Sonntag, 20. August 2023

Netterweise war ich ja ...

... darauf hingewiesen worden, dass es hier noch einen zweiten öffentlichen Bücherschrank gibt, doch dann war es gar nicht nötig, dass ich den Umweg zu diesem in Kauf nahm, denn als ich gestern auf dem Weg zum Einkaufen - hauptsächlich wegen Gurken musste ich noch einmal los, weil Discounter Nr. 1 wieder mal nur Schrömmelsware zu überteuertem Preis anbot - den Marktplatz überquerte, sah ich, dass offenbar pfiffige Mitbürger auf die Idee gekommen waren, auf jeder Seite der Baustelle ein Gatter schrägzustellen, so dass man nun einfach durchgehen konnte.

Der "Bücherschrank" präsentierte sich dann allerdings so:


Ausgerechnet genau vor seiner Tür hat man den Kram hingepackt und nun erkannte ich auch, dass die Einrichtung offenbar viel stärker frequentiert ist, als ich es bisher mitbekam.

Es war eine etwas halsbrecherische Aktion, an den Spalt heranzuklettern, und wer kleiner ist als ich, hat keine Chance, bis an die Regale heranzureichen, also wirft man in seiner Not mitgebrachte Bücher einfach auf den Boden.

Nicht gut, aber das ist wirklich der schlechten Organisation geschuldet, denn man hätte den Zugang durchaus freihalten können.

Der Bücherstapel, den ich am Freitag auf der nächstgelegenen Bank abgelegt hatte, war komplett verschwunden, also war vermutlich jemand ziemlich dankbar für mein etwas, ähm, unkonventionelles Vorgehen. 

Mit viel Mühe und bis zum Anschlag verdrehten Schultergelenken gelang es mir, die neue Ladung aus meinem Trolley auf die Regale zu bugsieren, wobei die Banklösung aber eigentlich die bessere war, denn von dort konnte man sie ja einfach mitnehmen, was nun dank der verbarrikadierten Telefonzelle unmöglich ist.

Wie dem auch sei, wieder etwas mehr Platz auf dem Küchentisch, auf dem aber noch ein weiterer Stapel auf den Abtransport wartet, und vermutlich werden noch weitere hinzukommen.

Bei Discounter Nr. 2 ärgerte ich mich dann zum wiederholten Male über die neue und wohl dem Umwelt-Hype geschuldete Art der Verpackung.

Aus sehr starker, schwerer Pappe hat man langgezogene Henkelkisten gebaut, in Einkaufstaschen und vor allem im Trolley kaum zu transportieren.

Zweimal hatte ich wegen des wirklich guten Preises kürzlich trotzdem zugeschlagen und daraus Kompott angefertigt, das es dann auf Grießpudding und mit einem Vanilleeis-Topping gab, aber nun hatte ich keine Lust mehr aufs Heimjonglieren, also konnten sie ihre Zwetschgen behalten und wir verzichteten auf Nachtisch.

Mit ein Grund dafür ist außerdem, dass ich nicht weiß, ob die an der Kasse beim Wiegen Tara abziehen, denn so ein Karton bringt stattliche 70 Gramm auf die Waage und es ärgert mich erheblich, wenn ich 70 Gramm Karton zum Zwetschgenpreis kaufen soll, um ihn hinterher im Altpapier entsorgen zu müssen. 

Keine Ahnung, wie viele davon die pro Woche verkaufen, aber angenommen, es wären 100.000 Stück, dann wäre das schon ein gewaltiges Gewicht, dass da für nix und wieder nix durch die Gegend gekarrt wird, oder? 🙄

Auf dem Rückweg wurde ich dann wieder auf das Thema "ältere Damen und Einsamkeit" gestupst, und zwar als mir die Frau über den Weg lief, von der ich schon erzählte.

Vor ein paar Jahren hat ihr Mann sie nach über 40-jähriger Ehe wegen einer Jüngeren verlassen und sie fühlte sich auf einmal sehr einsam.

Ich sprach das Internet an, das ja in meinen Augen das perfekte Tor zur Welt darstellt, doch nein, davon habe sie leider gar keine Ahnung, um "so was" habe sich immer der Gatte gekümmert.

Wir vereinbarten damals, dass ich ihr einen Crashkurs verpassen würde, doch dann ... siehe da, kam der Mann reumütig zurück, und das war's mit ihren guten Vorsätzen, schon verließ sie sich wieder auf ihn, statt selber in die Hufe zu kommen und sich unabhängiger zu machen.

Wie es ihr gehe, fragte ich nun, und wie es mit der Ehe laufe?

Gar nicht mehr, erfuhr ich, denn der Mistkerl ist wieder umgeschwenkt und wieder mit der Geliebten vereint, die sich offenbar durch den anstehenden Verkauf der Firma und den zu erwartenden Reibach sehr angezogen fühlt.

Lange Rede, kurzer Sinn, die Einsamkeit ist mit voller Wucht zurück und da ihr das alles nicht "in den Kleider hängen bleibt", wie sie es ausdrückte, erlitt sie vor einiger Zeit einen leichten Schlaganfall und hatte auch schon mehrere Herzkatheter-Untersuchungen.

Der kleine und viel zu verhätschelte Hund verschafft ihr das Gefühl, gebraucht zu werden, denn der Sohn tut es nicht, "lebt er doch sein eigenes Leben".

Genau das, was ich von so vielen höre, dass die Kinder meist weder Lust noch Zeit haben, die Eltern mehr in ihr Leben mit einzubehiehen, und das ist dann wieder der Punkt, wo ich mir an den Kopf lange.

