Montag, 6. März 2023

Ich muss immer noch lachen darüber, ...

 ... wie sich mein (kopfwehbedingt) ziemlich fauler Tagesablauf gestern verselbstständigte.

Losgegangen war es damit, dass man heutzutage per Internet ruckzuck gewaltbereite Massen aktivieren kann, die am Ende mit großer Freude gemeinsam randalieren und die öffentliche Ordnung ins Wanken bringen.

Dann brachte die Sparköchin die positive Variante ins Spiel, nämlich Flashmobs, bei denen sich - nur scheinbar ungeplant - wie aus dem Nichts heraus Menschen in Bahnhöfen, in Einkaufszentren, auf Plätzen oder wo auch immer versammeln, um gemeinsam zu musizieren, zu tanzen, zu singen usw.

Und schon landete ich bei YouTube, schaute mir dort verschiedene Flashmobs an.

Erstaunlicherweise hatte F. schon gegen 11 Uhr seinen großen PC ausgemacht, saß mir gegenüber in seinem Sessel, besser gesagt, er hing durchgefroren dösend dort herum, denn wie immer in diesem Winter lief trotz der frostigen Temperaturen tagsüber keine Heizung bei uns.

"I glaub, i hau glei ab ins Bett", meinte er, als er mal kurz hochschreckte, und, "sag mal, was machscht du do eigentlich, was hörst für nen Käs?"

Okay, ohne die entsprechenden Bilder dazu mochte es wirlich etwas befremdlich klingen, was da aus meinem Läppi ertönte, also suchte ich ihn freundlicher zu stimmen, indem ich einfach auf das erstbeste Lied klickte, das YouTube mir in der Seitenleiste anbot, zufällig war es "Let the Sunshine in" aus meinem Lieblingsfilm "Hair".

"Vietnam", sagte F. schon beim ersten Ton und obwohl oder gerade weil auch er den Film schon x-mal mit mir gesehen hat, beschrieb ich ihm nun, was ich sah, nämlich wie der arme George Berger mit all den anderen jungen Soldaten in den Flieger marschiert, um auf dem Schlachtfeld elediglich zu verrecken, bevor dieser unsägliche Krieg dann endlich sein Ende fand.

Weiter ging es mit "The Moody Blues", von denen ich gar nicht wusste, dass sie noch bis vor Kurzem durch die Welt tourten.

Versehentlich landete ich bei einer fast akutellen Aufnahme und brach sie ganz schnell erschreckt wieder ab - diese alten Männer sollten eines meiner liebsten Lieder singen? 😮

"Was isch'n los?", fragte F., "lass des doch laufe ..."

"Nee, so alt mag ich die nicht sehen", antwortete ich, "warte mal kurz."

"Na, dachteste, die sehen immer noch so aus wie damals?"

Nein, natürlich nicht, aber so knallhart wollte ich es trotzdem nicht vor Augen haben, wie unwiderruflich die Zeit an uns vorbeirast, nicht ausgerechnet bei diesem Song, also entschied ich mich dann doch lieber für die altvertraute Version von "Nights in White Satin".

Und so gerieten wir unversehens in eine bunte Musikmischung, ob das "Ave Maria", die Stones, ob "Annie's Song" von John Denver, ob die "Righteous Brothers" oder die "Proud Mary" von Tina Turner, wir hörten sie uns alle an, F. immer schon sehr gespannt, was ich als Nächstes bringen würde und ob er es schon beim ersten Klang erkennen könnte.

Dann lachte ich auf einmal laut auf, als ich nämlich auf dies hier stieß: "Rocky" von Frank Farian.

Ich klickte es an und wie nicht anders zu erwarten kam von F. ganz empört: "Was is au des für a Kitsch?" 😮

Umso mehr staunte er, dass ich das ganze Liedchen auswendig mitsingen konnte, obwohl es Jahrzehnte her ist, dass ich es zuletzt hörte.

15 oder auch schon 16 waren wir, A. und ich, als wir so oft in ihrem Zimmer saßen und Musik hörten, obwohl es eigentlich nur halb ihr Zimmer war, nur dann nämlich, wenn tagsüber die Schrankbetten ihrer Eltern hochgeklappt waren und sie sich darin aufhalten durfte. (Also im Zimmer, nicht in den Betten. 😁)

Eine kleine Lichtorgel hatte der Papa ihr in den schwarz-weißen Sekretär eingebaut und so fühlten wir uns auf dem neuesten Stand der Technik, während wir uns auch solche Lieder reinzogen, heimlich nur, denn im Freundeskreis wären wir dafür ausgelacht worden. 😂

Besonders A. stand auf traurige Texte und auch ich konnte mich voller Hingabe hineindenken, hatte ich doch gerade erst die tragische "Love Story" von Erich Segal gelesen.

