Sonntag, 13. August 2023

Wer nie ins tiefe Wasser sprang, ...

 ... muss halt weiter im flachen herumplanschen und wird es so nie erfahren, ob er nicht vielleicht doch ein ganz sicherer Schwimmer ist.

Das lässt sich bei mir eins zu eins auf Handwerkliches übertragen, erst war da das Elternhaus, wo andere für solche Dinge zuständig waren, und dabei blieb es auch, als ich mit F.s Vorgänger Uli zusammen war, denn er war selbstständiger Installateurmeister und rückte sofort mit dem Hilti an, wenn in meiner Wohnung etwas zu werkeln war.

Auch F. kehrte gern den Mann heraus mit der Folge, dass ich bis heute noch nie selber eine Bohrmaschine in der Hand haben "durfte" und mich dann auf die klassische Geschlechterrollen-Verteilung zurückzog, zumal meine Talente eigentlich eher auf ganz anderen Gebieten liegen.

Irgendwie isser mit bis heute ein Rätsel, mein lieber Mann, denn auf der einen Seite braucht nur jemand zu sagen, er bräuche ein Regal, ein Schränkchen, dann fährt er los, besorgt Material und baut das Gewünschte ruckzuck zusammen, genau wie er auch problemlos ein Waschbecken oder Armaturen austauscht, aber auf der anderen Seite guckt er dann tatenlos zu, wie sein eigenes Haus verfällt.

Hilflos machte mich das und der Klick im Kopf kam erst, als mein Bruder sich ebenfalls ein Haus kaufte und - genauso unbeleckt wie ich - prompt anfing, dort am Mauerwerk zu arbeiten und immer größere Renovierungsarbeiten in Angriff nahm.

Wenn der das kann, warum dann  nicht ich auch?

Eben, warum eigentlich nicht? Den Spruch mit den zwei linken Händen lasse ich nicht gelten, scheint er mir doch eher eine bequeme Ausrede zu sein, weil das, was die Hände tun, ja vom Kopf bestimmt wird, es ist also reine Kopfsache, ob ich etwas will und mich dann in die Lage bringe, es auch umzusetzen.

Also zog ich los in den Baumarkt und hatte dort das große Glück, auf einen wirklich kompetenten Mitarbeiter zu treffen, dem ich die marode Außenwand unseres Badezimmers beschrieb.

Er erklärte mir in Kurzform, in welcher Reihenfolge ich was zu tun hätte und ich notierte mir auf einem Zettel:

Alles Lose abschlagen, abbürsten, dann mit hartem Wasserstrahl abspritzen, trocknen lassen, mit Tiefengrund einlassen, Löcher mit Zementmörtel auffüllen, dabei teilweise Gewebeband einarbeiten, wieder Tiefengrund und so weiter und so fort.

Vermutlich standen selbst diese Punkte noch nicht einmal alle auf meiner Liste, aber ... lerarning by doing ... ich lernte wirklich täglich hinzu, suchte mit zusätzlich Tipps im Internet, arbeitete mich in immer mehr Materialien hinein und nach rund zwei Wochen und viel Geschmiere sah die geflickte Wand dann so aus:


Einen Tag später so:


... was dann auch von Rex für gut befunden wurde:


Dann nahm ich mir alles rechts von der Tür vor inkl. Hausecke und der daran anschließenden Wand und fühlte mich schließlich so vertraut mit der Materie, dass ich mich nun auch auf die Straße traute, denn es war ja noch mal eine andere Hausnummer, wenn mir jetzt handwerklich begabte Nachbarn dabei zusehen würden. 🙄

Tatsächlich erregte ich so einiges Aufsehen, denn für viele scheint es ein mehr als unüblicher Anblick zu sein, wenn Frauen solche Tätigkeiten ausführen.

