Sie begleiteten mich gestern wirklich über den ganzen Tag, nicht nur, weil ich in jeder freien Minute zwischen Wordpress und Blogspot hin und her sprang und versuchte, bei Letzterem zumindest ansatzweise etwas gebacken zu bekommen.
Mit mäßigem, sehr mäßigem Erfolg bis jetzt, muss ich zugeben. 😂
Dann der Einkauf auf dem Wochemarkt, bei Tedi und Netto, wo mir unser Stadtteil-Rollstuhl-Alki eine ganze Weile den Zugang zum Leergutautomaten versperrte und mir auch im Laden selbst noch ständig gemächlich vor der Nase herumrollte, obwohl er genauso gut direkt zur Suffabteilung hätte fahren können.
So gut wie bei jedem Einkauf sehe ich ihn, meist steht bzw. sitzt er in einer Nische vor dem Discounter, immer eine Flasche Bier und einen Flachmann in der Hand, manchmal gesellt sich ein weiterer Mann zu ihm, ebenfalls trinkend, in der Regel hinterlässt er Scherben am Boden und riecht außerdem, hm, etwas streng ...
Wo er lebt und wie er lebt, keine Ahnung, auf jeden Fall scheint er eine recht traurige Geschichte hinter sich zu haben, an deren Ende nun die extreme Sucht steht.
Irgendwann war ich voll beladen wieder daheim, packte meinen Trolley aus, verstaute alles, hatte grad noch ein Viertelstündchen, um mir erneut an Wordpress die Zähne auszubeißen, dann wurde es auch schon Zeit für F.s Mittag.
Während er aß, ging ich Kannen schleppen, versorgte alle Pflanzen im Garten mit Wasser und merkte dann zu meinem großen Entsetzen, dass sich im Tomaten/Parika/Gurken-Kübel ein See bildete.
Verdammt, dass hatte ich nun davon, dass ich auf F. gehört hatte.
Ursprünglich hatte er dieses Gefäß mal als Zementkübel angeschleppt und als ich es nun einem anderen Zweck zuführte, wies er die Möglichkeit, es unten mit Löchern zu versehen, empört von sich.
Eigentlich konnte es so nicht gutgehen - Tomaten wollen immer feucht gehalten werden, aber es hätte mir klar sein müssen, dass nur die Oberfläche der Erde schnell austrocknet, während sich unten dann alles staut.
Nun hatte ich den Salat, aber immerhin sah es nun auch F. ein, dass es so nicht ging, also bohrten wir mittels Schraubenzieher und Hammer doch noch ein Löchlein hinein, aus dem es alsbald springbrunnenartig zu sprudeln begann, so dass ich nun die zarte Hoffnung hege, dass mein Gemüse sein "Moorbad" überleben könnte.
Ein Berg Umfragen wartete noch auf mich und als ich diesen abgearbeitet hatte, wurde es auch schon Zeit, mich herzurichten für meinen Besuch bei M. und seiner Familie.
Er selbst war gar nicht da, als ich ankam, klar, es war die Zeit, wo er die Tochter von der Schule abholt, was leider immer noch nötig ist, da es immer wieder zu Zwischenfällen mit Männern kommt, wie er mir erzählte. 😣
Also war ich zunächst alleine mit A. und dem kleinen Sohn, frisch genesen und nun gar nicht mehr scheu mir gegenüber, auch wenn er noch kein einziges deutsches Wort kennt.
A. hat nun endlich mit ihrem Deutschkurs beginnen können, genug Gesprächsstoff, außerdem hielt uns der Kleine auf Trab, der zunächst mit einem ganzen Rudel Gummidinosaurier spielte, dann aber mit einem kleinen Tischfußballkasten anrückte.
Damit hatte er mich sofort, denn neben Skat und Billard war Kickern etwas, das ich in meiner Jugend richtig gut beherrschte, häufig und gerne tat und schon waren wir zwei in ein kleines "Kämpfchen" verstrickt, so gut man es eben von einem Dreijährigen erwarten kann.
Niedlich war es, er schoss ein Eigentor, riss jubelnd die Arme in die Höhe, ich jubelte mit und gewährte ihm auf seinem Zähler dafür die Eins 🤣, dann ging es weiter und während wir auf dem einen Ball wie verrückt herumhackten, rollte still und unbemerkt der zweite, den er ins Spiel gebracht hatte, in mein Tor. Wieder ein Grund für uns beide für großen Jubel und so ging es mit viel Lachen weiter.
