Samstag, 16. Dezember 2023

So schlecht lag ich ...

 ... offenbar nicht mit meiner Vermutung, dass die neuen Bänke auf dem Marktplatz zumnindest von Obdachlosen erfreut angenommen werden könnten, denn auf dem Weg zum Einkaufen bekam ich gleich die Bestätigung, was dort nachts vermutlich abgelaufen war:


Dies ist nun die Außenseite zur Straße hin - wie sinnig, mit dem Gesicht zu den sehr nah vorbeifahrenden Autos Bänke aufzustellen, ging aber nicht anders, denn das ist quasi die Rückseite von dem hier:


Dass Schnapsflaschen und anderer Müll einfach abgestellt oder hingeworfen wird, wundert mich nicht wirklich, denn eines vergaßen unsere pfiffigen Stadtplaner komplett, nämlich Papierkörbe. 🙄

Am Abend wusste U. übrigens zu berichten, man habe dieses ganze Gedödele an einem anderen Ort in der Stadt ab- und hier wieder aufgebaut, was nun auch die scharfkantigen Abschlussleisten erklärt, denn vermtlich war das zuvor bequem abgerundet, aber weil es hier nicht hinpasste, hat man halt einfach diese harten Balken davorgeknallt, die die nächtigenden Herrschaften im Liegen nicht stören, aber ansonsten niemanden einladen, sich dort hinzusetzen. 

Zu U. gleich noch mehr, denn zunächst gab es daheim noch bissl "Beef" mit F., wie man das auf Neudeutsch nun nennt. 😁

Wieder einmal setzte er es als selbstverständlich voraus, dass ich für dies und jenes rund um sein leibliches Wohl springe, und dann ging es auch noch ums Thema Wärmflaschen.

In den Wochen, in denen wir bei 0° Raumtemperatur schlafen mussten, hatte ich abends für jeden von uns eine fertiggemacht, denn anders ließ es sich ja im Bett gar nicht aushalten, und dabei stellte ich dann fest, wie postiv sich das auf mein Kreuz auswirkte, das mich ja oft genug bös piesackt.

Irgendwie jaulte ich auf, weil es mir mal wieder so heftig hintenreinfuhr, und bekam von F. vorwurfsvoll zu hören: "Ja, warum hasch denn geschtern Obed ned auch eine für dich mit gemacht?"

Daraufhin versuchte ich ziemlich erbost ihm klarzumachen, dass ich arbeitspensummäßig oft genug hart an meinem Limit laufe, sagte: "Guck mal auf die Uhr, ich bin nun schon seit so vielen Stunden ununterbrochen zugange, die früher deinen normalen Arbeitstag ausmachten, nur ... für mich beginnt die Arbeit erst jetzt, weil ich ja 'nebenher' auch noch ein paar Kröten verdienen muss, und das Ende ist nach hinten noch völlig offen. Du könntest verdammt noch mal auch mal einen Finger rühren, statt alles auf mich abzuschieben, denn es fallen genügend Dinge an, für die man keine Megamengen an Atem braucht!!! Krieg deinen Arsch doch auch mal hoch!!!" 😡

Dann rödelte ich weiter vor mich hin, gönnte mir am fortgeschrittenen Nachmittag ein knappes Stündchen in meiner Heia und als ich gemeinsam mit dem geduldig vor der Tür wartenden Rex wieder nach unten kam, wurde es auch schon Zeit fürs Abendbrot bzw. für mich persönlich natürlich Frühstück.

Zuvor noch rasch den Läppi wieder angeworfen und dort sah ich direkt eine Nachricht von U., die ich letztes Wochenende ja vertröstet hatte, während nun ihr Redebedarf wirklich nicht mehr zu übersehen war.

Also schnell zwei belegte Brote eingeworfen, dann begab ich mich über die Straße und wurde von ihr im ... ärmellosen Hemdchen begrüßt.

