Samstag, 11. März 2023

Wenn Alleinsein einsam macht

 Durch die gestrigen Austausch wurde es mir wieder einmal bewusst, wie verschieden wir Menschen sind und wie unterschiedlich vor allem die Erfahrungen, die uns prägten.

Meine ersten fünf Jahre erlebte ich im Haus meines Opas, das neben der Praxis 14 weitere Zimmer hatte und in dem enige seiner sieben Kinder noch über das ihre verfügten, weil sie teilweise noch studierten und an den Wochenenden nach Hause kamen.

Es gab verschiedene Hausangesstellte, die Leute gingen ein und aus, es herrschte also immer reges Treiben, bis wir dann - auf einmal nur noch zu viert - in eine kleine Mansardenwohnung wechselten.

Wir waren nie Schlüsselkinder, denn Muttern war daheim und natürlich war auch mein Bruder immer um mich, später dann auch noch die kleine Schwester, die ich ja wirklich ständig an der Backe hatte.

Im Schwimmclub, wo wir uns auch im Winter so gut wie täglich aufhielten, trafen wir eigentlich immer auf einige unserer 14 Cousins und Cousinen, abgesehen von den vielen anderen Kindern, mit denen wir dort befreundet waren, außerdem war da ja noch die Schule und auch das Jugendheim, das wir später emsig frequentierten, wussten wir dort doch immer auf Gleichgesinnte zu treffen.

Im Dörfli leben Großonkel und -tante zwar etwas mehr für sich, trotzdem fand aber auch bei ihnen viel Hin und Her mit ihren Geschwistern statt, ich genoss die ruhigen und lehrreichen Stunden mit dem Onkel an dessen Schreibtisch, aber ich wusste auch genau, dass ich jederzeit nach nebenan gehen konnte, wo auf dem Bauernhof immer so richig etwas los war.

Neben meiner Freundin, ihren Geschwistern und den Eltern lebte auch die Oma mit dort sowie der schwerstbehinderte Onkel Petter, auf dem Hof rangierte die Mutter den laut knatternden Trecker in die Scheune, aus dem Stall stapfte mit schmierigen Stiefeln der Vater, der Nachbarbauer kam vorbei, die Frau des Schmieds holte sich Eier, ihre Kinder tobten eh mit uns herum, kurzum, das Leben brodelte und ich konnte daran teilhaben, wann immer mir danach war.

Als ich 14 war, zogen wir um, und zwar von der großen, weil über eine ganze Etage gehenden wunderbaren Altbauwohnung in das - noch größere - Haus dahinter, weil fortan jedes von uns drei Kindern sein eigenes Zimmer haben sollte.

Ganz am Anfang, beim Opa, war das auch schon einmal der Fall gewesen, ausgerechnet ins düstere Herrenzimmer hatten sie mein kleines Gitterbettchen verfrachtet, wo es in einer Ecke stand und ich auf die dunklen Möbel starrte, vor allem auf den Billardtisch, der mit aufrollbaren, schwarz gebeizten Holzlatten abgedeckt war und alles andere als freundlich wirkte.

Längst hatte ich mich ungewöhnt und nie werde ich diese erste Nacht im eigenen Zimmer vergessen, in der ich mich trotz aller Freude traurig und sehr alleine fühlte. So oft mich Brüderlein auch genervt hatte und so oft bei uns die Fetzen flogen, nun fehlte er mir entsetzlich ... 😯

Auch das Gewohnheitssache, schon bald wusste ich mein eigenes kleines Reich sehr zu schätzen, zumal ich ja auch nur die Türe öffnen musste, wenn mir nach Gesellschaft war, und eigentlich dachte ich nie groß darüber nach, ob ich nun gerne allein war oder nicht.

Ändern sollte sich dies nach meinem Umzug nach Stuttgart.

Von jetzt auf gleich war ich mit gerade mal 21 Jahren völlig auf mich selbst gestellt, kannte keinen einzigen Menschen im Umkreis von über 400 Kilometern und hatte ja nicht mal ein Telefon, geschweige denn einen eigenen Briefkasten oder ... ein Klo, für das ich nicht erst durchs Treppenhaus gemusst hätte. 😂

Hui, das war eine andere Hausnummer, aber zunächst hielt sich die Einsamkeit in Grenzen, weil ich zum einen eine sehr kreative Zeit mit mir selbst erlebte, zum anderen ja auch eh den ganzen Tag arbeiten war und dann auch schon recht bald ganz zufällig in die Kneipe geriet, die sowohl F.s wie auch U.s Stammlokal war.

