... ein zwei- oder dreijähriges Kind sich mit den Händen die Augen zuhält und ruft: "Such mich!"?
Klar, es lernt erst allmählich, die Perspektive eines anderen einzunehmen, und geht zunächst einmal davon aus, wenn es selber nix sieht, sehen andere auch nichts.
Wie aber verhält sich das bei Hunden?
Kürzlich sah ich ein interessantes Experiment dazu im TV, das in diesem Artikel sehr gut beschrieben wird.
Test bestanden, sie beobachten und interpretieren uns und unser Verhalten nicht nur sehr genau, sondern sie können sich auch durchaus in uns, in unsere Perspektive hineinversetzen.
Hundehalter wissen das eh, fixiert man irgendetwas mit dem Blick oder zeigt sogar in diese Richtung, glotzt unser vierbeiniger Freund uns nicht etwa nur blöde an, sondern folgt unserem Blick oder dem Hinweis per Hand.
Sehr oft erlebt, wenn ich mit Rex Suchspiele mache, er deutet meinen Finger richtig und vor allem, wenn ich "heiß" oder "kalt" sage und dabei den Tonfall anpasse von freudig erregt bis hin zu enttäuscht, sind wir ein eingespieltes Team und da er mich so gut versteht, findet er sein Leckerli in Nullkommanix.
Dass er auch sehr gut kapiert, was ich gerade sehen kann oder eben auch nicht, fiel mir gestern auf.
Ich wollte mich mittags für ein Stündchen nach oben verkrümeln und nachdem er mich schon mehrmals "ermahnt" hatte, dass wir nun endlich hochgehen sollten, war ich nun unsicher, wo er sich gerade befand.
War er schon oben oder doch noch einmal in den Garten gesaust?
Ich stellte mich in die noch offene Tür und rief ihn - irgendwo müsste er mich ja hören.
Unsere Treppe ist ja eine regelrechte Hühnerleiter, also sehr steil, d.h. obwohl sich sein Bett im oberen Flur nur ca. anderthalb Meter von ihr entfernt befindet, kann ich ihn von unten nicht sehen, wenn er flach liegt. Nur wenn er den Kopf hebt, rücken die Spitzen seiner Ohren in mein Sichtfeld.
Wovon mir aber bisher nicht klar war, dass ihm das ebenfalls bewusst ist, denn nun hob er nur kurz den Kopf an und signalisierte mir damit: "Du Depp, ich bin doch schon längst im Bett, komm jetzt gefälligst auch."
Das ist schon ganz oft so gewesen, nur dachte ich nie weiter darüber nach und erst jetzt im Zusammenhang mit dieser TV-Sendung kapierte ich, dass er sich tatsächlich noch weiter in mich hineinversetzen kann, als mir ohnehin schon klar war.
Erstaunlich, vor allem, weil es nicht mal zu einem Augenkontakt kam, denn ich sah ja wirklich nur seine Ohrspitzen, und es muss ihm bewusst gewesen sein, dass das für mich genügte, um zu wissen, wo er war.
Beachtlich, oder?
Und mit noch etwas brachte er mich gestern ans Staunen.
Bei Netto, wo es sonst kaum einmal Innereien gibt, entdeckte ich Putenherzen um 30% reduziert.
Hach, da musste ich doch zuschlagen?
Für unsere Püppi habe ich damals ständig gekocht, sie hatte einen etwas empfindliches Gedärmele und vertrug die selbskreierte Mischung sehr viel besser als Fertigfutter, ein Problem, das Rex zum Glück nicht hat, also erspare ich mir die Arbeit nach Möglichkeit, zumal ich auch sehr viel schlechter an günstiges Fleisch komme als damals.
Aber ab und zu darf so ein Verwöhnerli natürlich trotzdem sein, also verhaftete ich die Herzen und nahm auch gleich noch ein paar Möhren mit.
Daheim setzte ich einen Topf mit Wasser und dem Fleisch auf, schnitt Möhren und Kartoffeln und ließ alles langsam garen, an sich kein Vorgang, den Rex irgendwie auf sich hätte beziehen können, denn so stehe ich ja sehr oft am Herd, meist kommt er kurz mal gucken und kapiert dann gleich, dass das nichts mit ihm zu tun hat.
Ausnahme ist, wenn ich Hühnersuppe koche, bei der für ihn immer jede Menge Knorpel und Haut anfallen, vermutlich kennt er den Geruch einfach und weiß, dass es sich lohnt, bei mir in der Küche zu bleiben.
Wobei er aber gut zu unterscheiden weiß, denn brate ich z,B. Hähnchenfilets oder so, verschwindet er gleich wieder, ist sich sicher, dass nichts für ihn dabei abfallen wird.
Woher zum Teufel wusste er es also gestern, dass ich nur für ihn kochte?
Während ich noch Reis und Haferflocken hinzufügte und alles gemächlich aufquellen ließ, betrat F. den Raum und meinte: "Boah, was geht denn hier ab? Des Tierle isch ja außer Rand und Band."
Ich lachte und stellte aber an uns beide die Frage: Woher weiß er, dass es um ihn geht?
