Donnerstag, 10. August 2023

Eine Ecke für F. freiräumen?

 Weil der Vorschlag in den Kommentaren aufkam und der Platz fürs Antworten dort begrenzt ist, habe ich es nach hier verlagert und will mal kurz beschreiben, wie das mit F. so läuft.

In unsere große Küche kommt man beispielsweise hinein und an der rechten Wand befindet sich in der Mitte des Raumes das Fenster, an das sich die Eckbank anschließt, die auf der anderen Seite genau bis an die Speisekammertür heranreicht.

Unters Fenster hatte ich ein schlichtes Metalltischchen gestellt, das mir noch aus der Küche meiner Großtante vertraut ist - farbig angepinselt, so passte es prima in den Raum und obendrauf stand z.B. die Metallkanne fürs Blumengießen sowie meist eine Pflanze, die nicht mehr aufs Fensterbrett passte.

Das untere Fach eigente sich prima, um Wochenanzeiger und Prospekte zu deponieren - so der Plan.

Nun kam aber F., dem dieses Fach bei Weitem nicht ausreichte, also begann er noch mehr Zeitungen und vor allem (Werkzeug-)Kataloge auf dem Ecksitz der Bank zu sammeln, was mir natürlich auf den Zeiger ging.

Also schleppte ich vom Flohmarkt einen hübschen Zeitungsständer an, der genau zwischen Tischchen und Bank passte, in der Hoffnung, dass das Gestapele auf der Bank damit ein Ende hätte.

Nüschte war's, denn nachdem die Fächer des Ständers randvoll waren, begann F. obenauf seine "wichtigen Sächle" zu drapieren, ob nun Dosen mit Schrauben und Muttern, Schmiermittel oder was ihm sonst aufhebenswert erschien, während er gleichzeitig den Fußraum unter den Bank ebenfalls mit Werkzeugen vollpackte. 

Man kann noch bequem sitzen, nur drunterschauen macht nicht so viel Freude, wobei da selbstverständlich alles ordentlich neben- und aufeinandersteht. 🙄

Zum Thema Werkzeug muss ich vielleicht noch sagen, dass da natürlich noch die Schätze seines Vaters zugehören wie auch die meines Papas, der wiederum auch vom Großonkel geerbt hatte.

Selber gekauft hat F. auch reichlich, zudem verkaufte eine alte Dame in der Nachbarschaft ihr Haus und wusste nach dem Tod ihres Mannes nicht, wohin mit dessen ganzem Werkzeug, bis sie in F. einen willigen Abnehmer fand.

Ende vom Lied ist, dass Garagen und Schuppen randvoll mit diesem Kram sind und er nun mangels anderer Möglichkeiten alles andere im Haus verteilt. (An den unmöglichsten Stellen finden sich Werkzeugkoffer und das hatte er schon in Stuttgart beherrscht, wo er mir in meine winzige Küche tatsächlich einen viereckigen Hocker packte mit einem fest installierten großen Schraubstock drauf. 😡)

So konnte es nicht weitergehen mit der Sauecke in der hiesigen Küche, die er sich zwischen Tischchen und Eckbank geschaffen hatte, also bestand ich darauf, dass wir eine Kommode kauften - der Zeitungsständer flog (nach langem Kampf) raus, das Tischchen fand eine andere Heimat und nun ging es ans Aufteilen der Kommode.

Die oberen beiden kleinen Schubladen wollte ich für Geschirr- und Händehandtücher haben, also genau die Dinge, die ich in der Küche haben möchte, während ich die vier langen Schubladen an F. abtrat in der Hoffnung, dass dort sein Sammelsurium verschwinden würde.

Und was geschah?

Die Laden sind alle voll mit Werkzeug, nix durcheinander, sondern säuberlich sortiert, d.h. auch dieser Schrank ist schon nicht mehr nutzbar für anderes und schon gar nicht für irgendwelchen Kleinkram, den er nach wie vor in jede Schale, jedes Gefäß, das irgendwo zur Zierde herumsteht, hineinpackt. 

Keine Ahnung, wo er das überhaupt immer hernimmt, denn er geht ja kaum noch außer Haus, schon gar nicht in Geschäfte, aber so schnell kann ich gar nicht gucken, wie er dort, wo ich gerade geschrottet habe, schon wieder Dinge stapelt. 🙄

Und natürlich ist es oft wie verhext. Z.B. fluche ich oft wie ein Rohrspatz, wenn er nicht mal alte Arbeitsschuhe wegwerfen kann, ohne die Bändel herauszufummeln und aufzudrehen.

"Woooozu brauchst du diesen Scheiß???" 

"Man weiß ja nie, des kann man schon noch gebrauche ..."

