Samstag, 18. März 2023

Der arme Spencer

 Als ich kürzlich einen Abend mit U. drüben in der Partyhütte verbrachte, leistete uns wie immer ihre schwarze Labradorhündin Luna Gesellschaft, ein liebes, aber auch recht unruhiges Tier, und als es zwischendurch in einer seiner Hektikphasen versuchte an mir hochzuspringen, wollte U. spontan einschreiten, stoppte ihr Tun dann aber und meinte:

"Ach, bei dir ist das ja gar nicht nötig, du kannst das sowieso viel besser selber regeln ..."

U. hatte Püppi noch gekannt, vor allem aber auch die schwierigen Anfänge mit Rex mitbekommen und wie viel Mühe es mich kostete, aus ihm einen inzwischen meist angenehmen Hausgenossen zu formen, wodurch ich mir wohl in Bezug auf Hunde längst einen gewissen Ruf in der Nachbarschaft erarbeitet habe. 😉

Hätte sie sich mal darauf besonnen, als ihr Ex-Mann nach dem Tod der Schäferhündin Bailey plötzlich Spencer ins Haus holte. Ebenfalls rabenschwarz und ebenfalls ein reinrassiger Schäferhund.

Es ist schon seltsam mit dem Vorlieben. Bei F. daheim kamen nur reinrassige Hunde direkt vom Züchter ins Haus, während er durch mich dann auf die Linie umschwenkte, dass es sehr viel besser ist, Tiere zu adoptieren, die sozusagen als Überschuss auf der Welt sind und als solcher in vielen Ländern Gefahr laufen, gnadenlos und grausam getötet zu werden.

In U.s Familie wurden dagegen alle bisherigen Hunde direkt aus eher dubiosen Haltungen übernommen, Weiterverkauf per Anzeige, so wie man es sonst von Autos kennt.

"Den hat er von Türken gekauft, die kamen wohl nicht mehr mit ihm klar", mehr wusste U. nicht zu berichten über den Neuzugang und ich selbst habe bisher nur dieses eine Foto von ihm gesehen, obwohl schon fast zweieinhalb Monate vergangen sind:


Sie machten den größten Fehler, den man begehen kann, indem sie Spencer einfach ins Haus marschieren ließen, in dem ja Luna bereits lebte.

Mit sehr viel Glück kann so etwas gutgehen, aber man muss natürlich damit rechnen, dass es zu Revierkämpfen kommt, deshalb wäre es sehr viel besser gewesen, hätten die beiden sich auf neutralem Boden irgendwo in der Pampa kennen lernen können.

So hielt ich es mit Püppi immer, wenn Hunde zu Besuch kamen - erst mal ab in die Grünanlage, wo die Tiere sich ausgiebig beschuppern und bissl spielen konnten, bevor wir dann mit beiden gemeinsam das Haus betraten.

Das hat man drüben versäumt und vielleicht wäre es trotzdem gutgegangen, würde die Familie noch vereint leben, doch dank der Scheidung hat man sich auf die verschiedenen Etagen verteilt, sprich, der eine Hund oben, der andere unten, und da spielt Spencer nicht mit, der sich eh noch fast in der Pubertät befindet und noch gar keine Orientierung hat, wie der Hase so laufen soll.

Ende vom Lied ist, dass U. derartige Angst vor dem Neuzugang bekam, dass sie sich weigerte, ihn im Inneren des Hauses zu aktezpieren, und so musste der Ex ihn "auslagern" aufs Grundstück gegenüber, wo er nun sein nächtliches Dasein und wohl auch etliche Stunden über den Tag in einer Art Zwinger verbringen muss.

Grrrr, so was macht mich natürlich kirre, das kann ich kaum ertragen, hoffte doch, solche Zeiten wären endgültig vorbei, in denen man Hunde ihre Rudelmentalität absprach und sie zu einem Einzelgängerdasein zwang.

