Freitag, 15. Dezember 2023

Nu sind se weg

 Die Bücher meine ich, die ich vor etlichen Wochen stapelweise aussortiert hatte, um dann nicht zu wissen, wohin damit, weil man sich für die Baustelle rund um die Telefonzelle, in der der öffentliche Bücherschrank untergebracht ist, monatelang Zeit ließ.

Vom Ergebnis bin ich mehr als enttäuscht, da hat man sich mit unseren Steuergeldern einen schönen Murks erlaubt, der in erster Linie dazu diente, die Zahl der doch so dringend benötigten Parkplätze zu reduzieren.

Man stelle sich einen wirklich riesigen Platz vor, den man in zwei Teile teilte, indem man mittendrauf ein hässliches gelbes Rathaus baute mit mehreren Gebäudeteilen.

Die hintere der verbliebenen Hälften dient seit Jahrzehnten als Parkplatz, wie gesagt dringend benötigt, trotzdem will man ihn aber demnächst verkleinern (vermutlich, um auch die letzten Geschäftsleute, die es schafften, bis jetzt zu überleben, auch noch zu vergraulen?) und auf dem vorderen Teil wird zweimal in der Woche ein inzwischen mehr als übersichtlicher Markt abgehalten.

Zwischen diesem und dem Rathaus befand sich eine schmale Einbahnstraße mit Parktaschen an der Seite, die von Behördengängern genutzt wurden und von Menschen, die einkaufen wollen oder zum Arzt müssen. Für F. einst sehr nützlich, denn er muss sich ja arg quälen, um zu Fuß zu unserer Hausarztpraxis zu gelangen, und konnte sich das sehr vereinfachen, indem er mit dem Wagen fuhr und dort parkte, was auch für Bankgeschäfte galt.

Schnee von gestern, denn weder für einkaufende noch für Menschen mit körperlichen Einschränkungen hat man hier ein Herz, sollen sie doch gucken, wo sie bleiben ... 😠

Als wir vor 30 Jahren hierherzogen, erfreute ich mich von Anfang an an der Gestaltung dieses vorderen Platzes, denn zur nicht breiten, aber viel befahrenen Durchgangsstraße hin hatte man ein dunkelblau lackiertes Gestänge angebracht, historischen Giebeln nachempfunden, d.h. oben gab es gläserne Spitzdächer und zur Straße hin war ebenfalls alles mit Glas abgeschirmt, sehr angenehm, weil man im Trockenen aufs Umschalten der Fußgängerampel warten konnte und auf dem Platz von Lärm und Abgasen recht gut abgeschirmt war, zumal das auch wirklich hübsch aussah.

Zu geschmackvoll offenbar für unsere Stadtplaner, also riss man alles ab, machte die Einbahnstraße vollends dicht und strich die Parkplätze ersatzlos.

Ersetzt hat man es durch dies hier:


Kein Schutz mehr vor Lärm und Dreck der Autos, dafür dieses knallige Blau und silberfarbene Halbkugeln, von denen kein Mensch weiß, wozu sie gut sein sollen.

Die hässlichen grauen Hochbeete wirken wie ein billiger Schandfleck vor der immerhin teilweise noch vorhandenen und sehr schönen historischen Bebauung und dann hat man sich noch Bänke einfallen lassen, die diesen Namen überhaupt nicht verdienen.

Wer bitte soll hier Platz nehmen, außer vielleicht Obdachlose, die nach einem Schlafplätzchen suchen, und natürlich die  "chillenden" Jungherrengruppen, die nachmittags schon mal mit ihren Bierflaschen dort auftauchen?


 Seht ihr diese eckige Kante vorne?

Ich hab's gestern ausprobiert und mich mal hingesetzt.

Selbst für meine Größe sind die Sitzflächen sämtlicher neuen "Bänke" zu hoch, d.h. man hat Mühe, die Füße auf den Boden zu stellen und genau diese scharfe Kante schneidet einem dabei heftig in die Oberschenkel. 

Noch dämlicher hätte man sich bei der Umgestaltung wirklich nicht anstellen können und zu allem Überfluss steht die Telefonzelle nach wie vor offen.

Hier hatte ich sie während der Baustellenzeit geknipst ...

... dachte damals, die seitdem immer offene Tür würde mit den Arbeiten zusammenhängen, aber weit gefehlt, nach wie vor sieht sie so aus und lässt sich auch nicht weiter zudrücken, so dass die Bücher im Inneren nun dem ständigen Dauerregen ausgesetzt sind, sobald der Wind falsch steht.

Ich möchte nicht wissen, wie viel Kohle die Verschandelung des Platzes fraß, aber diese Tür dabei in Ordnung zu bringen, dafür hat es dann nicht mehr gereicht?

Es ist übrigens nicht so, dass es nicht auch vorher schon genügend Sitzgelegenheiten auf dem Marktplatz gegeben hätte, nämlich bequeme metallene Gitterbänke, vorn abgerundet, so dass nichts einschneidet, und farblich genau passend zur Telefonzelle und dem Giebelgestänge, das man ja nun entfernte.

Ich beobachte das jetzt jedes Mal, wenn ich auf dem Weg zum Einkaufen dort entlanggehe, und wie nicht anders zu erwarten werden die blauen und sitzfreundlichen Bänke nach wie vor gerne benutzt, während die neuen mit der Folterkante immer leer sind.

Voll daneben, aber Hauptsache, man hat Steuergelder verschwendet für Dinge, die kein Mensch haben und nutzen will, und die Leute (Kunden) weggeekelt, die nicht in Fußnähe wohnen, sondern mit dem Auto kommen müssen. 

