Mittwoch, 21. Februar 2024

Gestern erzählte A., wie sich ...

... selbst im verrufensten aller Stadtteile ihre alteingesessenen Landsleute über die Südosteuropäer beklagen, die in großer Zahl ins Sozialsytem einreisen und ihren Mitmenschen ruckzuck mit Lärm und Dreck das Leben zur Hölle machen.

"Die werfen den Müll einfach aus dem Fenster", sagte A. kopfschüttelnd, das gäbe es zwar in der Türkei auch noch, lasse aber jetzt endlich nach, da auch dort inzwischen mehr Bewusstsein für die Umwelt angekommen sei.

Bei ihnen rund ums Haus sei das auch so schlimm geworden, jammerte sie, und tatsächlich hat sie recht, die großzügig angelegten Grünflächen ihrer an sich sehr schönen Siedlung liegen voll mit Müll aller Art.

Als ich gestern zu ihr ging, legte ich extra einen kleinen Umweg ein, um mir das Haus meines ehemaligen Wahlleiters noch mal näher anzusehen.

Ob er und seine Frau verstarben oder vielleicht in ein Altersheim umzogen, ich weiß es nicht, auf jeden Fall stand plötzlich alles leer, bis dann vor ca. zwei Jahren wieder Leben einkehrte.

Eine große Familie mit etlichen jungen Männern, die Frauen trugen lange, bunte Röcke, die alten Kopftücher dazu und die vielen SUVs, die ständig Hof, Einfahrt und auch noch die halbe Straße zuparkten, wiesen rumänische Kennzeichen auf.

Den Zaun verhängte man mit blickdichten schwarzen Planen, wollte offenbar nicht, dass gesehen wurde, was dort geschah, nur unten bohrte man ein Loch hinein für die Enten, die sich dann auf dem einstigen Mini-Spielplatz davor tummelten.

Letzte Woche entdeckte ich, dass die beiden großen Bäume, die die Einfahrt (von außen) schmückten, abgehauen worden waren, so unsachgemäß, dass dies sicher nicht aufs Konto der Stadt geht, der sie eigentlich gehört haben dürften.

Und als ich vorgestern erneut vorbeikam, ging mir endlich ein Licht auf: Da steht alles leer, die Herrschaften sind weitergezogen und haben ein Chaos hinterlassen:




Leider hat mich meine Kamera wieder im Stich gelassen, denn ein Foto fehlt, das, auf dem ich festhielt, wie die andere Seite des Hofes aussieht, wo Garagentore und Türen zu Abstellräumen einfach halb rausgerissen wurden und nun in der Gegend herumhängen.

Da möchte man sich fast nicht vorstellen, wie es im Inneren des Hauses aussehen mag.

Wem auch immer es gerade gehört, Freude hat derjenige nun erst einmal nicht mehr damit, was mich mit Grausen zurückdenken lässt an das Mietshaus meiner Eltern - ursprünglich das Elternhaus meiner Großtante -, in dem wir Unvorstellbares mit Mietnomaden erlebten. 😡

Zum Glück wurde meine Welt dann freundlicher, als ich nämlich bei A. ankam, wo uns schon wieder der Kleine beim Lernen "unterhielt".

Er sei am Vorabend um sechs Uhr eingeschlafen, berichtete sie, um achte wieder aufgestanden und dann bekam sie ihn nicht wieder ins Bett, so dass er am Morgen viel zu müde für den Kindergarten war.

Sehr gerne geht er aber offenbar auch gar nicht hin, kein Wunder, wenn sich keiner wirklich kümmert und A. ihn beim Abholen immer allein irgendwo herumsitzend vorfindet.

Schade ist das, denn spätestens wenn er in die Schule kommt, wäre es wirklich wichtig, dass er die deutsche Sprache beherrscht.

Na ja, am Sonntag wird er erst vier, bissl Zeit hat er also noch.

Einen kleinen Spielzeug-LKW habe ich ihm mitgenommen, schön verpackt und diesmal hat A. es verstanden, dass er sein Geschenk wirklich erst am Geburtstag bekommen soll, hoffe ich zumindest. 😁

Während wir darüber sprachen, fiel mir dann auch endlich auf, dass sie mit dem Wort "vestecken" gar nix anfangen konnte, also erklärte ich es ihr, u.a. am Beispiel ihrer Haare, die sie ja sorgsam vor jedem versteckt. 😅

Im Erker neben der Balkontür stand ein Bügelbrett mit Bügeleisen und einem Wäschekorb herum - sehr erfreulich für mich, dass sie sich diesmal gar nicht erst dafür entschuldigte, denn das ist für mich ein Zeichen, dass ich immer mehr "dazugehöre" und schlicht Normalität herrscht, wenn ich dort bin. So mag ich das ... 😊

Wie dieses Ding denn eigentlich heiße, wollte sie wissen, zeigte aufs Bügeleisen, wunderte sich über das "Eisen" und ich erzählte ihr, dass man früher tatsächlich mit Eisen und glühenden Kohlen arbeitete.

