Ziemlich froh wäre ich, könnte ich zumindest die drei Bücherstapel auf dem Küchentisch schon mal loswerden und nachdem meine Beobachtungen auf dem Marktplatz am Montag nur aus einiger Entfernung stattfanden, hielt ich es für eine gute Idee, mich in der örtlichen Gruppe eines sozialen Netzwerkes zu erkundigen, ob jemand wisse, ob oder inzwieweit der dortige "Bücherschrank" zugänglich ist.
Jemand antwortete, ja, man könne ihn trotz der Baustelle benutzen, doch zeitgleich kam von einem jungen Mann dies hier:
"Was für eine dumme Frage, läuft bei dir bleifrei?"
Ein älterer Herr (einer der Admins dieser Gruppe) konterte sofort, es gäbe keine dummen Fragen, sehr wohl aber dumme Antworten und da ich weiß, wie empfindlich eine bestimmte Klientel reagieren kann, wenn sie sich irgendwie in Frage gestellt sieht, mischte ich mich nun flugs noch mal ein, bezog mich auf Letzteren und schrieb mit einem Augenzwinker-Smiley, dass es sich womöglich einfach noch nicht bis zu jedem herumgesprochen habe, was unter "Bücherschränken" an öffentlichen Orten zu verstehen ist.
Dass gerade die es besonders nötig haben könnten, öfter mal in ein Buch zu schauen, verkniff ich mir und stellte mir grinsend vor, dass diesem jungen Herrn meine Frage aufgrund seines Nichtwissens ja wirklich ziemlich seltsam vorgekommen sein musste. 😁
Was mich allerdings nicht lachen, sondern wütend werden lässt, ist diese Art, die im Internet immer mehr um sich greift.
Sich wundern ist völlig okay und im besten Falle hätte er einfach den Mund halten können, doch wenn es ihn wirkich interessierte, hätte er ganz einfach fragen können, was ich damit denn wohl meine, doch stattdessen wird sofort draufgehauen.
Diese Lust, andere bloßzustellen und niederzumachen, die geht mir gewaltig gegen den Strich, jeder hält sich für so ungeheuer wichtig, dass er seinen oftmals ziemlich bösen Senf zu allem und jedem abgeben muss, auch wenn er von Tuten und Blasen überhaupt keine Ahnung hat.
Diese Ungezozgenheit betrifft weiß Gott nicht nur die junge Generation, aber immerhin bei dieser könnte man doch versuchen entgegenzuwirken, indem man die Thematik in den Schulen aufgreift.
Rollenspiele, Internetsituationen oder auch reale, in denen sich die Jugendlichen in die Situation des Angegriffenen hineinversetzen müssen, und dann ein gemeinsames Erarbeiten der Schlussfolgerung, dass das Leben sehr viel angenehmer ist, wenn jeder andere so behandelt, wie er auch selbst behandelt werden möchte.
So in der Art könnte ich es mir vorstellen, wäre zumindest mal ein Anfang und prompt habe ich noch mehr zum Thema Schule zu berichten, doch dazu gleich, denn im Moment stehe ich noch etwas unter dem Einfluss der letzten Nacht, die mich nach der wegen Gewitter fast schlaflosen dazu brachte, mit Rex auch in der oberen Etage das "Gewittertraining" wieder aufzunehmen.
Mein Pech, aber Glück für die Feierlustigen, dass Petrus es ausnahmsweise mal gut mit Hafenfest und Rhein in Flammen meint. In früheren Jahren gingen wir mit der ganzen Nachbarschaft runter zum Fluss, wo für Bühnenprogramm und Bierbuden gesorgt ist, so dass der Alkohol in Strömen fließt. Meinetwegen, ich selber brauche ihn ja nicht, um lustig zu sein, aber das stundenlange Rumstehen ist es, auf das ich keinen Bock mehr habe.
Vielleicht hätte ich es trotzdem in Kauf genommen, wenn man in Kneipen noch rauchen dürfte, denn hinterher zogen wir immer noch weiter in eine solche, und dann kam der wirklich gemütliche Teil, der nun dank der grünen Verbotsfreude nicht mehr möglich ist, also blieb ich daheim, und da ich einen anstrengenden Tag hinter mir hatte, zog es mich um halb elf ins Bett, statt dass ich aufblieb und wie im letzten Jahr Fotos machte vom Feuerwerk, das ich auch vom Garten aus sehen kann, zumindest einen Teil davon.
Doch nun hatte ich die Rechnung natürlich ohne Rex gemacht.
