Dienstag, 26. Dezember 2023

Es muss im Sommer 1991 gewesen sein ...

 Wir verbrachten unseren Sommerurlaub bei meinen Eltern, denn da wir noch in Stuttgart lebten, sah man sich ansonsten ja nicht allzu oft.

Mein Papa war sehr unternehmungsfreudig, und es konnte passieren, dass er von jetzt auf gleich Lust aufs Meer bekam.

So auch jetzt und wie auch immer er das hinbekam, es gelang ihm tatsächlich, aus dem Stegreif zwei Doppelzimmer in seinem kleinen, aber feinen Lieblingshotel in Domburg klarzumachen und wenige Stunden später befanden wir uns auf der Autobahn.

Sollte sich jemand für die niederländische Nordeeküste interessieren, neben dem wunderschönen Texel kann ich auch die Halbinsel Walcheren sehr empfehlen mit ihren malerischen alten Orten, den traumhaften Stränden und den wunderbaren Dünenlandschaften.

Es war das Jahr mit meinen Fuß-OPs, die erste hatte ich bereits hinter mir, drei weitere sollten folgen und damit viele Monate, in denen ich mit dem rechten Fuß gar nicht mehr auftreten durfte, aber noch war ich bedingt einsatzbereit und so mieteten wir uns Fahrräder, erkundeten die Gegend und verbrachten auch viel Zeit am Strand.

Und dann kam dieser Moment, den ich nie vergessen werde, weil ich ihn zutiefst bewusst erlebte.

Papa, mit dem ich meist gemeinsam in den Wellen herumtobte, hatte das Wasser schon verlassen, ich blieb allein zurück, schwamm etwas weiter hinaus, drehte mich auf den Rücken, ließ mich sanft schaukeln, sah in der Ferne meine Lieben auf ihren Handtüchern, wandte den Blick hoch zum tiefblauen Himmel, beobachtete, wie einige wenige Schäfchenwolken vorbeischwebten, und dachte: Halte diese Sekunde gut fest, wer weiß, ob du das so noch einmal erleben wirst, und ganz sicher wird die Zeit kommen, wo du dich verzweifelt nach solchen Momenten zurücksehnen wirst ...

Jep, dem ist so, und besonders an Tagen wie Weihnachten fällt es mir auf, wie wenig von dem noch übrig ist, was man einst so selbstverständlich als Familienfest beging. 

Sei's drum, nun ist es fast vorbei, bleibt noch Silvester mit der Scheißknallerei, die Rex jetzt schon verrückt macht, zu überstehen, dann kann das Leben wieder in gewohnteren Bahnen verlaufen und nachdem heute sogar zum ersten Mal die Sonne hervorlugte, nachdem es gestern tatsächlich keine einzige regenfreie Sekunde gab, beginne ich mich darauf zu freuen. 

Gestern war ein extrem langweiliger Tag, schrecklich, dieses erzwungene Nichtstun, dem ich so gar nichts abzugewinnen vermag, zumal nun auch F. noch mit Magen/Darm anfing, offenbar war das ein Virus, den ich uns angeschleppt hatte?

Egal, Läbba geht weiter, noch zumindest, also auf zu neuen Ufern ...


Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉

6 Kommentare:

  1. Wieso erzwungenes Nichtstun? Man darf doch grundsätzlich auch am Feiertag Dinge erledigen (und sich auf diese Art selber beschenken, so wie ich heute hoffentlich noch mit gebügelter Wäsche).

    Schade, dass du dich so sehr nach einer familiären Zusammenkunft sehnst. Ich meinerseits bin froh, dass ich in diese Richtung keine Verpflichtungen habe ...
    Aber in deiner Situation würde ich schon demnächst damit beginnen, die nächsten Weihnachten als Familienfest zu konzipieren. Ich würde Schwester und Bruder mit Familie zu mir einladen - Platz ist in der kleinsten Hütte - und eine günstige Unterkunft suchen. Vermutlich würde ich sogar Rex für zwei Tage in der Hundepension unterbringen. Wenns mir finanziell zu eng wäre, würde ich auf Geschenketausch verzichten und mich über tätige Mithilfe bei den Vorbereitungen freuen.

