Mittwoch, 16. August 2023

Wolf, Schaf und Kohlkopf

 Erinnert ihr euch an diesen Rätselklassiker?

Falls nicht, in diesem kurzen Video ist es recht vergnüglich anzusehen, was das Bäuerlein sich einfallen lassen muss, um alle drei über den Fluss zu schaffen, ohne dass sie sich gegenseitig auffressen:


 

Daran muss ich immer wieder denken, während ich hier mit meinen Büchermassen herumjongliere, nur fehlt mir der Platz nicht im Boot, sondern auf dem Tisch.

Den Stand von vorgestern zeigte ich euch ja:


 Gestern sah es dann so aus:


Pro Tag schaffe ich nicht mehr als zwei Regalbretter, denn erstens habe ich ja auch noch reichlich andere Dinge zu erledigen und zweitens ist es tatsächlich sehr zeitraubend, die Bücher erst mal alle zu sichten, zu reinigen und dann zu sortieren: Was behalte ich, was kommt in den Karton für meine Freundin und was könnte ich in den öffentlichen Bücherschrank tragen, der hier in einer alten Telefonzelle untergebracht ist.

Bei Letzterem macht sich mal wieder mein hervorragendes Händchen fürs richtige Timing bemerkbar, denn ausgerechnet jetzt wird der Marktplatz umgestaltet - wie immer geht es daraum, Parkplätze zu reduzieren, um den Leuten das Autofahren zu vergällen, und natürlich befindet sich die Telefonzelle genau in dem abgesperrten Bereich.

Am Montag beobachtete ich dort eine ältere Frau, wie sie mit einer Tasche voller Bücher einfach hineinmarschierte in dieses Areal und den Bücherschrank ansteuerte, doch ... hui, das sah verdammt gefährlich aus, denn zeitgleich rangierte dort ein mächtiger Radlader herum, und von dem überfahren zu werden, stelle ich mir nicht besonders reizvoll vor.

Heißt also, ich kann im Moment nix loswerden und so wachsen hier die Stapel vor sich hin, der eine in der Altpapierkiste, der nächste auf dem Küchentisch (das sind die für die Zelle) und dann noch der Karton für A., der mir ständig im Wege steht, während auf dem Esszimmertisch die zwischengelagert sind, die dann wieder ins Regal dürfen (und müssen, damit ich Raum für die nächste Ladnung habe), aber erst wenn die Wand vom Schrubben getrocknet ist und das Brett abgeschmirgelt und mit Holzpflege eingelassen.

Mühsam, wirklich mühsam und zeitraubend, aber auf der anderen Seite kommen auch ganz viele Erinnerungen hoch, denn ähnlich wie mit alten Musikstücken verbinde ich auch mit Büchern ungeheuer viel: Wann fand es von wo und wie den Weg zu mir, wann und wo las ich es?

Die Schwesternschülerin Susanne Barden fällt mir dazu ein, diese Jugendbuchreihe von Helen D. Boylston, die ich als junges Mädel verschlang und mir immer von der Stadtbücherei anschleppte.

Damals nähte ich  mir den ersten bodenlangen Baumwollrock selber auf Mutterns alter "Pfaff" und im Radio lief oft dies hier:

Höre ich heute etwas von Queen, lande ich automatisch bei der lieben Susanne B., denke daran zurück, wie sie mich kurzfristig sogar animierte, Krankenschwester werden zu wollen (wofür ich von meiner Mutter nach Kräften ausgelacht wurde), und sehe mich im langen Rock und Jesuslatschen gemeinsam mit anderen im "Hippielook" auf der Wiese im Stadtpark herumsitzen.

Hach ja, was hatte man doch alles für Träume irgendwann ...

Als ich frisch in Stuttgart war, entdeckte ich sofort einen kleinen Laden am Schlossplatz, in dem man Bücher 2 gegen 1 tauschen konnte, und natürlich schlug ich direkt zu, denn in meinem möblierten Zimmer hatte ich ja abends keine andere Unterhaltungsmöglichkeit als das Lesen.

Wie schön fand ich es, als sich auf einer der Kommoden nach und nach eine ganze Reihe einfand, so wohnlich, so gemütlich machte das meinen Raum und ich beschloss, irgendwann einmal ein ganzes Bibliothekszimmer haben zu wollen.

