... vorgestern wieder nicht, A. war allein mit den Kindern und erzählte, dass der Gatte unterwegs sei, um das richtige Fitnessstudio für sich herauszufinden, denn er habe mehrere Kilos zugenommen.
Immer mehr kann ich nachvollziehen, warum sie sich vor ihrer Abreise aus der Türkei genau ansahen, "wie viel in jedem Land gibt", denn sie sind materiell wirklich bestens versorgt und können sich deutlich mehr erlauben als F. mit seiner kleinen Rente.
Ansonsten war es wieder sehr nett mit uns.
Den kleinen Sohnemann wollte ich mal testen, ob und wie viel Deutsch er inzwischen versteht, nachdem er nun ja schon ein halbes Jahr in den Kindergarten geht, aber wie immer zierte er sich zunächst ein wenig und ließ sich auch nicht anmerken, ob er kapierte, was ich ihn fragte.
Bis ich dann in die Falle lockte.
Er hatte seine kleinen Schätze angeschleppt und zeigte mir stolz seine "Gemälde".
"Ohhh", sagte ich, "das ist aber ein schönes Blau oder ... ist das womöglich gar nicht blau, sondern grün?"
Hihi, damit hatte ich ihn, denn nun krähte er ganz aufgeregt: "Gelb!!!"
War es gar nicht, es war tatsächlich blau, aber immerhin wusste ich nun, dass er mir durchaus folgen konnte. 😂
Was den Kindergarten angeht, blicke ich immer noch nicht ganz durch, ob es sich um einen "offenen" handelt, aber das Konzept scheint mir in diese Richtung zu gehen, umso bedauerlicher ist es nun, dass die einzige Bezugsperson, die er dort gefunden hatte, gekündigt hat.
A. erzählte schon mehrmals, dass sie den Kleinen beim Abholen immer allein und traurig irgendwo herumsitzend vorfand, wenn diese eine Kindergärtnerin frei hatte - wirklich schade, denn indem man diesen winzigen Menschlein selber die Entscheidung überlässt, wo sie gerade mal teilnehmen möchten, scheint man mir Integration und Zusammengehörigkeitsgefühl zu verhindern.
Und dann wies mich A. noch auf ihre vielen Notizblätter hin.
Sie notiert sich ständig irgendwelche Dinge (genauso gehe ich auch vor) und fertigt dann hinterher vorbildliche Reinschriften an in ihrer wunderschönen und gestochen scharfen Handschrift.
Diese Schmierzettel sind alles Abfallprodukte aus der Schule ihrer Tochter.
"Warum bekommen die sooo viele Blätter?", fragte A. mich ratlos und zeigte mir die Vorderseiten dieser Ausdrucke, auf denen oftmals nur eine einzige Aufgabe steht oder eine winzige Zeichnung zu sehen ist.
Gute Frage - überall werden wir mit dem Thema Umwelt bombardiert, alles wird angeblich ihr zuliebe verteuert, an jeder Ecke sollen wir Papier einsparen und aus diesem Grunde immer mehr digital erledigen, doch in den Schulen werden die Ressourcen dann derart sinnlos verschwendet?
Im Februar steht die A1-Prüfung für A. an, deshalb arbeiteten wir neben Frühstück und Kindern sehr intensiv, beschäftigten uns mit der Beschreibung von Fotos mit extrem langweiligen Einkaufsszenen, in die dann bestimmte Dinge wie z.B. "sowohl - als auch" eingebaut werden mussten, und natürlich tauschten wir auch Privates dabei aus.
Ob ich eigentlich spezielle Waschmaschinenreiniger verwende, wollte A. wissen, ich verneinte und erklärte, dass ich meist den Weichspüler durch Essig ersetze, dem ich ein paar Tropfen Lavendelöl oder andere Düfte zufüge, womit sich das Thema teure Entkalker dann erledigt hätte.