A. war so angetan von dem, was sie beobachtete, dass sie - mit meinem Einverständnis - anfing, Fotos zu machen und später staunte ich nicht schlecht, als sie mir die Ergebnisse whatsAppte, denn sogar ein Video hatte sie gedreht, wirklich vergnüglich anzuschauen. 😄
Was inzwischen in der Türkei kursieren dürfte, denn sie bat mich, es ihrer Familie schicken zu dürfen.
Gut so, sollen sie dort ruhig sehen, dass nicht alle "Kartoffeln" fiese Biester sind. 😁
Bald darauf trudelte auch der Rest der Familie ein und ununterbrochen in intensive Gespräche vertieft, wechselten wir nebenher an den Esstisch:
Frisch gebackene Butter-, hm, eine Art Croissants gab es, dazu einen Kartoffelsalat mit Mais und Eiern, ohne Zwiebeln, dafür aber mit sehr viel Petersilie und Dill.
Schmeckte nicht schlecht, aber insgeheim freute ich mich doch auf meinen eigenen, der etwas mehr Pep hat, unterschätzte dabei allerdings die Kalorienlastigkeit ihrer Art zu kochen, denn zum Nachtisch gab es dann noch etwas, das sie als Schokosoufflé bezeichnete, mir aber vorkam wie geschmolzene Schokolade - durchaus lecker, aber eben auch sehr süß, sehr fett und schwer.
Ich aß mengenmäßig gar nicht viel, aber eben so gehaltvoll, dass ich später daheim gar nichts mehr mochte - schad eigentlich, denn wenn ich schon den Daumen immer so auf meiner Esserei haben muss, ziehe ich es vor, etwas mehr, dafür aber eben nicht derartig schwer zu essen.
Witzig eigentlich, besonders M. liegt das Thema Gesundheit fast über Gebühr am Herzen, aber beim Essen schlagen sie dann so richtig zu mit Weißmehl, Zucker und Fetten ...
Habt ihr schon mal versucht, jemandem zu erklären, was die Wörter "tatsächlich" und "eigentlich" bedeuten?
M. hielt sie für Synonyme und nun suchte ich nach Beispielen, ihm den Unterschied zu erklären, sagte beispielsweise: "EIGENTLICH bin ich satt, aber TATSÄCHLICH werde ich gleich wohl trotzdem noch ein Schokosoufflé essen." 😂
Nach einigeren weiteren Sätzen hatte er es verstanden, aber schon waren wir beim nächsten Problem, denn nun musste ich ihm klarmachen, dass "ständig" und "zuständig" zwei verschiedene Baustellen sind ...
Und wieder einmal staunte ich, was es im Deutschen alles für Regeln gibt, z.B. den Satzbau betreffend, von denen ich mein Lebtag noch nie gehört habe, klar, warum auch, wenn es ja die Muttersprache ist.
So flog die Zeit dahin, wir plauderten über Stromanbieter und Vergleichsportale und landeten schließlich beim Thema Wohnungsbeleuchtung.
Bei ihnen ist alles strahlend hell, die weißen, fast ganz kahlen Wände blenden mich regelrecht und nun staunte ich nicht schlecht, dass er die nackte Glühbirne an der Decke als "Lampe" empfindet.
Stolz verkündete er, die hätten sie mit den anderen Möbeln aus der Türkei mitgebracht, eben weil sie so hell sei, ich sagte augenzwinkernd, dass man genau diese Birnen auch bei dm bekommt und dass ich selber abends zum Sitzen etwas mehr Gemütlichkeit bevorzuge und überall im Haus kleine Lämpchen verteilt habe.
Was ihm nun wiederum sehr fremd vorkam - so unterschiedlich sind die Geschmäcker und Vorstellungen von Gemütlichkeit ...
Nach zweieinhalb wirklich schönen Stunden machte ich mich auf den Heimweg und landete erneut in einer völlig anderen Welt, wobei mir das durch den Kopf ging, was M. noch vom Deutschkurs erzählt hatte.
