Dienstag, 1. August 2023

Wenn ein tunesischer Prüfer ...

 ... eine türkische Fahrschülerin in Deutschland bei der Prüfung durchrasseln lässt, wie nennt man das dann?

Keine Ahnung, Multikulti vielleicht, auf jeden Fall war es sehr großes Pech für meine liebe A., der ich gestern um zehn nach eins ganz feste die Daumen drückte, wenn auch leider vergeblich.

Wie ihr Mann ist auch sie in daheim in der Türkei schon viele Jahre Auto gefahren, aber die Führerscheine werden hier nicht anerkannt, also heißt es sie für teures Geld neu zu machen.

M. schaffte es problemlos und auch A. hatte keinerlei Schwierigkeiten bei der Therorie, nur lief es dann gestern ziemlich blöd.

Sauwetter, schon genügte ein kleiner Fehler und es war geschehen, wobei ich denke, das könnte jedem passieren, egal wie geübt er ist.

Bisher weiß ich nur, was sie mir über WhatsApp schrieb, bin nun gespannt, welche Einzelheiten sie mir bei unserem nächsten Treffen am Donnerstag erzählen wird.

Natürlich hatte sie sich eine türkische Fahrschule ausgesucht, in einem der Stadtteile, in denen sie sich "gar nicht wie in Deutschland, sondern genau wie in Ankara" fühlen und wo sie die gesamte Infrastruktur in ihrer eigenen Sprache benutzen, angefangen bei Anwalt und Ärzten usw. bis hin zum Einkaufen von heimatlichen Produkten.

Ich hätte gedacht, dass ihr das Gewimmel auf den dortigen Straßen vertraut sei und daher erleichternd wirken könnte, aber dem war dann wohl doch nicht so, denn es war zu voll, meinte sie.

Was mich sofort an meine eigene Prüfung zurückdenken ließ, die zwar schon fast 40 Jahre zurückliegt, aber mitten in der Stuttgarter Innenstadt stattfand, wo auch damals schon ein übles Verkehrschaos herrschte.

An einem Platz wartete ich, ängstlich an eine Parkuhr geklammert, und vielleicht war es mein Glück, dass die vor mir durchfiel, denn als sie weinend ausstieg und ich das bärbeißige Gesicht des dicken, dunkelhaarigen Prüfers sah, ging mir der Arsch so sehr auf Grundeis, dass mein Bein auf dem Pedal zu zittern begann, während ich noch dabei war, mir Sitz und Spiegel herzurichten.

Der Mann bemerkte es und stellte sich nun entgegen meinen Befürchtungen als sehr nett heraus, wollte die Stimmung auflockern und fragte mich, ob ich denn überhaupt die "Bodenseeballade" kennen würde.

"Nö."

... "O weh, o weh, wenn ich in meinem Glas den Boden seh." 😁

Das brachte mich zu einem ... vermutlich etwas gequälten Lachen, führte aber immerhin dazu, dass ich mich endlich zusammenriss, und schon konnte es losgehen.

So gut wie nichts verlangte er mir ab, weder musste ich links abbiegen noch rückwärts einparken und so hielt ich eine halbe Stunde später meinen Lappen in der Hand, ziemlich stolz auch darauf, dass ich mir jeden Pfennig dafür selber verdient hatte. 😊

So viel Glück hatte die arme A. nun nicht, aber beim nächsten Mal muss es einfach klappen. 

 

Sonst gab es gestern kaum etwas Neues hier, denn der Dauerregen fesselte einen ans Haus und allmählich gingen mir die Lappen aus, weil ich in jeder kurzen Pause, die Petrus uns gönnte, versuchte meinen Gartenstuhl trocken zu bekommen, um mal eine im Sitzen rauchen zu können.

Dieses Tuch sprang mir dann ins Auge, nachdem ich es über den Wannenrand gehängt hatte:


 Damals gab es sie noch, diese Wandkalender, die oben mit einer durchgezogenen Holzstange aufgehängt werden konnten und die man hinterher einfach als Geschirrtuch benutzte.

Jedes Jahr schenkte ich den Großtanten so ein Ding zu Weihnachten, die Lieblingsfarbe meines Kächens war Gelb, also war dieser für sie gewesen und Tante Änne bekam vermutlich einen grünen.

Besonders für Kächen ein sehr sinnvolles Geschenk, denn mit zunehmendem Alter vertüddelte sie gerne mal die Daten, auch wenn sie ansonsten völlig klar im Kopf war. Einmal erzählte sie, wie sie bei der Telefonauskunft angerufen habe, weil ihr nicht einfiel, welcher Tag gerade war.