Als wir mit allem durch waren und ich meine Brille einpackte, schnappte sich A. auf einmal die Kinder, verschwand mit ihnen in der Küche und schob sie Sekunden später vor sich her zurück, direkt zu mir, und nun drückte mir die kleine B. dies hier mit einem "Frohe Weihnachten" in die Hand ... 🥰
Was mich tief berührte, hatte ich doch bisher eher den Eindruck gehabt, dass die Familie um alles einen ängstlichen Bogen machen würde, was irgendwie christlich klingen könnte.
Dann marschierte ich los zum Rhein, um mir das Hochwasser anzuschauen. Hier sieht man die Treppe, über die man normalerweise hinuntersteigt, um dann auf dem Leinpfad laufen zu können:
Der Weg ist verschwunden, stattdessen Wasser, wohin man sieht:
Danach direkt weiter zu Aldi und dort stand auf einmal U.s Sohn mit seinem Kumpel vor mir an der Kasse.
Sie hatten sich mit Feuerwerk eingedeckt, erzählten, dass bei den anderen Läden schon alles ausverkauft gewesen sei, und auch hier waren die Regale bereits so gut wie leer.
Das soll was werden, zumal das Getöse nun eh schon seit Tagen anhält. Fast rund um die Uhr hört man es aus allen möglichen Richtungen knallen - nicht gut für Rex, den das sehr beunruhigt, von den Wildtieren mal ganz zu schweigen. 😥
Ob sie mit dem Auto da seien, fragte ich dann, denn wenn ich zu A. gehe, nehme ich ja meinen Trolley nicht mit - erstens will ich ihn nicht unbedingt die Treppen schleppen und zweitens habe ich Muffe, dass er mir im Treppenhaus geklaut werden könnte.
Nun hatte ich ein paar Dinge mehr als geplant eingekauft und freute mich dolle, als S. bejahte, sie wären mit Vatters Wagen da und sie würden gerne auf mich warten.
Unterwegs erfuhr ich, dass die beiden Schulkameraden waren und der Freund im Gegensatz zu S., dem es ja zu anstrengend gewesen war, durchzog und seit diesem Jahr sein Abi in der Tasche habe.
"Und nun?", wollte ich wissen.
Er habe vor auf Lehramt zu studieren, erzählte er, aber im Moment laufe erst mal ein FSJ.
"Als da hieße? Abkürzung für freiwilliges soziales Jahr, oder was ist das?"
Nun mischte sich S. ein - ich muss immer noch grinsen, denn er mahnte seinen Kumpel, der irgendwie das Rumdrucksen anfing:
"Mit DER kannste normal reden, die versteht das, denn DIE ist nicht blöd". 🤣
Ach sooo, meinte dieser nun, ja, normalerweise würden die Leute so komisch nachhaken, was er denn mit der Bundeswehr am Hut habe, während er doch nur vom Bundesfreiwilligendienst rede, und das sei ihm dann zu doof ...
Ich amüsierte mich köstlich, denn erst die Tage hatte sich S. kurz zu U. und mir dazugesellt, ganz passend, nachdem sie mir vorher erzählt hatte, er habe sich zu einem argen Klugscheißer entwickelt.
Zu einem kleinen Vortrag hub er an, um mir die Vorteile von TikTok näherzubringen, woraufhin ich ihm darlegte, was ich von chinesischer Spionage halte. 😁
So war das einige Male hin und her gegangen, immer wenn er versuchte mich mit seiner vermeintlichen Bildung zu beeindrucken, servierte ich ihm Argumente, die ihn zusehends ins Schwimmen brachten - zu U.s allergrößtem Vergnügen übrigens, und deshalb machte mir die Situation im Auto nun wirklich Spaß. 😂
Nachdem er diesen Satz zu seinem Freund gesagt hatte, erwiderte ich von meinem Rücksitz aus:
"Na, das will ich zumindest hoffen, dass ich nicht ganz blöd bin, und ... wenn ich es recht überlege, kann man mit mir sogar ernsthafte politische Diskussionen führen, sofern man mir denn gewachsen ist." 😂🤣😂
Letzteres mit einem Augenzwinkern zu S., der mich im Rückspiegel ansah - eine Art stilles Einverständnis, denn er weiß, dass ich ihn sehr gerne mag, es nur besser fände, wenn er endlich etwas lernen würde, statt nur große Sprüche mit nix dahiner zu dreschen. 😉
Abends rief dann noch mein Bruder an - das Thema Weihnachten umging er, offenbar war es ihm auch nicht ganz koscher, wie das gelaufen war, dafür quatschten wir aber zwei Stunden lang über andere Dinge und nun kann das neue Jahr kommen.
