Montag, 21. August 2023

Alles drin im Tag

 Im Esszimmer bin ich wieder zwei Bretter weitergekommen und staunte nicht schlecht, dass es allein in dieser Regalecke 14 Stück sind.

Unfassbar, ich hatte sie tatsächlich noch nie zuvor gezählt und mache mir erst jetzt Gedanken darüber, wo ich sie eins nach dem anderen abbaue und mit Schmirgelpapier und Holzpflege behandele.

Ausgerechnet mittags, als ich mich endlich den aufgelaufenen Umfragen widmen konnte, schaltete F. den Fernseher ein, um sich das Endspiel anzusehen, nicht gerade förderlich für meine Konzentration, aber da musste ich nun durch.

Am Rande bzw. mit einem halben Ohr bekam ich dadurch mit, was vor sich ging, auch wenn es mir persönlich piepegal war, wer gewinnen würde, doch aufhorchen tat ich, als der Kommentator am Ende sagte, Spanien sei nun WeltmeisterIN. 

Keine Ahnung, ob das witzig sein sollte oder eher der Gender-Besessenheit geschuldet, auf jeden Fall stieß es mir übel auf, denn wenn man Sprache immer unlogischer macht, um vermeintlichen Minderheiten nach dem Mund zu reden, dann geht mir das zu weit! 

Und sofort musste ich an das denken, was ich morgens gelesen hatte, dass der WDR jetzt nämlich auch "Harald Schmidt mit einem Warnhinweis versieht".

Amüsiert habe ich mich über den weiter unten im Artikel erwähnten Kommentar von Schmidt selbst dazu: "Weltklasse! Ein echter 'Schmidteinander'-Gag." 😁

Treffender hätte er es nicht sagen können, denn es ist für mich wirklich unfassbar, wie man ständig neue Empindlichkeiten ersinnt, die irgendwer gegen irgendetwas entwickeln könnte, und alle müssen das dann immer bei am besten jedem Wort berücksichtigen. 🙄

Genau damit bringt man die Menschen dazu, immer empfindlicher und letztlich immer zickiger zu werden, weil jede noch so kleine Befindlichkeit zu etwas ganz Großem hochstilisiert wird.

Hat ein Kind sich auf die Nase gelegt (ohne dass überhaupt etwas passiert wäre außer dem Schrecken) kann ich es mit ausgiebigem Mitleid dazu bringen, dass es sich ins Heulen und Jammern nun vollends hineinsteigert, oder ich kann es so machen wie mein Papa einst, der dann gerne sagte: "Ohhh, guck mal, hast du gesehen? Da flog gerade ein Löwe vorbei, der Mundharmonika spielte. Hörst du die Musik nicht?" 

Das wirkte immer, denn vor lauter Staunen vergaß ich doch glatt dass gefühlt doch ach so schwere Leid. 🤣

Bei Hunden übrigens das Gleiche, wie ich bei Gewitter und Feuerwerk wieder sehr deutlich merkte.

Rex gerät in Panik, F. spielt den großherzigen Tröster, sonnt sich regelrecht in seiner mitfühlenden Überbeschützerrolle und erreicht damit genau das Gegenteil, denn nun steigert sich der Hund erst recht in seine Angst hinein, gibt F. ihm doch das Gefühl, dass diese mehr als berechtigt ist.

Ich dagegen bin die vermeintlich Kaltherzige, indem ich ihn zu mir rufe und ihn sich ablegen heiße, ohne weiteres Gedöns, denn er soll die Situation ja als normal und eben nicht als bedrohlich empfinden.

Der Effekt ist nicht zu übersehen, dadurch kommt er zusehends zur Ruhe, und genau das ist es ja, was erreicht werden soll.

Alles andere ist schlicht falsch verstandene Liebe ...


Tja, und mit dem Thema Liebe ging es abends weiter, wenn auch leider sehr traurig.

Knapp 15 Jahre ist es her, F. stand noch voll im Berufsleben und da er sehr früh aufstand, hatte er sich angewöhnt, abends meist schon um achte ins Bett zu verschwinden.

Für mich nicht eben der Brüller, also begann ich zu chatten und landete innerhalb einer großen Community in einem ganz winzigen Raum, in dem ich mich vom ersten Tag an zu Hause fühlte.

Der Betreiber war ein Mann, "L", unser "Küken", und lebte im nahen Ausland, aber die weiblichen Stammunserinnen lernte ich schon bald persönlich kennen, freundete mich besonders mit C. sehr an, wir besuchten uns hin und her und ich geriet mitten in die Wirren rund um ihre unschöne Scheidung, mochte auch ihre drei halbwüchsigen Töchter sehr.

Sie und L waren mehr als eng miteinander, gemeinsame Zukunft war angedacht, doch dann erkrankte Letzterer an Krebs und er musste auch noch seinen geliebten Hund einschläfern lassen.

Es begann eine für uns alle, besonders aber für die beiden sehr intensive Zeit, die leider mit seinem Tod endete, wodurch dann der Chatroom zerbrach.

Lose blieben C. und ich trotzdem in Kontakt, der aber immer weniger wurde, weil sie sich nun mit aller Kraft ins "real life" stürzte und auch jemand Neuen kennen lernte.

Was ich ihr von Herzen gönnte und da ich nicht zu denen gehöre, die mit Erwarungshaltung an Beziehungen jedweder Art herangehen, war die Sache für mich so absolut in Ordnung, sprich, ich käme nie auf die Idee, mich von jemandem dann böse abzuwenden nach dem Motto: Du hast keine Zeit oder Lust mehr auf mich, dann geh doch zum Teufel ... 