Auf erstauntes Nachfragen meinte sie ziemlich cool: "Ja, warum denn nicht? Die heißen doch Auskunft, also werden sie einem doch so was Einfaches wohl sagen können. Dafür sind die schließlich da." 😂🤣😂

Interessant, wie dieses Stückchen Stoff die Zeit überdauerte und über Umwege schließlich bei mir in der Lumpenkiste landete, aber immerhin führt es dazu, dass ich nun noch öfter als ohnehin schon an die Tanten zurückdenke, und wieder einmal beginne ich dadurch über die Zeit nachzugrübeln.

So sahen die alten Damen zu dieser Zeit aus:


Und genau, wie es mir vorkommt, als sei dies gerade erst gewesen, fühlte sich die Zeitspanne für sie vermutlich an, seit sie so ausgesehen hatten:


 Ich weiß nicht, ob dieser Blog mehr Bestand haben wird als der letzte, den man uns ja leider einfach löschte, aber falls dem so sein sollte und meine Nichten ihn eines Tages lesen sollten, dann werden sie das bis dahin vielleicht schon nachvollziehen können.

Noch sind sie 14 und 16 Jahre alt, in diesem herrlichen Alter, in dem Zeit noch kaum eine Bedeutung zu haben und das Leben beinahe unendlich zu sein scheint.

Doch irgendwann werden auch sie es dann schmerzlich fühlen, im Grunde ist unser Dasein auf dieser Erde nichts als ein Wimpernschlag, was mir auch gerade bewusst wurde, als mich F. rief, weil er in einem sozialen Netzwerk Fotos von der Wirtin unserer ehemaligen Stammkneipe anschaute.

Kurz nach uns hatten sie und ihr Mann geheiratet - so jung waren wir alle noch und wenn ich ehrlich bin, fühle ich mich heute kaum einen Tag älter, obwohl es doch schon fast vier Jahrzehnte her ist.

Mag aber auch mit unserer "därmlichen Verjüngungskur" zusammenhängen 😁🤣😂, denn die schlug bei F. auch in der letzten Nacht noch einmal ordentlich zu, ließ ihn mehrfach flitzen.

Nun habe ich auch den Blumenkohlsalat noch entsorgt, grmpppffff, etwas, das ich hasse wie die Pest, aber es nützt ja nix, wenn er solche Folgen hat, wobei ich die Ursache immer noch nicht nachvollziehen kann und gespannt bin, ob es wirklich daran lag oder ich uns doch einen Virus angeschleppt hatte ... 


Da es mit dem Rasenmähen wegen Nässe weiter nix wird, stehen heute wieder Schrotten und Schrubben an - körperliche Betätigung soll ja gesund sein. Angeblich ... 😁


Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte fit. 😀



 



7 Kommentare:

  1. Du schaffst es immer wieder, dass ich durch deine Einträge an meine längst vergesssenen Zeiten und Dinge wieder erinnert werde, liebe Rex-Mama. Ich erinnere mich nun wieder an meine Führersscheinprüfung. Am Morgen sammelte uns der Inhaber der Fahrschule ein, um uns in seine Fahrscule in einem anderen Ort zu karren wo die theoretische Prüfung auf uns wartete. Ich schaffte die, aber mein Nachbar mit dem ich zusammen lernte - er lebt schon seit langem nicht mehr - nicht. Er lief in Richtung nach Hause.Handys gab es damals noch keine. Wir wurden in einer Kneipe abgestzt und es folgte die praktische Prüfung. Ich war, glaube ich, der letzte Prüfling und schaffte es ohne Schwierigkeiten. Mich würde mal interessieren, was aus den Leuten geworden ist.Auch hier gibt es nur Schmuddelwetter. Für morgen soll es allerdings nicht regnen. Das wäre allerdings kein Grund nicht zu wandern. Regenjacke ist mit dabei. Bis gerade eben hat es noch kräftig geschüttet. Also bleibe ich im Haus und schau zum Fenster raus.