Das dazu passende habe ich zu Hause herumstehen und schickte ihr später natürlich ein Foto davon:

Wie immer hatten wir jede Menge Spaß miteinander, auch wenn wir nebenher und trotz des Bübleins wieder intensiv arbeiteten und ich mitunter ganz schön gefordert war.

Wie erklärt man beispielsweise das Wort "Theaterstück"?

Ich versuchte es mit ... wie ein Film, nur eben live auf der Bühne. 😀

Am Abend wurde es dann traurig bzw. erschütternd, denn F. schaltete im ZDF "White Angel - das Ende von Marinka" ein, das man sich unter dem Link in der Mediathek ansehen kann, aber Vorsicht, das ist nichts für schwache Nerven.

Vom Krieg zu hören, ist das eine, aber sozusagen live mit der kleinen Handkamera dabei zu sein, ist eine andere Nummer.

Ganz normale Zivilisten, junge, alte, Kinder oder die Oma, die gerade auf dem Weg ist, ihre Hühner zu füttern, sie alle werden auf ihren einst gemütlichen Dorfstraßen zerbombt, hier fließt das Blut, dort liegt einer tot und wo eben noch einfache, aber warme Häuser standen, ist plötzlich alles zerstört.

Und dann gibt es Leute, die der Meinung sind, das alles sei richtig so, nur weil ein Herr Putin sich angeblich von der bösen Nato bedrängt fühlte?

Unfassbar, was Menschen sich gegenseitig antun, und das Perfide dabei ist, dass die Aggressoren weit weg vom Geschehen sicher in ihren Bunkern sitzen, während völlig Unschuldige, die nichts wollten, als ihr Leben zu leben, für sie dran glauben müssen. 

Mir fehlen da echt die Worte ... 


Habt trotzdem einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉

7 Kommentare:

  1. Eine Frage habe ich zu dem Bügeleisen: "Ist das in deinem Besitz?" Ist das so eine Version, die man heizen kann oder so eine die man auf einer Wärmequelle aufheizt. Ich meine an so etwas kann ich mich auch erinnern. auch hier gibt es abgesägte Bäume ohne Ende. Und ja, die Abrissbirne Deutschlands bekannt auch unter dem Namen Merkel hat 2015 mit den offenen Grenzen begonnen. Seither passieren viele Facharbeiter die Grenzen. Am besten werfen sie auch zuvor noch ihren Ausweis weg. In Gera haben meine allerliebsten Freunde die Lebensmittel, die sie über die Tafel erworben haben direkt in die Mülltonne !! Sehr gut, da war eben kein Kaviar dabei.

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    1. Ja klar ist das meins und man befüllte es meines Wissens einst mit glühenden Kohlen.
      Dass man überall ungeniert solch alte Bäume fällt, ist wirklich unfassbar, wenn man gleichzeitig so viel von Klimaschutz labert, aber für den Zuzug aus Südosteuropa ist wohl eher nicht Merkel verantwortlich, sondern die neue Freizügigkeit dank der EU.
      Gerade kinderreiche Familien wissen sich das durchaus zunutze zu machen.
      Warum sollte man denn erst bei der Tafel Geld für Lebensmittel bezahlen und sie dann wegwerfen?
      Oder ist das bei euch kostenlos?

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    2. NEIN, kostenlos ist das NICHT es wird ein kleiner Obolus verlangt. Das kann ich sagen, weil ich selbst ein Jahr bei einer Tafel tätig war. Und auch da gab es Leute, die auf Besondere bestanden. Und irgendwann wurden die nicht mehr bedient.

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  2. Eben deshalb, Liebe, stehen im Land inzwischen nach Ministerin Geywitz 1,7 Mio. Wohnungen leer. Bei unseren Mieterschutzgesetzen muss ich mir 13 mal überlegen zu vermieten. Als Vermieter bist du üblicherweise der böse Kapitalist. Hat sich doch jüngst einer beim Vermieter über die explodierenden Nebenkosten beschwert - und das bei 25 Grad in der Bude. Zzzzz
    Für Verkehrssünder, Schuldner udgl. gibt es schon lange Sünderdateien. Für Mietnomaden ist das diskriminierend. Ergo 1,7 Mio. steigend. Wer will da noch in neue Mietwohnungen investieren?