Was für ein großes Glück, dass ich Geld für die Telefonzelle hatte wechseln müssen, denn nur diesem Umstand war es zu verdanken, dass ich dieses Lokal betrat, nachdem es mir auf dem Nachhauseweg von der Arbeit immer wieder auffiel, weil es so anders wirkte.

Von daheim war ich Ruhrgebietsmentalität gewöhnt gewesen, dieses Gesellige, Warme, was auch beinhaltete, dass es an jeder Ecke eine Kneipe gab, in der auch Wildfremde an den Theken gleich miteinander ins Gespräch kamen.

Im Süden hielt man das zu meinem Entsetzen ganz anders, dort konnte ich Gift drauf nehmen, dass, wenn ich ein Lokal betrat mit 7 Tischen und 7 Gästen, jeder von ihnen alleine an einem Tisch saß, zumindest empfand ich das so, denn Theken gab es überhaupt nicht.

Mit Ausnahme vom "Stüble", wo sich die meist jungen Leute an der Theke knubbelten, dort lief es wie zu Haus und ich fühlte mich von der ersten Sekunde an pudelwohl.

So verging das erste halbe Jahr, mein möbliertes Zimmer befand sich am Rande der Innenstadt, also galt auch dort, Türe öffnen und rein ins Leben, zumal ich dann ja auch schon bald mit U. zusammenkam.

In Stuttgart herrschte auch damals schon heftige Wohnungsknappheit, also schlug ich zu, als eine Frau aus U.s und nun auch meinem Bekanntenkreis ihr Ein-Zimmer-Apartement aufgeben wollte.

Herrlich, die erste eigene Wohnung, auch wenn sie nur 35 Quadratmeter hatte, aber immerhin doch eine kleine Küche und ein Bad nur für mich allein.

Einziger Wermutstropfen war, dass sie sich recht weit außerhalb befand. Einen Führerschein besaß ich noch gar nicht, musste mir ja erst das Geld dafür verdienen, also war ich auf die Straßenbahn angwiesen und die gurkte ewig lang durch die Gegend, bevor sie von dort oben in der Innenstadt ankam.

Dafür, abends mal eben unter Leute zu gehen, also völlig ungeeignet und in dem Stadtteil, wo ich gelandet war, lief es halt schwabentypisch, da war nichts, wo man Konkakte hätte knüpfen können.

An den Wochenenden war ich unten bei U., aber unter der Woche saß ich nun allein in meiner Wohnung, erfreute mich zwar an ihr, weil ich mir ja wirklich jedes Teil, das sie nach und nach zierte, selber verdient hatte, aber schnell begann mir die Decke auf den Kopf zu fallen.

Zwar hatte ich irgendwann bei einer Fahrt nach Hause einen kleinen ausrangierten Schwarz/Weißfernseher meiner Oma im Zug mitgenommen, aber TV interessierte mich überhaupt nicht, also las ich die Bücher, die ich zum Glück bei dem Verlag, wo ich inzwischen tätig war, sehr günstig bekommen konnte.

Leider ist es ein großer Unterschied, ob ich lese, weil ich Lust dazu habe, oder weil mir nix anderes übrigbleibt, und so wurde mir das Alleinsein allmählich zur Einsamkeit, selbst  noch, als meine Freundin und Kollegin W. dann ins Nebenapartment eingezogen war, denn sie war auch damals schon ein wenig, hm, eigenbrötlerisch und hatte oftmals auch ihren Freund da, so dass jeder seinen Kram für sich machte.

Ich hätte nie darüber geredet, denn meiner Erziehung zufolge gehörte sich das nicht, erst recht nicht zu jammern, aber ich litt in dieser Zeit tatsächlich oftmals ganz schrecklich unter der Einsamkeit, nicht weil ich grundsätzlich nicht allein sein könnte, sondern weil sich dies so aufgezwungen anfühlte, weil ich eben nicht mal kurz die Tür hätte öffnen können, um den Zustand zu ändern.

Vielleicht haben deswegen die vielen Omis mein vollstes Mitgefühl, die mich ja beim Einkaufen immer wieder anquatschen, mit irgendwelchen fadenscheinigen Gründen, denn es geht nur darum, mal mit jemandem ein paar Worte wechseln zu können.