Was für ein Kontrastprogramm, wo wir selber doch im Winter stets etliche Lagen übereinander tragen, auch wenn die Heizung nun wieder funktioniert.

Ihr Ex ist nun endlich unten ausgezogen, doch schon türmen sich die nächsten Probleme vor ihr auf, unter anderem bezüglich ihres Fernstudiums, wo sie noch immer über einer großen Hausarbeit brütet, über die wir schon mehrmals sprachen.

Vor einiger Zeit vermittelte ich ihr einen Internetbekannten von mir für ein Fachinterview zum Thema Alkoholismus und die Folgen für die Angehörigen bzw. Co-Abhängigen und schon waren wir wieder mittendrin in der Diskussion, weil sie an einem Punkt angelangt ist, an dem sie festhängt.

Es ist oft von Vorteil, wenn man mal jemand Neutralen einbezieht, denn ich konnte ihr ganz gut aufzeigen, woran genau sie hängt, und nach ein paar Denkanstößen sah ich, wie ihr Gesichtsausdruck wesentlich positiver wurde, was sie dann auch bestätigte mit: "Boah, jetzt haste mir aber wirklich richtig weitergeholfen ..."

Und dann ging es sehr ernst weiter, denn es hat einen gravierenden Vorfall zwischen ihren Kindern gegeben, in das nun blöderweise auch noch das Jugendamt involviert ist.

Es genauer zu beschreiben, dazu ist hier nicht der Ort, nur so viel, die drei, inzwschen 15, 19 und 22 Jahre alt, haben bereits beachtliche "Karrieren" bei (Kinder-)Psychologen hinter sich und U. zermürbt sich natürlich mit der Frage, ob sie etwas falsch gemacht haben könnte.

Der 19-jährige Sohnemann tauchte zwischendurch mehrmals auf, dadurch hatte ich Gelegenheit, mich ein wenig mit ihm zu unterhalten, während er in der Tür stand, und befragte ihn zu dieser Maßnahme, in die man ihn steckte, nachdem er ja sowohl Gymnasium wie auch die Lehre abbrach.

Ja, das sei schon ganz gut, meinte er, dort sollten sie verschiedene Berufsfelder näher kennenlernen, nach und nach herausfinden, was ihnen liegen könnte, und auch Motivation erhalten, überhaupt mal mit irgendwas anzufangen.

Jeder Einzelne aus dieser Gruppe habe enorme psychische Probleme, wusste er noch zu berichten und ja, er sei auf einen Beruf gestoßen, der ihn vielleicht hätte reizen können, aber dafür sei mindestens das Fachabitur vonnöten.

"Tja", sagte ich ziemlich ungerührt, "genau das haste dir ja nun selber versaubeutelt ...", und wurde von ihm unterbrochen mit einer Erklärung, ja, das sei leider nicht anders gegangen, ich habe ja wohl keine Vorstellung davon, welch unvorstellbare Anforderungen man heutzutage an die Schüler stelle."

Ha! Da war er bei mir ja nun wirklich an der richtigen Adresse gelandet, denn nun war es natürlich an mir zu erklären, wie sehr man das Lernniveau inzwischen abgesenkt hat, es tun musste, wenn so viele wie möglich auf der Uni landen sollen.

U. pflichtete mir sofort bei, sie hat es ja über die Jahrzehnte selbst ebenfalls mitbekommen, war selbst einst Schülerin und zog 6 Kinder groß - da hat sich viel verändert, zu viel und vor allem in die falsche Richtung.

Hätte man uns früher ein Jahr gegönnt, in dem wir erst mal motiviert werden sollten, bevor wir uns aufraffen könnten, den Hintern überhaupt hochzukriegen?