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    1. Da sagst du was, mein Lieber, von mir aus dürfte es ruhig eine Art Schufa für Mieter geben, denn es war unbeschreiblich, was meine Eltern damals erlebten.
      Miete zahlen? Natürlich nicht, mein Papa starb in dem Wissen, dass es viele offene Tausender gab, die sich tatsächlich auch nie mehr eintreiben ließen.
      Irgendwann waren sie einfach weg, die tollen Mieter, und hinterließen zerstörte Wohnungen mit riesigen Müllbergen.
      Man zahlt am Ende drauf und in diesem Falle kam hinzu, dass der Stadtteil durch die Zuwanderung immer mehr verkam - das Haus musste am Ende für nen Appel und Ei verkauft werden, ein Trauerspiel und ich bin nur froh, dass meine Großtante nicht mehr mitbekam, wie das alles endete.
      Und auf der anderen Seite gibt es natürlich tatsächlich die Gentrifizierer und Wucherer, die alteingesessene Mieter rausekeln, um luxuszusanieren und dann nur noch an Reiche zu vermieten.
      Beides hat mit Moral und Anstand nichts mehr zu tun - Ich-Gesellschaft halt. :-(

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  3. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Vermüllung sehe ich derzeit vor allem auf den Straßen.
    Das Unkraut sprießt und in Parkanlagen und Co, wird alles nur zu gerne - vor allem, wenn die Mülleimer voll sind - auf den Sitzbänken abgestellt oder einfach unter die Bank oder in den nächsten Busch geworfen. Frei nach dem Motto: "Nach mir die Sintflut".

    Man freut sich für dich und deine Freundschaft zu "A".
    Die Offenbar immer weiter auftaut. Mutiger wirkt als zu Beginn, sich auch wohl mittlerweile mehr zutraut.
    Ihr Mann scheint dir ja auch weiterhin konsequent aus dem Weg zu gehen? ;)
    Du wärst doch genau die richtige um Menschenklassen in deutscher Sprache zu Schulen. Du machst unverständliche Begriffe sichtbar, ich denke alleine das ist die halbe Miete, verstehen, was man spricht?.



    Die sitzen in ihren Bunkern. Genau das ist es. Die hocken Sicher irgendwo im Nirgendwo und lassen andere ihre kämpfe kämpfen.




    Liebe - hoffentlich finden wir die fehlenden Worte wieder? - Grüße
    Vom lifeminder

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    1. Genau, lieber lifeminder, alles verkommt zusehends und gerade denke ich etwas wehmütig an die Zeiten zurück, in denen man zumindest auf dem Land noch Schilder sah mit "Unser Dorf soll schöner werden".
      Vielleicht hängt es mit der wachsenden Mobilität unter den Menschen zusammen, dass sich viele nicht mehr mit dem Ort identifizieren können, in dem sie leben?
      Wobei ich es trotzdem nicht nachvollziehen kann, wie man so achtlos mit der Natur umgehen kann. :-(
      M., lach, stimmt, ich habe ihn seit dem letzten Sommer nicht mehr gesehen, was aber wohl auch daran liegt, dass er und seine Frau unterschiedliche Zeiten für den Deutschkurs haben.
      Wenn sie daheim ist, ist er halt in der Schule und umgekehrt.
      Das mit dem Sichtbarmachen hast du sehr gut ausgedrückt. Ich denke, beim Erklären ist das Wichtigste, sich in sein Gegenüber hineinzuversetzen. Das muss ich, wenn ich von Rex etwas möchte, denn er muss es ja kapieren, um was es geht, und auch bei Menschen mit unterschiedlichem Sprachniveau ist es nicht anders.
      Besonders am Anfang, als A. noch sehr viel weniger verstand, kostete es mich oft vollen Körpereinsatz, um ihr die Unterschiede begreiflich zu machen zwischen z.B. Umfallen, Hinfallen, Wegfallen, Zerfallen, Abfallen usw.
      Das Verstehen ist das A und O.
      Dieses "Theaterstück", das ich dann mit "Kino auf der Bühne" erklärte, hatte sie beispielsweise bis dahin gemeint zu verstehen, nur ... sie hatte es als Eintrittsticket fürs Theater interpretiert, was natürlich etwas am wahren Sinn vorbeiging. 🤣

      Liebe Worte-können-viel-sagen, -selbst-wenn-man-keine-mehr-findet-Grüße zurück! 😊

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