Freitag, 25. August 2023

Rex und Püppi gleichzeitig - wäre das gutgegangen?

 Diese Frage kam in den gestrigen Kommentaren auf und ich kann sie mit einem ganz sicheren Ja beantworten.

Das hier war Püppi und wie man sieht, konnte ich zu ihrer Zeit meinen Garten hegen und pflegen, wie ich wollte. Sie liebte Blumen, oft sah ich ihr zu, wie sie sie ganz vorsichtig mit Hingabe beschnüffelte, aber nie setzte sie auch nur eine Pfote in mein Beet, war ja sogar traurig, wenn sie auf dem damals noch vorhandenen Rasen versehentlich einen Krokus umgetreten hatte:


Hier untersucht sie die "wichtigste Stelle" an der kleinen Lissy, dem Yorkie meiner Tante:


Und hier zum Vergleich Rex vor einem Teil des leider schon ziemlich zerstörten Gartens:

Von Püppi weiß ich nur, dass sie auf Gran Canaria von einer Frau hochträchtig am Strand aufgefunden wurde, habe aber keine Ahnung, was aus den Babys wurde.

Aufgrund der optischen Ähnlichkeit ist es denkbar, dass Rex tatsächlich einer ihrer Nachkommen ist, aber nichts Genaues weiß man nicht, nur dass sie dann beide letztlich im dortigen Tierschutz und am Ende bei uns landeten.

Und so ähnlich sie sich sehen, so unterschiedlich sind sie doch vom Charakter her.

Audrey Hepburn vs. John Wayne, so kann man es wohl am besten auf den Punkt bringen.

Hier der rauhe Rabauke, der sich gerne aufplustert, die Hand sozusagen ständig am Colt und da das zarte, liebevolle und dabei hochintelligente Wesen.

Püppi, die ja eigentlich Sissi hieß, hatte durchaus Temperament, war aber gleichzeitig sehr umsichtig, bedacht und gab einem das Gefühl, dass sie wirklich in sich selbst ruhte.

Ungeheuer lieb, eher schon liebevoll war sie, und das zu wirklich jedem Lebewesen, wobei sie sich aber durchaus auch auf ihre Art durchsetzen konnte.

Der kleinen Lissy hatte sie in Nullkommanichts vermittelt, was hier im Hause für Hunde erlaubt war und was nicht, beispielsweise wunderte sich meine Tante, dass ihr Liebling ihr auf einmal nicht mehr aufs Klo folgte, wie er das daheim immer tat.

Von uns hatte keiner etwas gesagt, also musste es Püppi gewesen sein, die hier die Lehrerin spielte, und in dieser Art erlebte ich das oft mit ihr.

Ein Freund von uns hatte sich einen Dalmatinerwelpen zugelegt, süß, winzig, ungestüm. Püppi spielte geduldig mit ihm, doch als der Lütte arg wild wurde, meinte der Freund zu ihm: "Du, das  ist schon eine alte Dame, tu langsam ..."

Hihi, Püppi war gerade mal acht, hatte also noch fast 10 Jahre vor sich und sie blieb bis zum Alter von fast 17 Jahren topfit.

Eines Tages, der kleine "Lasco" war inzwischen größer als Püppi, aber noch im Halbstarkenalter, fuhren wir gemeinsam für ein Wochenende auf den Campingplatz, wo ich Püppi einen Knochen gegeben hatte.

Wir grillten, saßen am Tisch, quatschten und nebenher beobachtete ich mit einem Auge, wie Lasco immer wieder versuchte, ihr den Knochen zu stibitzen.

Mehrmals verwarnte sie ihn, er zog sich zurück, versuchte es erneut und plötzlich ... hörten wir nur noch ein Aufquieken und sehen Lasco im hohen Bogen in die Hecke fliegen. 😂🤣😂

Da ist ihr dann wohl doch die Hutschnur gerissen und sie hat mal eben zugezwickt, so zart, dass es keine sichtbare Spur gab (es war wohl mehr ein Kneifen gewesen), aber doch so spürbar, dass Lasco zutiefst beeindruckt war.

Alle drei waren wir baff, wie es ab diesem Moment lief: 

Püppi lag auf dem Rasen, knabberte genüsslich an ihrem Knochen herum und Lasco saß hoch aufgerichtet in respektvoller Entferung und beobachtete sie dabei.

Auch an ihren Napf traute er sich erst heran, nachdem sie alles bis auf den letzten Krümel aufgeschleckt hatte, und dabei blieb es, fortan war Püppi die Bestimmende, wenn die beiden zusammen waren.

Genauso wäre es vermutlich mit Rex gelaufen, er hätte gemerkt, dass er mit Aufplustern bei ihr nicht weiterkommt, und hätte sich letztlich ihrer Führung anvertraut, sie hätte ihm die Sicherheit gegeben, die er so dringend braucht.

