Die Weihnachtsferien sind vorbei, ...

 ...deshalb waren A. und ich gestern wieder allein und konnten ohne jede Störung durch die Kinder sehr intensiv arbeiten.

Erneut war sie fleißig gewesen, hatte etliche fiktive Mails verfasst, um deren Korrektur sie mich bat, und leicht grummelnd zählte sie jedes noch so kleine Fehlerchen mit und kreidete es sich an.

Wofür ich sie dann lachend rügte, also für die strenge Selbstkritik, nicht etwa für die Fehler, denn tatsächlich beherrscht sie die deutsche Rechtschreibung und Zeichensetzung schon deutlich besser als so mancher Muttersprachler, auch wenn ihr Wortschatz natürlich noch begrenzt ist und sie mitunter noch Schwierigkeiten beim Satzbau hat.

"Ich denke wieder zu türkisch", sagt sie dann oft, klar, dort ist die Reihenfolge der einzelnen Satzteile nun einmal eine andere, daran muss man sich erst gewöhnen, zumal wenn man so wenig Gelegenheit zum Deutschsprechen hat.

Diesmal hatte sie statt des kleinen Handys ein Tablet auf den Tisch gestellt, so konnten wir die Fotos besser erkennen, die wir dann gemeinsam beschrieben - wieder kleine Alltagsszenen wie eine radfahrende Familie oder Kunden am Gemüsestand des Wochenmarktes.

Extrem langweilige Situationen, aber in der anstehenden Prüfung wird verlangt, dass man um so etwas dann einen Haufen Blabla konstruiert. 🙄

Schade um die Zeit, denn an sich gäbe es viel interessantere Themen, über die wir reden könnten, beispielsweise, wenn es um Frauen und Männer geht.

Irgendwie landeten wir bei Autos, sie sagte, dass sie hier mit ihrem neuen Führerschein ja keine Schaltwagen fahren dürfe, dies aber eh nicht könne - das sei wohl eher etwas für Männer ...

Oho ...?

Nun erzählte ich, dass ich im Gegensatz zu ihr noch nie mit einem Automatikgetriebe gefahren bin und das Schalten eigentlich auch immer mochte, weil der Wagen dadurch ja auf seine eigene Art mit einem spricht. (Ich höre an den Geräuschen, wann ich schalten muss, gebe ihm, was er möchte und dadurch verstehen wir beide uns prima. 😊)

Vor längerer Zeit, als es um Intelligenz ging, hatte sie mal einfließen lassen, dass sie M. für intelligenter halte als sich selbst, er sei ja schließlich auch ein Mann, und immer sind es solch beiläufig geäußerte Sätze, die mich hellhörig machen, weil mir dann bewusst wird, dass wir in einem sehr unterschiedlichen Selbstverständnis unseres Geschlechtes aufgewachsen sind.

Mal abgesehen von den verschiedenen Kulturen wuchs sie mit fünf Schwestern auf, der ersehnte Stammhalter kam erst als Nachzügler, während ich fast von Anfang an einen Bruder hatte und ständig erlebte, dass es nichts gab, was er nur aufgrund seines Geschlechtes besser gekonnt oder verstanden hätte als ich, auch wenn er mir natürlich irgendwann an Körperkraft überlegen war. 

Für mich spielte das Geschlecht immer schon eine untergeordnete Rolle, in erster Linie nahm und nehme ich mich als Menschen wahr und dass mir da unten kein Zipfelchen wuchs, ja, das ist eben so und hat mich Sicherheit keinen Einfluss auf die Kapazitäten weiter oben 😁, während A. aufgrund ihrer Erziehung in der weiblichen Rolle festzuhängen scheint.

Mal sehen, wenn dieser akute Prüfungsdruck weg ist, vielleicht haben wir dann mehr Raum, uns auch über solche Dinge wieder auszutauschen, denn ihr ist ja an "Frauenrechten" sehr gelegen.

Ansonsten gab es nichts Neues, außer dass ich mich weiter über die Heizung ärgere, die gerade gegen meinen Willen Gas verbraucht, wenn sie eigentlich gar nicht soll.

Ich werde mich wohl doch näher mit dem blöden Menü befassen müssen und schauen, ob ich dort trotz des fehlenden Knopfes von Winter- auf Sommerbetrieb umschalten kann, denn anders lässt sie sich anscheinend nicht überlisten. 🙄

Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