Dienstag, 27. Februar 2024

Gestern wurde irgendwo im TV ...

 ... kurz ein Astrophysiker erwähnt und in diesem Moment machte es klick in meinem Kopf und ich erinnerte mich an ein äußerst merkwürdiges Erlebnis zurück.

Ich muss 22 oder 23 Jahre alt gewesen sein und saß im Intercity, wollte von Stuttgart aus meine Eltern besuchen.

Schon mit neun hatte es bei mir angefangen mit dem Zugfahren, damals oft mit dem kleinen Bruder im Schlepptau, wenn wir zu Großonkel bzw. Oma nach Nordhessen geschickt wurden, und seit jeher habe ich unterwegs die interessantesten Menschen kennen gelernt.

Als wir nachts nach Berlin unterwegs waren, um von dort aus nach Leningrad zu fliegen, waren es ein Junkie und ein Alkoholker, die mir eine ganz neue Sichtweise auf unseren alten Latein- und Russischlehrer ermöglichten, später oftmals die Oma, die mir ihre ganze Lebensgeschichte erzählte, und mehrmals auch junge Hochbegabte, die auf dem Weg in ihr Elite-Internat waren und mit denen ich die Gespräche immer fast wie eine Offenbarung empfand.

Und dann war da eben auch dieser "Inka" - ich nenne ihn so, weil er mich optisch sehr an meinen heutigen "Marktmann" erinnert, der, bei dem ich kürzlich die Folie für F.s neues Handy besorgte.

Ein südamerikanischer Indigener halt, das lange, tiefschwarze Haar trug er zu einem Zopf gebunden und irgendwie faszinierte er mich, war es doch noch gar nicht so lange her, dass ich unsterblich in Winnetou verliebt gewesen war.

Die Art, wie er mich ansprach, war höchst seltsam, denn er zeigte auf das erhabene Muttermal, das meine rechte Stirnseite ziert, so lange ich denken kann.

Auf Englisch fragte er mich, ob ich oben auf der linken Seite meines Rückens auch eines habe, und ich staunte nicht schlecht, denn das stimmte.

Woher zum Teufel konnte er das wissen?

Wir hatten uns nie zuvor gesehen, als er das Abteil betrat, saß ich bereits, wie also kam er auf diese Idee?

Bei ihm sei es genauso, erklärte er und wies auf seine eigene Stirn.

Seinen Rücken zeigte er mir nicht, aber ich glaubte ihm auch so und dann folgte eine höchst intensive Unterhaltung, deren Inhalt ich weitgehend verdrängt habe - ich glaube, das Wort trifft es tatsächlich, denn er wurde mir immer unheimlicher, zumal ich auch nicht alles verstand, da er mit sehr starkem Akzent sprach.

Er sei Astrophysiker, ein Wort, das ich bis dahin noch nie gehört hatte und das ich - jung und dumm, wie ich war - irgendwie und fälschlicherweise in Bezug zur Astrologie setzte, von der ich damals schon  nichts hielt.

Leider war sein Zielort viel zu früh erreicht und er musste aussteigen, was er selbst sehr bedauerte.

Er habe mir noch viel mehr zu sagen, es gäbe Zusammenhänge, von denen ich nichts ahne, sagte er, und es sei wichtig. Dann drückte er mir einen Zettel in die Hand mit einer Telefonnummer - ich solle ihn bitte unbedingt anrufen, es sei wirklich wichtig ... und weg war er.

Völlig ratlos blieb ich zurück. Das war mir alles mächtig unter die Haut gegangen, aber ich hatte keine Ahnung, was das überhaupt gewesen war.

Ich war wirklich völlig verdattert und je mehr ich darüber nachdachte, umso unheimlicher wurde mir zumute. 

Ein Dummschwätzer, ein Scharlatan, ein Schamane oder so etwas?

Andererseits klang "studierter Astrophysiker" so gar nicht nach Unsinn und immerhin hatte er mir das mit den Muttermalen völlig korrekt auf den Kopf zugesagt.

Nein, ich habe ihn nicht angerufen, obwohl er mir sogar vom Bahnsteig aus noch einmal zuwinkte und mahnend die Hand zum Ohr hob, einen Telefonhörer andeutete - ich hatte schlichtweg Schiss, allzu unheimlich war mir diese ganze Begegnung gewesen.

Und leider habe ich auch keinen blassen Schimmer, was aus dem Zettel mit der Nummer wurde, vermutlich habe ich ihn irgendwann einfach weggeworfen, um das Grübeln zu beenden, ob ich nun sollte oder nicht.

Hätte ich doch nicht so viel Angst gehabt, denn heute würde ich ganz anders reagieren ...

Klick, war das alles also wieder wach in mir und endlich schaute ich eben auch mal genauer nach, was ein Astrophysiker so macht.

Natürlich lag der Gedanke nahe, nun auch mal nach Verbindungen zu suchen zu "Paralleluniversen", deren mögliche Existenz mich ja seit Jahren umtreibt, und siehe da, hier fand ich sie:  Astrophysik Indiz für Parallel-Universen entdeckt.

Wie seltsam ist das denn alles?

Da habe ich rund 40 Jahre gebraucht, um bei dem zu landen, was mir dieser Mann vielleicht auch damals schon hätte sagen können?

Schade, dass ich mir nicht einmal seinen Namen gemerkt habe, sonst würde ich mich ja glatt mal auf die Suche machen nach ihm, für den Fall, dass er noch lebt und seinem Fach treu geblieben sein sollte.

Das Gefühl des Unheimlichen ist geblieben, wenn ich an diese Begegnung zurückdenke, nur heute würde ich dem anders gegenübertreten, damals war ich wohl einfach noch viel zu unreif um mich ihm zu stellen.

