... hatte ich gestern, als ich mich auf den Weg zu A. begab, denn tatsächlich hörte es kurz zuvor zu regnen auf, so dass ich trocken hinkam, zumindest von oben, denn mit den Füßen hatte ich durchaus Mühe, die Pfützen zu umgehen und vor allem auch die vielen "Müllplätze", die die Ballerer auf den Straßen hinterlassen hatten.
Die Arme macht sich sehr viel Druck, weil im Februar die erste Prüfung ansteht, und besonders vor dem Rollenspiel, das sie mit einem Klassenkameraden durchziehen muss, hat sie große Angst.
Ihrem eigenen Empfinden nach ist sie im Lesen und Schreiben sehr gut, nur beim Sprechen hapert es dann, weil ihr schlicht die Gelegenheiten zum Üben fehlen - von mir abgesehen hat sie ja nach wie vor null Kontakt zu Deutschen,
Woran ich auch denken musste, als ich gestern Abend in den Nachrichten hörte, dass in vielen Gemeinden in NRW die Zahl der Geburten recht niedrig ist, während sie in unserer Stadt um 11,5% stieg.
Laut KI liegt die Ursache wohl in der Zuwanderung, lag eh auf der Hand, denn in anderen Kulturen ist es nun einmal wichtig für den Stolz (wohl hauptsächlich des Mannes?), möglichst viele Nachkommen zu zeugen.
Und wo ich den ChatGPT schon einmal geöffnet hatte, befragte ich ihn auch gleich noch dazu, ob bei den Pisa-Studien eigentlich Werte für einzelne Regionen erhoben werden oder ob man nur Durchschnittszahlen fürs ganze Land ermittelt.
Leider nur Letzteres, und das halte ich schon für mehr als sträflich, denn es liegt doch auf der Hand, dass man nur etwas verbessern kann, wenn man dabei gezielt vorgeht, statt Veränderungen mit der Gießkanne zu verteilen.
In Städten mit mehr als 95% Ausländeranteil in vielen Schulklassen muss ich mich gezielt erst einmal um die Sprache kümmern, bevor ich Bruchrechnen mit Worten erkläre, die dann kaum einer versteht.
Wir waren damals in der Grundschule 48 Jungs und Mädchen in der Klasse und das funktionierte tatsächlich hervorragend, warum also passt man die Größe der Klassen nicht der jeweiligen Bevölkerungszusammensetzung an, um so den Lehrermangel etwas auszugleichen?
Wobei mir gerade einfällt, dass ich auch wegen der kleinen Tochter nachfragen sollte.
Beide Kinder waren gestern wieder daheim, nur merkte ich erst gar nichts davon, weil sie erst nach elfe nacheinander schlaftrunken auftauchten.
Sie bekommen sie abends nichts ins Bett, also springen sie bis nach Mitternacht herum und sind morgens entsprechend müde, was natürlich gar nicht gut für aufmerksames Lernen ist.
Letztes Mal fragte A. mich, ob ich Ideen hätte, was sie da machen kann, und ich schlug ihr eine Nachttischlampe für die Kleine vor.
"Sie liest doch gerne, warum schickst du sie dann nicht um achte ins Bett mit der Vorfreude aufs Lesen, was sie dann bis neun Uhr noch darf?"
A. hielt das für einen tollen Gedanken, nur umgesetzt wurde er bis jetzt nicht, stattdessen sehe ich nur Bilderbücher, in denen tagsüber geblättert wird.
Das Mädel ist achteinhalb und im dritten Schuljahr, da müsste doch längst mehr drin sein als nur Bilderbücher, oder?
Zumindest bei mir war das so und vielleicht müsste ich mal rauskriegen, wie es überhaupt um ihre Deutschkenntnisse bestellt ist.
Sie ist sehr still, zwar merke ich, dass sie versteht, was ich sage, aber offensichtlich scheut sie sich, deutsch zu sprechen - es ist halt immer noch eine Fremdsprache für sie, denn auch sie betrifft es ja, dass man privat nur zu Landsleuten Kontakt hat.
Sehr intensiv arbeiteten wir wieder, etwas erschwert dadurch, dass A. viele Arbeitsmaterialien nur auf dem Handy hat. Mit einem PC wäre das deutlich einfacher, aber der ist offenbar nur für M. reserviert.