Nö, für uns war es eigentlich Motivation genug, dass von nix nix kommt, denn da gab es keinen, der gesagt hätte, wir finanzieren euch den warmen Hintern, Essen, Wohnung und auch alles andere und falls ihr euch in euren Gefühlen verletzt seht im Falle des Arbeitenmüssens, dann lasst es halt, wir kümmern und doch auch gerne weiterhin um alles ... *koppschüttel*

Im Grunde war es genau das Gleiche, was mir kürzlich auch der Monteurslehrling erzählte, der ja unter all seinen Kumpels der einzige war, der überhaupt mit irgendetwas angefangen hatte.

Ende offen, denn sehr arbeitswillig kam er uns nicht vor, war die meiste Zeit mit dem Herumdaddeln auf seinem Handy beschäftigt, während wir dafür bezahlen mussten.

Was stimmt hier nicht? Warum kapieren "die da oben" es nicht, dass man genauer hinschauen muss und nicht alle gleich behandeln?

Unser Sozialsystem ist eines der besten der Welt und eine grandiose Errungenschaft, aber man muss doch verdammt noch mal unterscheiden, ob man denen hilft, die wirklich in Not sind, oder ob man man damit eine Null-Bock-Mentalität nach Kräften fördert und das System damit irgendwann zum Platzen bringt.

Wir wäre es denn, wenn mal wieder Werte wie Verantwortungsgefühl vermittel würden, nur mal so als Beispiel?

Oder gehört auch das zu den Dingen, die man inzwischen als "unzumutbar" empfindet?

 

Weit nach Mitternacht wurde es, ich hängte noch einen Gassigang mit Rex an und wurde dann im Bett sehr positiv überrascht, denn ich fand dort tatsächlich eine noch heiße Wärmflasche vor.

Vermutlich die erste meines Lebend, die ich nicht selber gemacht habe, und das erfreute mich über die Maßen, auch wenn es sehr ungewohnt war. 🥰

Rex ließ mich infolge des nächtlichen Ganges viel zu lange schlafen, deshalb bin ich nun mit allem spät dran, sollte nun schleunigst F. sein Futter servieren und mich dann ans Ausstechen des Teiges machen, der seit dem Morgen im Kühlschrank ruht.

 

Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉



8 Kommentare:

  1. Hallo, Liebe "Rex-Mama!

    Motivationslehrgänge halte ich nicht für den verkehrtesten Weg, um Unwilligen "Beine zu machen". - Ich selbst, hing ja auch mal in der Luft und war fast ein Jahr in einem "Innovation und Qualifizierungszentrum" unterwegs. - Dort war alles vertreten. Von den Strebern, zu den Optimisten bis hin zu Leuten die keine Lust hatten.

    Das Niveau war gut. - Hat mir weitergeholfen.
    Wobei ich dort auch Sachen wie autogenes Training unter Anweisung einer Fachkraft ausprobieren konnte. Was ich ungemein mochte.

    Deine Scharmützel mit "F" sind zu Lesen wunderbar.
    Schön, dass ihr am Ende immer wieder zueinander findet und "F" auch glücklicherweise kein Sturkopf ist und seine Fehler versucht wieder gutzumachen.

    Ich hoffe, die Stunden mit "U" haben dir gutgetan?







    Liebe - etwas Bildung schadet nie-Grüße
    Vom lifeminder

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    1. Hm, lieber lifeminder, läuft dann nicht zuvor etwas gründlich schief, wenn Schulabgänger sich zunehmend erst mal ein Jahr oder sehr gern auch länger in der sozialen Hängematte gönnen, bevor sie sich aufraffen mögen, sich selbst um ihre Zukunft und um eigenes Auskommen zu kümmern?
      Wohlgemerkt, es geht mir weniger um die, die noch bei den Eltern leben und keinerlei staatliche Leistungen (abgesehen von den Maßnahmen) in Anspruch nehmen, als vielmehr um die, die gleich mit Hartz 4 o.ä. einsteigen und diese Kurse nur alibihalber besuchen, weil sie sonst mit Einschnitten bei den Geldern sorgen müssten.
      Trotzdem freut es mich aber natürlich, dass es in deinem Falle so viel brachte. ;-))

      Liebe "Es darf ruhig auch etwas mehr statt nur etwas Bildung sein"-Grüße zurück! :-)

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    2. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

      Sei dir sicher, die meisten besuchen solche Maßnahmen um irgendwo "unterzukommen" und nicht um nur abzuzocken.

