Mittwoch, 13. Dezember 2023

Wir schaffen das ...

 Dieser Satz und die freundlich eniladenen Bilder von 2015 scheinen sehr nachhaltig zu wirken, vor allem natürlich auch die hohen Sozialleistungen, die man hier zu erwarten hat, wenn man bei der Einreise das Wort Asyl erwähnt, und so kommen sie in Scharen zu uns, die Menschen aus vielen Teilen der Welt.

A. war gestern ein wenig müde und erzählte, dass sie spät ins Bett gekommen war, weil sie am Vorabend Besuch von einer anderen türkischen Familie hatten, die ebenfalls vor Erdogan floh und sich seit einem halben Jahr in Deutschland befindet.

Bereits in die dritte Unterkunft hat man sie verfrachtet, diesmal in ein ausgemustertes Gebäude auf dem platten Land mit nichts drumherum, keine Stadt, kein Dorf, nicht einmal andere Häuser gibt es und vor allem keine Bushaltestelle, so dass sie abgeschnitten von jedem Leben dort ausharren müssen und nicht einmal etwas einkaufen können.

Was da denn wohl los sei, wollte A. wissen, denn sie selber hatten es ja deutlich besser getroffen gehabt, auch wenn der Aufenthalt in solchen Einrichtungen auch für sie natürlich nicht eben erfreulich gewesen war.

"Deutschland ist voll,", erklärte ich ihr, "es kommen einfach zu viele ...", hier unterbrach sie mich und warf ein, dass in ihren Augen sehr viele davon gar keinen wirklichen Grund für eine "Flucht" gehabt hätten, sondern einfach ein schöneres Leben wollten.

Wirklich interessant, wenn man mal die Eindrücke "von beiden Seiten" miteinander vergleicht, und nun berichtete ich weiter, dass Deutschland das Geld ausgegangen sei und es auch keinen Wohnraum mehr gäbe, was zunehmend den sozialen Frieden bedroht.

Und toll auch, wie gut wir uns inzwischen schon über alle möglichen Dinge austauschen können. Ihr Deutsch wird mit jeder Woche flüssiger und ich selbst weiß immer besser, wie und wo sie mir folgen kann und wo ich mit Händen und Füßen weiter ausholen muss, um ihr klarzumachen, was ich meine.

Wie es denn wohl in den Niederlanden sei, fragte sie, womöglich besser als hier?

Ganz schlechter Zeitpunkt, denn wie in anderen europäischen Ländern auch, die sich einst als so weltoffen und aufnahmebereit zeigten, ging der Schuss dort ja nun nach hinten los.

Es ist schon verrückt irgendwie und überall das gleiche Spiel, links-grüne Strömungen sorgen mit ihrem vermeintlich hohen Moralanspruch dafür, dass der Zeiger irgendwann genau in die andere Richtung ausschlägt.

Das kann eigentlich keiner wollen und obwohl genau das seit jeher absehbar war, verschließt man sorgsam die Augen davor. 🙄

Noch einmal erzählte sie, wie sie selbst sich vor ihrer Flucht genau ansahen, welche Leistungen sie in welchen Land zu erwarten hätten. Holland war in der engeren Wahl, aber dann wurde es doch Deutschland, weil es hier einfach mehr gab, und tatsächlich leben sie ja auch nicht schlecht hier in einer schicken Wohnung mit Balkon, zentrumsnah und doch im Grünen, sogar Parkplätze gibt es vor dem Haus.

Trotzdem trauert sie ihrem einstigen Leben natürlich nach.

"Es ging und so gut", sagte sie, "wir hatten beide gutbezahlte Jobs und einen tolles Umfeld aus Familie und Freunden. Ohne Erdogan ..."

Ich kann es ihr gut nachempfinden, wie hart das alles für sie gewesen sein muss, denn in ihrem Heimatland hätte es ja tatsächlich nirgendwo mehr ein sicheres Plätzchen für sie gegeben.

Was mich gerade an die Ukraine denken lässt. Rund die Hälfte der Leute in A.s Deutschkurs stammt von dort, allerdings sagte man gestern Abend in irgendeiner Politsendung im TV, dass das Leben dort wohl in den meisten Landesteilen so gut wie normal abläuft. Warum hilft man sich dann nicht erst einmal gegenseitig im eigenen Land, sondern geht gleich ins Ausland, während dort doch vermutlich dringend Arbeitskräfte gebraucht würden, weil so viele ausfallen, die nun an der Front sind?

Schwer zu erklären, oder?

