Freitag, 9. Februar 2024

Ganz schwierig alles

 Schon vor längerer Zeit hatte A. mich ja eingeladen mit ihr zusammen im März eine Veranstaltung im Rahmen des Weltfrauentages zu besuchen.

Gestern erkundigte sich sich, ob ich wirklich mitkommen würde, zeigte mir den dazugehörigen Link.und verwies stolz darauf, dass all die Einrichtungen, deren Label in der Fußzeile zu sehen sind, zur Gülen-Bewegung gehörten, auch wenn dies auf den ersten Blick kaum erkennbar sei, weil sie in der Regel ganz "unverdächtige" deutsche Namen tragen.

Ich habe weiter dazu recherchiert und denke, wir sollten es vor lauter Sozialträumerei nicht unterschätzen, welch riesiges Netzwerk sich da zusammenspinnt, weltweit, vor allem aber auch in Deutschland.

Nach außen hin geht es vordergründig um Dialog und Bildung, aber weiter innen handelt es sich wohl um äußerst autoritäte Strukturen, die letztlich die Verbreitung und ein Leben nach der Scharia als Ziel haben.

Längst betreibt man Realschulen und Gymnasien hier im Lande, überall sind Bildungs- oder Kulturvereine, auch auf dem Nachhilfemarkt mischt man emsig mit, und zwar nicht beschränkt auf muslimische Schüler, und auch hier ahnt oftmals keiner, wer tatsächlich dahintersteckt.

(Eben las ich noch, wie dankbar man offenbar für hier lebende Anhänger mit Töchtern ist, weil man diese gern mit Glaubensbrüdern aus der Türkei verheiratet, die mit der Eheschließung das ganze Einreisetheater umgehen können, sei es nun per Visum oder über den Flüchtlingsstatus.)

Na ja, ich selbst war ja auch auf einer kirchlichen Schule, versuchte ich mich zu beruhigen, ohne dass ich dort irgendwie indoktriniert wurde, wobei ich mir nun aber tatsächlich die Frage stelle, warum gibt es überhaupt kirchliche Einrichtungen, wenn sie nicht irgendwie doch diesem Zweck dienen sollen, auch wenn die Kirchen natürlich sehr viel ihrer einstigen Macht verloren haben? *grübel*

Diesmal unterhielten wir uns etwas eingehender über das Thema, z.B. sage ich rundheraus, dass ich sehr gerne mitkommen werde, weil es mich interessiert, inwiefern sich Frauenrechte mit dem Kopftuch vereinbaren lassen, das erste Mal überhaupt, dass ich mich ihr gegenüber dazu in irgendeiner Form äußerte.

Ich versuche mich da eh rauszuhalten, d.h. niemals würde ich es kritisieren, wie stark sie ihr Leben nach der Religion ausrichten, denn das ist selbstverständlich allein ihre Sache und wenn es sie glücklich macht, dann soll es eben so sein, aber als sie nachfragte, beschrieb ich ihr dann doch, wie in mir schon als Kind Religionen oder andere Ideologien auf Widerstand trafen, weil ich es auch damals schon vorzog selber zu denken.

"Es ist wie mit Mama oder Papa, die dir sagen, du sollst so oder so denken oder so oder so leben", bemühte ich mich, es mit einfachen Worten auszudrücken, sah, wie sie nachdenklich nickte, und fuhr fort, "dabei habe ich doch einen Kopf, der selber denken kann und möchte, statt nur das zu tun, was andere denken."

"Leider", erwähnte ich dann gleich noch dazu, denn dieser Weg ist ja nun einmal der unbequemere, was sie sofort nachvollziehen konnte.

Was ich denn eigentlich von der Bibel hielte, wollte sie wissen und ich sagte, dass ich sie in erster Linie als eine Art Geschichtsbuch betrachte, also als eine Sammlung von Geschichten, bei denen es zu hinterfragen gilt, inzwieweit einzelne Begebenheiten so oder so ähnlich stattgefunden haben könnten.

"Und der Koran?", fragte sie.

"Vielleicht ähnlich", antwortete ich, "aber ich kann es natürlich nicht sagen, habe ihn ja nie gelesen."

Dann beschrieb ich ihr, wie intensiv ich mich seit Jahrzehnten mit der Antike beschäftige, also mit der Zeit, als die monotheistischen Religionen entstanden, die man immer auch unter dem Aspekt der damaligen Lebensrealitäten betrachten sollte.