      Vielleicht liegt es aber auch daran, welche Maßnahme das ist und wie die überwacht wurde?
      In meinem Fall hieß die Überwachung auch durch die IHK und das Arbeitsamt.

      Ich finde es immer wieder beachtlich, wie sehr dir das Thema Bildung, Steuergelder und Verschwendung von Geldern überhaupt am Herzen liegt.



      Liebe Grüße
      Vom lifeminder

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    3. Aber ja, mein Lieber, denn wenn ein Land, eine Kultur eine Zukunft haben möchte, dann hängt diese sehr davon ab, wie man mit den Einnahmen umgeht und in welche Richtung man den Nachwuchs prägt - beides sollte immer mit Weitsicht geschehen.
      Übrigens hängt das Ganze auch sehr von der Zeit ab, die man zum Aufwachsen und Leben erwischt, denn in den Neunzigerjahren war der westdeutsche Arbeits- und Lehrstellenmarkt ja eine einzige Katastrophe, weil er nicht nur von Menschen aus dem Ausland geflutet wurde, sondern auch von denen, die nach der überstürzten Wiedervereinigung in großer Zahl aus dem Osten kamen.
      Auch F. traf das extrem hart und ich entsinne mich, wie junge Leute verzweifelt nach Ausbildungspätzen suchten, oft Hunderte von Bewerbungen schreiben mussten.
      Das sieht heute ganz anders aus, es finden sich einfach immer weniger, die arbeiten oder etwas lernen möchten, obwohl die Arbeitgeber mit Vergünstigungen aller Art locken und so viele Menschen im Lande leben wie niemals zuvor.
      Meiner Meinung nach läuft da einiges gehörig schief.

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  2. Liebe Rex-Mama, die Trinkerei, ist eine sehr schlimme Sache. Ich habe einen Mann in meinem Bekanntenkreis, der nichts trinkt weil er einen alkohlkranken Arbeitskollegeen hatte. Heute war ich einkaufen und am Parkplatz lag eine leere Vodkaflasche und viele Trauben. Vor ungefähr einem Jahr wurde hier eine Straße verengt, die über eine Brücke führt. Nun habe ich erfahren, dass die Stadt die Finanzierung 2026/2027 eingeplant hat.

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    1. Vor allem sind auch die Angehörigen sehr betroffen davon, lieber Helmut, was das Thema sehr umfangreich macht und damit U. vor eine ordentliche Aufgabe stellt.

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  3. Tia, Liebe, der Vogel der seine Aufzucht nicht aus dem Nest schmeißt in der größere Teil der Liederlichkeit. Gutmütigkeit bestraft sich selbst.

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    1. Stimmt, mein Lieber, entgegen dem, wie es in der Natur normalerweise läuft, dass nämlich die Lebewesen, die nicht schon instinktiv wissen, wie es zu laufen hat und wie man überlebt, dies von ihren Eltern beigebracht bekommen, versuchen wir genau das zu vermeiden, indem wir ihnen nicht zeigen, wie man mit Widrigkeiten umgehen kann.
      Stattdessen räumen wir sie ihnen aus dem Weg, wollen ihnen selbst Schulnoten und derlei "böser Dinge" mehr ersparen und wundern uns am Ende, wenn sie nicht fit fürs Leben sind und beim Gedanken daran, selbst Verantwortung für sich und anderes übernehmen zu sollen, schütteln sie ratlos den Kopf.
      Wobei mir gerade einfällt, dass ich mir "Das Verschwinden der Kindheit" von Neil Postman eigentlich noch mal durchlesen könnte.

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