Und damit bin ich auch gleich beim nächsten Erklärproblem, denn im Deutschkurs geht es gerade um Partizipien und obwohl A. sich eigentlich bestens aufs Konjugieren versteht, sogar auf das unregelmäßiger Verben, hat sie damit gewaltig ihr Tun.

Ich frage mich, ob sich unsere "moralisch Höherstehenden" überhaupt klarmachen, welche Steine sie nicht nur den Deutschen, sondern auch Einwandernden in den Weg legen mit ihren Wortverhunzungen und mit dem krampfhaften Bemühen, bei allem auf political correctness zu achten bzw. auf das, was sie dafür halten?

Einst sprach man von Asylanten, was dann auf einmal als zu wenig freundlich erachtet wurde, obwohl dieses Wort nun wirklich von jedem verstanden wird, zumal Asyl ja auch der Grund fürs Herkommen ist.

Dann wurden sie zu "Flüchtlingen" - so lernte A. es kennen und so bezeichnet sie sich auch selbst, doch als sie mich gestern dazu befragte, was denn nun der Unterschied zu "Geflüchteten" sei, kam ich ins Trudeln. Sollte ich ihr sagen, dass die Moralexperten das, wie sie sich selber nennt, nun quasi als Schimpfwort betrachten?

Schwer zu vermitteln, erst recht, als sie dann noch nachhakte, ob sie demzufolge eine "Gestudierte" sei ...? 😁

Über Sternchen, Doppelpunkte und "Innen" schweige ich mal lieber, denn das bringt sie regelmäßig zur Verzweiflung, weil sie schlicht nicht mehr durchblickt durch das, was sie liest, aber ansonsten war unser Treffen wieder sehr erfreulich.

Wir beide "ticken" immer besser miteinander und sie genießt die Rollenspiele mit mir sehr, denn wenn sie diese mit Mitschülern machen muss, bringt es ihr nichts, weil sie ihrer Klasse weit voraus ist und die anderen so gar nicht in die Pötte kommen, was das Deutsche angeht.

Als ich heimkam, gabs eine "nette Überraschung", denn schon wieder hatten die Arbeiter diesen Streifen quer über die Nebenstraße aufgerissen und wieder einmal dröhnten die Maschinen los genau zu der Zeit, zu der ich mir ein kleines Mittagsschläfchen gönnen wollte. 🙄

Und die dickste Überraschung trudelte eben ein, nämlich die Jahresabrechnung für Gas.

250 Euro bekommen wir zurück, kein Wunder, wo wir ja kaum etwas verbraucht hatten, aber was mich mächtig ärgert, ist dass man uns die künftigen Abschläge trotzdem um mehr als 50% erhöht hat. 😲

Wer soll das alles denn noch bezahlen können???

Schon doof, nun haben wir endlich wieder eine funktionierende Heizung und werden sie doch kaum einmal benutzen können, weil es einfach zu teuer ist. 

Es wäre sicher an der Zeit, mal wieder den Versorger zu wechseln, doch blöderweise habe ich nicht den Hauch einer Ahnung, was ich in den Vergleichsportalen als Verbrauchszahl eintragen soll.

Seit zwei Jahren lief hier nichts mehr normal mit dem kaputten Gerät und ich habe keine Vorstellung, wie viel das neue überhaupt verbrauchen könnte, so dass ich absolut im Ungewissen schwimme und mir im Moment nichts anderes bleibt, als mich nur ordentlich zu ärgern über den Anstieg. 😖

Unnu gehe ich Betten beziehen, denn Einkaufen habe ich dank Dauerregens vertagt auf morgen bei hoffentlich trockenerem Wetter.

 

Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉



10 Kommentare:

  1. Nun ja, bezahlen wird das alles der dämliche deutsche Steuerzahler! Wer denn sonst? Frage mal: die Einheitspartei CDU/CSU/SPD/Grüne/FDP haben sich immer abgewechselt hat sich da was geändert für uns kleine Leute? NEIN!! Sie haben das Rentenniveau gesenkt, um damit iregndwelche Schweinereinen frü die Unternehmer zu finanzieren. Stichwort Lohnnebenkosten sind zu hoch.
    Ihr habt noch immer Dauerregen, das ist ja sehr unschön und macht keine Freude. Hier hat nur in der Nacht geregnet

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    1. Da hast du leider recht, die Renten haben sie immer weiter gesenkt, viele müssen weit unter der offiziellen Armutsgrenze irgendwie klarkommen und als besonderes Schmankerl werden dann sämtliche Kosten, Abgaben, Gebühren und Steuern immer weiter erhöht und eben wurde veröffentlicht, dass man sich nun ganz emsig bemüht, die Inflation wieder hochzujagen. :-(

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  2. Rex-Mama, ich habe noch etwas vergessen zu erwähnen, weil das heute morgen nicht eingefallen ist. In der Stadt hat die Stadtverwaltung ein Behälter aufstellen lassen, damit so die Begründung, die Rentner nicht mehr in den Mülleimern wühlen müssen. Das kann natürlich auch gefährlich sein, wie die Pressesprecherin der Stadt meinte. Es ist nicht schlimm, wenn die armen alten Leute sich kein Zubrot mehr verdienen können.