    Ich glaube, so ein Familienfest würde dann sogar ich mögen :)

    Lieben Gruß

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    1. Hihi, liebe Sparköchin, nun habe ich aber wirklich laut aufgelacht.
      Die haben alle ihr eigenes Leben mit entsprechendem Umfeld. Meinst, da springen sie wie auf Kommando, nur weil die große Schwester pfeift? 😅
      Im Ernst, wir haben alle ganz unterschiedliche Vorstellungen von Weihnachten, Während meine Schwester durch ihren Mann eher minimalistisch geprägt ist, ziehen mein Bruder und seine Familie den riesigen echten Baum im großen Wohnzimmer vor, die würden sich alle nett bedanken, wenn sie sich dann um unser künstliches Mini-Bäumchen knubbeln sollten.
      Und glaube mir, wenn man schauen muss, wie man mit einer Minirente von 1100 Euro über die Runden kommt, dann freut man sich, wenn man sich vielleicht mal zwei Stunden Heizen am Tag leisten kann, und denkt eher nicht darüber nach, mal eben 8 Leuten Hotelübernachtungen zu finanzieren.
      Weihnachten mal allein zu sein, ist an sich auch nicht weiter tragisch, das hatten wir schon öfter, nur wird mir jetzt halt bewusst, dass es nimmer so ist wie früher, wo man sich locker dachte, dann halt nächstes oder übernächstes Mal.
      Die verbleibende Zeit wird kürzer und man merkt, dass einiges im Leben nicht so lief, wie man es sich eigentlich vorgestellt hatte.
      Statt dass die eigenen Kinder mit den Enkeln zu Besuch kommen, schaut man sich die entsprechenden Fotos der anderen an, freut sich für sie, aber halt auch darauf, wenn es dann mal wieder vorbei ist mit dieser Jahreszeit. ;-)

      Übrigens würde es auch mit dem Essen extrem kompliziert mit allen - das hatten wir 2016 beim letzten gemeinsamen Familienzusammentreffen im Schwarzwald, wo es ständig lange Gesichter gab, weil die Vorlieben kaum mehr auseinandergehen könnten.
      Mal abgesehen von den dann unweigerlich stattfindenden Diskussionen, wo ebenfalls Welten aufeinanderprallen.

      Nee, nee, das lassen wir mal lieber ... ;-)))

      Das erzwungene Nichtstun hatte ich selber mitverschuldet durchs Vorkochen und freue mich zwar über mehr oder weniger küchenfreie Tage, hatte aber unterschätzt, dass in diesen Tagen ja echt gar nichts läuft. Alle sind mit ihren Familien beschäftigt und da es keine Sekunde aufhörte zu regnen, war man mehr oder weniger ans Haus gefesselt, es reichte schon, mit dem Hund nass zu werden.

      Du belohnst dich selber mit Bügeln? 😲

      Das habe ich so gut wie ganz eingestellt, seit F. in Rente ist, denn seit frühester Kindheit verbrachte ich ja derartig viele Stunden am Bügelbrett, dass mein Bedarf daran ein für alle Male gedeckt sein dürfte.

      Lieben Gruß zurück! :-)

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  2. Solche Ferien waren mir nicht vergönnt. Für mich war es schon ein Erlebnis bei meinen Patenonkels die Ferien verbringen zu können. Abenteuer war dort auch geboten, denn mein Onkel arbteitete in einem Betonwerk. Dabei gab es einen See. Mein Cousin war ein begeisterter Angeler, der auch schon mal morgens wach war um irgendwelche Fische zu fangen, die er dann bruzzelte. Und ja meine Bügelzeiten sollte ich auch einschränken. Unterhemden werden seit einiger Zeit nur zusammen gelegt. Gute Besserung für dich/euch.

