Freitag, 19. Januar 2024

KI oder "chemisches" Leben?

 Mit einem halben Ohr hörte ich heute Nacht im TV jemanden darüber reden und er bezeichnete alles Lebendige tatsächlich als "chemisches Leben", was es ja auch tatsächlich ist.

Im Grunde gäbe es nur zwei Phasen, hörte ich, nämlich die vor und die mit KI und sollte sich irgendwo im Weltall Ähnliches entwickelt haben, müsse es dort genauso sein und es wäre extrem unwahrscheinlich, käme es zu einem Kontakt, dass man sich wie wir im Moment genau im Übergang zwischen diesen Phasen befinde.

Peng, das saß und obwohl ich nur halbwach war, dachte ich daran, was für eine kluge Frau Mary Shelley doch gewesen sein muss, dass sie all das vor ziemlich genau zweihundert Jahren bereits kommen sah, dass nämlich eines Tages das, was der Mensch schuf, ihn zu beherrschen drohen würde.

Witzig dabei finde ich den Gedanken, KI könnte vielleicht irgendwann das Bedürfnis nach so etwas wie Glauben entwickeln. Wird dann womöglich der Mensch als der "Gott" angesehen werden, der Schöpfer, der für das verantwortlich ist, was das Jetzt ausmacht? 😁

Und nun noch zum Thema "Hate Speech", um das es kürzlich im so gerne gelesenen Nachbarblog ging.

Es ist tatsächlich nicht zu übersehen, wie sehr diese Rohheit besonders im Internet überhandnimmt und wie stark das teilweise auch aufs reale Leben übergreift, siehe Mobbing an Schulen.

Ist das tatsächlich etwas Neues oder nicht doch vielleicht eher dem Nachahmungstrieb von uns Menschen geschuldet, dem Drang, sich Gruppenverhalten anzupassen, weil viele schnell dazu neigen, es als normal zu empfinden?

Die Tage sah ich eine Doku darüber, wie sehr auch Frauen in die brutalen Machenschaften im "Dritten Reich" verwickelt waren. Wie in Autokatien üblich, werden bereits Kinder und Jugendliche den Vorstellungen der Herrschenden entsprechend geformt und so auf Linie gebracht meldeten sich damals unzählige junge Frauen für den "Dienst im Osten", sprich, sie arbeiteten dann dort z.B. in KZs und standen ihren männlichen Kollegen schon bald an Grausamkeit in nichts nach, übertrafen sie teilweise sogar noch. Es war eben ... "normal". 🙄

Und dann fiel mir dazu etwas ein, das ich Anfang der Achtzigerjahre in Stuttgart erlebte, zum Glück bei Weitem nicht vergleichbar, aber diesen vermeintlichen Gruppenzwang, das Nachahmen erlebte ich auch dort.

Kurzfristig hatte ich mich entschieden entgegen den ursprünglichen Plänen in der Stadt bleiben zu wollen, also benötigte ich einen neuen Job und fand ihn - zunächst als Aushilfe - in der Kundenbetreuung einer Buchgemeinschaft.

In einem Großraumbüro landete ich, schätzungsweise mit ca. 30 hauptsächlich Frauen um mich herum und jeweils vier Schreibtische standen in einem Block zusammen, aber auch alle anderen befanden sich in Hörweite.

Jede Sachbearbeiterin kümmerte sich um Schriftkram, musste aber auch Kundenanrufe entgegennehmen und was mir sofort ins Ohr sprang, war die Unfreundlichkeit, die dabei an den Tag gelegt wurde.

Von Ämtern kannte ich das, diese barsche Art, dieses "Ich sage hier, wo es langgeht, und du fügst dich gefälligst", fand es dort schon unerträglich, konnte es aber in einem Bereich überhaupt nicht nachvollziehen, in dem es doch letztlich um Umsatz ging, zumal mir eine derartige Unfreundlichkeit auch völlig wesensfremd ist.