Und ich bin mir hundertprozentig sicher, hätte es damals schon Internet gegeben, das wäre meine Rettung gewesen, denn damit hätte ich über das Tor zur Welt verfügt, das ich heute so sehr zu schätzen weiß.

Im Grunde ist mir diese Form des schriftlichen Austausches sogar lieber, nicht ausschließlich natürlich, aber ich mag es schon, den ganzen Tag über Möglichkeiten in jeder Richtung zu haben.

Grad mal durchgezählt, im Moment sind es 14 Tabs, die ich oben ständig geöffnet habe, und genau das ist es, was mein Kopf braucht. 

Hier mal eben die neuesten Nachrichten verfolgen, dort etwas nachschlagen, nebenan schauen, was die Bekannten in Social Media so treiben, dort kommen die nächsten Umfragen herein, nebenan hat jemand etwas im Forum geschrieben, da gibts einen neuen Blog zu lesen und nun meldet sich gerade A. von Mallorca.

Das alles und noch einiges mehr parallel, ich springe munter hin und her, schaue zwischendurch mal nach dem Reiswasser auf dem Herd und musste nun auch noch kurz im Garten fegen, wo Rex gewaltige Erdmengen auf den Weg gewirbelt hatte.

So mag ich das, immer Action, ständig etwas Neues, aber alles so herrlich locker und ganz ohne Verpflichtungen. Ich kann, muss aber nicht ...

Wie viel lieber ist mir das doch als piefige Einladungen hin und her, für die man erst mal die Bude wienert und dann stundenlang in der Küche steht oder Mitbringsel kaufen gehen muss. 

So etwas schränkt mich in meiner Freiheit stark ein, wobei mir aber bewusst ist, dass das jeder ganz anders empfindet, sicher auch den eigenen Erfahrungen geschuldet.

Eine Freundin von mir hat zwar Internet, hat im Grunde aber Angst davor und würde sich arg scheuen, mit völlig Fremden dort auch nur ein Wort zu wechseln, wobei das natürlich auch immer davon abhängt, wie sehr es jemand gewohnt ist, sich in schriftlicher Form auszudrücken, und ... ob er überhaupt fließend tippen kann.

Ich selber habe manchmal das Gefühl, dass ich Wörter mit zehn Fingern schneller raushauen kann, als wenn mein Mund sie erst formulieren müsste, d.h. für mich ist Schreiben wie Reden, während es für andere wohl eher mühevoll ist.

Und so genieße ich es auch sehr, dass ich über Einrichtungen wie FB nach wie vor in Kontakt bin mit so vielen, die mein Leben einst begleiteten, und das war ja wahrlich von den unterschiedlichsten Phasen geprägt und Milieus, die sonst eher weniger Berührungspunkte haben, ob es nun Hippie- oder Rockerkreise waren, in denen ich mich bewegte, die bäuerliche Dorfbevölkerung, die eher Gutbetuchten in Schule und Schwimmverein, die kirchlich Ausgerichteten oder die spießigen, aber stinkreichen Mitglieder des Stuttgarter Stadtrates, Künstler und Musiker, um nur mal einige aufzuzählen.

Hier schickt mir die ehemalige Wirtin unseres "Stübles" das neueste Foto ihres Enkels, dort hat der DJ der damaligen Dörflidisko, der inzwischen Konzertveranstalter ist, die Dorfkirche für mich gekipst, einen Beitrag weiter erfahre ich in der örtlichen Gruppe, dass der Laden, in dem ich demnächst Tomaten- und Paprikapflanzen kaufen wollte, seinen Standort wechselt, während ich mich weiter unten mit den psychischen Problemen auseinandersetze, die so mache Hochbegabte an sich feststellen, nur um beim Scrollen dann auf ein Bild zu stoßen, das unsere Stadt im Jahre 1980 zeigt, wozu ich natürlich gleich auch etwas schreiben werde, denn genauso habe ich das auch in Erinnerung.

Und so weiter und so fort - das Internet hält mich geistig auf Trab und die technischen Möglichkeiten generell tun ihr Übriges, denn gleich muss ich noch schnell ein Gedicht zusammenreimen, um das mich eine Bekannte bat und das ich ihr dann, wenn es erst mal fertig ist, in Sekundenbruchteilen zukommen lassen kann. 