Hach ja, so war sie, meine Püppi, meine, hm, Seelenfreundin, anders kann ich es gar nicht beschreiben, denn dieses Band zwischen uns war ungeheuer eng und - wäre dieses Wort nicht von Religionen so abgenutzt, würde ich es schlicht als Wunder bezeichnen, was damals geschah.

Ich, die mit Tieren so gar nichts am Hut hatte, vor Hunden dank meiner Erziehung ja sogar schreckliche Angst, wollte einfach nur Fahrrad fahren, betrete ein Tierheim, sie steht hochaufgerichtet in ihrem Zwinger, schaut mir in die Augen und in der gleichen Sekunde wusste ich, wir gehören zusammen.

Unbeschreblich, was dieses "Tier" in und an mir in Gang setzte und eines kann ich sagen, ich habe mit Sicherheit sehr viel mehr von ihr gelernt als sie von mir und bin immer noch dankbar für jedes unserer gemeinsamen 15 Jahre. 

So "wohnt" sie heute, ähnlich geborgen wie das siebte Geißlein in der Uhr, die Zeit läuft also MIT ihr weiter, wenn auch in etwas anderer Form und in meinem Herzen wird sie sowieso für immer drinbleiben.


 

Eines muss ich auch kurz noch mal erzählen, und zwar von ihrer Einäscherung.

Nachdem sie in meinen Armen gestorben war, holte unser Tierheilpraktiker sie ab und regelte alles mit dem Krematorium in Holland.

Einige Tage vergingen, ich wusste nur, dass er mich irgendwann informieren wollte, wenn er die Urne bekommen hätte, mehr nicht.

Und was dann geschah, ist mir bis heute ein Rätsel:

Traurig war ich, ungeheuer traurig, sehnte mich mit jeder Faser nach meinem Mädchen, so sehr fehlte mir ihre Anwesenheit und so ungeheuer düster war alles in mir, als hätte sich ein dunkler Vorhang vor alles geschoben.

F. war zur Arbeit, ich selbst saß lustlos am großen PC im Esszimmer herum, unfähig, viel mit mir anzufangen, fummelte an irgendetwas herum, als unvermittelt der Satz in mir auftauchte "Jetzt ist alles gut ...".

Was'n das für ein Quatsch? Gar nichts ist gut. Ich weiß noch, wie ich das sehr bewusst so dachte, doch trotzdem kam nun Helligkeit hinzu, so als wäre der Vorhang auf einmal aufgezogen worden.

Hm ...?

Und nur einige Sekunden später schellte das Telefon.

Eine Frau stellte sich als Mitarbeiterin des Krematoriums vor, sie wolle mir mitteilen, dass mein Hund soeben eingeäschert worden sei ...

Genau so, in dieser Reihenfolge, spielte es sich ab, also erst dieses Gefühl grenzenloser Erleichterung, und dann erst kam der Anruf (ich hatte ja nicht einmal gewusst, dass die meine Telefonnummer hatten, geschweige denn eine Vorstellung, wie und wann es in Holland weitergehen würde) und ich kann es mir wirklich nicht erklären, was da vor sich ging.

Nur eine Ahnung bleibt, dass es eben doch sehr viel mehr zwischen Himmel und Erde geben mag, als wir uns träumen lassen.

 

Danke, lieber lifeminder, dass du mich auf diese Erinnerungen brachtest, auch wenn ich heute eigentlich ganz etwas anderes erzählen wollte, denn dafür ist morgen ja auch noch Zeit. 😊 


Nun wollte ich mich eigentlich umgehend auf den Weg zum Einkaufen begeben, doch gerade wird es stockdunkel und fängt an zu rumpeln, also werde ich wohl erst mal Rexibubi beschützen müssen vor dem bösen Wetter und dann später losmarschieren.

Essen für F. steht zum Glück schon fertig, also alles kein Problem und ich bin gottfroh, dass ich gestern in die Pötte kam und die Hecke zumindest von innen fertig habe.


Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😀


5 Kommentare:

  1. Also ich bin jetzt gerade mal ehrlich, wenn du nichts dazu geschrieben hättest waäre es mir nicht aufgefallen, dass das zwei verschiedene Hunde sind. Auch Tiere sind verschieden genau so wie es wir Menschen sind. Habe ich dir eigentlich erzählt, dass ich auch mit einem Rex aufgewachsen bin? Er sah genau so aus wie deiner. Ich hatte ein sehr gutes Verhältnis zu ihm. Eines Tages kroch ich einfach zu ihm in die Hütte (damals war ich nur sehr klein und jung). Ich wurde gesucht, denn es sollte Mittagessen geben, Rex saußte aus der Hütte und bellte die Suchenden an. Wenn ich mir das so überlege, gibt es immer wieder schönen Erinnerungen durch deinen Blog. Vielen Dank dafür.

