Wohl dem, der eigene Recherchen betreibt, ...

 ... denn zwar war mir die Trigeminusneuralgie durchaus ein Begriff, aber erst als die Schmerzen vorgestern wieder sehr heftig zuschlugen, landete ich nachmittags bei ihr, als ich im Internet von schweren, blitzartigen Schmerzen las, die sich wie Elektroschocks anfühlen, oder auch von Serien hinereinander einschießender, starker Schmerzen.

Diese Beschreibungen trafen es auf den Punkt und so hatte ich das im Hinterstübchen, als ich gester früh um acht Uhr in unserer Hausarztpraxis anrief.

Sie könne mir für viertel vor neun einen Termin bei Herrn Dr.W. anbieten, sagte die Mitarbeiterin, oder ... ob das zu flott sei, ob ich das womöglich gar nicht schaffen könne?

"Nee, alles fein so, ich mache mich dann gleich auf den Weg", antwortete ich und bedankte mich, völlig überrascht, denn ich weiß ja, wie voll es bei denen zurzeit ist, und hatte mich auf eine mindestens tagelange Wartezeit eingestellt.

Zu dieser Praxis gehen wir schon, seit wir 1994 nach hier umzogen, der damalige Doc verkrümelte sich altershalber und übergab an gleich drei Nachfolger, die das Geschäft als Gemeinschaft weiterführten und die nun über zwei Etagen gehenden Räumlichkeiten entsprechend umbauten.

Irgendwie ergab es sich, dass ich bei Dr. W. landete, F. bei Dr. A, den ich inzwischen auch schon ganz gut kenne, da ich F. ja mehrmals begleitete, und die Dritte im Bunde, Frau S. (sie hat keinen Doktortitel) lernte ich im letzten Jahr kennen bei der aufgezwungenen Voruntersuchung für die Augen-OPs.

Nun also wieder Dr.W., den ich seit mindestens 15 Jahren gar nicht mehr gesehen hatte, und tatsächlich hätte ich ihn auch gar nicht wiedererkannt, schon gar nicht mit Maske, aber egal.

Grinsen musste ich, als ich schon kurz nach meiner Ankunft in ein Minikabüffchen geführt wurde, so ein Räumchen mit Liege und PC, wo nicht einmal ein Stuhl drinsteht, man kennt es vom Blutabnehmen ...

Auch wurscht, ich brauche kein großartiges Ambiente, da ist mir ein guter Arzt wichtiger, und immerhin war ich es, die auf der Liege sitzen konnte, während er am Fußende vor dem PC stehen musste.

Niedlich fand ich, dass die Dame am Telefon wortwörtlich ins System eingetippt hatte, was ich sagte, nämlich "komische Kopfschmerzen". 😀

Nun beschrieb ich ihm die Symptome, er hakte mehrmals nach und hub dann an zu erklären, dass es da einen in drei Äste geteilten Nerv gäbe ...

"Sie sprechen vom Trigeminus?", versuchte ich es etwas abzukürzen, er sah mich überrascht an und meinte: "Oh, Sie kennen sich aus?"

"Nö, aber ich hab Google", lachte ich und stellte für mich fest, dass wir offenbar beide beim gleichen Ergebnis gelandet waren.

Ich solle nun bitte keinen Schrecken bekommen über das, was er mir verschreiben würde, aber ... und noch einmal nahm ich mir die Freiheit heraus, ihn zart zu unterbrechen: "Es ist eben nicht nur für Epilepsie, das wollen Sie mir sagen?"

"Sie sind ja schon richtig drin im Thema", meinte er nun doch etwas überrascht, ich verwies ihn wieder auf die Suchmaschinen und nun lachten wir beide und ich war mehr als einverstanden, als er ausführte, man solle diese Tabletten zwar eigentlich zweimal täglich einnehmen, aber er würde mir empfehlen, das nicht akribisch zu beachten.

"Also mehr nach Bedarf?

Er nickte und genauso mag ich das, halte es mit den Betablockern ja ebenfalls so und fahre sehr gut damit.

Er empfahl mir zusätzlich ein cMRT machen zu lassen, also eine Schichtaufnahme des Kopfes, und da ihm bekannt ist, wie es hier in der Gegend mit Terminen bei Fachärzten aussieht, riet er mir zu einem in einer ziemlich weit entfernten Stadt.

Püh, mit 9-Euro-Ticket hätte ich das sicher in Erwägung gezogen, aber so strich ich den Gedanken daran gleich wieder und setzte mich stattdessen daheim erst mal ans Telefon.

Wieder die Radiologie, die an zwei verschiedenen Standorten praktiziert und bei der ich ja erst im Januar mit F. war - die einen konnten mir einen Termin für Juli anbieten, die anderen dann immerhin für Ende Juni, so dass die Überweisung überhaupt noch gültig wäre.

Grrrmmpffff, meine Mutter als Privatpatientin hätte sicher einen ganz zeitnahen Termin erhalten, aber so erlebe ich es bereits seit frühester Kindheit, als ich selbst ja auch noch über die Eltern privat versichert war.

Immer gab es eine Sonderbehandlung, selbst bei der Kieferorthopädin musste ich nie ins normale Wartezimmer, sondern durfte in den wesentlich hübscheren Bereich, von dem aus ich zügig aufgerufen wurde, während die Normalos stundenlang herumsitzen mussten.

Im Krankenhaus waren die Chefärzte für mich zuständig, ich bekam bessere Zimmer usw. und dran hat sich bis heute nichts geändert, auch nicht bei der Terminvergabe: Zwei-Klassen-Gesellschaft und eben auch Zwei-Klassen-Medizin, zum Kotzen ist es, das empfand ich damals schon so und tue es heute erst recht, wo ich es von der anderen Seite aus erlebe.

