Samstag, 4. März 2023

Es geht aufwärts

 Tut es das?

Zumindest meine ich, verschiedene Anzeichen zu entdecken, eines davon ganz sicher, denn nun ist es nicht mehr zu übersehen, dass die Tage länger werden.

Endlich - noch nie kam mir ein Winter so lange vor wie dieser. Einst liebte ich wirklich jede Jahreszeit, konnte auch der kalten viel Positives abgewinnen, so zum Beispiel, wenn im Dörfli die Schornsteine der Häuser qualmten.

Noch immer meine ich, den Geruch der brennenden Holzscheite wahrzunehmen, die die Bauern das Jahr über so emsig in ihren Holzställen aufgetürmt hatten, und spüre die Wärme, die die erleuchteten Fenster ausstrahlten, wenn wir bei einbrechender Dunkelheit mit roten Nasen unsere Schlitten durch den knirschenden Schnee zurück nach Hause zogen.

Was für eine enorme Freiheit wir damals doch hatten. Die Menschen waren bei Weitem noch nicht so mobil wie heute, jeder Fremde fiel sofort auf und dadurch konnte man sich auf dem Dorf so sicher fühlen, dass weder Haustüren noch Autos abgeschlossen wurden.

Auch um uns machte sich keiner Gedanken, wenn wir einfach loszogen, um nach günstigen Rodelstellen zu suchen, sofern wir uns nicht mit dem "Schießgraben" begnügen wollten, der sich auf den Ländereien des Großbauern nebenan befand uns besonders am "Huppel" eine heftig steile Abfahrt bot, die sich zu Ostern dann auch prima zum "Eierkuddeln" nutzen ließ. 

Und erst die Schlittenketten, hui, war das ein Spaß.

Die kleine Straße, die rund um die Kirche den Berg hinauf führte und an die sich die alten Gehöfte fächerartig eins über dem anderen anordneten, war ebenfalls sehr steil, so sehr, dass ich sie auch in meinen fittesten Zeiten nicht mit dem Fahrrad bis oben bewältigen konnte, und genau dort sausten wir dann hinab, zehn oder noch mehr Schlitten mit Kälberstricken aneinandergebunden.

Keine Ahnung, warum wir das überhaupt machten, denn wenn einer kippte, kamen auch die anderen automatisch ins Trudeln, und nicht nur einmal kullerten wir alle übereinander, aber ... nie gab es gebrochene Knochen und auch von Autos oder Treckern wurden wir kein einziges Mal überfahren. 😀

In der Stadt mochte ich den Winter ebenfalls. Zwar konnten wir höchstens in die Badeanstalt zum Schwimmen, aber der Papa führte uns trotzdem regelmäßig aus, wir parkten dann am Schwimmclub und liefen mal eben die 5 Kilometer rund um den See, Papa brav oben auf dem Weg, Brüderlein und ich unten auf Schleichwegen am Wasser, wo wir eigentlich ununterbrochen "Indiander" spielten, damals durfte man das ja noch, ohne einen Shitstorm der ewig Empörten zu erzeugen. 

Am Ende des Sees, etwa auf der Hälfte des Weges, befand sich eine Trinkhalle, an der wir, wenn wir arg brav gewesen waren, ein Milky Way bekamen oder mit ganz viel Glück auch mal ein Schälchen Pommes für 30 Pfennig, und wenn wir dann nach Hause zurückkehrten, empfing uns wohlige Wärme.

Hach, war das schön und wie sehr liebte ich immer den Blick auf oder gar in die so früh erleuchteten Fenster, was ich ja so im Sommer, wenn wir schon bei Tageslicht ins Bett mussten, nie mitbekam.

Liebevoll zur Seite geraffte Gardinen faszinierten mich immer schon, also nicht die akribisch in Falten gesteckten der Spießer, sondern eben die, die mir so viel über das Wesen der Menschen zu verraten schienen, die hinter ihnen lebten und ihre Wohnungen mit so viel Blick fürs Detail eingerichtet hatten.

Was für ein Gegensatz zu den bis auf halbe Höhe mit Folie verklebten Fenstern oder die Tag und Nacht herabgezogenen Rollos, auf die ich heutzutage oft starre, und immer verband ich den Winter neben Kälte auch mit sehr viel wohliger Wärme, die mir in diesem ja fast komplett abging, weil er in erster Linie vom Gefühl des Durchgefrorenseins geprägt war.