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  2. Du wirst lachen, auch F. verwechselte die beiden, als ich ihm heute früh diese Fotos zeigte. Sie sehen sich aber auch wirklich verdammt ähnlich. :-)
    Was für eine nette Erinnerung mit "deinem" Rex und es freut mich, wenn ich so etwas ab und zu in dir hochholen kann, denn was wären wir letztlich ohne unsere Erinnerungen?

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  3. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Mir wäre das auch nicht am Hund aufgefallen, dass das 2 verschiedene sind. - Wen man nicht deinen Blog lesen würde, nicht über Rex Rennstrecken und mehr Bescheid wüsste, würde man gar nicht den liebenswerten Rabauken in ihn vermuten.

    Selbst ich, der ähnlich wie du wohl vor deiner Hundebesitzerzeit tickst, finde Rex und Püppi auf Fotos eher niedlich wie erschreckend.

    So ene Seelenverwandtschaft muss etwas großartiges sein. Wobei ich glaube, selbst wenn ich Erfahrung hätte mit den Hunden für einen Strolch wie Rex würde mir einfach die Geduld fehlen.

    Wie schön Püppi den Platz in der Uhr zu geben. So ist sie wirklich zeitlos. - Ich wusste gar nicht das man urnen in deutschland besitzen darf.

    Ich freue mich sehr, dass auch ich einmal eine Erinnerung aus dir hervorholen konnte, normalerweise ist das ja eher umgekehrt der Fall.
    Besonders neben den Blog, deine Kommentare unter meinen Blog geben mir fast immer etwas zum Nachdenken und bringen sehr oft etwas in mir hervor, das ich in den Tag mitnehmen.

    Wie nachhaltig deine Blogs bei mir sind, habe ich gerade wieder heute gemerkt, wie du von Püppi, Lissy geschrieben hast und später von dem anderen Hund, von dem sich Püppi nicht den Knochen abjagen lassen hat. Denn darüber habe ich schon einmal in der Vergangenheit sehr geschmunzelt.

    Von einem Hund mit solchem Feingefühl wie Püppi habe ich noch nie gelesen. - Wenn ich Hund sehe - an mir laufen doch einige tagtäglich Vorbei- sind die meist grob und keinen gar keine Rücksicht, ob Blumen oder sonst etwas.



    Liebe - heute sind wir einmal mehr so richtig auf den Hund gekommen - Grüße
    Vom lifeminder

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  4. PS: "Danke für die ausführliche Beantwortung meiner Frage ;)

    Euch ein schönes Wochenende!

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    1. Kicher, lieber lifeminder, als ich deine Frage las, ahnte ich gleich, das sich das verselbstständigen würde, und im Grunde ist ja gerade dies das Schöne, wenn wir uns gegenseitig zum Nachdenken anregen können, nicht wahr?
      https://www.youtube.com/watch?v=6pqluQyBVvk
      Dieses Video entstand, als Rex noch fast neu bei uns war, und man kann ein bissl erkennen, dass selbst F. ihn kaum halten konnte, denn der Bursche war ein unbändiges Kraftpaket und überhaupt nicht bereit, uns auch nur ansatzweise wahrzunehmen. Er zog sein Ding durch auf Biegen und Brechen und tatsächlich brauchte ich nicht nur viel Geduld, sondern auch einigen Mut dazu, mich bei ihm durchzusetzen.
      Püppi dagegen war Seele pur, und genau das sprach auch aus ihren Augen. Nicht umsonst waren sie es ja gewesen, die mir gar keine andere Wahl ließen, als sie sofort mit mir zu nehmen, und auch andere erkannten das offenbar, denn manchmal wurde ich von wildfremden Menschen angesprochen: Was hat dieser Hund für wunderschöne, warme Augen.
      Mein Bernsteinäuglein nannte ich sie mitunter deshalb auch.
      Bei Rex sprachen die Augen übrigens genauso Bände. Schon auf dem Foto- und Videomaterial von Gran Canaria erkannte ich seine enorme Frechheit und warnte F. auch deutlich, doch er war halt hin und weg, weil er Püppi optisch fast wie ein Zwilling glich. Also ließen wir ihn kommen und ... fortan war ich es, die ihre liebe Müh damit hatte und mehr als einmal ungebremst mit dem Kopf an die Wand rennen wollte.
      Zu schade, dass die ganzen alten Einträge weg sind, denn beim Lesen käme ich vermulich selber ins Grübeln, wie ich es überhaupt schaffte, aus ihm dann doch noch einen umgänglichen Hausgenossen zu machen. 🤣

      Liebe "Auf den Hund zu kommen, kann sooo schön sein"-Grüße zurück! 😀

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