Schade, dass mein Papa das nicht mehr mitbekommt, der hätte es fertiggebracht und dort Schilder aufgestellt mit weinenden Smileys drauf, wie er es einst machte, als man den Stadtpark mit angeblicher Kunst verschandelte. 😂


Und nun muss ich mir das Elend notgedrungen gleich wieder ansehen, wenn ich zu meinem Freitagseinkauf starte, aber immerhin bin ich meine Bücher gestern komplett losgeworden, auch wenn es fraglich sein dürfte, ob sie noch Abnehmer finden, wenn sie nun dem Regen ausgesetzt sind. 🙄


Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉



8 Kommentare:

  1. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Euer Markplatz hat offenbar eine Umwandlung durchlebt, mit der niemand so recht zufrieden ist?

    Dass man Parkplätze - offenbar sogar dringend benötigt - abschafft, leuchtet mir nicht ein?
    Ich dachte gerade bei Menschen mit Einschränkungen hätte man mittlerweile eingesehen a) dass das auch Kunden sind b) dass die nur ihr Geld lassen, wenn sie auch die Ziele um das Geld auszugeben, erreichen können.

    Ihr hattet genug Bänke und Sitzgelegenheiten und die haben sie ausgetauscht oder einfach um die neuen erweitert?
    Das ist seltsam, diese Umbauten usw., die muss doch auch jemand absegnen. Eigentlich müssen Sitzgelegenheiten und Co. auf Verletzungsrisiko geprüft werden.

    Das mit den Büchern ist nicht zu verstehen, wer will, denn noch vom Regen durchweichte Bücher heimschleppen?

    Man sollte diesen Menschen vielleicht einmal schreiben, dass man bitte schnellstmöglich die Tür der Telefonzelle repariert. Ansonsten kann man sie auch gleich herausreißen.

    Erfreulich, du bist endlich einige Bücher, die du seit Monaten loswerden möchtest losgeworden.

    Pass gut auf dich auf und habe einen schönen Freitag.



    Liebe - verschwenderische - Grüße
    Vom lifeminder

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    1. Nein, lieber lifeminder, die Klimapanik hat inzwischen Vorrang vor Menschlichkeit und man will offenbar beweisen, wie politisch korrekt man die bösen Autos verbannt.
      Die alten Bänke sind nach wie vor da und werden auch gern benutzt, kein Wunder, denn die neuen sind wirklich extrem unbequem.
      Aber immerhin kann man sich wohl ziemlich sicher sein, dass weder sie noch die grauen Metallkästen lange ihre Farbe behalten werden, denn "die Chillenden" haben ja auch gerne mal Spraydosen dabei. 😁

      Dir auch einen feinen Freitag und liebe Verschwendungs-Grüße zurück! 😊

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    2. Über diesen Satz: "Klimapolitik hat inzwischen Vorrang vor Menschlichkeit" werde ich noch lange nachdenken. - Danke hierfür!

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    3. Vor allem wird ja mit diesem Political-correctness-Gehabe der moralisch Höherstehenden das überkleistert, was man gemeinhin als "gesunden Menschenverstand" bezeichnet.
      Und hihi, ich habe es erlebt, wenn man ihnen gegenüber genau das dann anführt, dann bekommt man wie zu so vielen anderen Gelegenheiten auch die rechte Keule zu spüren: "Was bitte soll denn gesunder Menschenverstand sein???"
      Das sei ein Allgemeinkonstrukt, was es ja gar nicht gäbe, weil völlig undefinierbar und es tauge höchstens für rechte Kreise ...
      Und eines muss man ihnen lassen, sie verstehen sich bestens aufs Drechseln gewaltiger Worthülsen, mit denen sie einen als relativ einfach gestrickten Menschen mit eher bescheidener Bildung einfach plattquatschen.
      Zumindest ... wenn man es zulässt. 😁

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  2. Hallo, Liebe, armes Rheinstädtchen - wo bleibt der Bürgerwille? In unserem Kaff hätte die Bürgertruppe die Telefontür schon lange repariert. Bei euch wird es nicht mehr lange dauern und der blaue P seudosee wird Orange gefärbt sein

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    1. Warum ausgerechnet orange?
      Aber ganz sicher hast du recht, hier bleibt eh nix unangetastet bzw. unbeschädigt.
      Eine Bürgertruppe zu bilden wird immer schwieriger in einer Stadt, in der viele ihre Sprache untereinander nicht mehr verstehen, aber früher wäre ich sicher einfach in den Bürgerservice marschiert und hätte versucht herauszubekommen, wer für die Telefonzelle überhaupt zuständig ist.
      Geht so nimmer, denn seit Corona und weil die zunehmend Angst haben auf den Ämtern kommt man ohne Termin gar nicht mehr hinein und auf diesen wiederum muss man wochenlang warten.
      Ich selbst habe keine Ahnung von so einer Hydraulik und fürchte, sollte sich da wer ohne Autorisierung in allerbester Absicht mit Werkzeug dranmachen, dann könnte ihm womöglich eine Anzeige wegen Beschädigung öffentlichen Eigentums blühen.
      In vielen Dingen sehen oder wollen sie nix sehen, aber bei manchem sind sie dann doch sehr schnell ...
      Aber mal sehen, vielleicht versuche ich ja mal was herauszukriegen, wenn's schon sonst keinen zu jucken scheint.

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  3. Bei Orange denke ich an die 🟧edlen Weltretter.🟧
    Die Bürgergang macht das alles im Einvernehmen mit der Bürgermeisterin gleich wie diese jene in Not auch instrumentalisiert.

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    1. Natürlich, so ne "Bürgermeisterinnen" verstehen sich ja prächtig darauf, Aufgaben herbeizuschaffen, die sie selbst überfordern und die sie daher munter weiterdelegieren.

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