So einfach wie heute war es noch nie, in Kontakt mit der Welt um uns herum zu stehen, doch viel zu oft scheitert es gerade bei Frauen daran, dass sie mit der Technik einfach nicht Schritt hielten, sich blind auf Männer und Kinder verließen.

Ehrlich, ich verstehe es nicht und es machte mich zutiefst traurig, als ich sah, wie sie nun mit den Tränen kämpfte.

RTL+ habe sie neuergings abonniert und ließe den ganzen Tag über Serien laufen, damit sie Stimmen hört und sich nicht ganz so alleine fühlt - was für ein jämmerliches Leben. 😢

Ob sie meine Telefonnummer noch habe, fragte ich, sie bejahte und ich legte ihr ans Herz anzurufen, wenn ihr die Decke auf den Kopf falle oder sie einfach mal ein paar Worte reden möchte.

Mehr kann ich grad nicht tun und hoffe, dass sie sich wirklich meldet, denn ganz so alleine müsste sie wirklich nicht herumsitzen. 


Unnu werde ich mich flugs wieder aufs Esszimmer stürzen, auch wenn heute der erste Tag seit Monaten ist, an dem ich den Sonnenschirm im Garten aufspannen musste, und es natürlich sehr verführerisch ist, sich rauszusetzen und den Steppenwolf vielleicht doch mal weiterzulesen. 😂


Habt einen schönen Sonntag und ... bleibt bitte gesund! 😀

6 Kommentare:

  1. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Schön, dass deine Bücher offenbar einen Abnehmer gefunden haben? - Hast du denn schon mal überschlagen, wie viele Bücher du ungefähr loswerden möchtest? - Ich will demnächst mal versuchen gebrauchte Bücher anders loszuwerden, vielleicht bei "Medimops" oder so, oder wo man vielleicht noch einige Cent für die Bücher bekommt. - Denn ich bin auch immer sehr dankbar, dass man oftmals dort für wirklich sehr kleines Geld tolle Bücher erstehen kann. - Allerdings, wie das funktioniert, davon habe ich noch keinen Schimmer.

    Deine Bekannte tut mir leid. Der Ehemann ist offenbar sehr wankelmütig. Vielleicht gut, dass sie ihn los ist? - Ich hoffe, sehr, sie nimmt dein Angebot an. Toll, dass du ihr die Chance gibts, sich aus ihrer Vereinsamung zu lösen!

    Du hast vollkommen recht, so einfach wie heutzutage um Kontakt aufzunehmen, war es noch nie. Wofür ich dankbar bin, denn ich empfinde trotz allem Laster das Internet mehr als Segen anstatt als Fluch.



    Liebe - dir einen wunderbaren Rest- und Lesesonntag - Grüße
    Vom Lifeminder

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    1. Das habe ich auch schon versucht, lieber lifeminder, merkte aber, dass ich z.B. bei Hoftrödeln, die wir früher öfter mit der Nachbarschaft veranstalteten, keine Bücher loswurde.
      Früher gab es noch soziale Hilfseinrichtungen, die mitunter dankbar waren für einen Karton voll, aber auch die lehnen inzwischen dankend ab.
      Medimops oder so habe ich mir auch schon mal angeschaut, finde die Herumschickerei aber viel zu aufwändig, zumal es sicher um die 100 Stück sind, die ich inzwischen schon aussortiert habe.
      Noch Geld dafür zu bekommen, habe ich mir abgeschminkt, bin aber froh, wenn sie überhaupt noch Leser finden, denn mir bricht ja fast das Herz, wenn ich etwas ins Altpapier geben soll, das ein Schreiberling einst viele Gedanken steckte.
      Und ... eben, es war nie so einfach wie heute, mit der Welt in Kontakt zu stehen, umso trauriger, dass gerade Frauen oftmals mit der Technik nicht Schritt halten, sondern so etwas gern auf Männer oder Kinder abschieben, nur um am Ende dann oftmals dumm zu gucken, wenn keiner mehr da ist, der sich kümmert.
      Selbst ist die Frau ... :-)))

      Liebe Das-Lesen-fiel-aus-Grüße zurück! :-)))

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  2. Dieses Bücherangebot gibt es hier auch, allerdings gestehe, dass ich mich noch nie gekümmert habe, was aus meinen "Einlagen" wurde. Es gibt im Moment noch zwei alte Kochbücher aus der Ex-DDR, die los werden könnte. Das ist wirklich schade, wenn man als Mutter nicht mehr gebraucht wird. bei mir im Bekanntenkreis gibt es einen ähnlichen Fall. Die Tochter ist zu ihrem Freund in den hohen Norden gezogen. Die Eigentumswohnung haben sie verkauft. Der Sohn lebt in der gleichen Stadt, hat jedoch den Kontakt zur Mutter eingestellt. Ich bin gestern spät aus Schifferstadt zurück gekommen, sonst hätte ich noch bei dir vorbei geschaut. Schön wars. Neue Leute kennen gelernt, die ganz in der Nähe leben.

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    1. Oh, das klingt ja gut, da will ich doch gleich mal schauen gehen, ob es in deinem Blog Näheres dazu zu lesen gibt. :-))

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  3. Huiii, so eine Bücherzelle käme mir gerade recht: 10 Minuten, und das Baustellengerümpel läge tatsächlich in der Baustelle, und die Bücher wären säuberlich im Regal oder auf einem Stapel in der Ecke.
    Faradei zöge fröhlich von dannen.

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  4. Hihi, das fehlte mir jetzt auch noch, dass ich anfangen würde, denen ihr Baustellengerümpel aufzuräumen. 😂🤣😂

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