Ihr Prüfungspartner sei Afghane, erzählte sie, und auch gut, denn er sei von Haus aus Ingenieur, trotzdem graut ihr vor dem Rollenspiel mit ihm, das so aussehen wird, dass sie beispielsweise ein Gespräch führen müssen darüber, dass man sich gemeinsam um das Kind einer Freundin kümmern müsse, weil diese für zwei Tage wegfährt.
Womit kann man dieses Kind dann beschäftigen bei gutem oder schlechtem Wetter, wie macht man es mit dem Essen usw.?
Lachend stellten wir uns vor, wie es wäre, könnte ich mit ihr in die Prüfung gehen, denn wir sind inzwischen so eingespielt, dass ich nur mit dem Finger wackeln muss, damit sie erkennt, dass sie die Rehenfolge von Satzteilen umdrehen muss, oder ich öffne leicht dem Mund und schon weiß sie, dass die Aussprache mal wieder falsch war oder ein kleines, aber wichtiges Wort fehlte.
Ihre eigene Einschätzung ihrer Schreibfähigkeiten konnte ich ihr bestätigen. Gleich zu Beginn zeigte sie mir zwei hypothetische Mails, die sie ausformuliert hatte, und bis auf einige Kleinigkeiten konnte sich das Ergebnis sehen lassen.
Was ich besonders bewundere, ist, wie viel Wert sie neben der Rechtschreibung auch auf korrekte Zeichensetzung legt, und da sie mit den Kommata mitunter noch einige Schwierigkeiten hat, habe ich mir angewöhnt, sie bei unseren mündlichen Rollenspielen mit dazuzuzusagen.
Etwas, das mir zum Glück ungeheuer leicht fällt, da ich im Berufsleben einst Tausende von Briefen auf Band diktierte und sämtliche Satzzeichen mit ansagen musste.
Nach zweieinhalb Stunden "hatte ihr Kopf fertig", sie war platt und so machte ich mich dann auf den Weg zu Aldi.
Nun allerdings wieder im Regen, blöd, denn auf einen Schirm hatte ich von Anfang an verzichtet, da ich beide Hände zum Tragen der Einkäufe benötigte.
Okay, wurde ich halt nass, vielleicht isses ja jut für den Haarwuchs - wer weiß ... 😂
Und mit "wer weiß" ging es auch weiter, als ich mich später für eine Stunde hinlegte.
Den kleinen Fernseher im Schlafzimmer hatte ich mir dazu eingeschaltet und landete mitten in einem seichten, aber netten Filmchen, das an der Ostsee spielte.
An sich hervorragend geeignet, um mich wie gewünscht eindösen zu lassen, doch dann geschah etwas, das mich zutiefst aufwühlte.
Eine kleine Szene, zwei Menschen am Strand und die Mikrofone hatten das Rauschen der Wellen perfekt eingefangen.
So perfekt, wie ich es unzählige Male in echt gehört habe, und nun machte es zack, und ich befand mich selbst wieder an der Ostsee.
Eine Art Déjà-vu, nur etwas ausgiebiger als dieser Blitzmoment, der einen sonst schon mal durchzuckt, dieses Wissen, genau das habe ich so schon einmal erlebt. (Ihr kennt das, oder?)
Nein, ich war auf einmal tatsächlich dort, befand mich in der Sandburg, die wir mit Papa jedes Jahr rund um den Strandkorb schaufelten, ich hörte die Wellen sehr laut, dieses gleichmäßige wunderbare Rauschen, spürte den Sand auf der Haut und hatte sogar den salzigen Geschmack im Mund, ohne den es an der Ostsee nie ging, obwohl sie ja gar nicht so salzhaltig ist.
Und dann nahm ich aus dem Augenwinkel sogar Papa wahr, wieder einmal hatte er sich sein beige-blau kariertes Hemd zusätzlich zur Badehose übergezogen, wie er es gerne machte, wenn er zu einem Gang über die Promenade ansetzte, und sogar eine der Tüten mit den Brötchen sah ich aus der Tasche neben dem Strandkorb hervorlugen, die er jeden Morgen für die ganze Familie schmierte.
Wow!!!
