Freitag, 16. Februar 2024

Zwischen den Stühlen

 Gestern verblüffte mich A., denn auf einmal schleppte sie mir die Kiste mit den Schönheitsutensilien ihrer kleinen Tochter an. 

Gerade mal acht Jahre alt ist das Mädel, wird eigentlich streng religiös erzogen und doch gibt es das gleiche Phänomen wie schon vor einigen Jahren bei meinen Nichten, sie wollen am besten schon im Kindergartenalter wie kleine Erwachsene aussehen - Prinzessinnen mit viel Blingbling, perfekt geschminkt und die Fingernägel zu glitzernden Krallen aufgemotzt.

Die "Influencerinnen" im Internet machen es vor, dann natürlich auch bereits mit getunten Brüsten, Mündern, die zu Entenschnäbeln verkommen und einer Haut, die voll ist mit eingespritzten bunten Bildern.

Eine realitätsverzerrende Scheinwelt, auf pure Optik ausgerichtet, eitel und oberflächlich, Tussisein ist "in" und dann wird das Ganze gerechtfertigt mit den Selbstbestimmungsrechten der Frau. 🙄

Was mich dabei oft zum Grinsen bringt, ist, dass manche dieser "Damen" sich oftmals rapide dem Aussehen von Dragqueens annähern, die ja eigentlich ein krasses Zerrbild des weiblichen Geschlechtes darstellen. 😁

Wie dem auch sei, auch die Kleine von M. und A. hat wie fast alle heutzutage kein Interesse an Büchern, dafür aber an Schminke und Nagellack, was die beiden vor nicht unerhebliche Probleme stellt.

Die ich auch ohne jeden religiösen Bezug sehr gut nachvollziehen kann, denn egal ob TV, Handy oder eben dieses viel zu frühe Aufmotzen - verbietet man es den eigenen Kindern, macht man sie damit sehr schnell zu Außenseitern unter den Gleichaltrigen und stellt womöglich sogar die Weichen fürs Gemobbtwerden.

Sie kaufen diese Dinge wie auch die meisten Klamotten übrigens gar nicht selbst, sondern die Tanten schicken das Gewünschte aus der Türkei und so kritisch ich selbst es auch sehe, dass die Kinder immer früher aufhören, Kind zu sein, so sehr freute es mich trotzdem zu sehen, dass sie sich die gleichen Gedanken machen wie nicht muslimische Eltern auch und bei ihren Entscheidungen nicht etwa den Glauben in den Vordergrund stellen.

Das lässt mich hoffen, dass die Kleine eines Tages selbst die Wahl haben wird, ob sie Kopftuch tragen will oder nicht ...

Wunderschön war unser Beisammensein wieder, bei einem diesmal äußerst leckeren Frühstück arbeiteten wir intensiv und dann geschah etwas, das mir wieder sehr erschreckend ins Bewusstsein rief, dass sie ja nicht freiwillig hier sind, sondern einen guten Grund für ihre Flucht aus der Heimat hatten.

Die für die Anerkennung von Berufsqualifikationen zuständige Behörde in Bonn verlangt neben den Papieren der Uni auch das Zeugnis von A.s Schule, doch dieses kassierte die Uni ein, als sie sich dort einschrieb - offenbar so üblich in der Türkei.

Deshalb hatte sie ihrem Neffen eine handgeschriebene Autorisierung zugesandt, mit der sich dieser an die Uni wandte, um das Dokument zu bekommen, doch dort stellt man sich quer.

Während wir am Tisch saßen, rief ein Uni-Mitarbeiter an und teilte ihr mit, dass ihnen das als Legimitation nicht genüge, sie müsse erst zur türkischen Botschaft, damit dies von dort aus veranlasst werde ...

Was für ein Mist, denn genau dorthin kann sie nicht gehen, müsste Angst haben, sofort als angebliche Terroristin verhaftet zu werden. 

Was für eine blöde Situation und eines wird mir dadurch auf jeden Fall wieder bewusst, nämlich wie wichtig es ist, die unbestreitbaren Vorteile der Demokratie zu verteidigen, egal wie viele Fehler sie zurzeit auch haben mag!

Und dann gabs noch einen Hammer, denn wir sprachen auch darüber, dass der Akku von M.s Smartphone in den letzten Zügen liegt, er also ein neues benötigen wird.

Ich erzählte von F.s Schnäppchen, wollte ihr später den Link zu Galaxus schicken, doch dort sah ich dann, dass man den Preis auch hier inzwischen um die 30 Euro erhöht hat, um die wir es günstiger bekamen als bei anderen Anbietern.

Im Internet fand ich eine Preiskurve dazu und stellte fest, dass wir den einzigen, ganz kurzfristigen Ausrutscher nach unten erwischt hatten, den es in den letzten Wochen überhaupt nur gab. 

Man muss auch mal Glück haben ... 😊


So, und nun muss ich gleich losflitzen zum Einkaufen, bevor die nächste Regenfront hier ankommt.

Werde mal bei "meinem Inka" vorbeigehen, dem Peruaner, der auf dem Wochenmarkt seit vielen Jahren einen Stand mit Handtaschen und Handyzubehör betreibt, vielleicht hat er ja eine Panzerglasfolie und auch eine passende Tasche für F.s Neuerwerbung? 


Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉

2 Kommentare:

  1. Das ist doch toll was du alles auf dem Wochenmarkt bekommen kannst. Hier gibt es nur Obst, Gemüse, Brot, Wurst und Freealien. Heute habe ich die Tochter meiner Mitbewohnerin gesehen, die nicht geschminkt oder gestylt war, sondern ein Tablet vor sich her trug. Ein Film war zu sehen. Überall gibt es Bürokratie. Ich finde so eine Panzerglasfolie eine sehr gute Einrichtung. Leider habe ich beim aktuellen Telefon keine drauf gemacht. Keine schlaue Idee. Jetzt habe ich ein paar Kratzer drin, wie die da rein gekommen sind frage ich mich heute .

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    1. Das war tatsächlich etwas, was mir in meiner Stuttgarter Zeit fehlte, diese bunten Wochenmärkte, auf denen es weit mehr gibt als nur Grünzeug und Fressalien.
      Warum machst du dann nicht wenigstens jetzt noch eine Folie drauf, damit es nicht noch mehr Kratzer werden?
      Bei uns ist das tatsächlich immer das Erste bei neuen Handys.

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