Im Grunde konnte und wollte ich auch damals schon gar nicht über meinen Schatten springen, bekam aber natürlich mit, dass selbst die Auszubildenden sich diesen Ton bereits angewöhnt hatten, eben, weil man es ihnen so vormachte und es sich zu gehören schien. Ich war noch verdammt jung und begann promt mich zu hinterfragen.

War das überhaupt in Ordnung, dass ich so nett mit den Leuten umging, oder müsste ich mich verändern? 

Einmal hatte ich eine höchst verärgerte Kundin an der Strippe, die vorhatte zu kündigen, weil wirklich alles schiefgelaufen war. Ich erklärte ihr alles, nahm mir viel Zeit für sie, es wurde zu einem richtig persönlichen Gespräch, wir lachten viel und am Ende gab sie sogar noch eine fette Bestellung auf, statt zu kündigen.

Gut gelaunt und zufrieden legte ich den Hörer auf die Gabel, doch nun bekam ich vom Nachbarblock zu hören: " Wie schleimig, das war ja kaum noch zu überbieten an Gesülze ...!", und ich sah, wie die Kollegin angewidert ihr Gesicht verzog, ausgerechnet die, die eh den schärfsten Ton von allen an sich hatte.

Das ging mir bis abends und sogar die nächsten Tage noch nach, aber dankenswerterweise saß auch unser Abteilungsleiter mit im Raum, der das alles natürlich auch mitbekam und dann mal quer durch den Saal rief: "xxx, bestes 'Mann' am Telefon, ich hab hier einen ganz vertrackten Kunden, könnten Sie den bitte mal übernehmen und ihn anrufen?"

Was natürlich wiederum auch die anderen mitbekamen und so änderte sich langsam der Tonfall, den sie anschlugen, weil nämlich mehr und mehr die andere Richtung angesagt war.

Später wurde die ganze Telefonkiste dann ausgelagert in eine separate Gruppe (immerhin noch nicht an Callcenter wie heute) und nun war ich es, die an der Schulung der anderen beteiligt wurde, noch später war es dann auch meine Aufgabe, den gesamten Formbriefe-Bereich umzukrempeln auf mehr Freundlichkeit.

Ist auch wurscht, wie es weiterging, ich wollte nur auf dieses Nachahmen hinaus, das damals nicht anders als heute funktionierte, was es umso wichtiger macht, dass wir nicht "hinterherbrüllen", sondern uns nicht berirren lassen und bei unserer eigenen Linie bleiben. 😊

Vor allem auch wichtig, was die politischen Trends angeht, denn nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa und fast der ganzen Welt kann man infolge der Globalisierung und Überbevölkerung nun diesen Rechtsruck beobachten, dieses Aufsitzen auf die vermeintlichen Heilsversprechungen von Autokraten.

Selbst wenn es wie in Polen gelingt, das Ruder oberflächlich herumzureißen, werden wirkliche Veränderungen ganz schwer, weil die Rechten in ihrer letzten Amtszeit längst alle maßgeblichen Richterstellen in ihrem eigenen Sinne besetzt haben.

"Das kann auch Deutschland blühen"  - ein wirklich lesenswerter Artikel dazu, denn ruckzuck wird die Demokratie auf diese Weise dauerhaft ausgehebelt, etwas, auf das sich ja auch Trump vorzüglich versteht, der in seiner letzten Amtszeit genau das Gleiche machte.


So, und nun muss ich schauen, wie ich meine Wege gebacken bekomme, muss Rezepte abholen und einkaufen, doch blöderweise kam gerade noch mal ein kräftiger Schneeschauer und nun sind die Bürgersteige wieder weiß, was die Räder meines Trolleys gar nicht mögen. 🙄


Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉


4 Kommentare:

  1. Liebe rex-mama, ich gebe zu, dass ich mich mit diesem Thema bisher noch sehr wenig beschäftigt habe. Ich kann mir alledings vorstellen, dass das wirklich für uns kleine Leute nicht eben von Vorteil sein wird. Heute erzählte mir eine Klassenkameradin von mir, dass sie in einem Edeka war. Nach dem Umbau gibt es nur noch eine Kasse mit Kassiererin. Der Rest sind selbst scanner Kassen. Heute hatte bei meinem Einkauf bei meinreal Zeit ein Schwätzchen mit einer Kassiererin zu halten. Es war schon einmal Konkurrent für eine mögliche Übernahme da. Das hat der OBine NICHT gepaßt. Also Ablehnung. Hier ging es nicht um die Menschen, sondern darum, dass alle in der Zantralstadt einkaufen sollen. Egal wie.Irgendwann will diese Grüne Tussi auch mal wieder gewählt werden.