Immer wieder höre ich den armen Burschen bellen, was mich sehr an meine Kindheit im Dörfli erinnert, wo die Bauern sich vielfach "Kettenhunde" hielten, was mir damals noch völlig normal erschien, sogar hilfreich, hatte ich doch dank meiner Erziehung eine höllische Angst vor ihnen und war einfach nur froh, wenn sie nicht an mich herankonnten. 🙄

Heute früh wählte ich mit Rex den Weg durch die Grünanlage, die sich an das Grundstück anschließt, d.h. mir war klar, dass Spencer nur etwa drei Meter von uns entfernt hinter seiner Wand lauern würde, und ich war megagespannt, was geschehen würde, fiel es mir doch schon mehrfach auf, dass unser Büble auf Spencers Bellen bislang überhaupt nicht reagiert.

Bellen andere Hunde hier in der Nähe, gerät er sofot in Erregung, zwar fällt er nur noch selten in deren Lärm mit ein, aber eine Toberunde im Garten gibt es doch meistens.

Nur bei Spencer nicht, so als hätte Rex verstanden, dass er der Nachfolger von Bailey ist und damit hierhergehört.

Ich bin mir ganz sicher, Büble spannte genau, was sich hinter Gebüsch und Wand befand, aber er machte gar nix, bis dann plötztlich Spencer anfing zu bellen.

Nun fiel auch Rex ein, aber ... erstaunlicherweise ganz ohne wütendes Gezerre, ganz im Gegenteil beruhigte er sich sogar ziemlich schnell wieder, obwohl Spencer noch weiterkeifte.

Nicht schön für die Anlieger, denn es war noch sehr früh, aber irgendwo müssen wir ja auch entlanggehen können und abgesehen davon lässt mich das hoffen, dass ich es womöglich doch wieder geschafft habe, den Schalter in Rex etwas umzulegen, und mich mit ihm wieder mehr auch dorthin trauen kann, wo wir zwangsläufig Artgenossen begegnen.

Außerdem baue ich darauf, dass der Ausbau des "Tiny-Hauses" ... oder wie immer man es nennen will ... zügig vorangeht und U.s Ex dann endgültig dort hineinzieht, denn dann kann Spencer wieder mit ihm zusammenleben und ist raus aus seinem Zwinger, vorausgesetzt, er ist dann überhaupt noch händelbar, denn wie gesagt traf ihn diese Situation mitten in einer Lebensphase, die sehr weichenstellend für die Zukunft sein wird.

Echt blöd, wenn man nur zugucken und selber nix machen kann ... 🙄

Was ich aber tun kann, ist mich jetzt flugs ins Leben zu stürzen, denn es ist noch einiges zu erledigen heute.


Habt einen feinen Samstag und ... bleibt bitte gesund! 🙂


6 Kommentare:

  1. Hallo liebe Rex-Mama,
    das ist ja ein Zufall, dass du gerade heute über Spencer erzählst.
    Gestern Abend schickte mir der Gatte nämlich ein Foto mit dem Kommentar "D. und T. haben mich geholt, weil sie mit dem Hund nicht weiterwissen. Das wird nichts."
    D+T sind Nachbarn, ganz reizende Leute, knapp so alt wie ich, er hatte vor 2,3 Jahren einen leichten Schlaganfall und langweilt sich nun zuhause. Die Kinder haben ihnen vor Kurzem einen Beagle-Welpen geschenkt, damit der Vater eine Beschäftigung hat.
    Schade, dass man kein Foto in den Kommentar stellen kann, sonst hätte ich dir das Foto gezeigt.... Der süße, süße Beagle zerlegt regelrecht alles was ihm zwischen die Zähne kommt und ist nicht zu bändigen.
    Sie hatten früher Hunde, die Tochter hat diese West-Highland-Terrier, sie kennen sich einigermaßen mit Hunden aus, aber einen süßen Beaglewelpen kann man halt nicht zu einem Schoßhund formen.
    Das hätten die Kinder wissen können!