Und wie es der Teufel will, brauche ich dann mal irgendetwas zum Zubinden und ... natürlich hat F. dann das Passende parat. 😲🙄😁

So prallen bei uns seit jeher Welten aufeinander, ich selbst mag zwar auch keine Wohnungen, die wie geleckt und fast unbewohnt aussehen, habe aber von Natur aus ein Bedürfnis nach System, das ich bei ihm nicht entdecken kann.

Was aber wohl nur ich so empfinde, denn ... es ist wirklich jeck, er findet tatsächlich fast immer auf Anhieb das, was er gerade sucht - von Sparbüchern mal abgesehen. 😂🤣😂

Und nun kommen wir zum Esszimmer, dass ich mir usprünglich als Arbeits- und Bücherzimmer vorgestellt hatte.

Dann kamen der Esstisch mit seinen gedrechselten Beinen vom Großonkel hinzu und die kunstvoll geschnitzten Löwenkopfstühle aus dem Schloss. Den ursprünglichen Schreibtisch ersetzten wir durch den ebenfalls mit Schnitzereien versehenen und sehr alten vom Onkel, nachdem dieser noch den Umweg über meinen Vater genommen hatte, und auch diesen überließ ich wie auch einen "Container" komplett F., kaufte mir selber nur zwei Stapelablagen, um wenigstens Raum für meine Papiere zu haben, die nicht sofort abgeheftet oder vernichtet werden können.

Außerdem stehen dort natürlich noch Monitor und Tastatur des großen PCs - alles andere (auch die Regale obendrüber) wie gesagt allein für F., der die sehr geräumigen beiden Unterteile sowie die große Schublade aber so voll hat, dass er dann anfing, über die Armlehnen eines Holzssessels ein Brett zu legen, auf und unter das er das packte, was logischerweise nicht mehr in den Schreibtisch passt. 🙄

Und dann schoss ich selber noch einen Bock, wenn man es denn so nennen will.

Als wir die Schwarzwald-Wohnung meiner Mutter ausräumten, konnten sich alle nach Herzenslust bedienen, ich wollte außer ihrem Laptop so gut wie nichts für mich haben, aber natürlich wollte ich alles Vergangenheitsträchtige aufheben bzw. in Ruhe sondieren.

So kam es, dass ich mir eine große Umzugskiste bereitstellte und dann alle bei mir das ablieferten, von dem sie meinten, es könne noch von ideellem Wert sein - uralte Papiere, Erinnerungsstücke, Fotos, vor allem aber auch die vielen Briefe, die einst in der Familie hin und her gingen und die mir im Nachhinein die Augen über so manches öffnen.

Noch immer bin ich nicht fertig mit dem Sichten, denn es ist wirklich viel und kostet auch ganz schön Kraft bzw. ist oft sehr schmerzlich für mich, außerdem ist da die fehlende Zeit.

Gut, dachte ich, dieser Karton darf ruhig unter dem Esszimmertisch stehen - die Decke verdeckt ihn ziemlich und sitzen tun wir dort nur zu zweit ja eh nicht, auch wenn das natürlich beinhaltete, dass Rex dort nicht mehr liegen konnte - nicht schlimm, er hat genügend Ausweichplätze.

Womit ich nicht gerechnet hatte, war, dass F. das sofort als Aufforderung verstand, nun auch seinen Kram noch dort abzulegen, Ordner, Werkzeugkoffer usw. ... (grrrrrr...) 

Was mir das Sauberhalten natürlich fast unmöglich macht, und wenn ich eines gar nicht leidern kann, dann ist das Dreck! 😣

Gestern eskalierte es dann ein wenig, denn wie schon seit Tagen ging es wieder um eine Kleinigkeit, die ich in die Hand nahm - diesmal eine Telefonsteckdose - und als nicht mehr aufhebenswert erachtete.

"Heeyyyyy, bisch jeck? Des lass amol noch ..."

Und nun ging ich ab wie ein Zäpfchen - zumal vorangegangen war, dass er, so lange ich noch in der Küche wurschtelte, den Stuhl mit dem Brett abgeräumt und vorgezogen hatte.

"Oh, wie klasse ..", hatte ich ihn erst sogar noch gelobt, bis ich dann sah, dass er den ganzen Mist einfach auf den Tisch gepackt hatte, den ich aber für die Bücher benötige, denn um die Wände zu schrubben, müssen die ja erst einmal runter von den Regalen. 

"Ja, wo soll ich denn sonst hin damit ...???", hatte er ratlos gefragt.

"Mensch, entrümpele den Schreibtisch, das kann doch nicht angehen, dass ich dir mehr und mehr Platz freimache und es trotzdem nie ausreicht!!!", hatte ich gesagt und nun ging es auf einmal richtig rund hier.

