich von F.s Schwager, dem Ami, der seit etlichen Jahrzehnten hier lebt und ebenfalls nur sehr schlecht Deutsch spricht, da so gut wie jeder Englisch mit ihm redet.

"Du musst keine Angst haben", fuhr ich fort, "trau dich, rede einfach, nur so lernst du es und die Leute freuen sich, wenn du es versuchst."

Nebenher war ich damit beschäftigt, das Salatblatt, dass zur Köfte gehört, in Stücke zu rupfen, denn es hatte etwas Joghurt abbekommen, ein Messer hatte ich nicht, also ein etwas schwieriges Unterfangen.

"Das ist dazu da, dass man die Köfte darin einrollt", sprach mich nun die deutsche Frau vom Tischende an, etwas besserwisserisch kam das, deshalb sagte ich recht cool: "Ist mir bekannt, gehört nämlich längst zu meinen Lieblingsspeisen ..." 😁

Woraufhin sie ihr Handy zückte und ein Foto herumzeigte von irgendetwas Türkischem, das sie kürzlich angefertigt hatte.

Man jut, dass ich mein Smartphone auch in der Tasche hatte, denn nun zeigte ich ein Bild von meiner ersten selbstgemachten Köfte, was die türkischen Frauen auch mitbekamen.

A. ergänzte, dass sie davon probiert und sie als wirklich lecker befunden habe, was mir anerkennend nickende Köpfe einbachte. 😁

Inzwischen war es halb acht und Zeit für den Aufbruch. 

Gemeinsa räumten wir die Tische ab, dann ging die allgemeine Verabschiederei los und ich rief ein "Tescheküler", also "Danke" in die Runde, hatte damit schon wieder aller Augen auf mich gezogen und nun kam die "Chefin" direkt auf mich zu, wollte erst meine Hand nehmen, besann sich dann aber, nahm mich einfach in den Arm und drückte mich so richtig fest und liebevoll und streichelte mir den Rücken.

Am Ende nahm sie doch noch meine Hand, hielt sie eine Weile und strich mit der anderen immer wieder zart darüber - ein unvergesslicher Moment, so schlicht und obwohl sie nur sehr wenig Deutsch spricht, an Wärme kaum zu überbieten. 🥰

Ach, und vorausgegangen war noch, dass ich A. fragte, ob es immer noch keine Prüfungsergebnisse gäbe.

"Dooooch", sie strahlte mich an und dann erfuhr ich, dass sie gestern einen Anruf bekam, mit dem man ihr das Ergebnis vorab telefonisch mitteilte.

Mit Bravour hat sie bestanden, als Beste von allen - sie hatte nur verschwitzt, es mir sofort zu schreiben, weil bei ihnen zu Hause im Moment Chaos herrscht.

In der Nachbarwohnung gab es einen Wasserrohrbruch und nun hat man bei ihnen im Bad eine Wand aufgemacht und einen Trockner drangehängt.

Sie zeigte mir ein Video, unerträglich laut, diese Maschine, und die muss nun Tag und Nacht laufen, ausgerechnet im Fastenmonat, wenn die Nerven eh bissl angespannt sind. 🙄

Unsäglich glücklich war sie über den Ausgang der Prüfung, für die wir ja wirklich intensiv gearbeitet hatten, und nun sah sie mir in die Augen und meinte:

"Das haben wir zusammen geschafft!!! Ist auch deine Prüfung ..." 🥰

Im Auto sprach sie mich dann noch auf den nächsten Samstag an:

"Werdet ihr mitkommen? Sagt man das so oder besser anders?"

"Du kannst auch einfach fragen: Kommt ihr mit?"

"Okay, kommt ihr dann mit zum Bildungsverein?"

Nun erst verstand ich, dass diese Einladung auch für F. galt, aber ich schätze, für ihn dürfte das etwas zu anstrengend werden, außerdem ist er bei Weitem nicht so ne Schnabbelbacke und so offen wie ich, also würde er vermutlich wortlos herumsitzen und sich nicht sonderlich wohlfühlen.

Ich versprach ihn zu fragen, sagte aber gleich dazu, dass ich wohl nur allein dabei sein würde, und nun lachte A. und meinte, das passe eigentlich prima, denn M. hätte voraussichtlich auch etwas anderes zu tun, wäre also ebenfalls nicht mit von der Partie.