    Der Frühling kommt jetzt tatsächlich! Bei mir ist es richtig schön warm (und zum Duschen brauche ich ja nicht zum Opa Herbert), so dass mir die Reparatur der Wärmepumpe ziemlich wurst ist. Bis jetzt hat er noch nicht mal einen Liefertermin für die Ersatzteile...

    Viel Spaß im Garten und liebe Grüße :-)

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    1. Ach du je liebe Hermine, da hammers schon wieder, diese Unvernunft der Leute, wenn es um Hunde geht.
      Die Aufzucht eines Welpen ist richtig anstrengend und mit viel Arbeit verbunden, noch dazu, wenn es sich um eine Rasse handelt, die extra für die Jagd gezüchtet wurde.
      Hätten sie dem Vater doch lieber eine Fahrt zum örtlichen Tierheim spendiert, dort warten so viel Hunde auf ein neues Zuhause, die teilweise sogar schon bestens erzogen sind.
      Bei Halten von Westies, Yorkies und dergleichen mache ich übrigens immer wieder die Erfahrung, dass die Leut denken, ach, so was Niedliches, Kleines, den nehmen wir uffn Schoß, so was wie Erziehung ist da gar nicht nötig.
      Was natürlich völlig verkehrt ist, denn egal wie groß, will man einem Hund Sicherheit geben, dann braucht er einen Rahmen, also Erziehung.
      Nun wird dem Beschenkten wohl nix anderes übrig bleiben, als den Welpen erst mal rund um die Uhr zu beaufsichtigen und ihm sofort Ersatz anzubieten, wenn er irgendwas anknabbern will.
      Ob er sich die Ablenkung von der Langeweile so vorgestellt hat? 🤣
      Mit den Ersatzteilen ists heftig, aber so siehts wohl überall aus, es gibt kein Material und vor allem keine Handwerker.
      Eigentlich fast schade, dass du so gar nicht zu Opa Herbert musst, denn interessiert hätte es mich ja schon, was du dort unter der Dusche mit ihm so erlebt hättest. 😂🤣😂
      Die Wärme ist übrigens auch hier inzwischen angekommen, grad beim Einkaufen hab ich sogar richtig geschitzt und im Moment halte ich mich im Haus mit NUR fünf Klamottenschichten auf - ganz ungewohnt, wie schlank man sich auf einmal fühlt. 🤣

      Hab einen schönen Tag und liebe Grüße zurück! 😀

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  2. Liebe Rex-Mama,
    ich glaube du brauchst dringend Gemüsepflanzen, die optisch was hergeben. Was hältst du von buntem Mangold? Oder von einer Kohlpalme? Von beidem kannst du über Monate die Blätter abzupfen, die machen sich auch im Blumenbeet gut. Ein Glockenpaprika wirkt auch sehr dekorativ, finde ich.
    Aber mir gefallen ja die allermeisten Gemüsepflanzen, einfach weil ich mich schon auf die Ernte freue :)
    Schön, dass ihr gutes Wetter habt. Auch hier ist es sonnig, aber die Gartenarbeit wartet trotzdem auf den Montag.

    Lieben Gruß

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    1. Lach, liebe Sparköchin, da zeigt sich dann die unterschiedliche Art des Kochens, denn bei mir ist es ja eher nicht damit getan, ab und zu ein paar Blätter abzuzupfen, sondern ich mache so große Portionen, dass da gleich die ganze Pflanze weg wäre, wenn das überhaupt reicht. 😅
      Wenn ich den großen Garten unseres einstigen Hauses im Schwarzwald noch hätte, dann würde sicher im hinteren Teil Gemüse wachsen, während ich meinen Augen weiter vorn etwas böte, denn sie erfreuen sich nun einmal sehr viel mehr an der Farbenvielfalt bunt blühender Blumen.
      Und mit dem Beet überhaupt noch etwas anfangen zu wollen, kann ich im Moment dank Rex ja eh knicken, also beschränkt sich der Gemüse- und Kräuteranbau auf einige Kübel und Kästen, während es aber zumindest in den verbleibenden schön bunt werden muss.
      Ist wohl son bissl wie Pflicht und Kür für mich, für ersteres sorgt die Vernunft, aber bei der Kür gehts dann so richtig mit dem Freuen los. ;-)

      Lieben Gruß zurück!