"Was damals passte und für die Menschen genau richtig war, hat sich teilweise ja ..."

"...sehr verändert", unterbrach sie mich und führte den Satz selber zu Ende, sie hatte also genau verstanden, worauf ich hinauswollte - eine durchaus interessante Unterhaltung, die womöglich noch viel spannender werden könnte, wenn ihr Deutsch fortgeschrittener sein wird.

Und damit mussten wir uns dann auch dem eigentlichen Zweck meines Besuches zuwenden, dem Lernen. 

Wir schafften das gesamte Pensum, so dass sie nun hoffentlich für die morgige Prüfung optimal vorbereitet ist, und nun kann ich nur noch feste die Daumen drücken. 🙂

 

Jetzt sollte ich schauen, ob ich ein Regenloch erwischen kann, denn der Freitagseinkauf will erledigt werden, zur Not halt nass.

 

Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉

 

 

PS: Übrigens hatte ich A. ein Stück vom Blitz-Käsekuchen mitgenommen und sie war so begeistert, dass sie gleich das Rezept wissen wollte. 



4 Kommentare:

  1. Liebe rex-mama, ich sehe es genau so wie du und ich möchte mit Sicherheit NICHT in einem Kalifat leben/wohnen oder was auch immer.In manchen Dingen sind wir in Deutschland viel zu naiv. Glaubst du in der Türkei könnten wir als Deutsche so leben wie es die Türken hier bei uns können. Ich kenne mich da nicht aus, deshalb kann ich mir dazu keine Meinung dazu erlauben. Ich könnte mir aber vorstellen, dass du dort keine Einrichtung findest bei der du kostenlos einen Sprachkurs bekommst. HUch internationaler Frauentag war ja gestern. Ich hoffe und wünsche, dass deine Arbeit Früchte trägt und sie ihre Prüfung bestehen wird.

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    1. Das können ja manche Türken nicht einmal selbst, lieber Helmut, sonst würden sie ja nicht nach Deutschland flüchten.
      Und ich sehe es genau wie du, wir sind viel zu naiv zu glauben, das Interesse an einem fundamental gelebten Islam würde verschwinden, nur weil man das Land wechselte.
      Der Weltfrauentag ist meines Wissens in diesem Jahr am 8.3., oder?
      Wobei er für mir persönlich ziemlich wurscht ist, aber für Frauen anderer Kulturen dürfte er wichtig sein.

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  2. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Ich bin sicher "A" wird ihre Prüfung exzellent meistern.

    Genau, Glauben sollte man jeden überlassen, wie er oder sie es für richtig hält. Ich halt mich immer an die Devise, "Glauben heißt nicht wissen" bin einem sehr einfachen kirchlichen glauben zugeneigt. Wenn der auch bei mir - dank, dass mir mein Großvater mal die Apokryphen zu lesen gab - nicht ganz dem Leitbild verfallen.

    Insgesamt finde ich jedoch die Bibel sehr spannend.
    Zurecht ein Buch, dass in fast jedem Haushalt zu finden war. Wie das heutzutage aussieht, vermag ich leider nicht einzuschätzen

    Das "A" mit dir über solche Dinge spricht, wie zum Beispiel Religion hätte ich nicht gedacht. - Was jedoch schwer für sie spricht.
    Sie macht sich offenbar auch gerne ihr eigenes Weltbilder (oder verändert es gerade?) .

    Ich hoffe sehr deine Einkäufe und vor alle du seit nicht nass geworden? - Bleib auch du bitte gesund!



    Liebe - gläubige - Grüße
    Vom lifeminder

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    1. Ich fürchte, lieber lifeminder, das tut sie eher nicht, denn ihr Weltbild ist durch Islam und Hizmet (Dienst) bzw. die Gülenbewegung sehr festgelegt.
      Religionsfreiheit wird für mich mehr und mehr zum Paradoxon, wenn sie den Menschen nämlich ihre Freiheit nimmt, und dazu neigen monotheistische Religionen, je autoritärer sie sind.
      So lange Glaube reine Privatsache ist, gestehe ich ihn selbstverständlich jedem gerne zu, doch sobald es darüber hinausgeht und mit Forderungen verbunden ist, werde ich extrem hellhörig.
      Bibeln habe ich übrigens etliche im Hause, darunter einige, die Jahrhunderte auf dem Buckel haben.

      Liebe Mir-ist-wissen-deutlich-lieber-als-glauben-Grüße zurück! ;-))

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