Samstag, 2. Dezember 2023

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 So sieht das Thermometer in der Küche grad aus:


6° also und nein, es macht nicht wirklich Spaß, bei dieser Temperatur mit ohnenhin frostbeulenübersäten Händen Gemüse zu schneiden und aus einem Pfund Hack Fleischbällchen zu rollen, um die Gemüsesuppe damit anzureichern.

Sein musste es trotzdem, denn ich brauche ja zumindest für F. für Montag und Dienstag etwas Fertigstehendes, das ich ihm abends kurz aufwärmen kann, wenn die Handwerker das Haus verlassen haben - so der Einbau der Heizung denn wirklich endlich stattfinden wird.

Nachher werde ich die Putztour starten, die Anfang der Woche natürlich ausfallen muss, und dann auch schon anfangen, das Bad teilweise auszuräumen.

Ansonsten war es ein friedlicher, wenn auch eisiger Tag gestern, nur ein Erlebnis will mir im Moment noch nicht aus dem Kopf gehen.

Wenn ich meinen Trolley dabeihabe, benutze ich in der Sparkasse den gläsernen Aufzug, um vom Eingangsbereich in die Kassenhalle zu gelangen, denn ich habe keine Lust, ihn die Treppe hoch und runter zu schleppen, schon gar nicht, wenn ich Leergut an Bord habe, und auf dem Rückweg begegnete mir ein sehr alter Herr.

"Wollen Sie gar nicht raus?", fragte ich ihn, "hier ist die Kassenhalle."

"Nein", sagte er, fuhr mit mir wieder nach unten, wo er ja hergekommen war, stieg aber auch dort nicht aus und erklärte dann einer Eintretenden, er müsse ganz nach unten zu den Schließfächern.

Guck mal an, wusste ich gar nicht, dass dieser Aufzug noch weiter runterfährt, und schon gar nicht hatte ich eine Ahnung von diesen Schließfächern - wieder was gelernt.

Etwas später bei Netto vernahm ich auf einmal mittellautes Gezänke.

"Neiiin, lass das doch stehen", und einen Moment drauf wieder, "lass es sein!", diesmal deutlich ungehalten.

Ich nahm gerade etwas aus einem Regal, war eigentlich auf meinen Einkaufszettel konzentriert, murmelte aber nebenher vor mich hin: "Meine Güte ...", woraufhin eine Frau, die gerade hinzukam, zu mir sagte: "Das läuft immer so bei den beiden, ich beobachte die oft."

Nun erst wurde ich wirklich aufmerksam, sah hoch und erkannte den alten Herrn wieder, der jetzt seine Frau im Schlepptau hatte.

Der geht aber ruppig mit ihr um, dachte ich noch, und ... hm, irgendwie strahlt er etwas Feingeistigeres aus, das passt überhaupt nicht zusammen, bis ich mir dann innerlich an den Kopf schlug, natürlich, die alte Dame war dement und er hatte seine liebe Mühe, sie unter Kontrolle zu behalten, ähnlich einer Mutter, die mit einem kleinen Kind einkaufen geht.

Nur dass diese natürlich weiß, dass diese Phase nur vorübergehend ist ...

Noch mehrmals begegneten mir die beiden, standen sogar an der Kassenschlange vor mir und ich nahm wahr, wie sehr er sich um Geduld bemühte, aber es war ihm anzusehen, wie das alles an seinen Nerven zerrte, denn er wird sich ja auch zu Hause den ganzen Tag kümmern müssen und wirkte doch selber auch schon recht gebrechlich.

So hilflos, so überfordert, so allein wirkten die beiden, und doch so tapfer bemüht, ihr gemeinsames Leben trotz aller Umstände bis zum Ende fortzusetzen.