Davon erzählte ich F. und als sei es Gedankenübertragung gewesen, meldete sich genau in diesem Moment A. über WhatsApp, nachdem wochenlang Funkstille geherrscht hatte zwischen uns.

Ich solle nicht denken, sie sei auf einmal verschwunden, schrieb sie mir, aber sie befände sich zur Zeit auf Mallorca.

Nanu?

Kurz darauf erfuhr ich den Grund:

Eine Freundin von ihr ist nach dort ausgewandert, nun aber war deren Mutter hier in unserer Nachbarstadt verstorben, d.h. sie musste ganz plötzlich anreisen und wusste nun nicht, wohin mit ihren zwei ganz jungen Französischen Bulldoggen von gerade mal 3 und 5 Monaten.

Kurzerhand flog A. los, kümmert sich nun auf Malle um die Welpen, während die Freundin hier alles Nötige regelt, und da sie nun schon einmal dort ist, wird A. auch gleich noch bissl Urlaub anhängen.

Wie die Bilder vom blauen Meer auf mich wirkten, die sie mir mitschickte, davon schweige ich nun mal lieber, aber witzig wurde es, als ich ihr prompt den Link zu "Rocky" schickte und anmerkte, dass ich einige Minunten zuvor noch von ihr gesprochen hatte.

"Ohhhh, mein Lied ...", schrieb sie nun, "weißte noch, wie das immer an der Raupe lief?"

Und ob ich das wusste, denn zu dieser Zeit gab es hier in der Gegend wirklich ständig und in fast jedem Stadtteil immer wieder kleine Kirmessen, die wir über alles liebten.

Besonders die verruchte Raupe hatte es uns angetan, ließ sich doch, wenn das Verdeck am Ende der Fahrt herunterging, darunter so hervorragend herumknutschen. 😁

Mit der ganzen Klique belagerten wir die Raupe über viele Stunden am Tag, die Jungs hatten meist einen Kasten Bier besorgt, der ganz oben, wo es am dunkelsten war, herumstand und dem emsig zugesprochen wurde.

Lothar, der mit seinen dicken Lippen wie ein billiger Abklatsch von Mick Jagger wirkte, war fürs Einsammeln der Fahrchips zuständig, von denen er uns Mädels immer gleich einen Teil schenkte, trotzdem schrien wir entsetzt auf, wenn er sich wagte, zu uns ins Abteil zu hüpfen, denn küssen wollte diesen ekeligen Mund keine von uns, auch wenn ich zugeben muss, dass er ziemlich cool wirkte, wenn er es bei voller Fahrt schaffte, aufrecht und mit wehendem Haar im Karrussel zu stehen.

Was für eine tolle Zeit das doch war und wie schön, wenn da noch jemand ist, mit dem man solche Erinnerungen teilen kann.

Ein Wort genügt, und schon ist der andere ganz bei einem, sieht dieselben Dinge vor dem inneren Auge wie man selbst, und da sind sie dann wieder, die Gefühle von damals, den ständigen Liebeskummer mit eingeschlossen. 🤣

Und nun gehe ich mich dem Staubsauger widmen, denn vom Nichtstun wird der Kopf auch nicht besser, wie ich gestern feststellen musste, wobei der Tag dann übrigens doch noch mit einem kleinen Makel endete.

"Wollen wir nicht ausnahmsweise mal wieder Tatort schauen?", hatte ich F. gefragt, nachdem wir das eigentlich schon vor Jahren eingestellt hatten.

"Münster ist doch meistens ganz gut ..."

Pustekuchen, hatte ich mich einst daran erfreut, welche Anleihen Jan Josef Liefers ganz offensichtlich bei der "Feuerzangenbowle" machte, ist die Sendung inzwischen in meinen Augen zum mehr als seichten Klamauk verkommen, auch wenn es mich zugegegebenermaßen erfreute, wie man sich übers Gendern lustig machte.