Einige Monate später begann ich in der Kundenbetreuung einer großen Buchgemeinschaft zu arbeiten, wie herrlich, im Keller gab es einen Verkaufsraum nur für uns Mitarbeiter, wo wir zweimal in der Woche fest gebundene Bücher, Remittenden zu wahren Schäppchenpreisen erstehen konnten.

Oh ja, ich schlug zu, und das nicht zu knapp, eigentlich fast passend zu meinem Wohnumfeld, dass sich zunächst auf ein Ein-Raum-Apartment und dann auf eine Zwei-Zimmer-Mansarde vergrößerte.

F. stieß zu mir, baute mir im Schlafzimmer ein hohes Wandregal, weil der Platz im Wohnzimmer schon  lange nicht mehr ausreichte, denn neben Romanen wurden auch die Nachschlagewerke immer mehr - wer konnte schon ahnen, dass man eines Tages fast alles im Internet würde herausbekommen können?

Dann war da noch das große Haus im Schwarzwald - selbst wenn wir die Kinder haben würden, die ich damals noch als ganz selbstverständlich voraussetzte, hätte ich auf jeden Fall einen ganzen Raum nur für Bücher zur Verfügung, also wurden es immer noch mehr ... bis der Traum platzte und wir das Haus verkaufen mussten, um die Schwägerin am Erlös teilhaben zu lassen.

An sich auch im nächsten Haus kein Problem, wäre dann nicht noch die Bibliothek vom Großonkel hinzugekommen, vor allem auch der antike Schrank mit den Hunderte von Jahren alten Gesamtausgaben und natürlich die, die ich von jedem Ausflug in die Stadt noch anschleppte ... 

Und nun sitze ich da mit all meinen Schätzen und mir blutet tatsächlich das Herz bei jedem Buch, von dem ich mich zu trennen beschließe und ... wie das Bäuerlein muss ich verdammt dabei aufpassen, denn gerade fiel mir auf, dass ein Roman, der im alten Rom spielt, versehentlich in der A.-Kiste gelandet war.

Geht ja gar nicht, so was, wo die Antike und besonders Rom mich doch immer weiter faszinieren und ich es mit ziemlicher Sicherheit noch einmal lesen mag. 🤣

Wobei mir gerade auffällt, dass "Der Steppenwolf" immer noch im Flur bereitliegt, weil ich ihn ja im Garten endlich einmal bis zum Ende schaffen wollte.

Doof nur, dass ich in diesem Jahr bis jetzt kaum einmal die Zeit fand, mich länger als für fünf Minuten am Stück rauszusetzen, und wenn, spielte garantiert Petrus nicht mit und ließ es mal wieder regnen.

Apropos Zeit - irgendwie habe ich schon seit Montag das Gefühl, es wäre Wochenende, keine Ahnung, warum, aber auch heute bin ich gefühlsmäßig wieder bei Samstag und muss mich ständig zur Ordnung rufen.

Mag sein, dass da auch M. und A. mit eine Rolle spielen, denn wie schon letzte Woche versuchte ich die Dinge so zu planen, dass ein Tag für den nächsten Deutschunterricht frei wäre, was aber auch jetzt wieder an den Anfangsschwierigkeiten des Kleinen im Kindergarten gescheitert ist.

Dadurch habe ich dann unerwartet einen Tag mehr und komme letztlich vollends ins Trudeln, weil alles durcheinander ist. 😂🤣😂

Und immer, wenn ich meine, mein Gehirn mit etwas Sport besser sortiert zu bekommen, bietet sich mir dieses Bild:

Will ich eine Runde rudern, liegt Rex garantiert im Weg und will ich mit Tellern beladen vorbei, erst recht, dann heißt es immer schön den schmalen Weg an den Schränken entlangtasten, einen der Füße vorsichtig mitten ins Gerät platziert.

Ich warte nur drauf, dass ich dabei mal so richtig auf die Fresse falle ... 😂 (toitoitoi)


So, unnu geh ich hurtig weitermachen im Esszimmer.

Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉


 


6 Kommentare:

  1. Ha, da hast du wieder ein tolles Thema aufgegabelt: Queen. Der Frontmann und Sänger Friedrich Mercury (meine Bezeichnung) Lebte mit einer Schauspielerin und Bruchsaler Kindl zam - Barbara Valentin. Zu sehen auch in einem Film von Rainer Werner Fassbinder. Nun wirst du bei diesem Amilexikon nach schauen und fragen, wie kommt das, da steht ja gar nix drin.
    „Thank you for big tits and misconduct“, so lautete die Widmung, die Freddie Mercury meiner Mutter sehr viel später auf eines seiner Plattencover schrieb, er hatte den Song „Love Me Like There’s No Tomorrow“ von einem Schlager abgeleitet, den sie Ende der 50er Jahre sang: „Küß’ mich als gäb’s kein Morgen“. Erst nach ihrem Tod ersetzten einige Zeitungen den Begriff Busenwunder wieder durch Busen-Star oder auch Sex-Star. Aber natürlich ist ein Busenwunder kein Sex-Star. Auch wenn ich als kleiner Junge immer befürchtete, die beiden Begriffe meinten womöglich dasselbe.
    Das sind die Erinnerungen von Valentins Sohn an seine berühmte Mutter. Und Queen war auch für mich Kult.
    Bei der Büchergilde war ich früher auch mal Kunde - weil Gewerkschaftsmitglied. Bücher haben mich immer durch mein Leben begleitet. Heute kaufe ich weniger respektive ich habe den Kauf neuer Bücher total eingestellt. Die Kochbücher gehen meist als Bilderbücher durch.

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  2. https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/meine-mutter-das-busenwunder-3989941.html

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    1. Hihi, bei Mercury kommen mir ja viele Assoziationen, aber ganz sicher keine zu einem Friedrich, den ich mit ganz anderen Altersklassen und Typen in Verbindung bringe.
      Aber siehst du, genau das meine ich, ein Wort, ein Lied, ein Buchtitel, oft auch ein Geräusch oder Geruch und zack ist man mittendrin in den Erinnerungen.

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  3. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Zu deinem Eintrag würde wohl sich am besten der "Queen Song" "Another one bites the dust" anbieten?!

    Das kann ich so gut nachvollziehen, wie dir zu jedem Buch 1-2 oder mehrere kleine Anekdoten einfallen.
    Mir geht es ähnlich, wenn ich Buch aus dem wilden Bücherstapeln in meinem Schlafzimmer ziehe.

    Schön, wie ihr euch immer den Wohngegebenheiten angepasst habt, irgendwie hast du es geschafft, immer deine Bücher mitzunehmen, egal wo es dich auch hin verschlagen hat.

    Ich weiß, ja durch deine Blogs wie gerne Rex am Rudergerät liegt, aber lässt er sich denn nicht verpflanzen? - Da du zumindest hier dich nicht mit Geschirr und Co. abmühen musst?

    Wie immer ein ganz toller Blogeintrag!



    Liebe - manchmal nehmen nicht nur Menschen, sondern auch liebgewonnene Dinge Platz in unserem Herzen ein - Grüße
    Vom lifeminder

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    1. Lach, lieber lifeminder, viele Hunde lieben es, mitten im Weg zu liegen, hat man doch so die besten Kontrolle über alles und es macht einem offenbar auch überhaupt nix aus, wenn jeder über einen hinwegsteigen muss. 😂
      Rex macht das nicht nur neben dem Rudergerät, sondern auch sehr gerne im Flur, also an allen laufträchtigen Stellen und wenn ich mit etwas Sperrigem beladen ankomme und ihn auffordere an die Seite zu gehen, macht er es auch.
      Mir scheint, er denkt durchaus mit, denn wie gesagt ist das kein Problem, wenn er den Sinn meiner Worte erkennen kann. Sieht er den aber nicht, kann es sein, dass ich den Befehl mehrmals wiederholen muss, bevor er seinen Hintern zögerlich und bekümmert erhebt.
      Ich hab noch nie mitgezählt, aber denke, wenn man diese Situation 20- oder 30x am Tag hat dann lässt man es irgendwann und klettert einfach um ihn herum. 😂

      Liebe In-meinem-Herzen-ist-sehr-viel-Platz-Grüße zurück! 😊

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  4. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Genau deshalb lese ich dich ja so gerne, weil ich das aus deinen Blogs herauslese, dass du ein Mensch mit Ecken und Kanten bist, vor allem aber ein Mensch mit sehr, sehr viel Platz im Herzen!



    Liebe Grüße
    Vom lifeminder

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