Abstellplatz und Anbau lechzten förmlich nach mir, denn besonders die Holzverkleidung des ehemaligen Kioskes, in dem sich heute meine Speisekammer befindet, war einfach nur noch gammelig:


Also runter damit und nun musste auch F. mal mit ran, denn das konnte ich nicht allein, aber immerhin hatte ich genau ausgerechnet, wie viele Pakete welcher Latten wir kaufen mussten, um so wenig Verschnitt wie möglich zu haben ... 

 


... und meine Pläne gingen perfekt auf, so dass ich nach der Anbringung wieder allein übernehmen konnte:


Danach kletterte ich auf dem Dach herum und kümmerte mich um den Giebel, es folgten weitere Außenarbeiten, Vorderfront und andere Giebelseite stehen noch aus und sind im Moment wegen meiner Höhenangst und F.s Luftnot schwierig, aber da war ja auch noch der Flur, der ebenfalls dringend sanierungsbedürftig war.

Hier ein Teil davon nach ersten Berupfungen:


Der Zwischenstand:


Und hinterher:

Auch an den Wänden der Kellertreppe bin ich immer wieder zugange:


Und so hört es nie auf, aber so ist das halt, wenn man sich für ein Häuschen von 1900 entscheidet.

Wusste ich damals nicht, aber im Grunde mag ich es genau so, wie es ist, strahlt es doch mit jeder Faser Individualität und Geschichte aus, ganz anders, als es ein beispielsweise ein modernes Reihenhaus könnte. 

Und obwohl ich durch die viele Übung inzwischen so gut im Thema drin bin und ich so etwas wie Streichen mit Links erledige, ziehe ich es vor, anderen Wänden mit dem Schrubbschwamm statt dem Pinsel zu Leibe zu rücken, was zwar sehr viel anstrengender ist, uns aber das Möbelrücken erspart, denn das ist doch sehr mühsam, wenn man nicht weiß, wohin damit so lange. 

Fast alle Räume habe ich durch, nur der letzte Zipfel vom Esszimmer fehlt halt noch, aber da gehts gerade auch ordentlich vorwärts.

Gestern habe ich angefangen, die ersten beiden Regalbretter an der Wand abzuräumen - rechts oben sieht man noch einen letzten ungeschrubbten Rest der Decke und unten muss ich auch noch ran, aber so langsam wird es - Stück für Stück halt, denn die Wand muss ja immer auch erst wieder trocknen, bevor ich wieder beräumen kann:

 

Was mich überhaupt dazu brachte, das alles noch mal zusammenzufassen, war ein ganz erstaunlicher Umstand.

Diese Wandregale hat F. vor vielen Jahren angebracht, das Holz für die Bretter war völlig unbehandelt und mehr als rauh. Statt es abzuschreifen, kam er auf die Idee, es zu lackieren, er tat es sogar mehrmals, was aber nichts an der rauhen Oberfläche änderte und so hatte ich die ganze Zeit meine liebe Not mit dem Staubwischen.

Nun merke ich deutlich, wie viel es gebracht hat, dass ich mich handwerklich emanzipierte, denn als ich die ersten Bretter in der Hand hatte, beschloss ich, dass es so nicht weitergehen kann, schnappte mir Schmirgelpapier, nutzte eine kurze Regenpause und schmirgelte im Garten kurz und kräftig drüber, schon habe ich eine angenehme und viel pflegeleichtere Oberfläche.

Warum zum Teufel musste erst ich darauf kommen und nicht mein angeblich handwerklich doch so begabter Mann? 🙄

Wo ich das Schmirgelpapier denn herhabe, wollte er verblüfft wissen, aber ... hihi, ich verriet es ihm nicht, denn nachdem er mir den kleinen Werkzeugvorrat, den ich mir selber in der Speisekammer für alle Fälle bereitgehalten hatte, einfach in die Küchenkommode umräumte und ich nix mehr wiederfinde, behalte ich solche Geheimlägerles mal lieber für mich. 🤣

Guter Nebeneffekt der ganzen Aktion, ich sortiere dabei so einiges an Büchern aus. Einen Teil habe ich in eine Kiste gepackt für meine Freundin, der Rest kommt in den öffentlichen Bücherschrank und am Ende des Tunnels sehe ich dann hoffentlich ganz viel Licht. 😊

Unnu gehts hurtig weiter, die nächsten Bretter wollen runter ...