Heute früh dann beim Gassigehen der erste Lichtblick.

"Let's Dance" hatte uns bis Mitternacht wachgehalten und nachdem ja auch die Nacht davor für mich recht kurz gewesen war, erfreute es mich nun über die Maßen, dass Rexibubi mich bis 6:28 schlafen ließ, wobei er es vermutlich sogar noch länger durchgehalten hätte, denn ich war es, die schließlich freiwillig aufstand. 

Und welche Freude, zum allerersten Mal seit langer Zeit benötigte ich beim Gassigehen die Taschenlampe nicht, die Dämmerung war schon so weit fortgeschritten, dass ich meinen Weg auch so fand, wobei Rex sie natürlich eh nicht braucht, denn der sieht auch im Stockdunkeln wie eine Katze.

Es geht also aufwärts und auch gestern beim Einkaufen beschlich mich dieses Gefühl.

Mein entkoffeinierter Kaffee, der einst 3, 33 Euro kostete und dann in Windeseile auf 4,99 gestiegen war, wurde auf einmal für 3.99 € angeboten, und das nicht etwa als Sonderangebot, sondern mit ganz normalem Preisschild am Regal.

Das Gleiche beim "Parboiled Reis", den F. so gerne isst. Von früher 99 Cent hatte man seinen Preis auf 1,99 verdoppelt, nun ist er um 25 % gesunken, auf 1,49 €. 

Das lässt doch hoffen, auch wenn mich die Gemüsepreise gleich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholten, denn für einen wirklich kleinen Kopf Blumenkohl wollte man sage und schreibe 4,49 Euro haben. 😮

Also habe ich kurzerhand für nächste Woche ein paar Dosen Bohnen mitgenommen, dann gibts zum angedachten Hühnerfrikassee (Beine mit ordentlichem Rückenanteil waren im Angebot, da musste ich zuschlagen) eben Bohnensalat statt frischem.

Und getröstet wurde ich dann sowieso davon, dass es Gartenclogs bzw. -crocs gab, nach denen ich im letzten Jahr ja so lange vergeblich suchte, und außerdem war ich zuvor schon bei TEDI überrascht worden, wo ich für nur ganz wenige Hundeleckerlis laut Auszeichung 5,55 € hätte löhnen müssen, tatsächlich aber nur mit 4 Euro zur Kasse gebeten wurde. (War mir dort auch beim letzten Mal schon aufgefallen, dass man im Rausch der Inflation offenbar zu hohe Preise auf die Packungen gedruckt hatte, die an der Kasse revidiert wurden.)

Nachdem ich beim Discounter mit meinen Einkäufen durch und nun damit beschäftigt war, alles in meinem Trolley zu verstauen, gab's dann noch ein nettes kleines Erlebnis, an sich nur eine Kleinigkeit, aber doch geeignet, mir den Glauben an die Menschen ein wenig zu retten.

Auf einmal wurde es vorn an den Einkaufswagen nämlich laut, nicht etwa unangenehm, sondern man merkte nur, dass die beiden älteren Damen, die sich da "unterhielten" ziemlich in Fahrt waren.

"Nee, datt kann ich doch nicht annehmen", sagte die eine.

"Doch, können Sie, datt is doch nur son Ding von der Apotheke", antwortete die andere und meinte damit wohl einen Chip.

Es ging darum, dass der letzte der Einkaufswagen klemmte und die eine der anderen nun ihren soeben entleerten übergeben wollte, die ihren Euro bereits in der Hand hielt.

"Nein, das kann ich wirklich nicht annehmen, nehmen Sie doch den Euro bitte!"

"Nö, das will ich aber nicht, ist doch nur das Ding aus der Apotheke, dafür lass ich mir doch keinen Euro schenken, das wäre nicht in Ordnung." 😂

So ging das eine Weile hin und her, ein richtig nettes Geplänkel, bis schließlich die eine einen in der Nähe stehenden Mann aufforderte: "Nun sagen Sie als Mann doch mal watt dazu, so kann datt doch hier nicht weitergehen ..." 🤣