Um viertel vor neun gab ich auf und verkrümelte mich ins Bett, und das nicht mal zu meinem Schaden, denn auf Phoenix konnte ich mich in die Welt der Antike entführen lassen, was ich eh wesentlich interessanter finde als fiktive Geschichten. 😊


Habt einen guten Start in die neue Woche und ... bleibt bitte gesund! 😉

6 Kommentare:

  1. Schön, liebe Rex-Mama, dass ich dich zu einer Reise durchs Internet inspirieren konnt :)
    Rocky, hat da nicht diese Frau immer dazwischengesäuselt mit "Rocky ich habe noch nie ..."? Bei der letzten Strophe habe ich immer mitgegrölt "Rocky, ich bin doch noch niemals gestorben ...".
    Apropos "Frank", letztens habe ich bei uns Retro-TV geschaut und Frank Zander wiedergesehen. Der hat mich sofort und komplett an die Zeiten von Radio Adria erinnert. Von dem hab ich sogar noch einen Clip mit dem Geburtstagslied, das beste von allen, finde ich.
    Ah, Münster war gestern dran? Muss ich mir heute gleich reinziehen, ich liebe die Aufnahmen aus der Altstadt, da sind so viele Erinnerungen damit verbunden.

    Lieben Gruß

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  2. Genau, meine Liebe, die Altstadt ist wirklich schön und auch ich verbinde Erinnerungen damit, aber ...trotzdem werde ich mir das wohl besser nicht mehr angucken. 😂
    Und hihi, genauso hab ich's am Ende auch mitgegrölt, fein, dass du das Lied auch noch kennst.
    Mit Frank Zander hab ich mal ein Bier im InterConti an der Bar getrunken, als unsere Firma dort Betriebsfest feierte.
    Er war einer der Lichtblicke, denn die meiste Zeit saß ein Spieler am Piano, der dieses komische Jazzzeugs klimperte, das ich so gar nicht mag.

    Lieben Gruß zurück! 😀

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  3. Yepp, da kommen sofort wieder Erinnerungen hoch an die gute alte Zeit LOL. anchmal am Samstag Abend kamen wir zusammen. Immer die gleichen Kerle und hörten lange Zeit Musik ELP = einmalig, lauf und perfekt oder im richtigen Leben Emerson Lake und Palmer. Ein paar vergnügten sich auch an "Gras". Was ist aus denen heute geworden? Nun, einer ist schon lange tot. Die Anderen habe ich aus den Augen verloren. Und wir haben auch Sendungen in der Glotze angeschaut mit einem gewissen Ilja Richter. Und den Beatclub mit Uschi Nerke von Radio Bremen. Heute unvorstellbar. Die Heizung ist bei auch nicht angeworfen worden. Schau mer mal was passiert in Sachen Mieterhöhung.

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  4. Na klar, Helmut, vor allem der "Lucky Man" gehörte unbedingt dazu und ... bissl Gras natürlich auch. ;-))
    Bei Disco saßen Brüderlein und ich mit dem Handmikrophon des ersten Familien-Cassettenrecorders vor dem Fernseher und nahmen die Lieder einzeln auf, sofern uns der Ilja nicht dazwischenquatschte.
    Das waren noch Zeiten ... -)
    Mit der Mieterhöhung bist sicher, dass sie kommen wird?
    Frechheit, wie sie uns alle gemeinsam grad abzocken. :-(

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  5. Ich wollte gestern auch wieder mal den Tatort versuchen und bin auch gescheitert :-)
    Hab auch durchgezappt, hab bei Phoenix aber sofort weitergeschaltet und bin bei Oberpfalz-TV hängen geblieben, bis dann endlich Anne Will kam.

    Bei YouTube geht es mir immer so, da finde ich kein Ende, obwohl ich doch nur ein Lied hören wollte :-)

    Das mit deinen Kopfschmerzen kann doch so nicht weitergehen.
    Mein Mann nervt den Hausarzt so lange, bis der sich ans Telefon hängt und so fast immer umgehend einen Termin bekommt. Soweit ich mich erinnere, hat das nur beim Lungenfacharzt nicht geklappt, aber sonst schon. Eine Bekannte lässt sich über ihre Krankenkasse einen Termin geben. Weiß nicht, ob das immer noch klappt, aber da gab es doch ein Gesetz(?), dass man innerhalb einer bestimmten Zeit einen FA-Termin bekommen muss. Notfalls über die Notaufnahme, denn so lange bis zu deinem Termin zu warten ist doch unmöglich.

    Lieben Gruß und alles Gute :-)

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  6. Totoitoi, meine Liebe, heute fühlt es sich seit dem Vormittag fast normal an, von daher hoffe ich jetzt einfach mal, dass das von allein verschwindet und keine Beschleunigung nötig ist. ;-)
    Gell, der Tatort war wirklich unterirdisch? Bin ich ja froh, dass nicht nur ich es so empfunden habe.
    Zu Anne Will bin ich dann auch, aber mein Fehler war, dass ich so früh nach oben gegangen war, denn natürlich bin ich ruckzuck eingedöst.

    Lieben Gruß zurück und ein guats Nächtle dir! 😊

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