Habt einen schönen Sonntag und ... bleibt bitte gesund! 😉


10 Kommentare:

  1. Boah, was sagt man dazu: Eine Wucht, diese Frau! Mann oh Mann!
    lg Faradei

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    1. Hihi, mein Lieber, nun haste mich dazu gebracht, laut aufzulachen, aber tatsächlich war die Wirkung bei den männlichen Nachbarn auch nicht ganz zu übersehen.
      Als unsere Partyhütte noch in Betrieb war, teilte es sich meist von ganz allein auf, die Frauen am Tisch mit ihren Themen, während die Männer an der Theke standen und über Politik, Fußball oder eben auch ihre handwerklichen Projekte sprachen.
      Auf einmal konnte ich nach Belieben hin und her wechseln, mit fachsimpeln und wurde ernstgenommen, statt mir höchstens ein nachsichtiges Lächeln einzukassieren.
      So ist mir Emanzipation deutlich lieber als per Quote oder Gendern. 😉

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  2. Gratuliere zu den Renovierungen!
    Den Umgang mit einer Bohrmaschine brachte mir vor vielen Jahren der Mann einer Arbeitskollegin bei, und ich bin sehr froh drüber.
    Für alle anderen Renovierungen hole ich mir kompetente Unterstützung. (Aber ich backe den Belohnungs-Kuchen.)
    Lieben Gruß!

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    1. Genau, es kann nie schaden, wenn Frau so etwas beherrscht.
      Wobei ich auch weiß, wie es geht, nur dass man mich eben nie selber lässt.
      Einen Belohnungskuchen hätte ich auch gerne mal. :-)))

      Lieben Gruß zurück! 😉

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  3. Doch, doch, liebe Rex-Mama, es gibt schon Exemplare mit zwei linken Händen :-) Ich war mit so einem verheiratet, und der hatte nicht nur zwei linke Hände, die waren auch noch um 180° verdreht. Da kam es schon vor, dass plötzlich - einfach so, räusper - das ganze Haus ohne Strom oder das Telefon der Nachbarn tot war. Oder ich ihn ins KH bringen musste, weil er statt den Nagel das Daumengelenk getroffen hat....

    Respekt vor deiner Leistung! Hätte bestimmt nicht so gut geklappt, wenn der Besserkönnermann nicht aushäusig gewesen wäre :-))))

    Das Schrubben der Wände ist aber auch schon eine jahrelange Plage, oder? Ist halt nicht so einfach, wenn man nicht so kann wie man gern möchte ;-)

    Lieben Gruß :-)

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    1. Aber da war dann auch eher der Kopf schuld als die Hände, oder, liebe Hermine? 🤣
      Hast schon recht, hätte F. mir die ganze Zeit über die Schulter geschaut, wäre das alles gar nix geworden. Als es nach wochenlanger Vorarbeit endlich ans finale Streichen der ersten Außenwand ging - ausgerechnet an einem Wochenende, habe ich ihn ins Haus gesperrt und Übelstes angedroht, sollte er sich blicken lassen, bevor ich ihn rufe. 😂
      Und die erste Reaktion werde ich nie vergessen, denn spontan begann sein Gesicht beim ersten Anblick richtig zu strahlen, dann sah man aber, wie sich ein Schatten drüberlegte und prompt kam: Ja, schon okay, aber die Farbe ... ist irgendwie zu rötlich, oder? (gggggrrrrrrmppppfff)
      War wohl einfach nötig fürs geplagte männliche Ego. 🙄🤣
      Und ... seufz ... natürlich zieht sich der ganze Spaß über Jahre hin, denn es sind doch sehr viele Wände, die zu bearbeiten sind, und so ein "paar Kleinigkeiten" hat man ja nebenher auch noch zu tun, sprich, ich muss mir die Zeit für solche Sonderaktionen immer irgendwie aus dem Ärmel schütteln.
      Aber besser als Langeweile, oder? *g*

      Lieben Gruß zurück! :-)

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  4. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Da hast du echt ganze Arbeit geleistet. "Schöner wohnen" mit der "Rex-Mama!"