Das war ja wirklich mal ein "Déjà-vu", nein, eigentlich war es viel mehr gewesen, wenn am Ende wohl auch nur einige Sekunden lang, aber während derer hatte es tatsächlich kein Hier und Jetzt mehr gegeben, sondern ich befand mich in einer Zeit, von der man gemeinhin annimmt, dass sie längst vorüber ist.
So real hatte es sich angefühlt, dass ich es - nach gründlichem Nachdenken - mal wieder als kleinen Fingerzeig dafür werte, dass an den Theorien über Paralleluniversen doch viel mehr dran sein könnte, als die Wissenschaft bisher weiß.
Was, wenn unsere Vorstellung von Zeit wirklich nur etwas ist, das wir Menschen uns konstruiert haben in dieser einen Dimension, über die hinauszuschauen wir kaum einmal in der Lage sind?
Und nun muss ich wieder an die Videorecorder denken, die ich mir mit meinem viel zu kleinen Kopf vorstelle, um mir das zumindest ansatzweise erklären zu können.
Unendlich viele Recorder und auf jedem von ihnen spiele ich den gleichen oder auch unendlich viele andere Filme ab, nur "zeit"versetzt, d.h. jeder Moment des Filmes läuft gleichzeitig, während der Proband auf dem einen Recorder bereits das Zeitliche segnete, wird er auf dem anderen gerade erst geboren, alles immer wieder aufs Neue und parallel zueinander.
Immer wieder sind es Geräusche, die mich so triggern, mich schlagartig in vermeintlich längst Vergangenes zurückversetzen, oft das Krähen eines Hahnes, das mich ins Dörfli meiner Kindheit befördert, mitunter auch der Anblick einer saftig grünen Wiese und immer durchzuckt mich dann dieser Blitz: Du bist gerade dort, nimmst jede Einzelheit in allen Feinheiten wahr, und zwar mit allen deinen Sinnen.
Entweder muss die Wissenschaft schneller werden oder ich selbst mich noch mehr sensibilisieren für solche Wahrnehmungen, denn ... ich finde das wirklich ungeheuer spannend, zumal es ja bedeutet, dass es den Tod letztlich gar nicht gibt. 😀
Und nun hurtig zurück in die schnöde Welt und an den Herd mit mir ...
Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉
Hallo, Liebe "Rex-Mama!"
AntwortenLöschen"A" soll sich nicht so viele Sorgen machen, sie wirkt für mich bestens vorbereitet und die Entwicklungsschritte, die sie gemacht hat, und hier nachzulesen waren, sind doch großartig.
Mit 8,5 Jahren sollte wirklich mehr drin sein, wie Bilderbücher.
Ich würde es für wichtig halte, dass auch die Kinder Deutsch reden, und zwar möglichst viel. - Irgendwer sollte auch in der Schule und Kindergarten sehr darauf achten.
Ob man in diesem Alter bis elf zwölf abends aufbleiben muss? Hm sicher in den Ferien darf das mal sein, aber sonst fehlt da noch jede Menge an Schlaf und Co. Wer nicht fit ist, lernt schlecht.
Dein Vorschlag mit der Nachttischlampe fand ich ganz toll.
Mir geht es hin und wieder wie dir.
Ich sehe etwas im TV oder nehme etwas wahr, das so ähnlich mir schon einmal untergekommen ist, schon macht mein Geist eine Zeitreise.
ChatGPT muss ich nun doch mal ausprobieren.
Liebe - wunderbare Winter - Grüße
Vom lifeminder
Das ist schwierig, lieber lifeminder, denn sie sind ja überall von Landsleuten umgeben, die Lehrer sowohl der Kinder wie auch der Eltern sind Türken und die neue Kindergärtnerin auch.
LöschenDie einzige Chance, dass sie sich auf Deutsch verständigen müssen, liegt darin, dass es hier auch jede Menge anderer Nationen gibt, mit denen sie sich anders nicht verständigen können, aber grundsätzlich wird es mit Integration halt schwierig, wenn die eigene Community allmählich größer wird als die ursprünglich aufnehmende.
Am ChatGPT gefällt mir, dass man direkt ziemlich aussagefähige Antworten bekommt und sich nicht erst durch Suchmaschinen hindurchsuchen muss.
Schon eine gute Sache, zumindest so weit ich es bis jetzt beurteilen kann.
Liebe Allmählich-Lust-auf-Sommer-habe-Grüße zurück! :-)