Die Menschengruppen und Automassen, die alle bei uns am Haus vorbeizogen, waren inzwischen alle durch und schnell forderte die Natur ihr Recht und ich war eingedöst, doch um viertel nach elf ging die Knallerei mit 15 Minuten Verspätung los und ließ mich hochschrecken.
Gugge da, Rexi blieb ruhig, pennte wohl richtig fest, schon bettete ich mein müdes Haupt wieder hin und dämmerte weg, doch dann war Schluss mit lustig, mit einem Satz stand unser sonst so großmäulige Schäferhund jämmerlich fiepend auf dem Fußende des Bettes, hatte beschlossen, nun einen auf Baby zu machen. 😂
"Freuuund!!!! Runter, aber sofort!!!"
In Sekundenschnelle war ich hoch, packte ihm am Halsband und bugsierte ihn auf den Boden.
"Es ist gaaar nix, alles in Ordnung, Platz!"
"Komm her, mein Bub ...", mischte sich nun auch F. ein und ... als Rex zögerlich herumging zu seiner Seite, "mach schöööön Sitzelchen ..."
Sitzelchen?
Hatte er nun allen Ernstes "Sitzelchen" gesagt?
Jo, hatte er und durch diese schwammige und eigentlich auch falsche Anweisung (denn er sollte sich ja hinlegen) wurde die Geschichte nun etwas halbgar, zumal Rex auch ziemlich in der Bredouille steckte.
Wir haben es so geübt, dass er meine Nähe suchen und sich dann legen soll - so kommt er am besten zur Ruhe, doch nun war auf meiner Seite das wegen der drückend schwülen Hitze sperrangelweit geöffnete Fenster - das ging natürlich gar nicht, sich noch näher heran an den Feind zu begeben als unbedingt nötig, also gab er sich mit F. zufrieden und mit dessen Hand, die er aus dem Bett hängen ließ.
Genau eine halbe Stunde ballerten sie, immer wenn die besonders lauten Kracher kamen, ging das Theater von vorne los, aber irgendwann war's fertig, zumindest der für den Hund so beunruhigende Teil war abgeschlossen, doch für uns ging es nun zwei weitere Stunden so richtig rund, setzten sich die Massen ja jetzt in die andere Richtung in Bewegung, wieder alles bei uns entlang, direkt unter dem Fenster.
Die "Fußtruppen" hatten inzwischen gut aufgetankt und waren demensprechend laut, lachten, grölten, sangen und der nicht enden wollende Autokorso war auch nicht eben leise, zumal hier an der Ecke, wo dann noch das ständige Bremsen und Anfahren hinzukommt.
So wurde die Nacht zu einer recht kurzen, was mich aber nicht daran hinderte, um kurz vor fünf wieder aus dem Bett zu springen, denn nun wollte das Bübchen ausgeführt werden und es wartet eh ein arbeitsreicher Tag auf mich, der besser beizeiten begonnen wird.
Außerdem habe ich mir unverhofft noch etwas Zusätzliches aufgehalst, und damit bin ich nun wieder beim Thema Schule.
Ich bin in einer Ehemaligen-Gruppe meines Gymnasiums und erfuhr dadurch, dass im September mit einem großen Fest das hundertfünfundzwanzigste Jahr seit Gründung gefeiert werden soll.
Habe ich mir in meinem Terminkalender schon vorgemerkt und auch A. darauf angespitzt, die ja ebenfalls dort zur Schule ging, doch nun berichtete eine Lehrerin (selbst Ehemalige), dass man im Keller Archivmaterial gefunden habe vom prächtigen Altbau, den man Ende der Sechziger leider begann abzureißen und durch hochmoderne Gebäude zu ersetzen.
Ich selbst habe den Wechsel damals noch mitbekommen und - welch Schreck - offenbar bin ich damit ziemlich alleine, denn im Moment kennen die niemanden außer mir, der als Zeitzeuge noch etwas davon erzählen könnte. (Bin ich wirklich schon sooo alt? 😢)
Dadurch bin ich nun in ausgiebigem Kontakt mit dieser Lehrerin, die höflich anfragte, ob ich nicht vielleicht bereit wäre, in irgendeiner Form beizutragen, wenn das Material gesichtet und aufbereitet ist, um auf dem Fest präsentiert zu werden. Entweder schriftlich, per Video- oder Tonaufnahmen oder auch live.
Klingt spannend, mal sehen, was dabei herauskommen wird. (In meinem Kopf rattert es nun ununterbrochen und vermutlich werde ich einfach mal anfangen, meine Erinnerungen an die Baulichkeiten und auch kleine Anekdoten aufzuschreiben, irgendwie ...)