Passt doch, dann machen wir wieder ne Weibernummer daraus - eigentlich waren wir uns einig und wie erwartet hat F. auch überhaupt keine Lust auf so eine Veranstaltung.

Dafür freue ich mich nach den gestrigen Erfahrungen nun umso mehr auf Samstag, denn es macht mir immer mehr Freude, in die Herzlichkeit dieser Kultur einzutauchen ...

 

Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉



8 Kommentare:

  1. Zuwendung, heißt das Zauberwort, welche zutiefst guttut. Liebe, genieße!

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  2. So eine Art der Linsensuppe kannte ich bisher NICHT. Aber ich bin immer offen für Probiermöglichkeiten. Ich freue mich für deine Arbeit mit deiner Freundin. Es ist auch dein Erfolg, dass sie Klassenbeste geworden ist. Das mit dem Wasserrohrbruch ist sehr ärgerlich. Und dieses Gerät ist ja ununterbrochen in Betrieb was ja wirklich auch nicht lustig ist. Sage mal hast du schon was davon gehört, dass man Nelken essen kann, die sehr gut für die Gesundheit sein sollen? Seit Tagen flizzt bei uns ein Eichhörnchen durch die Gegend. Heute gelang es mir ein paar Fotos zu machen, die findest du im Blog.

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    1. Ich kannte sie aus dem TV und wie gesagt war sie wirklich lecker, allerdings verstehe ich nicht, warum man sie püriert und dafür auch noch Strom verbraucht.
      Gewürznelken verwende ich, andere würde ich eher nicht essen wollen, habe auch noch nichts davon gehört.
      Ist das eines dieser neuen Superfoods, die in erster Linie die Geldbeutel der Anbieter füllen?

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  3. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Der Blog rührt einen.
    So viel Wärme und Mensch, dazu hat man das Gefühl man wäre durch deine genau Schilderungen mit dabei gewesen.

    Ich finde es schön, wenn ihr Frauen was zusammen unternehmt.
    Zumal es euch beiden offenbar guttut.
    Ich war dank dir auch noch nie so in dieser Kultur drin, wie momentan.

    Über dieses Deutschreden muss man einfach nochmal nachdenken, dass muss sich doch durchbrechen lassen, dass man nicht nur in der eigenen Community herumhängt, findest du nicht auch?

    Die vielen neue Menschen und Eindrücke, die du in den vergangene Wochen kennengelernt hast, hast diese schon alle verdaut, hat sich denn dein Blick auf die Kultur von "A" radikal verändert?

    Das Geschenk fand ich unglaublich putzig, ich wüsste zwar auch nicht, was ich damit anfangen sollte, aber dir wird ein Verwendungszweck schon noch einfallen. :)

    Gab es denn einen Grund, warum diesmal die Veranstaltung nicht so gut besucht war? Lag das am Streik?

    Die Wärme zwischen der Familie von "A" und dir und die immer tiefer werden Bindung ist wirklich ein Geschenk; auf für deine Leser. :)