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    1. Das ist doch schön mit dem Onkel, wenn es dort spannende Dinge zu erleben gab.
      Du bügelst allen Ernstes Unterhemden? 😲
      Wozu soll das gut sein?
      Ich habe diesen ganzen Quatsch komplett eingestellt, selbst F. habe ich es abgewöhnt, Hemden zu tragen, denn bei T-Shirts reicht es vollkommen aus, wenn man sie auf der Leine glattzieht und hinterher ordentlich stapelt.
      Ich musste schon in früher Kindheit jede Woche sehr viele Stunden in der Waschküche am Bügelbrett verbringen, Bettwäsche und Handtücher für 5 Personen bügeln, sämtliche Klamotten (Papa benötigte jeden Tag ein frisches Hemd für die Schule und Muttern wollte sogar ihre Unterwäsche und Nachthemden gebügelt wissen), zusätzlich die ganzen Windeln meiner Schwester und natürlich Unmengen an Geschirrtüchern, und wehe, es war irgendwo die kleinste Falte zu sehen ...
      Es schadet der Umwelt und bei den horrenden Strompreisen dem Geldbeutel, also weg damit, ich finde, da kann man seine Zeit echt mit schöneren und sinnvolleren Dingen verbringen. ;-))

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  3. "Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Dein Papa scheint wirklich ein toller Hecht gewesen zu sein.
    Wie du von ihm schwärmst, ist jedes Mal toll zu lesen.
    Dazu war er wohl auch wirklich sehr reisefreudig und spontan.

    Dass deine Mutter bei diesen Spontan reisen so mitgemacht hatte, wundert mich nach alldem, was ich bisher über sie gelesen hatte, etwas. Hat sie da nicht gemeckert, wenn dein Papa von einer Sekunde auf die andere mit solchen Vorschlägen kam?

    Der Unterschied zwischen früher und heute ist bei uns auch gravierend. - Wobei ich diese Ruhe im engsten Familienkreis mittlerweile als himmlisch empfinde.

    Ich hoffe, du hast trotzdem etwas Ruhe für dich gefunden und hast dir eine Weihnachtspause vom Alltag genehmigt?

    Beste Genesung an den lieben "F"!
    Ich wünsche ihm so sehr, dass er sich keinen bösen Virus eingefangen hat.

    Euch ein wunderbares Rest-Weihnachten.



    Liebe - freundschaftliches Weihnacht - Grüße
    Vom lifeminder

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    1. Meine Mutter war schon auch ein vielschichtiger Mensch, lieber lifeminder, im Grunde müsste ich ein ganzes Buch über sie schreiben und abgesehen von der späteren zunehmenden Alkoholabhängigkeit hatte sie ihre schlimmste Zeit eindeutig in den Jahren meiner Kindheit und frühen Jugend, als sie extrem unzufrieden war mit ihrem Leben.
      Statt aus ihrer Hochbegabung etwas machen zu können und vielleicht in der medizinischen Forschung tätig zu sein (das hätte sehr gut zu ihr gepasst), stand sie nun am Herd und wenn schon sonst nichts perfekt war, dann sollten wenigstens wir Kinder nach außen hin so wirken, also drillte sie uns bis zum Gehtnichtmehr und auch Papa sollte den perfekten Ehemann spielen und ihr wie wir alle jeden Wunsch von den Augen ablesen.
      Als wir großen beizeiten aus dem Haus waren und nur noch das kleine Nesthäkchen da, entspannte sich die Lage (auch finanziell) - ist schwer in kurzen Worten zusammenzufassen, auf jeden Fall war sie solchen Spontantrips nie abgeneigt, waren sie doch auch ein Zeichen dafür, dass man sich so etwas inzwischen leisten konnte. ;-)

      Liebe Das-war's-nun-mit-Weihnachten-Grüße zurück!

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