Drei Türken seien sie, der Rest Ukrainer, Syrer und Afghanen, sie kämen wunderbar miteinander klar, aber sobald es eine Pause gäbe, würde jede Gruppe für sich sein - ein kleines Abbild also, was in unserer Stadt auch im Großen vor sich geht, lauter Parallelgesellschaften, die wenig Gemeinsamkeiten zu empfinden scheinen, man bleibt lieber unter sich.
Auf dem Marktplatz bot sich mir ein ähnliches Bild.
Seit Tagen verfolge ich in den sozialen Netzwerken die ziemlich heftigen Diskussionen darüber, dass er gerade umgestaltet wird, was im Grunde mehr als schade ist, denn an sich gefiel er mir sehr gut so, wie er war.
Nun soll noch mehr Begrünung her und weitere Sitzgelegenheiten, obwohl es von beidem schon reichlich gab, und nun sah ich auch, für wen man das letztendlich macht.
Auf der einen Seite hatten sich etliche "Kollegen" des Rollstuhlmannes versammelt, recht abgerissene Gestalten, denen aber eines gemeinsam war, nämlich der Alkohol, dem sie reichlich zusprachen, und auf der anderen tummelten sich mehrere sehr große Gruppen junger Männer, die sich gegenseitig versuchen in der Lautstärke ihrer türkischen bzw. arabischen Musik zu übertrumpfen.
Ja, da lohnt sich die Investition der zweitärmsten Stadt Deutschlands an dieser Stelle doch ganz sicher ... 😁
Daheim musste ich mich dann gleich ums Abendbrot meiner Männer kümmern, von denen der eine immerhin emsig mit Ausmisten seiner gesammelten "Schätze" beschäftigt war, und als ich dann später durch war mit allem und mich nun doch ziemlich platt - immerhin war ich ja seit vier Uhr morgens rundum beschäftigt gewesen - auf dem Sofa niederließ, klingelte auf einmal mein Handy und erneut geriet ich in eine wieder völlig andere Welt, nämlich in die, wie ich sie in meiner Kindheit im Dörfli erlebte.
Meine Freundin aus Süddeutschland war es, die, deren Mutter kürzlich starb, so dass sie nun weitgehend beim über neunzigjähringen Vater einziehen musste in das Haus in einem kleinen Ort im Odenwald, in dem sie aufwuchs.
Was für ein Zeitensprung - nix isses dort mit dem hektischen, lauten Treiben der Großstadt, mit dem Sprachengewirr, mit Multi- und Parallelkulti, sondern das Leben geht seinen gemächlichen Gang wie vor 50 Jahren, "Fremde" fallen sofort auf, nicht einmal Internet gibt es und im Haus der mehr als spießigen und extrem verkrampften Eltern scheint die Zeit vollends stehen geblieben zu sein.
Bis elf Uhr quatschten wir fröhlich, ernsthaft, immer wieder lachend, aber auch mit sehr viel Tiefgang miteinander, ein sehr schöner Tagesabschluss, daber dann hatte ich auch wirklich fertig und wollte nur noch eines, in mein Bett ... 😆
Und nun - frisch gestärkt, werden wir gleich losfahren zum Betriebshof, allerlei Gartenabfälle und Elektroschortt abgeben und dann gleich weiter zum Baumarkt, wo ich hoffentlich die Teleskopheckenschere, die ich mir ausgeguckt habe, sofort mitnehmen kann, denn zu gerne würde ich sie heute noch ausprobieren, um meine Hecke von ihrem Irokesenschnitt zu befreien.
Schaun mer mal ...
Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😀
Liebe Rex-Mama,
AntwortenLöschenjetzt habe ich zu deinem vorigen Eintrag eine Frage: in welchem Programm wurde der Hape Kerkeling denn gezeigt? Falls ich den in einer Mediathek finde, würde ich nämlich gern reinschauen ....
Obwohl ich derzeit kaum zum Fernsehen komme. Meist lande ich in der letzten Stunde des Tages vorm Computerspiel :)
Lieben Gruß!
Er lief im ZDF, liebe Sparköchin, wobei mich auch das Buch mal interessieren würde.
AntwortenLöschen"Ich bin dann mal weg" von ihm habe ich nämlich sehr gerne gelesen, ich mag seine Mischung aus Tiefgang, Humor und natürlich die Fähigkeit zu beobachten.