Am Ende lachten alle Anwesenden, wie es mit dem Wagen, dem Chip und dem Euro ausging, habe ich gar nicht so genau mitbekommen, aber als ich fertig war und beim Hinausgehen die ganze Gesellschaft passierte, sagte ich: "Haben Sie vielen Dank für dieses schöne Erlebnis, das hat richtig Spaß gemacht, Ihnen zuzuhören, meine Laune für heute haben Sie damit eindeutig gerettet", womit ich dann ins allgemeine Gelächter mit einbezogen wurde. 😀

Außerdem war da natürlich noch die Grüne Soße, von der immer noch ein Rest vorhanden ist, sehr zu F.s Freude:


Wie ihr seht, hatte ich doch noch ein Schnitzelchen dazu herausgerückt, denn mit rein Vegetarischem ist mein lieber Mann nicht wirklich glücklich zu machen, aber so war er absolut begeistert und ich bin es auch, denn so mag ich das mit der Kocherei, wenn der Vorrat dann für mehrere Tage ausreicht, und natürlich hatte ich auch gleich die entsprechende Menge an Pellkartoffeln angefertigt.

In nur fünf Minuten ist das Mittagessen nun in der Mikrowelle warm und dank des Gläschens Wasser neben dem Teller schmeckt alles wie ganz frisch gekocht, was will man mehr, wenn auf diese Weise sowohl Umwelt wie auch Geldbeutel gedient ist und ich mir auch noch einen Haufen Zeit einspare, die ich dringend für andere Tägigkeiten benötige? 😊

Habt einen schönen Samstag und ... bleibt bitte gesund! 🙂

6 Kommentare:

  1. In der Nacht war es unangenehm kalt hier. Die Sonne, die gestern da war, zeigte sich heute nicht. Es ist immer wieder schön, wenn andere Menschen für eine gute Unterhaltung sorgen und man dabei kräftig Spaß hat. Man sieth es kann auch postive Überraschungen beim Einkaufen geben. Unschön war heute die Überraschung an der Tanke. Gestern noch 1,76 Euro heute dagegen 1,92 Euro.

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  2. Ich glaube, Samstag ist eh kein guter Tag zum Tanken, meines Wissens gehen die Preise montags meist runter.

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  3. So mache ich das auch, liebe Rex-Mama, das Fleisch spielt nicht die Hauptrolle auf dem Teller, von den Beilagen gibts aber reichlich. Wobei wir jetzt ohnehin zwei fleischlose Tage hatten, deshalb würde ich morgen auch wieder ein bisserl Fleisch "rausrücken" - muss mal das Kind befragen.
    Wär einerseits eh gut, wenn fürs Fernreise-Gemüse endlich die wahren Preise verlangt würden. Vielleicht würden die Menschen allgemein sorgsamer damit umgehen - wir sind sowieso ausgenommen, aber wenn ich in unserem Müllraum unterwegs bin, steigen mir manchmal die Grausbirn' auf.
    Aber die Umstellung ist schon schwierig, stelle ich mir vor. Mich betriffts ja nicht, wir leben von der eigenen Ernte ...

    Lieben Gruß

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  4. Leider gibts im Moment nix umzustellen, liebe Sparköchin, denn es ist ja alles sauteuer und Blumenkohl gehört sicher nicht zu den Ferngereisten.
    Lebensmittelverschwendung kann ich auch nicht leiden, aber ob es der richtige Weg ist, sie zu vermeiden, indem man alles so verteuert, das es für sehr viele nicht mehr erschwinglich ist?

    Lieben Gruß zurück :-)

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  5. Das war nicht mein Gedanke. Mir geht es darum, die wahren Preise zu verlangen und in der Folge mit dem Schmarrn aufzuhören, Obst und Gemüse um die halbe Welt zu transportieren, nur damit alles zu jeder Zeit verfügbar ist. Da müssten sich die Menschen umstellen, indem sie dann im Winter halt keine Paradeiser, Paprika oder Weintrauben mehr haben. Man überlebt das.

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  6. Nun habe ich grad mal recherchiert, Hauptlieferland für Tomaten und Gurken und oft auch Paprika sind in Deutschland die Niederlande und da ich selber einen Katzensprung von der Grenze entfernt lebe, will ich da mal nicht von einem Transport um die halbe Welt reden. ;-)
    Bei exotischen Obst- und Gemüsesorten sehe ich es allerdings wie du, statt Kiwi, Ananas, Apfelsinen oder Papaya kann ich gut auch einen Apfel essen, nur auf mein Tomätchen auf dem abendlichen Brot würde es mir wirklich schwerfallen zu verzichten.

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