... erzählten die Leute oft davon, wie sich diese einst so paradiesische Insel innerhalb nur weniger Jahre in eine verwandelt hat, die unter dem irrsinnig lauten Straßenverkehr ächzt und die immer mehr zugebaut wird. Zwar sind Hochhäuser verboten, aber von der Natur bleibt trotzdem nicht viel übrig und geschuldet ist das dem hohen Touristenaufkommen, zunehmend vor allem auch aus Russland.
Gestern stieß ich auf ein ganz ähnliches Phänomen, als wir uns eine irgendwann aufgenommene Auswanderer-Sendung anschauten.
Es ging um eine Deutsche, die auf Madagaskar mit ganzem Herzblut eine Auffangstation für Wildtiere betreibt und die nun entsetzt ist, wie rasant die Insel sich innerhalb von nur zehn Jahren verändert hat.
Dort sind es nicht nur die Touristen, die dafür sorgen, sondern es findet eine völlig unkontrollierte Zuwanderung vom afrikanischen Festland her statt und diese Leute roden einfach den Urwald und bauen sich Hütten.
Kompletter Kahlschlag und das Meer fischen sie auch noch leer.
Auf den verwüsteten Flächen legen sie riesige Planen aus, auf denen alles an winzigen Fischen landet, das sie dem Meer noch abtrotzden konnten. Trocknen sollen sie dort, doch stattdessen sind sie mit Fliegen übersät und beginnen in der Hitze sinkend vor sich hin zu faulen.
Einen kleinen Affen, dem Tierquäler die Genitalien abgeschnitten hatten, damit er sich besser als Dressurtier eignet, hatte sie liebevoll wieder aufgepäppelt und wollte ihn nun gemeinsam mit einem Mitarbeiter in einem nahegelegenen Naturpark aussetzen.
Doch Naturpark hin oder her, dort, wo noch vor einem Jahr üppiger Wald gewesen war, war nun alles zugebaut und überall wimmelte es von wild gesetzten Stromleitungen - höchste Lebensgefahr also für das Tierchen, egal wie weit sie in das Naturschutzgebiet hineingingen, das diesen Namen nicht einmal mehr auf dem Papier verdient hat.
Ehrlich, ich hätte nur noch heulen können und sah, wie auch F. gewaltig schluckte bei diesen Bildern.
Warum zum Teufel kapieren wir es nicht, dass unsere schiere Zahl diese kleine Erde erdrückt, dass wir uns damit selbst zerstören?
Aufklären, aufklären, aufklären, besonders die Frauen, viel mehr fällt mir dazu nicht ein, außer natürlich kostenlose Verhütungsmittel und das Begreifen-Müssen, wie dringend notwendig sie sind.
An M. und seiner Frau merkte ich es ja deutlich, wie ratlos sie dem Umstand gegenüberstanden, dass es für deutsche Männer offenbar nicht das Wichtigste ist, so viel Nachwuchs wie möglich vorweisen zu können, und sie schienen recht verblüfft, als ich vehement erklärte, dem sei auch gut so, weil die Welt wahrlich voll genug ist mit Menschen.
Ich musste an Dian Fossey und "Gorillas im Nebel" denken, die 1985 (vermutlich von Wilderern) ermordet wurde, als es im weiteren Verlauf der Sendung darum ging, wie gewaltbereit diese Einwanderer sind.
Etliche Massai hat die Dame zu ihrem Schutz und dem der Tiere angestellt, trotzdem genügt das bei Weitem nicht, denn schon mehrmals wurde sie überfallen und bekam dabei auch die Nase eingeschlagen.
Schlimm, zu was unsere Spezies fähig ist, und einfach nur erschreckend, was wir aus diesem Planeten machen, wie wir ihn Stück für Stück zerstören. 😢
Etwas netter lief es dagegen beim Einkaufen ab, wo ich wieder mal ein "Omi-Erlebnis" hatte.
Ich überquerte gerade den Teil des Marktplatzes, der fürs Parken freigebeben ist, als sie von der Seite her mit ihrem Rollator auf mich zukam.
"Hach, ist das doch schön, wenn man Räder hat", sagte sie mit einem Blick auf meinen Trolley und schon waren wir mitten in einem kurzen Gespräch.
Ihr Gefährt sei noch ganz neu, erzählte sie, musste das offenbar ganz dringend mal loswerden 😊 ... und besorgt habe es ihr die Tochter übers Internet, die kenne sich ja mit so etwas aus.
"Oh ,der ist aber auch wirklich schick mit diesem Grün", bestätigte ich ihr, dass das eine gute Wahl gewesen sei, auch wenn ich insgeheim 370 Euro sehr viel Geld dafür fand.
Ja, aber immerhin sei er ja auch sehr leicht und ganz schmal zusammenklappbar, also sie sei schon sehr zufrieden damit, meinte sie und strahlte ihr Glück darüber so richtig aus, nun wieder "unter Leute" zu können, denn mit ihren 92 Jahren habe sie doch sonst wenig Gelegenheit, mal mit jemandem zu reden, auch wenn sie im gleichen Hause wie die Tochter lebe.
"Aber ...", nun wurde sie ganz vertraulich, "Sie wissen ja, wie das mit den Jungen ist, die wollen auch mal unter sich sein, da halte ich mich dann lieber zurück."