So etwas würde ich der 92-jährigen Omi von vorgestern wünschen, dann wäre sie nicht darauf angewiesen, wann die Tochter ein paar Minuten für sie erübrigen kann, oder darauf, beim Einkaufen wildfremde Menschen anquatschen zu müssen, nur um ein wenig Austausch zu erfahren.

Ich jedenfalls bin froh, technisch - nicht zuletzt dank F. - immer mitgehalten zu haben und mir die Vorteile des Internets nun zunutze machen zu können, auch wenn ich natürlich sehe, dass es durchaus auch negative Folgen für die Gesellschaft mit sich bringt. 😉


So, unnu werde ich noch mal rasch losspringen, um ein paar Kleinigkeiten zu besorgen.

Am Montag haben wir den 37. Hochzeitstag und ich denke, zur Feier des Tages könnte ich F. dann mal seinen Lieblingskuchen gönnen, nachdem er wegen Prädiabetes und der horrenden Stromkosten ja nun eh meist darauf verzichten muss. 😊


Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 🙂



7 Kommentare:

  1. Naja, die 92-jährige Oma und du mit deinen läppischen 62 Jahren, das sind doch total unterschiedliche Generationen. Wäre ja noch schöner, wenn du nicht mit Internet umgehen könntest, du bist ja noch nicht mal im Rentenalter :-)
    Mein Opa, also nochmal eine Generation älter als diese Oma, ist nicht ans Telefon, war ihm viel zu undurchschaubar und verdächtig.
    Selbst wenn sie sich mit über 60 mit PC und Internet eingearbeitet hätte, ich kann mir nicht vorstellen, dass sie da heute mit über 90 viel Gesellschaft finden würde - sofern die Finger noch die Tasten treffen und die Augen den Bildschirmtext lesen könnten.
    Grundsätzlich geht ja sowieso nichts über gelegentliche persönliche Kontakte, auch wenn das manchmal total oberflächliche Gespräche sind. Manchmal geht man ja auch lieber zu Fuß, auch wenn man sich dem Fortschritt angepasst und ein Auto vor der Tür hat :-)

    Wie hoch sind bei euch die Stromkosten denn? Bin ja gespannt, wie mein Vermieter das nun berechnet... bis jetzt zahle ich 55 Ct/kWh, und der Strompreis ist doch auch bezuschusst, oder?
    Mein Kuchen, falls ich einen backen sollte, käme auf 55 Ct. Stromkosten, soviel solltet ihr euch schon gönnen ;-)

    Hier scheint die Sonne, hab es also warm. Hoffe, bei euch ist es auch so.

    Lieben Gruß :-)

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  2. Lach, meine Liebe, ich habe ehrlich gesagt nicht mal eine Ahnung, wie viel Watt mein Backofen bei einer Temperatur von 180° in der Stunde verballert, geschweige denn, dass ich noch einen Überblick über den aktuellen Strompreis hätte.
    Ständig kommen Änderungsmitteilungen vom Versorger, diese Preisbremse sorgt vollends für Chaos
    Es geht mir ja auch nicht um einen einzigen Kuchen, sondern darum, dass ich generell versuche, Energie so sparsam wie möglich zu verbrauchen.
    Habe ich eigentlich immer schon getan, einen Braten z.B. lieber oben auf dem Herd statt unten in der Röhre gemacht, das Überbacken von Speisen war auch noch nie meins, wenn sie eh schon gegart sind, nur sein Küchsken wollte F. halt regelmäßig haben, bis sich dann ja eh der Doc einmischte. ;-)
    Was den PC angeht, wir fingen schon Mitte der Achtziger damit an, lange bevor es Internet gab, und okay, ich war natürlich noch nicht mal 30, lernte aber durchaus so einige kennen in "Omis" Alter, die es genauso hielten und später sehr rege im Netz unterwegs waren oder es auch noch sind, teilweise vom Altenheim aus. :-)
    Immer wieder treffe ich aber auf Frauen in meinem Alter oder jünger, die das alles immer ihren Männern überlassen hatten, auf einmal allein dastehen und nun sagen, ja, ähm, tut mir leid, da habe ich überhaupt keine Ahnung von, das hat ja immer mein Mann gemacht.
    Finde ich einfach schade, denn wären sie am Ball geblieben, hätten sie nun deutlich mehr Möglichkeiten.
    Persönlicher Kontakt sollte unbedingt sein, aber natürlich sind auch dabei die Interessen sehr unterschiedlich.
    Mich selbst langweilt oberflächliches Blabla z.B. ganz schnell und beim Gedanken, ich sollte später vielleicht einmal in der Woche zu einem Kreis gehen, wo man Karten spielt, jesses, da wirste mich flitzen sehen, sofern ich es bis dahin noch kann. 😂🤣😂