Vier Monate warten also, keine angenehme Vorstellung, aber ich verlasse mich jetzt einfach mal darauf, dass nix Ernsteres dahintersteckt, also hinter dem Kopf, meine ich. 😉

Denn natürlich habe ich es immer im Hinterstübchen, wie meine liebste Schwimmclub-Freundin Ines an einem Gehirntumor verstarb, als wir beide erst sieben Jahre alt waren.

Genau eine Woche älter war sie als ich und mit ihren langen dunklen Locken ein so bildhübsches Mädchen. Tragisch war das damals und ich werde es nie vergessen, wie sie erst immer über Kopfschmerzen klagte, dann immer öfter spucken musste und ich sie am Ende gar nicht mehr sah, weil sie dann bettlägerig wurde.

Nur meine Mutter hielt mich auf dem Laufenden über das, was sie von ihren Eltern über ihren Gesundheitszustand erfuhr, aber eh nicht mehr lange, weil es dann so schrecklich schnell ging.

Aber zurück zu den Terminen, denn nun hab ich grad doch noch bissl rumtelefoniert, andere Praxen hier in der Stadt sowie in den Nachbarstädten können sogar erst ab August etwas bieten und am Ende habe ich doch noch bei der vom Doc vorgeschlagenen angerufen.

Tatsächlich hätte man dort schon im Mai etwas frei, aber bei derartig langen Wartezeiten kommt es dann wohl auf den einen Monat auch nicht mehr an, denn die Fahrerei dorthin wäre mehr als umständlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln, also belasse ich es beim Vereinbarten für Ende Juni.

Hihi, ist eh ein Witz, ab dem Moment, wo ich gestern früh den Hörer in die Hand nahm, ließen die Schmerzen nach, nachdem sie mich ja morgens schon vor vier aus dem Bett gepiesackt hatten.

Sie sind noch da, aber bei Weitem nicht mehr so scharf und stechend, sondern erträglicher, so als hätte die Drohnung, mit ihnen einen Arzt aufzusuchen, sie so richtig verschreckt. 😂

Und weil dem so war, bin ich dann gestern auch gleich noch zum Einkaufen los und traf unterwegs eine alte Bekannte, die mich zunächst wieder drauf stupste, dass ja unser Grundwasser vom örtlichen Chemiewerk mit Schwermetallen verseucht wurde.

Sie ist im Besitz eines Kleingartens - fast nebenan bei uns - und emörte sich, dass man ihnen kürzlich die Pacht mal eben verdoppelt hat, während gleichzeitig die Nachricht kam, dass sie ihre Brunnen nicht mehr zum Bewässern benutzen dürfen. 

Das hatte ich mir in diesem Zusammenhang noch gar nicht überlegt, denn es gibt hier sehr viele Kleingärten, und gerade dort haben viele ihren eigenen Brunnen gebohrt. 

Die nun alle nicht mehr benutzbar sind, was für ein Tritt in die Eingeweide, da will man sich die Auswirkungen der Inflation zumindest insofern abmildern, als dass man sich sein eigenes Gemüse anbaut, und dann geht gerade das nicht mehr.

Mehr als berechtigt, ihr Zorn, zumal auch gar nicht absehbar ist, ob sich das verseuchte Wasser irgendwie reinigen lassen wird, wo ja eh dank der Firmenverschacherungen alle ihre Hände in Unschuld waschen - wenns schon im Wasser nimmer geht. 😣

Was dann allerdings noch folgte, erstaunte mich doch sehr, denn hatte ich sie als ehemalige DDR-Bürgerin in früheren Jahren als politisch sehr weit links erlebt, schoss sie nun auf einmal eher diffus los, zum einen in Bezug auf angebliche Impschäden.

Sie und ganz viele andere seien Opfer, hätten auf einmal gegen Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse zu kämpfen, eindeutig eine Folge des Impfens, das ja zuvor gar nicht erprobt worden sei und nur dazu dienen solle, die Bevölkerung krank zu machen. 😮

Und dann ging es gleich weiter über unsere Politiker, die angeblich alle nur eines im Sinne hätten, nämlich dieses Land zu zerstören, und da sie schon nahe am Ziel seien, hätten sie sich inzwischen samt und sonders Häuser in Amerika gekauft, wohin sie dann überzusiedeln gedächten. 

Du liebe Zeit, ich kenne diese Frau seit vielen Jahren, aber so viel geballten Unsinn hatte ich nicht von ihr erwartet und als ich nun nachhakte, woher sie ihre Weisheiten denn bezöge, kam sofort, ja, mit Sicherheit nicht aus den hier gängigen Medien, da gäbe es doch wesentlich verlässlichere, außerdem sei sie selbst Wissenschaftlerin und wisse, wovon sie rede ...

Nun ja, sie spricht natürlich perfekt Russisch, also dürfte schon klar sein, woher der Wind weht, aber was mich wieder einmal irritierte, war die Frage, was ist denn überhaupt noch dem rechten und was de linken Spektrum zuzuordnen?

Das scheint sich zunehmend zu verwischen, Hauptsache, es gibt Verschwörungstheorien, die sich gegen Westliches richten, da sind sich dann alle einig und als ich nun wagte, zaghafte Einwände zu erheben, grins, befand sie mich mit einem Schlag des weiteren Redens nicht mehr für würdig und verabschiedete sich blitzeschnelle, auf Gegenargumente hatte sie also offenbar keine Lust - klar, bevor es unbequem wird ... 😁

So war das also gestern und weil jetzt die Sonne so schön scheint, werde ich bissl was im Garten tun, auch wenn es nach wie vor eisekalt draußen ist und ich vermutlich nicht allzu lange durchhalten werde.

Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