Warten wir es einfach mal ab, was das Leben noch so bereithalten wird, wobei mir auch eines noch einfällt zum Thema junge Hochbegabte.

Etwa 18 war das Mädel, das ich mal auf dem Weg in den Schwarzwald kennen lernte.

Sie selbst wollte zurück nach Salem, ihr Internat, also musste sie irgendwann umsteigen, aber die Zeit genügte uns dennoch für ein Gespräch, das wir beide ursprünglich gar nicht wollten.

Sie war in ein Buch vertieft, als ich zustieg und mich neben sie setzte, ich selbst wollte eigentlich Musik hören und doch war es fast wie Magie, dass wir ab der ersten knappen Begrüßung nicht mehr aufhören konnten uns auszutauschen.

Ihr Vater sei einer der großen Wirtschaftsbosse, verriet sie mir (ohne jeden Namen), erzählte von ihrer Familie, in der der arme Bruder fast ein Außenseiter sei mit einem IQ von "nur" 130, und fast in Zeitraffergeschwindigkeit beredeten wir so gut wie alle großen Probleme dieser Welt bis hin zu zutiefst Menschlichem. 

Tatsächlich war das eines der beeindruckendsten Gespräche meines Lebens, gut 30 Jahre trennten uns und trotzdem konnte die eine die Sätze der anderen ständig fortführen - wir wussten immer sofort, worauf die anderen hinauswollte, und als sie mir zum Abschied die Hand reichte, meinte sie beinahe mystisch - ich bin sicher, bestimmte Menschen trifft man ein zweites Mal im Leben, alles zu seiner Zeit.

Dieser Satz macht mich bis heute ratlos, aber eines steht fest: Ich sollte wohl mal wieder öfter mit dem Zug fahren, oder? 😁

 

Und nun wieder auf zu den ganz profanen Dingen.

A. hat mir für heute leider abgesagt, weil sie gestern wegen heftiger Migräne den Deutschkurs abbrechen musste und meint, dass sich solche Attacken bei ihr immer längere Zeit hinziehen, also habe ich unerwarteten Freiraum bekommen und nutze diesen nun, um alles für die Hamburger vorzubereiten, die ich F. heute Abend servieren werde.

Schaun mer mal, wie sie werden ... 😀

 

Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉


4 Kommentare:

  1. Ja, beim Zugfahren lernt man wirklich sehr "spezielle" Menschen kennen. Ich fuhr eine zeit lang von hier nach München . Und erlebte wie einer von hier bis Stuttgart im Nachbarabteil Gitarre spielte. Kennst du auch noch das Interrail - Ticket? Ja, man lernt wirklich sehr tolle Leute kennen. So etwas passierte mir auch. Die Bahnfahrt war sehr abwechslungsreich.Telefon-Nummern ausgetauscht und hinterher einmal telefoniert. Das war es dann auch. ich hatte einen Arbeitskollegen der mit dem Interrail-Ticket unterwegs war. Er wußte immer von interessanten Erlebnissen zuberichten.

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    1. Ja, Interrail ist mir natürlich ein Begriff, aber genutzt habe ich es nie.

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  2. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Du warst wohl schon immer sehr kommunikativ?
    Der Mann aus Zug ist ein Rätsel, ob Scharlatan oder nicht, eine Erfahrung war das wert, dass es dir nach so langer Zeit noch im Gedächtnis herumspukt, muss es eine beeindruckende Erfahrung gewesen sein.

    Ich hätte mit Sicherheit auch nicht angerufen bei dem Astrophysiker.

    Das kann und wird sicher noch passieren, dass du das Mädel ein zweites Mal treffen wirst. Ich bevorzuge ja den Bus statt die Bahn.
    Bei uns sagt man auch: "Man sieht sich immer zweimal im Leben".

    Bin sehr gespannt auf deine Burger und den Kommentar von "F" dazu .



    Liebe - Fastfood - Grüße
    Vom lifeminder


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    1. Es war sogar eine ziemlich verstörende Erfahrung, lieber lifeminder, denn sie kam zu früh, ich war einfach noch nicht so weit.
      Hattest du die beiden Links angeklickt?
      Das Interessante ist ja, dass ich aufgrund meiner eigenen Entwicklung genau da landete, worum es damals vermutlich ging, denn immerhin war der Mann Astrophysiker, dem Thema also sehr nahe, was mich heute so beschäftigt.
      Je tiefer ich in die Materie eintauche, um so wahrscheinlicher erscheint mir die Möglichkeit von Paralleluniversen, und das hat absolut nichts mit esoterischen Spinnereien zu tun, sondern es geht um Physik.
      Durchaus denkbar, dass wir in einer anderen "Blase" als der, die wir gerade als "Hier und jetzt" empfinden, längst darüber Bescheid wissen und dass sich die vielen "Blasen" berühren oder überschneiden können.
      Das würde z.B. die vielen erklären, die sich im falschen Körper geboren fühlen, auch das, was man in anderen Kulturen als "Wiedergeburt" bezeichnet, und vieles mehr, z.B. auch meine immer wiederkehrenden Träume, in denen ich verzweifelt auf der Suche bin nach meinem Zuhause bzw. einem bestimmten Punkt, von dem ich weiß, dass es ihn gibt, der mir aber beim Suchen immer mehr verschwimmt.
      Auch Dejà-vu-Erlebnisse würden so einen Sinn machen und so weiter und so fort.
      Wäre wirklich schön, wenn die Wissenschaft schneller wäre, das wäre mir doch sehr viel verlässlicher als meine eher vagen Ahnungen, selbst wenn diese allmählich konkreter werden. ;-))

      Liebe "Fastfood ist nur fast, wenn man es fertig kauft"-Grüße zurück! 😀

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