Und wieder einmal dachte ich an meine Kindheit auf dem Lande zurück, wo ich es mitbekam, wie mehrere Generationen unter einem Dach lebten, wo auch die Alten durchaus noch zu etwas nutze waren und sich so aktiv wie noch möglich ins Familienleben einbringen konnten und wo sie genau wussten, auch im hohen Alter nicht alleingelassen zu werden.

Ähnlich dem, wie A. es aus ihrer türkischen Heimat erzählt, und natürlich ist mir klar, dass es besonders für die jungen Frauen heute angenehmer läuft, weil sie sich nicht in die fremde Familie einordnen müssen, aber trotzdem haben solch richtige Familienverbände natürlich auch einiges für sich und auch diese jungen Frauen, die heute ihr Leben mehr genießen können, werde im besten Falle einmal alt und würden es sich dann vielleicht doch auch lieber anders wünschen?


Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉

 


4 Kommentare:

  1. Ich hoffe wirklich für euch, dass euere Leidenszeit endlich zu Ende geht. Neulich, als ich an dich gedacht habe, fragte ich mich ob ihr auch auf zusätzliche Decken zurück greifen könnt ? Während meiner Grippe hane ich eine zusätzlich Decke auf gegelgt. Ja, ich mache mir oft Gedanken darüber wie es wohl in Alter bei mir sein wird.

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    1. Aber ja, mein Lieber, Besuch von vier bis fünf Leuten kann ich locker mit Bettzeug versorgen und satt kriegte ich aus dem Stegreif vermutlich sogar hundert oder mehr - nur mit dem Schlafen würde es dann etwas eng werden. ;-)

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  2. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Wollen wir mal stark hoffen, dass da im Betrieb alle gesund bleiben und dieser Termin eingehalten werden kann.

    Kalt und dann noch am Wochenende.
    Beneidenswert ist das nicht.

    Auf die Suppe mit den Fleischbällchen würde ich mich auch freuen. Gerade jetzt tut so eine heiße Suppe doppelt gut.

    Das Alleingelassen werden ist so eine Sache und immer wieder auch ein Dauerbrenner-Thema in den Medien.
    Früher hatten "die alten" ihren festen Platz in der Familie und konnten auch ihre Erfahrungen einfacher weitergeben und wurden, wo immer es ging, altersgerecht eingesetzt. - Bei uns wohnten die Großeltern nur einen Katzensprung entfernt, was für uns hieß, wir profitierten stark vom Wissen und waren später auch bei Krankheit und Co. schnell und immer vor Ort.

    Seit jeher macht mir das zu schaffen, wenn man Frauen oder Mädchen in welcher Art auch immer ruppig angeht, was soll denn das?
    Bei aller Gleichberechtigung, ich kann es nicht ändern, es macht mir was aus, wenn ich darüber lese oder solche Verhalten in der Stadt oder sonst wo beobachte. Generell bei Menschen (und bei Frauen im speziellen).

    Ich war ja jetzt schon auf den Dienstagblog von dir. In dem hoffentlich zu lesen ist: "Es geht voran!"



    Liebe - noch 48 Stunden bis zu ein wenig Normalität - Grüße
    Vom lifeminder

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    1. Eben, lieber lifeminder, wir haben mit unseren medizinischen Errungenschaften dafür gesorgt, dass immer mehr von uns immer länger leben, doch unser soziales Verhalten passt immer weniger dazu - eine Gesellschaft von Egoisten, bei der die Schwachen am Ende übrig bleiben bzw. aussortiert und abgeschoben werden.
      Dieses "Was soll das denn?"-Denken überkam mich ja spontan auch, aber innerlich leistete ich sogleich Abbitte, als ich kapierte, was da los war. Stattdessen hat der alte Herr nun mein volles Mitgefühl und meine Hochachtung, dass er sich so um seine Frau kümmert.
      Ich stelle mir das nervlich ungeheuer anstrengend vor, rund um die Uhr jemand Dementen bewachen zu müssen.

      Liebe Normalität-wäre-toll-Grüße zurück! :-)

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