Und weil das nicht mehr fern ist, sollte ich jetzt hurtig in die Küche springen, wo 4 Schnitzel und 4 Koteletts darauf warten, geklopft, paniert und gebraten zu werden.
Also auf in den Kampf ...
Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 🙂
Ist es bedrohlich für eucj, liebe rex-mama? Hat sich die regierung schon zu den Hochwasserschäden geäußert? ach, halt ich hab vergessen, das ist ja Hochwasser in Deutschland und daran ist ja Putin Schuld! Hier ist es bisher ziemlich ruhig und niemand ballert im voraus. Ich bin echt gespannt wie es morgen Abend wird. Langweilig wird es mir keinesfalls, denn morgen Abend bekomme ich Besuch zum Abendessen und da habe ich auch noch was zu tun. Ich freu mich drauf, denn ich hatte schon lange keine Gäste mehr.
AntwortenLöschenDas hoffe ich nicht, mein Lieber, aber es hängt halt davon ab, wie viel noch kommt und ob sie diese marode Deichstelle im Griff behalten.
LöschenSchön, dass es bei euch noch so ruhig ist. Bei uns hört man es aus bestimmten Stadtteilen das ganze Jahr über knallen und nun geht es schon seit Tagen richtig rund, und das rund um die Uhr. Bin gespannt, ob die Nacht wieder so schlimm wird wie letztes Jahr.
Das mit deinem Besuch freut mich. Was wirst du denn auftischen und feiert ihr dann auch zusammen ins neue Jahr hinein?
Die Hochwasser-Fotos sind beeindruckend. Wir in Wien haben wenige Schäden, aber in anderen Landesteilen ist es auch teilweise schlimm.
AntwortenLöschenDas mit der geringen Rente verstehe ich nicht, muss ich sagen. Hat F nicht sein ganzes Leben gearbeitet?
Aber du verdienst ja ein bisserl dazu mit den Umfragen, oder?
Guten Rutsch!
Schade, nun finde ich den Eintrag nicht, wo ich es ganz ausführlich erklärt hatte, also versuche ich es noch mal kurz:
LöschenNatürlich hat F. das ganze Leben lang gearbeitet, nur hatte er das Pech, dass er aus der Druckereibranche kam, die ab den Neunzigern immer weniger gebraucht wurde.
Auch seine Firma, in der er länger als 20 Jahre war, konnte nicht überleben und zeitgleich kam eh unser Umzug nach hier, blöderweise genau nach der Wiedervereinigung, die uns Unmengen an jungen Arbeitssuchenden aus dem Osten bescherte.
Folge war sehr hohe Arbeitslosigkeit, die die SPD versuchte zu bekämpfen, indem sie dem Niedriglohnsektor bzw. Leiharbeit Tür und Tor öffnete.
F.s alter Beruf wurde nicht mehr gebraucht, Jobs gab es einfach nicht, also begab er sich in eine Umschulung, die er - obwohl mit Abstand der Älteste - als Bester abschloss.
Nützte nur nicht viel, denn den Arbeitgebern war er zu alt, zumal ihm ja nun die entsprechende Berufserfahrung fehlte, also blieb ihm nicht anderes als Leiharbeit, und zwar in einer Kunststoffmühle - 6,80 Euro Stundenlohn, dafür aber so gut wie kein Arbeitsschutz - COPD lässt grüßen.