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    1. Siehst du, mein Lieber, grad das mag ich so, sich zu erinnern und dadurch auch Leute wieder ein bissl zum Leben erwachen lassen, die schon längst von uns gegangen sind.
      Und nein, lach, an Handys dachte damals wahrlich noch niemand. Ich hatte lange Zeit nicht einmal einen Festnetzapparat, sondern musste immer eine Telefonzelle suchen, wenn ich meine Eltern mal anrufen wollte.
      Aus heutiger Sicht für viele sicher kaum noch vorstellbar, wie wir das überleben konnten. 🤣
      Hier regnet es auch schon wieder, aber zumindest für morgen drücke ich uns die Daumen, dass Petrus ein Einsehen hat. Dir für die Wanderung und mir selbst fürs Rasenmähen. ;-)

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  2. Ha! In den letzten Tagen hab ich Retro-Fernsehen geschaut. Im Edgar-Wallace-Krimi aus den Sechzigern mit Joachim Fuchsberger hatten die Polizisten schon ein Funktelefon, und die Schurken offensichtlich auch - solche Riesenkoffer mit Hörer, die sie mit sich rumschleppten bzw. im Auto hatten.
    Im Schimansky aus ... hm ... den Achtzigern? ... hatten schon zwei Polizisten ein "richtiges" Handy, aber alle anderen hantierten noch mit dem Festnetz.
    Zeitgeschichte im Krimi also!

    Lieben Gruß

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    1. https://www.inside-digital.de/ratgeber/zeitreise-so-wurde-aus-dem-handy-ein-smartphone

      Wirklich los ging es mit Handys wohl erst kurz vor der Jahrtausendwende, aber Schimanski ermittelte ja auch, nachdem er 1991 eigentlich aufgehört hatte, immer wieder mal weiter, also wird es schon passen. ;-)

      Lieben Gruß zurück!

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  3. Hallo, Liebe „Rex-Mama!“

    Zuerst einmal die besten Wünsche, dass ihr euch keinen gemeinen Virus eingehandelt hat.


    Die verkorkste Führerscheinprüfung kann einem nur leidtun. – Sowas kommt vor, sicher wird M. das nächste Mal bestehen.
    Wobei ich mir vorstellen kann, dass sie vielleicht auch die vielen Schilder und Co. etwas verwirrt haben könnten? – Ich hatte erst kürzlich gehört, nirgendwo gibt es so viele Schilder und Zeichen auf Straßen zu beachten wie in Deutschland. – Ob das allerdings stimmt, keine Ahnung?


    Sogar ich erinnere mich an Handtücher mit Kalender darauf.
    Dass muss in den 80er groß Mode gewesen sein? – Denn in meiner Erinnerung kann ich mich an ganz viele dieser Handtücher erinnern, auch wie sie im Freibad auf den Liegeplätzen überall zu bewundern waren.

    Ich bin nicht sicher, ob ich das Bild der älteren Tanten schon einmal gesehen hatte, an das 2. Foto erinnere ich mich gut.
    Ich weiß genau, dass ich das schon mal in unserem alten Blog-Portal - das man uns so schändlich raubte – bewundern durfte.

    In der Jugend scheint wirklich das Leben unendlich lang.
    Wobei ich es in meiner Jugendzeit sicher verpasst habe, mich in diesen Jahren noch viel mehr auszuprobieren.

    Wobei ich heutzutage das Gefühl habe, die Tage fliegen, eben war noch Sonntag und ein Fingerschnippen später, ist bereits die Hälfte der Woche wieder abgelaufen.


    Ich hoffe, du übertreibst es nicht mit der körperlichen Betätigung?
    Vielleicht nimmt sich die Rex-Mama einfach auch mal eine kleine Auszeit und kuschelt sich mal vor den TV, mit etwas Leckeren zum Essen und Trinken? … zumindest würde ich dir, dass sehr wünschen.


    Liebe – probiers mal mit Gemütlichkeit – Grüße
    Vom lifeminder

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    1. Danke schön, lieber lifeminder, das wird schon wieder werden. ;-)
      Woran es lag, dass A. die praktische Prüfung nicht schaffte, werde ich hoffentlich am Donnerstag erfahren, aber gut möglich, dass es mit den Schildern zusammenhing, von denen es tatsächlich viel zu viele gibt.
      Überbordende Bürokratie, wie überall im Land.
      Ja, meine Tanten hatte ich im alten Blog schon mal gezeigt, aber da ja alles verschwunden ist, müssen sie eben auch hier noch mal etwas zum Leben erwachen.
      Keine Sorge, ich übertreibe es nicht und abends wird sich natürlich vor den TV gekuschelt, auch wenn ich dann beim Naschen meist ziemlich zurückhaltend bin.
      Aber auch nicht immer, mitunter wird durchaus mal über die Stränge geschlagen. ;-))

      Liebe Probieren-geht-über-Studieren-Grüße zurück! :-)

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  4. Hallo, Liebe "Rex-Mama"

    Das wollen wir doch stark hoffen, dass sich auch die "Rex-Mama" hin und wieder erlaubt über die Stränge zu schlagen :)


    Liebe - studierende probier - Grüße
    Vom lifeminder

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