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  3. Hallo, Liebe"Rex-Mama!"

    Mit wenigen ausnahmen, bin ich ja wahrlich kein großer Hundefreund.
    Aber Spencer, der tut einem leid.

    Hoffen wir mal, dass U ihre Ängste auch abbauen kann und das Tiny House wirklich schnell fertiggestellt wird.

    Wobei ich mir das mit der Angst abbauen gar nicht so leicht vorstelle.
    Ich sehe das ja auch an mir. Wobei es mehr ein Unwohlsein, wie tatsächliche Angst ist.
    Aber der Satz: "Der will nur spielen" gruselt mich.

    Dass Rex insgesamt so brav war, ist doch ein echter Fortschritt?
    Wirst du den öfters um Rat gebeten "in Sachen Hund"?

    Ich hoffe, du konntest alle deine Erledigungen machen und hattest auch einen schönen erholsamen Samstag?



    Liebe - das Wochenende ist schon fast wieder futsch - Grüße
    Vom lifeminder

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    1. Ja, lieber lifeminder, das kommt durchaus mal vor, nur in diesem Falle gingen sie leider ganz ohne Hirn an die Sache heran.
      Das mit dem Abbauen der Angst funktioniert eh nicht, indem man sich einredet, auf einmal einfach keine mehr zu empfinden, zumindest bei mir war das so.
      So toll ich Lassie als Kind fand, so wenig war ich aber in der Lage, Hunde überhaupt als Lebewesen mit Hirn wahrzunehmen, ich verstand sie überhaupt nicht und ging ihnen aus dem Wege, wo immer möglich, schließlich hatte Muttern mir ja eingebläut, was für böse Bestien sie doch seien. *g*
      Dann kam ich mit F. zusammen und bei ihm daheim gab es Rusty, den riesigen Irish Setter, der fortan auch jeden Nachmittag für einige Stunden zu mir in die Wohnung geholt wurde, in denen seine Mutter ihn nicht selber hüten konnte.
      Nun stand ich schön blöd da, machte mir schier in die Hose vor lauter Panik, wenn F. mal eben zum Getränkeladen ging, um einen Kasten Sprudel zu holen.
      Anleinen musste er mir das Tier dann und ich saß zur Statue erstarrt im Sessel, die Leine in der Hand und hoffte inständig, dass er gaaanz schnell wiederkäme.
      Der Durchbruch kam, als mir Rusty immer mehr auf der Nase herumzutanzte, bis mich schließlich die Wut packte, denn nun tat ich das, was F. gar nicht konnte, nämlich begann ich dem Hund Grenzen zu setzen.
      Siehe da, das funktionierte ja tatsächlich, schon wurde die Panik weniger und ich konnte mit der Situation leben, bis wir dann eh umzogen und ich keinen Hundekontakt mehr hatte.
      Dann kam ich wie die Jungfrau zum Kind an Püppi und durch sie ging es dann wirklich los - ich schaffte es, mich ihr gegenüber zu öffnen, und lernte von ihr ungeheuer viel über Hunde und vor allem auch über mich selbst, weil ich mich nun ganz anders beobachtete.
      Und das hat sich sehr gelohnt, denn wenn man einen Hund nicht nur zum Kuscheltier degradiert, sondern wirklich bewusst mit ihm lebt und kommuniziert, dann ist das spannend, aber eben auch wirklich erfüllend und ich würde mir wünschen, dass mehr Kinder da so selbstverständlich hineinwachsen dürfte, wie es bei F. der Fall war.

      Liebe "Futsch, aber macht nix"-Grüße zurück! 😀

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