Mit dem, was ich zusätzlich verdiente, konnten wir gerade so über die Runden kommen, aber wenn dann die Rente nur 48% vom jämmerlich niedrigen Brutto beträgt, dann kannste dir ausrechnen, was dann noch dabei herauskommt.
Der SPD ging es damals darum, die offiziellen Zahlen so schnell wie möglich zu schönen, denn jeder der sich in einer Maßnahme, einer Umschulung oder sogar in 1-Euro-Jobs befand, verschwand aus der Arbeitslosenstatistik, also konnte man sich einen Erfolg auf die Fahnen schreiben und machte sich keinen Kopf darüber, dass man damit gleichzeitig diese irrsinnige Altersarmut verursachte, die in Deutschland nun immer gravierender wird.
Dir auch einen guten Rutsch!
Hallo, Liebe "Rex-Mama!"
AntwortenLöschenDa war aber wieder allerhand los bei dir!
Ich glaube der gute "M" drückt sich vor dir, ich weiß nicht, ob ich ihm das verdenken kann,. Ob er es gewohnt ist, mit so einer Selbstbewussten Frau umzugehen und zu diskutieren.
Die Weihnachtsgeste, das rührt auch bis in die Ferne.
Was mich wieder zum Selbstbewusstsein führt, findest du nicht auch das "A" zumindest kommt es mir so vor vom Selbstbewusstsein eine ganz, ganz andere ist?
Schön auch, dass du der Jugend auf die Sprünge hilfst und ein bisschen in die richtige Richtung schubst, das kann nur hilfreich sein. - Übrigens auch bei einem benachbarten Blog bitte nicht damit aufhören. ;)
Um die Menschen, die vom Hochwasser betroffen sind, macht man sich Gedanken, selbst wenn man keinen kennt, der direkt von den Wassermassen betroffen ist.
Liebe - bald ist nicht nur der Dezember, sondern auch das Jahr geschafft - Grüße
Vom lifeminder
Lach, lieber lifeminder, ich glaube, der Hauptgrund, warum wir uns nicht mehr über den Weg laufen, liegt in den Deutschkurs-Zeiten, M. geht morgens hin und A. nachmittags.
LöschenAls der Kleine in den Kindergarten kam, konnte sie endlich starten und dadurch hat sich nun alles verändert, aber eigentlich sehr zum Guten hin, wie ich finde.
Mit M. habe ich immer nur gequatscht, während ich mit ihr ja richtig pauke - keine Ahnung, ob er das vielleicht als unter seiner Würde empfunden hätte?
Ansonsten bist du ein guter Beobachter, denn genau das sagte ich kürzlich auch noch zu ihr, wie sehr sie sich verändert hat.
Bei meinen ersten Besuchen servierte sie uns das Essen und zog sich dann zurück oder saß im besten Falle still im Hintergrund auf dem Sofa, bis ich ja jedes Mal anfing zu fragen, warum sie nicht mit uns äße ...
Damals stand sie, wenn ich ankam, immer ganz scheu weit hinten im Flur - inzwischen begrüßt sie mich strahlend, dann gibts erst mal eine liebevolle Umarmung und sie ist so wunderbar locker geworden, dass es immer mehr Spaß macht.
Problem ist halt, dass ich nach wie vor der einzige deutsche Kontakt bin, den sie haben, denn ansonsten haben sie tatsächlich überall nur mit Landsleuten zu tun, das private Umfeld, Ärzte, Anwälte, Lehrer, Kindergärtnerinnen, einkaufen, überall wird Türkisch gesprochen - umso höher rechne ich es ihnen an, dass sie sich so sehr ums Deutschlernen bemühen.
Das Hochwasser, ja, viele Landesteile hat es heftig erwischt und man kann nur inständig hoffen, dass es endlich zurückgeht, bevor die vollgesogenen Deiche endgültig ihren Geist aufgeben.
Liebe "Hauptsache, wir selbst sind nicht geschafft"-Grüße zurück! :-)))