    Hier scheint die Sonne heute übrigens auch, endlich, nachdem wir ja nun soviel Tage Dauerregen und erst gestern Abend auch wieder Schneefall hatten.
    Wärmemäßig spüre ich es noch nicht, sofern man nicht die 12°, die mich gerade beim Tippen umgeben, als kuschelig betrachten will, aber das wird schon noch kommen.
    Vermutlich jammern wir in drei Monaten, dass wir im Schlafzimmer bei 35 Grad brüten. 😂

    Lieben Gruß zurück und hab einen feinen Nachmittag! 😊
    Ich selbst kann mit oberflächlichem Blabla gar nix .

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  3. Ja, liebe Rex-Mama,
    da haben wir tatsächlich sehr unterschiedliche Vorstellungen vom Leben :) Aber es soll ja eine vielfältige Menschheit sein, denn nur Diversität bringt uns mE weiter ...
    Schwer tu ich mir mit dem Begriff "oberflächliches Blabla". Die kleinen Gespräche im Supermarkt oder die kurzen Internet-Austausche mit deinen vielen alten Bekannten, die würde ich streng genommen in diese Kategorie hereinnehmen, genauso wie unseren Blog-Austausch und meine Rezepte. Kurz, oberflächlich, aber trotzdem das Leben erfreuend, oder zumindest belebend.

    Lieben Gruß

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  4. Oh, ich dachte, du spielst gern Karten? Hast du nicht alle beim Skat abgezockt?
    Nee, ich glaube nicht, dass es darum geht, dass man zu einem Kreis gehen soll, der einem keinen Spaß macht, aber gerade in den Heimen sind Spielenachmittage und Bingo sehr beliebt.

    Mit Internet vom Altenheim aus haben wir auch andere Erfahrungen gemacht.
    Meine Schwiegermutter ist 2014 gestorben, sie war im Heim, hatte dort ihre Play Station mit, und als der Gatte ihr ein Update draufspielen wollte, wozu er Internet gebraucht hätte, gab es im Heim kein Wlan, und den Rechner in der Verwaltung durfte er natürlich nicht benutzen.
    Vor drei oder vier Jahren ist eine Bekannte schwer gestürzt, und da sie zuhause nicht versorgt werden konnte, kam sie mit Anfang 60 ins Heim. Natürlich war sie fit mit Internet, konnte sich aber nur sporadisch melden, weil es kein Wlan gab und ihr Handytarif mit dem Kontakt zum Mann aufgebraucht wurde.
    Mein Vater ist 2007 gestorben, auch im Heim. Da stellte sich die Frage nach Internet allerdings nicht, er hat sich damit sowieso nicht befasst.

    Ja, die mangelnde Isolierungen der Dächer bei älteren Häusern ist tatsächlich ein Problem.
    Bei meinem Bruder sind jetzt die Mieter ausgezogen, weil sie nicht nochmal einen Sommer wie den letzten aushalten wollen. Jetzt lassen sie die Wohnung leer stehen.
    Und bei meinem Sohn beginnen (hoffentlich!!) Morgen die Bauarbeiten. Sie haben auch eine Mansardenwohnung, und da die anderen Eigentümer kein Interesse daran haben, Geld für eine Dachsanierung auszugeben, lassen sie da jetzt von innen was machen. Und wenn schon Baustelle, dann auch noch andere Sachen erneuern :-)

    Dass du mit oberflächlichem Blabla gar nix kannst, nehme ich dir nicht ab ;-)

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  5. Danke, ihr Lieben für eure Meinungen. :-)

    Was ist denn für euch oberflächliches Blabla?