Es ist immer wieder das Gleiche, was mir da begegnet, diese alten Frauen, die mit der Technik nicht Schritt hielten, das lieber Mann und Kindern überließen und nun in fortgeschrittenem Alter jämmerlich vereinsamen, obwohl auch für sie das Internet ein Tor zur Welt sein könnte, wenn sie denn damit umzugehen wüssten.
Später im Laden sah ich sie dann noch einmal, sie hatte sich die nächste Gesprächspartnerin gesucht - klar, wenn sie genau weiß, dass den Rest des Tages keiner mehr mit ihr reden wird.
An der Kasse gabs dann eine weitere interessante Begegnung.
Ich hatte ziemlich viel und während ich das Band belud, tauchte hinter mir eine Frau auf mit nur zwei Dingen in der Hand.
"Ach, gehen Sie ruhig vor", sagte ich zu ihr, bis ich hier alles oben habe, sind sie doch längst durch.
"Ohhhhh, das ist aber lieb von Ihnen. Sooo was, vielen Dank, ganz herzlichen Dank!!!"
Jesses, die kriegte sich gar nicht mehr ein vor lauter Begeisterung, überschüttete mich mit immer weiteren Dankesbezeugungen, wobei mir dann, als ich nun doch mal genauer hinsah, auffiel, dass sie irgendwie zu versuchen schien, besonders korrekt zu reden.
Ach, nun sah ich auch, dass es zwei kleine Flaschen mit Hochprozentigem waren, die sie jetzt etwas umständlich vor mir aufs Band legte, während sie weiter auf mich einsabbelte.
Ob ich eine Kundenkarte hätte?
Wenn ja, würde sie mir allzu gerne zum Dank die Punkte schenken, die es für ihren Einkauf gäbe, der sich immerhin auf 3 Euro und ein paar Zerquetschte belief. 😂
Und dann packte sie eine ganze Handvoll Kleingeld aus, lauter Centstücke und die Kassiererin begann mit säuerlichem Gesichtsausdruck zu zählen.
Wenn das nicht reiche, habe sie auch noch einen 20-Euro-Schein, verkündete sie stolz, aber sie müsse den Kleinkram ja auch mal loswerden
Nebenher immer wieder in meine Richtung weitere Dankeschöns ...
Nun endlich hatte ich die Muße, sie eingehender zu betrachten. Ungepflegt wirkte sie nicht unbedingt, auch nicht aktuell betrunken, eher wie eine Pegeltrinkerin, die nun mit den kleinen Flaschen den Stand flugs auffrischen musste, den zu starken Alkoholkonsum sah man ihr jedenfalls deutlich an und auch das krampfhafte Bemühen, möglichst gerade zu stehen.
So viele Schicksale um einen herum, von den meisten bekommt man nur mal einen kleinen Momenteindruck, und doch verbirgt sich hinter jedem von ihnen eine ganz eigene Geschichte ...
Ja, so lief das gestern und weil auch meine eigene Geschichte natürlich weitergeht, werde ich nun in die Küche eilen und mich dem Abpulen des Huhnes widmen, dass ich schon in der Früh mit Wasser, einer Zwiebel, Suppengemüse und Gewürzen auf den Herd setzte und das sich hoffentlich später zu einer leckeren Suppe mausern wird, nachdem sie auch noch mit Spargel versehen wurde.
Dazu wurd es wie immer mit frischer Petersilie bestreuten Reis geben und ... hihi, Rex wetzt jetzt schon ganz erregt herum. Er riecht ja, was Sache ist, und freut sich sichtbar auf Haut und Knorpel, die nachher in seinem Napf landen werden. 😋
Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 🙂
Liebe Rex-Mama,
AntwortenLöschenich grüble immer noch darüber nach, ob ich das Internet für eine 92-Jährige als Tor zur Welt sehe.
Selbst wenn sie gleich am Start gewesen wäre, war sie damals schon 60. Und vor 30 Jahren war eine andere Zeit, damals dachten die Älteren noch, sie könnten ohne das Zeug überleben.
Für mich ist das Internet nach wie vor kein Allheilmittel, weder für die Alten noch für die Jungen, und für kleine Kinder und Babies schon überhaupt nicht.
Was es seit vielen Jahren gibt und was dringend ausgebaut werden müsste, sind Pensionisten- und Freizeitklubs, denen sich Einsame anschließen können und wo sie persönliche Begegnungen erleben können - so wie sie es vom Großteil ihres Lebens gewohnt waren. Zusammensitzen, plaudern, Karten spielen oder Bingo, gemeinsam essen - und vielleicht sogar einfache Anleitungen fürs Handy bekommen.
Aber nicht einmal ich stelle mir mein Alter so vor, dass ich vorm Laptop sitze und kommuniziere. Eher sehe ich mich in einer Freizeitgruppe, die mich auch zu Bewegung verleitet ...
Vermutlich muss es ein Mittelding werden.
Lieben Gruß
Ein Allheilmittel ist es sicher nicht, liebe Sparköchin, aber doch ein guter Weg, mit anderen kommunizieren zu können, vor allem wenn man nicht mehr so mobil ist.
AntwortenLöschenUnd optimal ist es natürlich, wenn es nicht der einzige Weg ist, von daher finde ich solche Gruppen, wie du sie beschreibst, eine gute Idee, auch wenn's für mich selber sicher eher nix wäre.
Lieben Gruß zurück :-)