Eines kann ich mal sagen, langweilig wird's mir echt nie und nun will ich noch kurz berichten, wie es mit dem Bücherschrank ausging.
Ich verließ mich auf das, was Kommentator Nr.1 gepostet hatte, packte also ca. 10 Bücher in meinen Trolley, als ich mich auf den Weg zum Einkaufen machte.
Mehr passten zum Glück passten nicht hinein, weil ich auch noch einen großen Beutel mit Pfandflaschen transportieren musste, denn vor Ort sah ich dann die Bescherung.
Arbeiten tat niemand, alle Baumaschinen standen still, doch alles ist eingezäunt, vor der Telefonzelle sind Baumaterialien aufgehäuft und an den Absperrungen hängen Schilder: "Bücherschrank während der Bauzeit außer Betrieb". 😕
Nun war guter Rat teuer, denn ich hatte viel zu besorgen, würde den Platz im Trolley dafür komplett benötigen, also blieb nur noch mal nach Hause zu gehen oder ... die Bücher einfach auf einer Bank abzulegen, und zwar auf der direkt neben einem der Schilder.
Ich entschied mich für Letzteres in der Hoffnung, dass sie auch dort dankbare Abnehmer finden würden, denn ich würde ja mit Sicherheit nicht die einzige sein, die mit dummem Gesicht vor verschlossener Türe steht.
Gleich muss ich eh noch mal los - sollten sie noch dort herumliegen, kann ich sie immer noch wieder mitnehmen, zumal ich eh schauen will, ob der Hinweis einer weiteren Kommentatorin der Wahrheit entspricht, dass sich nämlich zwei Straßen weiter vor dem Gebäude einer Freikirche ebenfalls einer befinden soll.
Schaun mer mal ... 😀
Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉
Hallo, Liebe "Rex-Mama!"
AntwortenLöschenJa, es scheint eine ausufernde Art zu werden, sich im Internet sich richtig schlecht zu benehmen. - Das ist mir sicher auch schon passiert, jedoch dann in Kommentaren, hoffentlich so, dass man erkennen kann, dass ich es nicht böse gemeint hatte, zumindest nicht so, um jemanden wirklich zu verletzen. - Ich glaube, ich hätte auch Gewissensbisse, wenn ich mit Absicht und dann noch komplett anonym jemanden Versuchen würde vorzuführen oder in irgendeiner Weise zu Schaden.
Ich habe großes Glück, sowohl im Blog als auch an den Orten, wo ich mich sonst im Internet herumtreibe, die Leute sind nett. - Wenn ich ein rüffel doch mal verdiente, ob im Blog oder Stammchat machen sie es auf eine Weise, die angemessen ist.
Schön, dass dir geholfen wurde. Wenn du auch die Bücher ungeplant ablegen musstest, jedoch bin ich sicher freuen sich mittlerweile bereits andere darüber.
Die Rollenspiele, von denen du sprichst, hat man schon mit uns 1999 auf das Jahr 2000, wo ich ein Schuljahr in einem Qualifizierungszentrum teilnahm, durchgeführt. Herr K & Herr waren da jedoch auch sehr weitsichtig und führten uns ans Internet behutsam heran.
Rex wird es dir sicher auf seine Art danken, dass du daheim warst.
Wobei ich mich für dich sehr gefreut hätte, wenn du bei "Rhein in Flammen" einen tollen Abend nach deinen Vorstellungen hättest verleben können. - Das mit "F" und dir in Sachen "Hundeerziehung" ist auch eine never-ending-story. - Die man aber keinesfalls missen möchte. ;)
Für die "Schulfeier" kann ich mir keine bessere wie dich vorstellen. Wer könnte denn sonst, wahrscheinlich, so schön erzählen und ob über Gebäude oder was auch immer lebhaft berichten, wenn nicht du?
Ich bin sehr gespannt, ob du das annehmen wirst und was dir einfallen wird, wie der Weg bis zum Endvortrag aussehen wird?
Du bist für mich - das ist mit größter Hochachtung gemeint - wirklich der weibliche "Hand Dampf in allen Gassen" überall mischst du ein bisschen mit. - Großartig!
Liebe- bleib unbedingt so wie du dich liest - Grüße
Vom lifeminder
Hihi, lieber lifeminder, "Hand Dampf ..." beschreibt es perfekt, denn tatsächlich habe ich meine Pfötchen ja in ziemlich vielem drin, ohne dass ich das bewusst vorangetrieben hätte. Meist kommen die Dinge einfach zu mir ... :-))
LöschenIm Internet geht es sehr unterschiedlich zu, je nachdem ob man sich in kleinen, geschützteren Foren aufhält oder sich in die Abgründe der großen sozialen Netzwerke stürzt.
