Dienstag, 11. Juli 2023

Soooo süß ... 🥰

 Wieder war es wunderschön mit M. und seiner Familie, nachdem ich ziemlich bepackt pünktlich dort aufgeschlagen war.

Ob das Boccia-Spiel nur für kurze Zeit oder "für immer" sei, wollte M. sofort wissen und ich musste lachen, denn das muss ich ihm lassen, direkt isser ja. 😅

Natürlich war es "für immer", genau wie die herzförmigen Kekse, die ich ebenfalls nicht zurückhaben möchte und die für sehr lecker befunden wurden und später mit auf dem Esstisch landeten.

Wie immer sprachen wir über eine Vielzahl von Themen und erneut fiel mir auf, wie gut vernetzt in Deutschland lebende Ausländer meist innerhalb ganz kurzer Zeit sind.

Der Bekanntenkreis meiner thailändischen Schwägerin ist weitaus größer als mein eigener, wobei ich in ihrem Falle die Mischung als sehr angenehm empfinde, denn im Buddhismus sieht man erfreulicherweise kein Problem darin, "queer Beet" zu heiraten und demzufolge trifft man im Haus meines Bruders immer auf eine bunt und über mehrere Nationen gemischte "Truppe", während die meisten Muslime lieber unter sich bleiben.

Ich glaube, M. und A. haben nach wie vor mit Ausnahme von mir so gut wie keinen Kontakt zu Deutschen, ob Fahrschule, Rechtsanwalt, Ärzte oder Freizeit - es sind fast alles Landsleute von ihnen, mit denen sie zu tun haben.

In allen Ecken Deutschlands haben sie Freunde und da damit an der Grenze nicht Schluss ist, waren sie beispielsweise letzte Woche für einige Tage in den Niederlanden, um dort gleich in mehreren Städten Besuche zu machen.

Wie meine Schwägerin hängt auch A. ständig am Handy und ich kann nur staunen, wie viel sich besonders Frauen ständig zu erzählen haben. 😀

Wobei M. aber zumindest beruflich lieber auf Menschen verzichten möchte, sagte er mir, denn zwar ist er Lehrer, würde es aber vorziehen, im IT-Bereich tätig zu sein.

"Lieber Computer als Menschen", meinte er und ich kann nur feste die Daumen drücken, dass es bald mit einer Anstellung klappt.

Zum Essen gab es eine Puppenportion Nudelsalat, der sehr hübsch aussah, mir aber etwas zu fad schmeckte, und dann noch einen Sandkuchen, dessen leuchtendes Gelb mir ins Auge sprang.

"Backe, backe Kuchen" und "Safran macht den Kuchen gel" fielen mir ein, doch als ich nachfragte, erklärte mir A., dass sie einfach etwas Kurkumapulver mit in den Teig gegeben hätte.

Wovon man aber zum Glück nichts schmeckte, denn er war wirklich lecker und die Farbe unübertrefflich. 😀

Die Kinder hatten sich sofort auf die bunten Kugeln gestürzt - hatte ich mir eigentlich vorgestellt, dass wir alle gemeinsam nach unten auf die Wiese hinter dem Haus gehen und ich es ihnen dort zeigen würde, weit gefehlt, denn schon kullerten sie durchs Wohnzimmer und ich musste mich damit begnügen, M. mündlich zu erklären, wie es dann im Freien abzulaufen hat. 🤣

Und dann wurde es wirklich niedlich, denn nun erzählten sie, wie sie zurzeit alles versuchen, um den Kleinen sauberzubekommen. Er ist bereits dreieinhalb, aber so recht will er noch nicht, also haben sie ihm dies hier gekauft:


Ein Kinderklo, das "Frère Jacques" auf Türkisch singt, sobald ein Geschäftchen unten angekommen ist. 😂🤣😂

Das Lied an sich begeistert den kleinen Mann auch durchaus, nur zieht er es vor, es ertönen zu lassen, indem er das Ding auseinanderbaut und mit der Hand auf den Boden hämmert. 😁

Während ich da war, musste ihm zweimal die Hose gewechselt werden und ich fürchte, da haben sie noch ein paar Tage zu tun, denn im August kommt er in den Kindergarten, bis dahin sollte es also endlich klappen.