    Liebe Grüße
    Vom lifeminder

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    1. Die Antwort lieferte die "Chefin" ja sehr deutlich, lieber lifeminder, als sie sagte: "Wir sind zu viele, unsere Community ist zu groß."
      In der Regel kommen Migranten ja nicht, weil sie die deutsche Kultur so dolle finden oder gar das Bedürfnis hätten, sich ihr irgendwie anzupassen, und was ich jetzt erst nach und nach kapiere, ist, wie groß die Unterschiede zwischen den einzelnen Gruppierungen sind bzw. dass es sie überhaupt gibt, diese Gruppierungen, die leider oftmals untereinander verfeindet sind.
      A. wies mich auf der Rückfahrt beinahe stolz darauf hin, dass die zuvor Anwesenden so gut wie alle "Gülenisten" seien und dass für sie (neben dem Glauben) Bildung (inkl. Studium) das ganz große Ziel sei.
      Bildung befürworte ich natürlich, allerdings nur, wenn sie auch mit Förderung der eigenen Kritikfähigkeit an allem, also auch an der Religion, einhergeht.
      Wenn dagegen gleichzeitig religiöse Indoktrination stattfindet, ohne dass die Anhänger dies überhaupt bemerken, dann kann es auch sehr gefährlich werden, von daher betrachte ich das alles mit wirklich offenen Augen, unabhängig von der menschlichen Wärme, die mir dort entgegenschlägt.
      Das mit den wenigen Besuchern lag offenbar am Termin, denn diese sind im Integrationszentrum schwer zu bekommen, da es hier ja unendlich viele Gruppierungen gibt, die alle diese Räumlichkeiten benutzen möchten, und natürlich am Ramadan, denn dann hätten die Leute nicht besonders viel Lust auf Unternehmungen, so erklärte A. es mir und wies auch noch einmal darauf hin, dass sie alle nach außen hin auch hier in Deutschland eher nichts von ihrer Nähe zu Gülen sagen dürfen, weil sie dann von den AKP-Anhängern Druck zu befürchten haben.
      Leider bekommen die Sozialromantiker mit ihrem Traum von der angeblich so schön bunten, offenen und toleranten Gesellschaft von diesen Spannungen offenbar gar nichts mit und wenn die Zuwanderung derartig ungebremst weitergeht, wird es hier eines Tages heftig knallen, weil die Gruppen eben vielfach nichts miteinander zu tun haben wollen bzw. sich sogar spinnefeind sind.
      Ein Beispiel: Der Stadtteil, in dem ich aufwuchs, war damals natürlich deutsch, wurde innerhalb weniger Jahrzehnte mehr oder weniger türkisch, heute beschweren sich Türken darüber, was nur aus "ihrem" XXX geworden sei, und auch A. bläst ins gleiche Horn, sagte kürzlich, dort seien viel zu viele Afrikaner und Araber, da fühle sie sich nicht besonders wohl.
      Wir laufen auf einen Vielvölkerstaat zu, der kaum noch regierbar sein wird, aber davor verschließen unsere Politiker lieber die Augen, wenn es nicht zu ihrer Ideologie passt.
      Eine Lösungsmöglichkeit sehe ich tatsächlich nicht - viele nutzen vorwiegend oder sogar ausschließlich Medien in ihrer Muttersprache und erleben vorwiegend die eigene große Community, d.h. "Integration" findet eigentlich nur noch in diese statt, nicht aber in die deutsche Gesellschaft, die es so ja auch gar nicht mehr gibt.
      Schwierig alles ...

      Liebe Grübel-Grüße zurück! :-)

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  4. Liebe, mach dir keine große Sorgen. Es, die menschliche Verschiedenartigkeit gehört zu unserer Spezies. Ich erinnere mich nur ungern daran, wie in meiner Kindheit es mir als Katholiken verboten wurde, mit meinem evangelischen Schulfreund zu spielen. Oder an den Krieg, welchen meine Eltern mit dem katholischen Nachbarn führten, gleichwohl sie beide katholisch waren und sogar die selbe Sprache sprachen. So könnte ich eine ganze Kette von Unvereinbarkeiten aufzählen. Und warum sollte die Menschheit plötzlich problemlos geworden sein. Unvorstellbar!

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    1. Ja, mein Lieber, ich entsinne mich auch noch, wie wir Evangelischen mit den Katholischen in der Klasse zusammengelegt wurden und sie zunächst fast wie exotisch beäugten, und klar gibt es immer einen, dem die Nase des anderen nicht passt, aber ich fürchte, was sich hier zusammenbraut, könnte weit darüber hinausgehen, denn ... noch ... sind alle einigermaßen satt, "Brot und Spiele" haben ja immer schon funktioniert.
      Aber lass sich das ändern - so gefährlich wie jetzt war die Lage auf dieser Welt noch nie, alles ist im Umbruch und je nachdem, was am 5. November in den USA passiert, könnte uns noch Hören und Sehen vergehen.
      Entsinnst du dich, welche Befürchtungen ich äußerte, damals als Putin begann in Syrien herumzubomben?
      Da kam dann flugs einer daher und wollte mir die Welt erklären, die er als so sicher empfand wie nie zuvor.
      Leider behielt ich recht und kann nur hoffen, dass es diesmal anders ist.
      Übrigens versuche ich mir zurzeit irgendwie klar darüber zu werden, was ich von dem Taurus-Gezerre halten soll und allmählich ringe ich mich dazu durch, ausnahmsweise mal Olaf Scholz recht zu geben, denn wir sollten nicht die gleichen Fehler machen, wie sie vor langer Zeit erst die Russen und dann auch noch die Amerikaner in Afghanistan machten.
      Abgesehen davon sehe ich es wie du: Problemlos wird unsere Spezies niemals werden, so sie denn die momentanen Diktaturen überleben wird.

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