    Ich bewundere sehr deine angeeigneten handwerklichen Fähigkeiten, deine Zähigkeit und Biss.
    Denn ich wahrscheinlich für das Thema Handwerk niemals aufbringen könnte. In meiner Familie sind fast alle großartige Handwerker sind. Ob beruflich oder eben privat.
    Ich hingegen bin da vollkommen aus der Art geschlagen.

    Wie es bei dir blitzt nun, toll, dass du immer weitere Ideen entwickelst, großartig. Meine Bewunderung ist dir sicher.

    Du schreibst, dass es stark vorangeht. Vielleicht findet nach Abschluss dieser Arbeiten die "Rex-Mama" auch mehr Zeit für sich? - Kann dann auch einfach mal das geleistete genießen?

    Ich würde mich wirklich sehr für euch freuen, wenn das im nächsten Jahr mal klappen würde, mit dem erwünschten Urlaub.
    Ganz sicher würde er vor allem dir guttun.



    Liebe - bewundernde - Grüße
    Vom lifeminder

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    1. Lach, mein Lieber, ich glaube, der Unterschied liegt einfach darin, dass du bis jetzt immer Menschen um dich hast, die diese Dinge übernehmen.
      So war es ja früher bei mir auch und prompt hielt ich mich für handwerklich völlig unbegabt, doch wenn es dann auf einmal an einem selber hängt, ob und was sich verändert, dann kann man halt auch in die Puschen kommen, es sei denn, man lässt alles so oder hat das nötige Kleingeld, Fachleute zu bezahlen.
      Das Vorangehen bezog sich nur auf das Esszimmer, ansonsten warten noch so einige Baustellen auf mich und das ist auch gut so, denn für mich klingt es gar nicht verführerisch, ganz viel "Zeit für mich" zu haben.
      Meine Freundin beschrieb mir ihren Tag kürzlich so: Spazieren gegangen, gelesen, TV und ansonsten dem Regen zugeschaut.
      Ehrlich, ich würde vermutlich in ein ungeheuer tiefes Loch fallen, hätte ich auf einmal nicht mehr das Gefühl, Aufgaben zu haben und gebraucht zu werden. -)
      Und Urlaub, mal schauen, im Grunde bin ich sogar gern zu Hause, weil ich mir hier alles so eingerichtet habe, wie es unseren Bedürfnissen entspricht - das finde ich an keinem Urlaubsort so. Es geht mir eigentlich nur ums Meer ... ;-)

      Liebe Grüße zurück! :-)))

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  5. Ein hoch auf die Baumeisterin. Das muß doch sein. Und wieder kommenbei mir Erinnerungen auf. NEIN, nicht beim Benutzen der Bohrmaschine. Ja, das mit dem Schwimmenlernen bei mir das war schon ein "Drama". Erst mit in der letzten Schulklasse lernte ich das, weil wir schwimmen hatten. Eine Stunde Hallensport und eine Stunde schwimmen. Da begann ich zaghaft mit Brustschwimmen. Nach den ich immer es mit Kraulen versuchte.

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    1. Ach, guck an, dann hast du es also gar nicht von den Eltern gelernt?
      Da hatte ich es natürlich sehr komfortabel, weil wir ja im Sommer täglich im Schwimmclub mit seinem riesigen Freigelände am See waren und im Winter dann regelmäßig im Hallenbad.
      Ich war sechs, als ich Frei- und am übernächsten Tag gleich den Fahrtenschwimmer machte, und für meine Eltern war das vermutlich genauso wichtig wie für mich, konnten sie uns doch fortan unbeaufsichtigt im Club herumflitzen lassen.

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