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    1. Das ist hier ähnlich, mein Lieber, alle öffentlichen Papierkörbe haben inzwischen eine Haube darüber, so dass man mit dem Arm kaum noch hineinlangen kann.
      Vermutlich finden sie es peinlich, wenn die Armut so deutlich sichtbar wird, weil immer mehr Menschen gezwungenermaßen nach Pfandflaschen suchen müssen, um überhaupt noch überleben zu können.

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  3. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Wir schaffen das trotzdem.
    Davon bin ich überzeugt.
    Die Geschichte zeigt, je starker Deutschland betroffen war, desto besser und gestärkt sind wir aus der Krise hervorgekommen.
    Wobei ich sehr hoffe, wir dürfen das alle noch erleben?

    Dennoch, das Vertrauen in unsere Politiker ist in mir ungebrochen.
    Wir werden das sowohl "hier" als auch International.



    Besuche bei türkischen Familien untereinander dauern wohl länger? - Das "A" müde war, kann ich gut verstehen, mich nehmen solche Familien-Besuche auch immer mit.
    Umso interessanter zu lesen, dass ihre Lernbereitschaft ungebrochen war. Ich weiß nicht, wie große meine Lust auf eine neue Sprache gewesen wäre, nach so einem Abend?



    Ihr wart in den vergangenen zwei Jahren so findig und kreativ, ihr werdet auch den Anstieg von Heizkosten um mehr meistern?



    Liebe - wir schaffen alles - Grüße
    Vom lifeminder

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    1. Woher nimmst du bloß dieses Vertrauen, lieber lifeminder, während diese Regierung sich gerade eifrig bemüht, Deutschland immer weiter in die Rezession zu treiben und die Inflation wieder zu befeuern, mal abgesehen vom geplanten Einbürgerungsrecht, dessen Folgen noch gar nicht absehbar sind?
      Und lach, ich habe keine Ahnung, wie lange Besuche in der Türkei normalerweise dauern, kann nur von uns selbst ausgehen und wir saßen früher sehr gern bis tief in die Nacht hinein - es müssen nur die richtigen Leute kommen, dann klappt das problemlos. 😂
      Diese ständigen Kostensteigerungen, seufz, leider steigen die Renten nicht angemessen mit und wenn man mit 1100 Euro alles finanzieren muss, dann geht es irgendwann nicht mehr weiter.
      Da hilft dann keine Findigkeit mehr, sondern man muss wieder anfangen zu arbeiten, sofern einen denn noch jemand einstellt und Körper und Kraft es noch irgendwie hergeben.
      Traurige Realität für viele Millionen Menschen in Deutschland ...

      Liebe "Ich fürchte, wir schaffen bald gar nix mehr"-Grüße zurück! ;-)

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    2. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

      Lass uns nicht aufgeben, wir werden das alle schaffen, du, ich und natürlich alle Menschen die uns am Herzen liegen.

      Wenn ich nicht mal mehr Vertrauen hätte, bleibt nicht mehr viel, deshalb bleibt vom vertrauen und Hoffnung immer bei mir etwas über .




      Liebe - nun machen wir alle "wir schaffen das" Route - Grüße
      Vom lifeminder