Wütend schmiss ich ihm die verdammte Steckdose vor die Füße und brüllte ihn an:

"Okay, dann machen wir das ganz anders, dann schmeiße ich eben alle meine Bücher weg, du bekommst den hohen Regalschrank. Da kommt ein Vorhang vor, dann kannste den auch noch zumüllen bis obenhin!!!"

Sprachs, flitzte in die Speisekammer und kam mit einem Altpapierkarton zurück, in den ich nun begann, ganze Bücherstapel einfach hineinzudonnern.

"Neiiiiin, hör auf, hör doch bitte auf ...!"

"Nix da, ich bin es leid, verarschen kann ich mich selber, erstick doch von mir aus in deinen Gute-Sächles-Bergen, wer braucht schon Bücher, wenn man doch stattdessen da Schräubchen und alte Schuhbändel sammeln kann?"

Hihi, Ende vom Lied war, dass ich mit dem aufhörte, was ich eh nicht wirklich ernstgemeint hatte, aber der Warnschuss saß. Ich verkümelte mich - immer noch zornig - nach oben, während er sich ans Schrotten machte, wenn auch mit sehr mäßigem Erfolg. 🙄

So beiße ich mich also Stück für Stück hindurch und gebe die Hoffnung einfach nicht auf, dass der Raum bald so ist, wie ich ihn mir (trotz aller Kompromisse) vorstelle, auch wenn heute erst mal anderes auf dem Programm steht.

Ganz früh schon war die eine Zucchini fällig, denn mehr hat mir die Pflanze ja bisher nicht geliefert und von einem Riesen kann man auch nicht wirklich sprechen:


Aufgeschnitten sah sie so aus, erinnert bissl an eine Zitrone, nicht wahr?


Gelandet ist sie schließlich gewürfelt in meiner Spaghettisoße, die eine Art selbstkreierter Mischung aus Bolgnese und Schakschuka darstellt und uns hoffentlich wieder vorzüglich schmecken wird.

F. ließ jedenfalls verlauten, während er in der Küche über dem Inhaliergerät brütete und mir beim Kochen zuschaute: "Pübbi, du bisch oifach die beschte Spaghettiköchin der Welt." 😂🤣😃


Schaun mer mal, was unsere Bäuche nachher dazu sagen. 😁


Meiner muss jetzt, wo ich den Herd gerade wieder für Wasser freihabe, eh erst mal in die höchstens lauwarme Badewanne. 

Einen Topf und zweimal den vollen Wasserkocher werde ich mir gönnen, um das, was aus dem Hahn kommt, zumindest etwas zu temperieren, und muss schon sagen - es gibt durchaus angenehmere Arten der Körperpflege. 🤣


Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😀


PS: Eigentlich sollte es heute um ein ganz anderes Thema gehen, das mir wirklich am Herzen liegt, aber so kann es halt laufen, wenn man durch die Kommentare angeregt wird. 😂


 


7 Kommentare:

  1. Darf ich mal bescheiden fragen, was will er denn mit den ganzen Werkzeugen, Schrauben und dem ganzen alten Dingen? Warten auf bessere Zeiten? Ja, ich kenne die Argumente auch, wer weis zu was man es noch brauchen kann? Ich habe vor einiger Zeit meine ganzen Autozeitungen einem Buben geschenkt, dessen Mutter ich in der Postagentur kennen gelernt habe. Der hat sich gefreut , wie ein Schneekönig und ich war das Zeug los. Früher habe ich das Zeug versteigern lassen (Fotos, dias, Poster und dergleichen). Hat ein bisserl Geld eingebracht. Das war es dann aber auch. Heute gab es bei mir auch Nudeln, allerdings mit grünem Paprika. Nicht aus dem eigenen Garten wie bei dir. Jetzt werde ich weiter ausmisten und lang angesammelte Dinge wegwerfen.

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    1. Gute Frage, denn viel arbeiten tut er damit ja nicht wirklich.
      Darum, hin und wieder mal ein Teil zu verkaufen, bemühe ich mich auch, ist aber schwierig, da ich nichts verschicke, sondern mich nur an Selbstabholer wende.
      Dein Essen sah wirklich gut aus. :-)

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  2. Rex-Mama, die Sachen, die ich zur Versteigerung gab waren ein schlechtes Geschäft für mich, dann der Versteigerer verlangte 20 % vom Erlös. Aber es waren eben sehr spezielle Dinge zum Thema Rennsport. Aber Hauptsache ich hatte das Zeug los.