    Für mich sind es z.B. die kleinen Gespräche im Supermarkt, wie teuer schon wieder alles geworden ist, aber auch Runden, bei denen ich zwar äußerlich teilnehme, aber innerlich ganz woanders unterwegs bin, während sich beispielsweise die Nachbarinnen über Tattoos unterhalten und erzählen, welche der Kolleginnen was wozu gesagt hatte.
    So was plätschert an mir vorüber, hellhörig werde ich erst, wenn mir etwas davon wichtig zu sein scheint, alles andere ... na ja, ich freue mich dann insgeheim auf den Punkt, wo es vielleicht doch noch interessant wird oder ich der Situation entfliehen kann.
    Ich glaube, für mich spielt die Zeit dabei eine Rolle - kleiner Austausch auch über völlig Belangloses ist völlig in Ordnung, aber wenn es sich über Stunden zieht und mein Gehirn sich nicht ein einziges Mal zu tiereren Gedankengängen animiert sieht, dann wirds extrem langweilig für mich, deswegen mag ich ja z.B. auch keine Podcasts. Dieses lange Gelabere hätte ich mir wesentlich flotter durch- bzw. quergelesen, wenn man mich denn ließe.
    Und deshalb finde ich die kleinen Austausche mit alten Bekannten auch nicht als Blabla, denn man ist ruckzuck auf dem neuesten Stand, wie gehts dem anderen und wie isser heutzutage drauf, was ich wirklich als wichtig und wissenswert empfinde.
    Vertiefen kann man es ja jederzeit, wenn es die Situation hergibt.
    Für mich liegt der Unterschied darin, ob mich etwas zum Nachdenken anregt, zum Nachfragen und Vertiefen oder ob ich es nach zwei Minuten schon wieder ad acta gelegt und vergessen habe, weil wirklich nur Blabla und noch nicht einmal für diejenigen selbst wichtig ... ;-)

    Das Skateln, liebe Hermine, fand während der Schulzeit nebenan im Eiscafe statt in Pausen oder Freistunden. Dort traf sich die Jugend auch der umliegenden Jungensschulen - und genau das war eigentlich der Hauptgrund, nämlich das Kennenlernen und Flirten.
    Das man nebenher ganz locker verdammt gut im Skat wurde, war ein Nebeneffekt und gar nicht der eigentliche Sinn der Aktion. 😂
    Als ich damals mit einer Bekannten diese fünf Wochen in Thailand verbrachte, brachte es mich beinahe um den Verstand, dass die jeden Abend in einer Straßenkneipe verbrachten, ununterbrochen ein blödes Kartenspiel spielend.
    Ich langweilte mich zu Tode dabei, hatte aber auch wenig Chancen, allein etwas anderes zu machen, von daher wäre es Höchststrafe für mich, eines Tages in einem Heim zu landen und dann meine Nachmittage mit so etwas verbringen zu sollen. 😮
    Wobei mir das mit dem Wlan übrigens bekannt ist, noch immer fehlt es in vielen Heimen, eine Unverschämtheit, aber immerhin gibt es ja Internet-Sticks, mit denen man sich dann zur Not behelfen kann, sofern man jemanden hat, der sie einem besorgt.
    Die Wohnungssituation scheint bei euch ja noch sehr entspannt zu sein, wenn Leute es sich erlauben können, wegen fehlender Isolation auszuziehen?
    Geht es denn bei den anderen Eigentümern wirklich nur um mangelndes Interesse an Dachsanierungen?
    Bei uns z.B. wäre das Interesse natürlich absolut vorhanden, nur am nötigen Kleingeld mangelt es dann eben. ;-)

    Liebe Grüße zurück! 😉

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    1. Guten Abend, liebe Rex-Mama! (Wenn schon kein "Guten Morgen", dann doch wenigstens das)

      Zur Wohnungssituation: Entspannt ist die Lage wohl nirgendwo, aber irgendwann findet letztendlich doch jeder was. Die Mieter meines Bruders haben intensiv seit letztem Sommer gesucht, aber auch schon die Jahre vorher so nebenher geguckt und das auch mitgeteilt.

      Bei meinem Sohn: Von 12 Wohnungen betrifft das schlecht isolierte Dach 3 Wohnungen, eine Sanierung wird aber auf alle umgelegt. Von daher denken sich die anderen 9 wohl "mir doch egal, wie heiß es die unterm Dach haben", das Geld geben wir lieber für andere Sachen aus. Eine Sanierung wurde von den Eigentümern jedenfalls mehrheitlich abgelehnt.
      Aber da sie sich eh von der Idee verabschiedet haben, ein Haus zu bauen oder zu kaufen, bauen sie jetzt die Wohnung so um, dass sie langfristig zu viert dort leben können.