Du bist nicht bei Facebook, oder?
Ich selbst möchte es ja nicht missen, nicht nur, weil man dort so viele Leute von früher treffen und auch neue kennen lernen kann, sondern vor allem auch, weil man sehr bequem so ziemlich alles an Medien liken kann und dadurch sehr breit gefächert informiert wird.
Abgesehen von dem, was in der eigenen Stadt so los ist, auch da bin ich immer gern auf dem Laufenden.
Und ich denke, die Schulen müssten das wirklich sehr viel mehr aufgreifen, denn gerade bei den Jungen knallen die verschiedensten Kulturen und Arten der Sozialisierung ja nun immer heftiger aufeinander und man sollte unbedingt mehr das alle Verbindende herausarbeiten, statt ständig neue Gruppierungen zu ersinnen, die "anders" sein und sich deswegen "diskriminiert" fühlen könnten.
Der Partyabend am Rhein hätte mich übrigens nicht entspannt - ich hätte ja hingehen können, aber die stundenlange Rumsteherei erschien mir absolut nicht verlockend. ;-)
Liebe "Lach, ich weiß ja nicht, wie ich mich lese, aber da ich hier eh munter raushaue, was mir gerade so durchs Hirn schießt, wird es dabei wohl auch bleiben"-Grüße zurück! 😀
Liebe, wie sieht es bei deinen türkischen Freunden mit Büchern aus? Würdest du, für den Fall, du müsstest überraschend deine Heimat verlassen, Bücher mitnehmen? Oder dann umgehend Bücher deiner neuen Sprache anschaffen, was ja im Umkehrgedanken ein Weg deiner erübrigten Bücher bedeuten könnte.
AntwortenLöschenJa, lifeminder hat ganz und gar recht, wenn er deinen überragenden Schreibstil und Schreibfluß lobt. Von daher ist es nicht verwunderlich, dass du in das Projekt eures Schuljubiläums eingebunden werden sollst. Wer denn sonst, wenn nicht du! Bemerkenswert auch, wie sich die Kenntnis deiner Fähigkeiten über all die Jahrzehnte offenbar erhalten hat.
chapeau
Faradei
Vielen Dank, lieber Faradei, nun hast du mir tatsächlich zu einer Gänsehaut verholfen. 😊
LöschenDas mit Kenntnissen und Fähigkeiten ist so eine Sache, denn im Grunde kann ich ja nichts so richtig, dafür aber von vielem ein bisschen.
Wenn ich es recht überlege, fühle ich mich wie eine Art Puzzle - mein Leben lang war ich ungeheuer lernbegierig und bin es noch, sauge sehr viel wie ein Schwamm in mich auf, und so allmählich beginnt sich das Puzzle oder vielleicht auch Mosaik zu füllen - immer mehr Teile fügen sich zusammen und ich hoffe doch sehr, dass noch lange welche hinzukommen, statt dass sie mir verloren gehen würden. ;-)))
Über Bücher in Bezug auf A. und M. habe ich auch schon nachgedacht, kam aber dabei mächtig ins Trudeln, denn da spielt wieder ihre Kultur und vor allem die übermächtige Religion eine Rolle.
Die kleine Tochter hat im September Geburtstag und ich hätte ihr sehr gerne ein Kinderbuch geschenkt, sah mich sogar danach um in der Stadt, merkte aber dann, wie unsicher ich dabei bin.
Vor einiger Zeit hatte ich mit M. mal darüber geredet und von Pippi Langstrumpf erzählt, die ihm gar nichts sagte.
Ich beschrieb die kleine, freche, unkonventionelle und durchaus ja emanzipierte Göre kurz und merkte, wie ihn das stutzen ließ.
Nein, das sei sicher nichts für die Kleine - vielleicht später einmal.
Verstehst du meine Bedenken, die natürlich auch für A. gelten?
Sie zeigte mir einmal den Koran und ein Begleitbuch, das sie gerade lese. Ob nur Religiöses für sie in Frage komme, fragte ich, sie verneinte und trug auch noch einen Roman herbei. In türkischer Sprache natürlich, so dass ich nicht mal den Titel verstand und demzufolge keine Ahnung habe, wie traditionell es womöglich sein muss.
Übrigens ist die Familie ja nicht über einen abenteuerliche Route geflüchtet, sondern mit dem Flieger eingereist und ihren Hausrat ließen sie später per Spedition nachkommen. Ich vermute, sofern vorhanden, gehörten dann da wohl auch Bücher zu.
Ich werde das Thema aber auf jeden Fall demnächst mal anschneiden.