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    3. Mit dem Vertrauen ist das so eine Sache, lieber lifeminder, wenn man damit nämlich aufs falsche Pferd setzt.
      Vor nun schon 90 Jahren taten die Menschen genau das, als sie jemanden an die Macht wählten und drauf vertrauten, dass mit ihm endlich alles wieder gut werden würde, nachdem die Regierungen zuvor sich als zu schwach dazu erwiesen.
      Was Angela Merkel damals machte, war in höchstem Maße fahrlässig. Kurz zuvor war sie öffentlich bzw. von der "Moralelite" gescholten worden, als sie einem Mädchen in einer Diskussion erklärt hatte, dass Deutschland nun einmal nicht jeden aufnehmen könne - das sollte ihr nicht noch einmal passieren, also gab sie grünes Licht für die Migranten, die sich in Ungarn stapelten, und gemeinsam mit den freundlichen Bildern und dem ganzen Welcome-Zirkus bewirkte das, dass sich nun Leute in aller Welt auf den Weg machten ins gelobte Land und das ja bis heute tun.
      Das wuchs ihr über den Kopf, also blieb ihr nur noch dieser verhängnisvolle Satz, bei dem sich über das "wir" vortrefflich streiten lässt.
      Sie selbst muss nicht schauen, wie sie auf dem überfüllten Wohnungsmarkt noch eine Bleibe findet, sie selbst muss nicht mit einer Minirente über die Runden kommen und sie selbst ist es wohl auch kaum, die sich ehrenamtlich den Arsch aufreißt, um den Ankommenden irgendwie zu helfen.
      Integration?
      Fehlanzeige, Hauptsache, die Turnhallen wurden wieder frei für ihren eigentlichen Verwendungszweck, wie es dann weiterging und -geht, interessierte sie einen feuchten Dreck.
      Damit, dass sie so viele Köpfe in ihrer Partei rollen ließ und die CDU derart weit nach links-grün führte, tat sie diesem Land keinen Gefallen. Sie konnte sich dadurch lange halten, weil sie eben in fremden Gewässern fischte, aber letztlich servierte sie den Wählern damit einen Einheitsbrei, weil sich die etablierten Parteien ja kaum noch unterschieden.
      Die Folge war das enorme Erstarken der AfD und ich kann den Wählern nicht mal wirklich einen Vorwurf daraus machen, denn eine andere Alternative zu "links-grün" gab es ja gar nicht mehr.
      So ist das, wenn man sich nur für den eigenen Erfolg interessiert und jede Um- und Weitsicht vermissen lässt.
      Sie selbst ist bestens versorgt, doch das Land hat sie damit in eine gefährliche Schieflage gebracht, die andere nun noch verstärken.

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  4. Zum Thema Einwanderung erzähle ich dir eine Geschichte, damit du nicht glaubst, dass Deutschland das größte Problem damit hat.
    Gestern ist in Wien ein Prozess gegen einen Syrer zu Ende gegangen, der erst 2023 seiner Frau und den drei Kindern nach Österreich nachgezogen ist, hier ziemlich bald aus Eifersucht seine Frau erstochen hat und danach Selbstmord begehen wollte. Das misslang, seither ist er gelähmt.
    Er hat 20 Jahre ausgefasst, wer die Kinder versorgen wird, weiß ich gar nicht. Im Gefängnis wird er nicht arbeiten können mit seiner Lähmung, also "haben wir Steuerzahler ihn 20 Jahre am Hals".
    Einzelfall ist das keiner, ich glaube heuer hatten wir schon 29 oder 30 Frauenmorde - nicht alle von Zugezogenen natürlich, aber doch schon die Mehrheit, glaube ich. Von anderen Geschichten wie Raub, Körperverletzung oder Totschlag einmal abgesehen.
    Da können einer schon einmal unfreundliche Gedanken kommen.
    Übrigens hat derzeit auch Finnland eine übergroße Belastung durch Asylsuchende zu tragen, weil Moskau die angeblich gezielt durchschleust ...
    Solange die EU sich nicht auf eine gemeinsame Haltung einigen kann und auch die Nicht-EU-Länder ins Boot nimmt, wird sich die Situation nicht verbessern, für kein Land.
    Lieben Gruß

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    1. Jep, es ist leider überall das Gleiche und gerade las ich, dass die Grünen schon wieder ein Gesetz gestoppt haben, dass einer zumindest etwas effektiveren Abschiebung dienen sollte.
      Sie wollen es also gar nicht anders und klar, dass Weißrussland und Russland daran gelegen ist, Europa zu zerstören, zur Not eben durch diese Hintertür, indem man sich als Schleuser betätigt. Das wird noch an Fahrt aufnehmen, je mehr Putin nun auch seine Finger in Mali und anderen afrikanischen Ländern im Spiel hat, und was mich so fassungslos macht, ist, dass Menschen wie A. und M. nun auch hier schon in Angst leben müssen.
      Sie fürchte sich sehr von den Leuten des IS, sagte A. mir am Dienstag, und ebenfalls vor den Erdogananhängern, von denen besonders in unsere Stadt eine riesige Anzahl lebt.

      Mit dieser mehr als blauäugigen und naiven (vermeintlichen) Toleranz fördern wir die Intoleranz und öffnen Extremisten Tür und Tor und ich möchte mir fast nicht vorstellen, wie sicher man sich hier als Iranerin noch fühlen kann, wenn man zunächst meint, den Frauenjägern in der Heimat entkommen zu sein.

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