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    1. Traurig ist das, lieber Helmut, wenn sich Politiker selbst entlarven und zeigen, dass erst mal die Ideologie kommt und das Wohl der Bürger kaum eine Rolle spielt.
      Das mit den Selbstbedienungskassen finde ich heftig, weil die Kunden auf diese Weise zum bargeldlosen Bezahlen gezwungen werden sollen, etwas, das ich vehement ablehne.

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  2. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Seltsam, gerade gestern hörte ich einen Podcast mit "Sabine Rückert" die nicht an Gott glaubt, jedoch sich wundert, wie kann es sein, dass etwas lebt ohne Chemie. - Vielleicht doch ein Hinweis, dass es etwas gibt, das für unsere Vorstellungskraft (noch) nicht greifbar ist?

    Stimmt! Manchmal will man sich anpassen. Besonders als jugendlicher sucht man ein Zusammengehörigkeitsgefühl.

    Was die Rechten betrifft.
    Habe ich Vertrauen in viele - nicht in alle - das da auch viele wieder in die Spur zurechtfinden.
    Politisch. Uff, ist das nochmal was ganz anderes. Ich hoffe, einfach das wir bei der nächsten Wahl für uns alle das Beste Kreuzchen machen.

    Wehe, wenn ich in die USA sehe. Bitteschön, nicht unbedingt ein "Trump" Comeback.

    Ich kann mir dich so gut in so einem Großraumbüro vorstellen.

    Noch schön finde ich allerdings, da geht es dir wohl ähnlich wie mir, dass du sowieso ständig am Hinterfragen bist?



    Liebe - ich bin gerne mit zwei Augen in deinem Blog unterwegs - Grüße
    Vom lifeminder



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    1. Es gibt ungeheuer viel, lieber lifeminder, von dem wir noch nicht mal ansatzweise eine Ahnung haben, und weil das schon so war, als wir von den Bäumen herabstiegen, begannen wir zügig uns Götter vorzustellen, die für all das verantwortlich waren und die man dann mit kleinen oder auch größeren Gefälligkeiten gnädig stimmen könnte.
      (Irgendwie muss es doch machbar sein, dass endlich mal wieder Regen kommt? 😉)
      Womit ich dann auch gleich beim Hinterfragen wäre, das ich schon von klein auf ständig betrieb, zumal ich ja mit sehr viel Einblick sowohl in die evangelische wie auch die katholische aufwuchs.
      Ich gönne es jedem, der glauben kann, von Herzen, wenn er dort Geborgenheit, das Gefühl von Sicherheit findet, war als Kind sogar beinahe etwas neidisch darauf, denn mein Weg ist sicher der unbequemere und für mich ist es immer eine Gratwanderung, wenn ich mit zutiefst religiösen Menschen zusammen bin.

      Der Großraum, lach, zum Glück blieb ich dort nicht lange, denn es ging zügig bergauf und bald schon hatte ich mein eigenes Büro, aber eine interessante Erfahrung war es auf jeden Fall.

      Die nächsten Wahlen, seufz, die Frage ist, ob und wie lange Demokratien nach westlichem Vorbild überhaupt noch Bestand haben werden, denn wenn die USA kippen, hat Europa nicht mehr viel in der Hinterhand, um sich gegen gierige Großaggressoren wehren zu können.
      Und leider sieht man es ja allerorten, dass viele "ganz normale" Leute es offenbar bevorzugen würden, dass jemand das Ruder übernimmt, der auch ihnen selbst am Ende das Maul verbieten würde. :-(

      Liebe Je-mehr-wache-Augen,-umso-besser-Grüße zurück! :-))

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