Gestern nun stolperten wir fast zufällig im Internet übereinander, sie fragte, ob sie mich anrufen könne, was ich natürlich bejahte und schon waren wir mitten in einem langen Gespräch.

Das mich mehr als erschütterte.

Kurz nachdem wir uns aus den Augen verloren hatten, erkrankte auch sie an Krebs, fand immerhin eine gute Stütze im meinen Partner, gilt inzwischen ... toitoitoi ... als geheilt, zog mit ihm zusammen, man verlobte sich, wollte heiraten, doch nach fünf Jahren war Schluss: Er ging "kurz mal auf den Fußballplatz", fiel dort um, einfach so, kam ins Krankenhaus und starb dort wenige Tage später. 

Wie viel Leid muss ein Mensch ertragen können? Wer denkt sich so eine Scheiße für uns aus?

Würde ich an einen Gott glauben, hielte ich ihn inzwischen für einen ziemlichen Sadisten, denn irgendwann muss doch auch echt mal gut sein. 😣

Wir haben uns fest vorgenommen, nun den Kontakt wieder beizubehalten und uns nach Möglichkeit demnächst auch mal wieder zu treffen, und unterm Strich muss ich sagen, so etwas macht einen wirklich demütig.

Statt sich über Kleinigkeiten aufzuregen, sollte man wirklich das genießen, was man hat.

Was mich natürlich trotzdem nicht davon abhalten wird, immer wieder mal loszumoppern, aber verinnerlichen sollte man es trotzdem, nicht wahr? 😉


Heute früh hatte ich dann den richtigen Riecher, indem ich mich schon beizeiten hinstellte und eine große Schüssel Wurst/Gemüse-Salat anfertigte, eigentlich nur, damit er bis morgen richtig schön durchgezogen ist, doch nun kam gerade eine Nachricht von A., die für morgen früh ein Treffen vorschlug. 

Das passt ganz prima, was will man mehr? 😀


Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉


4 Kommentare:

  1. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Es is eine absolute Minderheit, das ist bewiesen, die Wert auf Gendern und Co. legt. Natürlich kann und man einige Dinge abändern und ändern, damit sie in die Zeit passen, gewisse Worte kann und darf man auch aus seinem Sprachschatz streichen.

    Jedoch gewisse Begriffe zu verstümmeln sehe ich nicht ein.
    Ich erinnere mich an Artikel, bei denen schon vor 20 oder mehr Jahren erklärend dabeistand: "Aus Einfachheit wurde die männliche Form gewählt". Niemand regte sich darüber auf. Zumindest niemand in meinem Umfeld. Ob Weiblein oder Männlein.

    Die Versehen "Harald Schmidt" mit einem Warnhinweis? - tssssssss. Sachen gibt es.

    Die Geschichte mit deiner Bekannten tut schon weh beim Lesen. Manchmal fragt man sich, wie viel Leid kann ein einzelner Mensch wohl ertragen?

    Ist es nicht lustig, dass wir uns auch immer mal wieder im Blog durch verschiedene Erfahrungen über dieselben Themen innerhalb weniger Tagen schreiben? So zum Beispiel jetzt zur Demut und wie hart und zart das Leben sein kann?

    Ich wünsche dir einen wunderbaren Tag mit "A" und freue mich für dich, dass du schon wieder eine Freundin aus der Versenkung aufgetaucht ist.



    Liebe - alles drin im Leben - Grüße
    Vom lifeminder

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    1. Das ist ja das Verrückte, lieber lifeminder, dass es einer kleinen Minderheit gelingt, ein ganzes Land in Punkto Sprache und angeblicher Korrektheit vor sich her zu treiben, immer die Keulen zum Mundtotmachen bereit, wenn man sich wagt, Kritik daran zu üben.
      Das wir mitunter zu den gleichen Schlüssen in Bezugs aufs Leben kommen, fiel mir auch schon auf und ... hihi, ich hatte ganz vergessen zu erwähnen, wie sehr ich dich darum beneidete, einfach mal eben unter die Dusche springen zu können, als du das erwähntest. :-)))

      Liebe Alles-drin-und-dran-Grüße zurück! :-)

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  2. Tja, liebe Rex-Mama, das was du da schreibst ist eben nicht lustig. Wenn man Pläne geschmiedet hat und dann geht das wie mit deiner Bekannten ziemlich in die Hosen. Dann verzweifelt man schon sehr.
    Am Samstag bei der Oldtimerausfahrt lernten wir ein Ehepaar kennen. Er hat Krebs und einen künstlichen Ausgang. Anmerken ließ er sich nichts. Ich habe versprochen ihnen Bilder zu schicken über die sie sich sehr gefreut haben. Mein Beifahrer hat mir von der Besteattung meines Klassenkameraden erzählt, der schon in einer Urne hier aus Kuba ankam. Herinfarkt. Er wurde im Februar 70 Jährchen alt. Und ich bleibe dabei: jeden Tag dankbar zu sein. Dankbar fürs Leben. Und was die Frauen Fußball WM betrifft geht es mir wie dir: es ist mir egal wer Sieger wurde.

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    1. Genau das ist es, lieber Helmut, man sollte jeden Tag bewusst genießen, denn keiner weiß, was kommt.

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