      Allgemeines Blabla ist mein Blog. Das was mir wirklich Sorgen macht und mich belastet, schreibe ich nicht.
      "Stroh dreschen" hat mein Vater das genannt oder "Der redet auch nur, damit die Mundhöhle Luft kriegt". Aber was für ihn Stroh dreschen war, war für mich oft höchst interessant oder lustig.
      Normalerweise beginnt ja jedes Gespräch mit einem allgemeinen Blabla, oder? Wie es dann weitergeht, hängt von der Stimmung oder den jeweiligen Themen ab, oder?

      Und ein allerletzter Satz zu den Heimen, Ehrenwort :-)
      Keiner wird genötigt, an irgendwas teilzunehmen. Mein Vater hat leidenschaftlich gern (und gut) gesungen, was meine Schwiegermutter absolut nicht mochte.
      Sie hat gern gespielt, was für meinen Vater Kinderkram war.
      In Andachten wollten beide nicht gehen, und gemalt haben beide mit großer Freude.

      Feierabend für heute! Genießt ihn :-)

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  6. Guten Abend, liebe Hermine!! :-))))

    Warum eigentlich nicht?
    Also ich meine, warum thematisierst du es nicht, was dich wirklich bewegt?
    Über alles würde ich ganz sicher auch nicht schreiben, aber bei so einigem habe ich das Gefühl, dass ich mir viel zu gründlich hatte anerziehen lassen, dass und worüber man zu schweigen hat.
    Heut pfeif ich drauf ... ;-)
    Beim Gesprächsbeginn möchte ich deinen Satz mal so weiterführen: Es hängt nicht nur vom Thema, sondern auch sehr vom Gegenüber ab.
    Ich sag dir mal ein Beispiel: Im Schwarzwald gab es diese Portugiesin, die einst meine Oma pflegte und dafür kräftig abkassierte - neben dem Lohn und weiteren Zuwendungen bekam sie auch eine Eigentumswohnung. Als meine Mutter dann nach dort zog, ging das so weiter, d.h. sie saß dann jeden Abend bei ihr und ging auch schon mal für sie einkaufen. Wieder kassierte sie gut ab und im Grunde war sie das einzig "Reale", mit dem meine Mutter zu tun hatte, kontaktmuffelig, wie sie war.
    Zweimal täglich telefonierte ich mit ihr und dann musste ich mir stundenlang anhören, was die Verwandten dieser Frau in Portugal so trieben, wie ihre Töchter, die ich nicht mal kannte, in jedem Schulfach so klarkamen usw.
    Natürlich auch, was Frau R. von Nachbarn X über Familie Y zu berichten wusste, lauter Zeugs also, das für mich völlig belanglos war.
    Für meine Mutter selbst war es das genauso, aber da sie nix anderes zum Erzählen hatte und eh sehr viele Themen am liebsten mied, ging es halt darum und wenn F. mich eine Dreiviertelstunde später fragte, was es denn "Neues" gegeben hätte, musste ich meistens sagen, nix, war eigentlich nur Blabla.

    Und ganz ähnlich läufts mit so einigen meiner Nachbarinnen - nicht U., mit ihr führe ich ganz andere Gespräche -, man redet um des Redens willen und um die Zeit zu füllen, aber mehr isses denn auch nicht. ;-)
    Wenns dabei humorvoll und lustig zugeht, ist das alles in Ordnung für mich, aber wenn das alles mit großer Ernsthaftigkeit stattfindet, na ja ... ;-))
    Das Problem mit den Eigentumswohnungen habe ich in Stuttgart auch mitgekriegt. Einige bei uns im Haus hatten Balkons und da einer das Bröseln angefangen hatte, sollten die nun saniert werden und alle, auch die ohne Balkon, sollten dafür zahlen.
    Kann ich verstehen, wie sauer man dann werden kann, von daher leuchtet es mir auch ein, wenn man nicht für eine Dachisolierung löhnen will, von der man selber gar nichts hat.
    Das ist halt das Problematische mit Eigentumswohnungen, auch bei meiner Mutter bekam ich das Theater oft mit und deshalb kam für uns niemals eine in Frage.
    Und die Heime, lach, es ist mir schon klar, dass da keiner gezwungen wird, aber wenn man eh nix mehr zu tun hat, ist man vermutlich froh, wenn sich überhaupt irgendwas rührt, also macht man mit. Nur verlockend finde ich diese Aussicht wirklich nicht, eh schon die nicht, nur noch mit Leuten meines Alters umgeben zu sein.

    Genieß du deinen Abend auch, hoffentlich einigermaßen warm? 😉

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