Dann gab es noch Gelächter, als ich erzählte, dass ich für morgen, also heute, Hühnersuppe geplant hatte.

Puh, das wäre ihm bei dem Wetter viel zu heiß, meinte M., wobei es bei ihnen aber grundsätzlich kaum warmes Essen zu geben scheint.

Ich zeigte auf sein frisch nachgeschenktes, dampfendes Teeglas und sagte nur: "Ach???" 🤣

Tee zähle nicht, meinte er daraufhin breit grinsend, denn der ginge immer und überall und eigentlich ginge er nicht nur, sondern müsse.

Ein Türke ohne ständiges Teetrinken, unvorstellbar ... 😀

Und natürlich ging es auch wieder viel um die Sprache.

A. erzählte, dass sie den Kuchen schon vor zwei Tagen gebacken habe, dies aber kein Problem sei, da sie über eine spezielle Decke dafür verfüge.

Oh?

Schon flitzte sie in die Küche und kehrte mit ... einer Tortenhaube zurück.

Ja klar, dass es einen Unterschied zwischen Decke und Deckel gibt, das war ihr zuvor nicht bewusst und nun strahlte sie regelrecht über den Umstand, schon wieder eine weitere Vokabel gelernt zu haben. 😊

Nun wurden wir abgelenkt durch die siebenjährige Tochter, die begann neben uns Rad zu schlagen.

"Ui!!!", rief ich begeistert, "das war ja schon fast ganz gerade, "mach doch noch mal, dann wird es sicher noch besser."

Genauso war es und als ihr kleiner Bruder mitbekam, wie sehr sie dafür gelobt wurde, wollte er es ihr gleichtun, ging in die Hocke und begann, wie ein Frosch umherzuhüpfen.

Das sah sooo niedlich aus, dass wir alle laut lachten und ihm begeistert Beifall klatschten, was das Töchterlin natürlich auch nicht auf sich sitzen lassen konnte, also fing sie nun an, im Türrahmen wie ein Hampelmännchen hochzuklettern, was nicht weniger süß aussah. 🥰

Einfach goldig, diese beiden, und ich freue mich schon darauf, wenn auch der Bub seine ersten Worte auf Deutsch lernen wird und ich mit mehr als nur über Tonfall, Hände und Füße mit ihm kommunzieren kann.

Apropos Tonfall - ich denke, ich muss mich wohl als Synästhetin bezeichnen, d.h. genau wie im Artikel beschrieben war es für mich als Kind kaum nachvollziehbar, dass andere Menschen nicht bei jedem Buchstaben, jedem Wort, jeder Zahl oder was auch immer eine bestimmte Farbe vor sich sehen, denn in mir verknüpfen sich grundsätzlich Sinneseindrücke zu einem "Gesamtbild", während andere sie wohl eher getrennt voneinander wahrnehmen.

Zum Beispiel das Wort Opernarie - allein wenn ich es höre, sehe ich eine Dame in antikem Kostüm vor mir, die mit hoher Stimme die wildesten Töne von sich gibt. Gelb, ein schrilles Gelb, so schrill, dass man die Augen zukneifen muss, und wenn ich dem Gesang dann tatsächlich auch noch ausgesetzt bin, wird das zu einer Kakophonie für alle meine Sinne, ähnlich übrigens wie bei vielen Jazzstücken, dann überwiegen düstere Braun- teilweise auch dunkelrote Töne in mir, die sich gegenseitig beißen und überhaupt nicht zusammenpassen, vor allem, wenn dann ab und zu auch noch ein giftiges Lila hinzukommt.

Ich glaube, das Internet weiß dazu viel bessere Erklärungen als ich selbst, denn für mich ist es ja völlig normal, dass immer etliche Sinne gemeinsam reagieren und sich mitunter auch gegenseitig hochschaukeln.

Mit Sprachen ist es natürlich das gleiche Spiel, Dialekte, Mundarten - alles verwandelt sich in mir in Farben, wobei diese immer freundlicher werden, je weiter nördlich die Sprache angesiedelt ist.