Im Film kam es sehr gut rüber, wo er sich die Vorbilder für seine Rollen hergeholt hat.
Lieben Gruß zurück!
Ich hab sein Katzenbuch gelesen, auch da war viel Autobiografisches dabei. Deshalb würde ich gern eine Buch-Verfilmung kennenlernen.
LöschenDanke für den Hinweis!
Ja, der Film würde mich auch interessieren und dürfte noch in der Mediathek zu finden sein. Das Essen auf dem Tisch sieht doch sehr lecker aus. Dazu gibt es, wie ich erkennen kann einen Tee. Eine Bekannte von mir unterrichtet auch "Deutsch" und dabei schon einige Spezialisten dabei gehabt. Einer kam immer zu spät und dann auch noch leicht angesäuselt um es höflich auszudrücken. Er erhielt dann einen Platzverweis.
AntwortenLöschenLach, Helmut, wie gesagt träumte ich während des Essens von meinem eigenen Kartoffelsalat, denn dieser Salat war deutlich zu dilllastig, dafür fehlten aber Zwiebeln und irgendwie jeder Pfiff.
LöschenDie süßlichen und ziemlich feffhaltigen Croissants/Brötchen hätte ich mir gut mit Marmelade zum Frühstück vorstellen können, hier empfand ich sie als ziemlich unpassend - ich hätte ein Stück Fleisch deutlich vorgezogen, die Vorstellungen von einem ausgewogenen Mittagessen gehen halt doch auseinander, aber ich bin ja eh so erzogen, dass ich in der Regel brav alles esse, was ich vorgesetzt bekomme, von daher alles gut. ;-)
Der Tee gehört in islamischen Ländern offenbar überall zwingend dazu, zu jeder Tages- und Nachtzeit und er brachte uns auch noch zum Lachen.
Ich bin immer froh, wenn sich der Inhalt meines Minigläschens endlich abgekühlt hat, aber sobald ich dann endlich davon trinke, kommt einer immer mit Nachschub aus der Küche angesaust und füllt wieder nach, bis ich dann bremsen musste, denn mir ist er viel zu stark, und das tut meiner Pumpe nicht gut.
Übrigens hatten beide noch keinen einzigen Deutschen als Lehrer, schade im Hinblick auf die Aussprache, denn so kann es passieren, dass dessen Akzent übernommen wird, während die Schüler ja privat meist kaum Kontakt zu Deutschen haben, sondern sich eher innerhalb der eigenen großen Community aufhalten.
Hallo, Liebe "Rex-Mama!"
AntwortenLöschenDreijährige sind eine eigene Welt für sich. Die können sich für alles begeistern und zeigen uns Erwachsenen manchmal, dass man auch über unvorhergesehene Kleinigkeiten, die man selbst nicht in Betracht ziehen würde, doch jubeln kann.
Diese Grüppchen mache ich leider auch viel zu sehr aus.
So ein Miteinander muss man schon aktiv fördern, sonst bleibt man nur in der Gruppe, in der man sich bereits befindet und hängt dort fest.
Ich fand bisher auch noch nicht die erhoffte Zeit, mich komplett in WordPress einzuarbeiten. Mir erscheint es manchmal, als wurden dort Funktionen versteckt, die man nur durch Zufall findet. Immer wieder schlägt mir mal eine neue Befehlsleiste entgegen.
Liebe - sichtbare - Grüße
Vom lifeminder
Ja, lieber lifeminder, das sind sie wirklich und vor allem, wenn man kein Wort mit ihnen sprechen kann, wird es spannend.
LöschenDie Gruppenbildung ist bei uns sicher genetisch bedingt bzw. von der Evolution her so angelegt, fürs Überleben schon immer wichtig.
So sucht man das Verbindende und besonders in der Fremde sind das dann eben Sprache, Nationalität und Religion, also findet Integration hauptsächlich in die bereits vorhandenen eigenen Communitys statt.
Wordpress, seufz, nach wie vor ein Buch mit etlichen Siegeln für mich. Manches ist hier bei Blogspot wesentlich einfacher und übersichtlicher, dafür klappts aber mit den Benachrichtigungen leider nicht mehr.
Liebe Immer-sichtbar-Grüße zurück! :-)