Auf jeden Fall wusste er es genau und so hatte ich meine liebe Müh, die erste Portion davon später schon für den nächsten Morgen in den Napf abfüllen zu können, ohne dass er es mitbekam.
Tatsächlich musste ich einen Moment nutzen, in dem er im Garten abgelenkt war, schlich mich mit meinem Topf in die Speisekammer und schloss sicherheitshalber sogar die Tür, denn andernfalls hätte er den ganzen Abend keine Ruhe mehr gegeben. 🤣
Heute Morgen war die Freude dann umso größer, als ich ihm nach einem ausgiebigen Gassigang sein Nobelfresschen servierte:
Bis auf den letzten Krümel hat er alles ausgeschleckt, was ich ihm nicht verdenken kann, denn es riecht wirklich lecker. 😋
So, und nun muss ich mich mit dem Staubsauger vergnügen gehen.
War eigentlich für Montag angedacht, aber da ich mich dann mit A. treffen werde, ziehe ich es halt vor.
Heute in einer Woche ist die Prüfung, also werden wir in der verbleibenden Zeit noch ganz schön pauken müssen.
Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉
Ich bin ehrlich überrascht von deinen "Experimenten" liebe Rex-Mama. Und ich denke auch Hunde haben auch ihre Lieblingsessen, genau so wie wir Menschen auch. Hühnersuppe ist für mich persönlich eine Möglichkeit eine erkältung abzuwehren. Neben der Salbe Pinementol in Verbindung mit einer Wärmflasche. Manchmal ist es auch sehr hartnäckig wie man mit einer Grippe geplagt wird.
AntwortenLöschenNa klar, lieber Helmut, sie haben Lieblingsessen, aber es gibt auch Dinge, die sie gar nicht mögen (während andere Hunde sie gleich wegputzen würden), sie sind eben auch denkende und fühlende Lebewesen, können lieben und hassen, können trauern oder sich freuen.
LöschenHühnersuppe enthält Cystein, ein Eiweißbaustein, auf dem auch viele Hustenlöser beruhen, deshalb hilft sie tatsächlich bei Erkältung. ;-)
Hallo liebe Rex-Mama,
AntwortenLöschenweil du neulich gefragt hast, was ich unter Vermenschlichung der Haustiere verstehe: genau das, was du oben in deiner Antwort an Helmut anführst :-) ... und all die guten Taten, die so mancher (einsame) Tierfreund dem Haustier zugesteht (im Bett schlafen, "ein Bissen für Frauchen, ein Bissen für Mimi" usw)
All diese Eigenschaften gestehst du deinem Rex zu, während ein Nutztier lediglich dazu da ist, so billig wie möglich verramscht zu werden - egal, ob es die Chance hatte, lieben oder hassen, trauern oder sich freuen zu können. Von der Chance einer Muttersau mal gar nicht zu reden, ob sie die Chance hat, ihre Kinder sehen oder ablecken zu können, aufstehen zu können, um ihre Notdurft zu verrichten, die Chance hat, mal ein extra Leckerchen oder ihr Lieblingsfresschen zu bekommen.
Bei Haustieren ist Qualzucht - keine Frage - zu verurteilen, bei Nutztieren aber deiner Meinung nach notwendig, um sie so billig wie möglich in die Schlachtfabrik und damit auf den Teller zu bekommen, um allen täglich den Fleisch"genuss" zu ermöglichen.
Und dass der Mensch ein Omnivor ist, heißt ja nicht, dass er Fleisch essen MUSS, es heißt ja nur, dass er Fleisch essen kann - im Gegensatz zu Pflanzenfressern, die krank werden, wenn ihnen tierisches Futter untergemixt wird (wie Rinder --> BSE).
Was Nutztiere angeht, haben wir total unterschiedliche Sichtweisen, aber über Haustierchen können wir reden ;-))))
Lieben Gruß :-)
Schön, dich zu lesen, liebe Hermine, wie hast du es dort denn getroffen, gehts dir gut?
LöschenDas mit dem Vermenschlichen sehen wir offenbar unterschiedlich. Meine Hunde haben noch nie mit im Bett geschlafen, dürfen nicht aufs Sofa und bekommen auch keine Geburtstagsgeschenke oder anderes Gedödele. *g*
Allerdings mache ich auch nicht diesen Unterschied, ich Mensch und du nur Tier, sondern ich sehe uns beide als lebende Wesen an, die sich irgendwo auf der Mitte treffen müssen, da wir ja nun einmal verschiedene Sprachen sprechen und auf unterschiedlichen Levels sind, auch wenn sich Mensch und Hund nun einmal im Laufe der Jahrtausende aus ganz praktischen Gründen einander sehr angenähert haben.
Und ich sagte ja, dass mir das Jäger- und Sammlerdasein sicher sehr viel näherstünde als Massentierhaltung, die mir natürlich auch nicht gefällt (und auch nicht die vielen Zwischenstellen, die sich dabei die Nasen vergolden), wobei ich es aber etwas anstrengend finde, beides nach bester Whataboutism-Manier immer wieder zu vermischen. ;-)
Lieben Gruß zurück und lass es dir gutgehen dort ;-)