Mein Bruder hat es drauf, ...

 ... meine Phantasie in Gang zu setzen.

So lief es schon mit der Höhenangst, vor der ich mich immer gefeit fühlte bzw. über die ich mir eigentlich noch nie wirklich Gedanken gemacht hatte, bis Brüderlein mich in Stuttgart besuchte und  ich mich mit ihm auf den Fernsehturm begab.

Er hatte sich zuvor Infomaterial durchgelesen und sagte nun zu mir, just als wir oben standen und in die Ferne schauten: "Nimm dir mal einen fixen Punkt. z.B. den Kirchturm da hinten und dann noch einen von den Gitterstäben vor unserer Nase, dann siehste, dass der Turm tatsächlich um einige Meter schwankt, schwanken muss, damit er stabil bleibt ..."

Ich Depp tat es und hatte im gleichen Moment das Gefühl, als wäre alles unter mir aus Pudding, und zack war ich weg, rein in den Aufzug und bloß zurück auf den sicheren Erdboden.

Seitdem habe ich tatsächlich Höhenangst und da mir klar ist, dass das eine reine Kopfsache ist, kämpfe ich dagegen an, so gut es geht, nur bei angelegten hohen Leitern schaffe ich es nicht, ich kann einfach nicht mehr als drei Sprossen nach oben bewältigen, dann mache ich schlapp. 🙄

Und so ähnlich lief es auch beim Thema Homosexualität. Natürlich ist sie mir seit frühester Jugend vertraut, einige Freunde von mir waren schwul, aber erst mein Bruder bewirkte, dass ich seit einiger Zeit immer Bilder dazu im Kopf habe, wenn es um dieses Thema geht.

Seine Töchter bekamen sehr früh in der Schule erklärt, zum einen sollten sie ruhig ihr eigenes Geschlecht in Frage stellen und abgesehen davon sei es weiß Gott nicht das Non plus ultra, Eltern verschiedener Geschlechter zu haben, sondern es könne auch wunderschön sein, mit zwei Mamas oder zwei Papas aufzuwachsen.

Was meinen Bruder bei all der frühkindlichen Aufklärung etwas ärgerte, war, dass man genau an dem Punkt stoppte, an dem erklärt worden wäre, welche ... ähm ... Wege zwei Papas dann in der Regel benutzen, wenn sie sich in trauter Zweisamkeit befinden, denn davon hatten die Mädels nach wie vor keine Ahnung und eigentlich wunderte es mich, dass sie nicht von sich aus auf die Idee kamen, näher nachzuhaken.

Hihi, was für ein Glück für die Lehrer, dass nicht ich es war, die da dem Unterricht lauschte, denn ich hätte ohne zu Zögern nachgefragt, vertand es in so jungen Jahren ja bestens, vornehmlich ältere Herren in üble Nöte zu stürzen mit meiner "unschuldigen" Fragerei. 🤣

Wie dem auch sei, damit hat er es auf jeden Fall angestoßen, dass ich diese Bilder nun nicht mehr aus dem Kopp kriege und am Wochenende wurde dies akut, als es bei "Denn sie wissen nicht, was passiert" gleich über zwei Folgen um zwei junge Männer ging, die in der Sendung heiraten sollten.

Hinzu kam, dass die Herren Jauch und Gottschalk bei diversen Spielen immer wieder den Hintern des anderen zu spüren bekamen (mal vor dem Gesicht, mal im Rücken) und dies lautstark bemängelten 😁, so dass das alles noch sehr präsent in uns war, als ich gestern F. die Haare schnitt - endlich wieder im Garten, wo ich sehr viel bessere Lichtverhältnisse habe.

"Irgendwie fehlt mir da schon ebbes, wenn zwei Kerle vor dem Altar stehen", meinte F. und ich musste ihm recht geben, denn zwei fast gleich aussehende Männer in Anzügen strahlen nun mal weniger Feierlichkeit aus als ein weißes Prinzessinnenkleid.

Kontrast, Gegenstück - diese Wörter begleiteten mich seitdem und prompt nahm ich sie mit in den Schlaf, vermischte sie dort noch mit den Gesprächen, die ich mit E., der selbst Handwerker ist,  am Vortag geführt hatte.

Fotos hatte ich gezeigt davon, wie ich mich hier mit der Sanierung der Hausfassaden abgequält hatte und davon, wie wir den einstigen Kiosk vom alten Holz befreiten und mit frischem verkleideten.

Nun also verquickte sich das alles miteinander und wollte im Traum mit irgendwem etwas richten. Wer und was es war, keine Ahnung, auf jeden Fall ging es um Schrauben.

"Du brauchst dazu eine Mutter", erklärte mir mein Gegenüber, "ohne Gegenstück kriegste das nicht hin."

"Nee, nee", antwortete ich", "das ist doch heutzutage ganz anders, man braucht keine Muttern mehr, sondern nimmt zwei Schrauben ..."

"Wie soll das denn halten?"

"Ganz einfach", tat ich mein Wissen kund, "man dreht die eine Schraube in den Schlitz der anderen." 😀

"Aha, denn mach mir das mal vor, zeig's mir bitte."

Und ich mühte mir einen ab, versuchte verzweifelt, den Beweis anzutreten, doch egal, wie ich es auch probierte, es wollte mir nicht gelingen und dann wurde ich zum Glück wach.

Laut auflachend, so laut, dass sogar F. davon erwachte und sich erkundigte, was denn los sei.

Ich erzählte es ihm, woraufhin wir dann beide mitten in der Nacht kichernd im Bette lagen, es ist aber auch zu verrückt, zu welchen Kapriolen unsere Gehirne in der Lage sind und welche realen Einzelheiten unser Unterbewusstsein dann zu so kruden Geschichten verwebt. 

Eine Schraube in den Schlitz der anderen drehen, auf diese Idee muss man erst einmal kommen ... 😂🤣😂

Und nun genug davon, es nieselt zwar leicht, trotzdem hab ich den Akku für den Rasentrimmer aufgeladen und werde mich jetzt ans Werk machen, denn der Rest der Woche ist schon wieder so vollgepackt, dass ich das sonst nimmer schaffe, zumal ich mir ... krönungsbedingt 😁 ... für Samstag einen Tag Aus- bzw. Fernsehzeit verordnet habe. (Sofern ich das denn wirklich durchhalte.)

Lasst es euch gutgehen heute und ... bleibt bitte gesund! 😉