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  3. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Je mehr ich von "F" lese, desto mehr mag ich ihn.
    Offenbar hat ja "F" auch ein großes Herz.
    Am besten finde ich allerdings an euren kleinen Scharmützeln, dass keiner von euch beiden je wirklich dem anderen richtig böse ist oder nachtragend (zumindest nicht längefristig) sein kann.
    Das hat Atmosphäre. Die man selbst beim Bloglesen spüren kann.

    Was mich ein wenig wundert, dass "F" offenbar so gar keinen Wunsch hat auch nur das geringste loszuwerden von seinem Werkzeug und Co.

    Ich frage mich gerade, wie das mal wird, wenn Eltern mal nicht mehr sind, Bruder und ich uns ans ausmisten vom Werkzeug von Papa und auch an das Ausmisten von Opas Werkstatt im Keller machen?
    Du bist mir hier ein Vorbild und ich werde genau aufpassen, wie du gewisse Dinge angehst und löst.

    Mir ist auch jetzt erst durch den heutigen Blog klar geworden, warum das denn bei dir auch kein Ende nimmt mit dem Sortieren und Co. - Ich dachte ja, du putzt eigentlich nur leidenschaftlich gerne, aber da steck doch so viel mehr dahinter.

    Vielen Dank für den sehr ausführlichen Ausblick in das Innenleben von dir und den Gefühlswelten zu "F's" Sammelleidenschaften.


    Ich bin und bleib Fan von euch :)



    Liebe - ganz ordentlich aufgereihte - Grüße
    Vom lifeminder




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    1. Hihi, lieber lifeminder, ich bin alles andere als ein Putzteufel, im Grunde sind mir die ganzen Hausarbeiten inkl. der Kocherei ziemlich lästig, denn es gibt sehr vieles, das meinen Kopf deutlich mehr zu fesseln vermag. ;-)
      Dahinter steckt ganz einfach, dass da zwei grundverschiedene Menschen seit mehr als 38 Jahren versuchen miteinander klarzukommen ohne die Erwartungshaltung, dass sich der andere so verbiegen lässt, wie man es gerne hätte, denn genau daran scheitern heutzutage meiner Meinung nach so viele Beziehungen.
      Bei uns geht es tatsächlich sehr lebendig zu, wir lachen ungeheuer viel miteinander, können aber eben auch so richtig zanken.
      Und du hast das schon sehr gut erkannt - es rappelt im Karton, aber wir machen beide kein längerfristiges Drama draus, sondern vertragen uns auch wieder und ... der Humor kommt eben nie zu kurz.
      F. ist halt Kind von Menschen, die im Krieg alles verloren hatten, besonders von seiner Mutter hörte ich oft, dass man dies oder jenes noch brauchen könne.
      Leider hat er das ohne zu reflektieren so angenommen und blöderweise kann ich jetzt ja noch nicht mal mehr kontern mit "Wir werden mit Sicherheit keinen Krieg mehr erleben".
      So eine Werkzeugsammlung ist natürlich etwas sehr Gutes, wenn man etwas damit anzufangen weiß.
      Hat allerdings keiner Bock auf Handwerkliches, dann bleibt im Erbfall wohl nur das Verkaufen oder es eben so zu machen wie unsere einstige Nachbarin: Willige Abnehmer finden und verschenken.
      Übrigens ist mir eines aufgefallen in Zusammenhang mit meinen vielen Verstorbenen: Es ist viel einfacher, sich von Dingen zu trennen, so lange die dazugehörigen Menschen noch leben, denn sind sie erst mal gegangen, fällt es zumindest mir sehr schwer, etwas wegzutun, an dem sie hingen oder das ich sehr mit ihnen verbinde.

      Liebe Reihen-Grüße zurück! :-)))

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  4. Gratulation zum Zucchino!
    Wenn ich bedenke, was du vom Wetter in den letzten Wochen so immer geschrieben hast, hat er sein Bestes gegeben. Ich hatte schon befürchtet, dass er ersoffen oder erfroren ist.
    Hat er euch gemundet? Und kommen jetzt wieder neue Blüten, aus denen sich noch was Nettes entwickeln könnte?
    Lieben Gruß

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    1. Das hatte ich auch befürchtet - oder aber, dass sie aufgefressen worden wäre, weil sie halb auf der Erde auflag.
      Roh hat sie tatsächlich gut geschmeckt, habe eine ganz dünne Scheibe versucht, nur hätte ich sie wohl besser komplett statt nur halb schälen sollen, denn selbst gekocht ist die Schale noch so hart, dass man sie kaum essen kann
      Blüten kommen immer wieder mal welche, nur dass sich mehr draus entwickeln würde, kann ich nicht entdecken.
      Schaun mer mal, wird eh bei diesem einen Versuch bleiben, schätze ich. ;-)

      Lieben Gruß zurück!

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