Hamburgisch, dieses "übern spitzen Stein gestolpert" oder auch die Sprache direkt an Nord- und Ostsee empfinde ich als schlank, elegant, geschmeidig und klar und habe dabei sofort ein Meerblau vor Augen - keine Nuancen, einfach nur klar und rein.

Während es dann weiter südlich eher die Schlammfarben sind, Schwäbisch, Bayrisch oder gar Sächsisch, breit, behäbig, umständlich und auch wenn ich mich natürlich besonders ans Schwäbische sehr gewöhnt habe, bereitet es mir nach wie vor mitunter beinahe körperliches Unbehagen, während meine Sinne beim norddeutschen Blau sofort auf Wohlfühlen umschalten.

Und so ähnlich geht es mir auch mit dem Türkischen. Das was ich auf den Straßen oder im Bus so mitbekomme, klingt sehr kehlig, wimmelt vor "üs" und "ls" und ich habe eine Mischung vor mir aus Schwarz und Quittegelb, die mir nicht sehr behagt, während die Farben sehr viel dezenter sind, wenn ich M. und A. miteinander Türkisch reden höre.

Gestern erkundigte ich mich mal, woran es liegen mag, dass sie mir so anders zu klingen scheinen, und die Antwort war recht einfach, denn die beiden sprechen wohl ein astreines Hochtürkisch und eben keinen der vielen Dialekte, die es auch dort gibt.

Klar, der Unterschied ist sicher genauso gravierend, als würde man einen Hannoveraner neben jemanden von der Schwäbischen Alb stellen - kein Wunder also, dass mir die Unterschiede auffielen.

Ja, so war das gestern, ein rundum gelungener Nachmittag und wirklich große Freude habe ich daran, wie auch die Kinder mir gegenüber immer mehr auftauen. 😊


Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉

3 Kommentare:

  1. Ja, im IT-Bereich wird gutes Geld verdient. Hier bei uns in der Gegend gibt es die Firma SAP in Walldorf. Vielleicht wäre das mal eine Möglichkeit sich dort zu bewerben. Einfach mal einen versuch starten. Ja, liebe Rex-Mama du hast alles richtig in Erinnerung. In einer Ecke lagen dann auch noch die Eierbriketts. Gestern Abend begann ein Brand in einer Recyclinganlage, der aktuell noch immer nicht gelöscht ist. Über 200 Feuerwehrleute waren im Einsatz. auch hier bei uns roch es heute morgen sehr süßlich.

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    1. Ja, grad brachten sie den Brand in den Nachrichten. Die Ursache ist offenbar noch völlig unklar ...

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  2. Guten Morgen! Liebe "Rex-Mama!"

    Ich muss ja gestehen, anfangs dachte ich, das kann nichts mit "M" und seiner Familie und dir werden.
    Zu stark schien mir die Familie mit dir von deinem kulturellen Hintergrund zu fremdeln.

    Jedoch seit einigen Wochen bin ich komplett anderer Meinung.
    Es ist so toll zu sehen, wie ihr euch immer mehr annähert und dich auch M. und seine Familie (und besonders die Kids in Herz) schließen.

    Über die kleine Toilette, die Musik spielt, nach Erledigung des Geschäftes konnte ich mich stark amüsieren.
    Ich würde nicht verneinen, dass ich selbst heute an einer Toilette, die Musik macht, Spaß hätte.

    Irgendwo habe ich wohl auch türkische Wurzeln in mir.
    Mir geht es nicht anders als M., die heiße Hühnersuppe würde ich auch in den fortgeschrittenen Herbst oder Winter für mich als willkommene Mahlzeit einordnen.

    Was bei dir die Farben sind, sind bei mir beim fotografieren Linien. Manchmal sehe ich Linie, die das eine Objekt mit dem anderen auf dem fotografierenden Bildausschnitt magisch miteinander verbinden, so dass es ein leichtes für mich ist, einen akkuraten Winkel zu finden, wie ich am besten etwas festhalten.

    Ob du wohl schon wieder am Decken schrubben bist?
    Wundern würde es mich nicht . :)

    Ich wüsche dir eine tolle Wochenmitte.



    Liebe - bunte plappermix - Grüße
    Vom lifeminder

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