Dienstag, 14. November 2023

Ohne Hemd und ohne Höschen

 Ganz so wörtlich wollte ich den Start der "fünften Jahreszeit" eigentlich gar nicht nehmen und es ist auch nicht das Hemd, sondern die Jacke, aber von Anfang an.

Mit A. lief es wieder ganz wunderbar, nachdem ich mich durch Dauerregen und Wind gekämpft hatte, gab es selbstgebackene kleine Brötchen, etwas Frischkäse, Brombeermarmelade aus frisch gepflückten Früchten, dazu einen Salat, der für meinen Geschmack etwas zu kräuter- und rucolalastig, aber trotzdem schmackhaft war, und zum Nachtisch einen Schokoladenkuchen mit Kokoscremefüllung:


Man sieht es schon, das Deutschbuch und Blöcke liegen dabei immer auf dem Tisch, wir frühstücken und arbeiten nebenher intensiv.

Sie erzählte, welche Schwierigkeiten besonders die Ukrainer, die in ihrem Kurs mehr als die Hälfte ausmachen, mit der deutschen Grammatik haben, und wirklich wundern tut mich das nicht, denn wenn man Durchschnittsmenschen beim Einkaufen befragen würde nach der Deklination von Adjektiven oder wie ein bestimmtes trennbares Verb im Plusquamperfekt Passiv Konjunktiv konjungiert lauten müsste, die würden vermutlich auch nur mit den Augen rollen.

Dank ihres Eigenstudiums ist sie ihrem Kurs weit voraus und hat bereits ganze Ordner in ihrer sauberen und gut lesbaren Handschrift gefüllt mit Beispielen verschiedener Deklinationen, Konjugationen usw.

Dabei legt sie extremen Wert auf korrekte Rechtschreibung und Zeichensetzung und so mache ich sie auf jeden  noch so kleinen Fehler aufmerksam, der mir ins Auge springt.

Beispielsweise war es gestern das Wort Café, bei dem sie den "accent aigu" über das "a" gesetzt hatte.

"Das ist falsch, der muss über das 'e'", erklärte ich ihr und als sie meinte, sie habe es aber genauso aus ihrem Kursbuch abgeschrieben, sagte ich ungerührt, "dann enthält das Fehler, was bei Büchern nicht wirklich etwas Neues ist." 😁

Und damit kamen wir dann auf ihren Lehrer zu sprechen, der ebenfalls Türke ist, mit etwa elf Jahren nach Deutschland kam und wohl den typischen "Ghettoslang" in der Aussprache von seinen Landsleuten und auch jungen Deutschen übernommen hat, die sich dem oft anpassen, statt dass es andersherum laufen würde.

Sie achtet sehr auf meine Aussprache und thematisierte noch einmal das "isch" ... ihr wisst schon: "Isch weiß, wo dein Haus wohnt." 😂

"Richtig muss es doch 'ich' heißen?"

"Selbstverständlich, im Hochdeutschen gibt es kein 'isch'!"

Nun grinste sie und erzählte, dass sie ihren Lehrer bereits mehrfach darauf angesprochen habe, weil er es immer falsch sage, genau wie vermutlich das "r", das zu rollen ich ihr nur schwer abgewöhnen kann.

Ihr ungeheurer Lernwille und die Sorgfältigkeit, die sie dabei an den Tag legt, begeistern mich immer wieder, genauso hätte ich mir meine Tochter gewünscht, wäre mir denn eine vergönnt gewesen, und natürlich sagte ich gerne zu, als sie mich um ein weiteres Treffen im Verlauf dieser Woche bat.

Zum Abschluss packte mir dieses liebe Wesen noch zwei Stücke von dem leckeren Kuchen für F. in eine Tupperdose und nun bemühte ich mich, diese halbwegs gerade in meinem Leinenbautel nach Hause zu bekommen, während ich in der anderen Hand den zusammengerollten Schirm trug.

Bis dahin war alles wunderbar, doch nun folgte ein heftiger Einschnitt, der sich bis zum Abend noch gewaltig steigern sollte.

Mit dem Schirm hatte ich leicht ans Esszimmerfenster geklopft, damit F. mit die Tür öffnen sollte, doch der hörte nix, also hoch auf die Stufen und auf die Klingel gedrückt.

Nun ging es Schlag auf Schlag - aus dem Augenwinkel bekam ich mit, wie ein Mann mit einem Yorkie um die Ecke kam, F. öffnete, achtete nicht auf Rex, der aber das Gleiche wie ich wahrgenommen hatte, und nun stürmte er mit einem gewaltigen Satz an mir vorbei auf den Bürgersteig.

Jesses - ich glaube, ich ließ den Schirm fallen, sprang hinab und hinterher, versuchte mit der behandschuhten Hand irgendwie unter sein Halsband zu greifen, entschuldigte mich gleichzeitig bei dem Mann, der seinen Hund auf den Arm genommen hatte, ansonsten aber recht gelassen blieb ... Rex gebärdete sich wie wild, ich drohte das Halsband zu verlieren, verdrehte irgenwie die Füße beim Versuch, nachpacken zu wollen und ... ging zu Boden wie ein gefällter Baum. 

Rex hatte ich sicher, war aber ansonsten momentan in einer etwas hilflosen Situation, also ein Brüller zu F., der reglos oben in der Tür stand: 

"Verdammt noch mal, bewegste vielleicht den Arsch mal ...?"

Er tat es und im Nachhinen hätte eigentlich nur noch gefehlt, dass die Türe zugeklatscht wäre. 🙄

Er schaffte den Hund ins Haus, ich entschuldigte mich noch einmal bei dem Mann und sortierte dann meine Knochen, stellte dabei fest, dass ich den Kuchen tatsächlich immer noch sorgsam in der anderen Hand balancierte, und als ich in der Küche ankam, merkte ich, dass ich nicht nur eine offene Wunde am Knie hatte, sondern auch noch ein 2-cm-Loch in der Jeans. 😑

Der Jacke war zum Glück nichts passiert - es ist meine einzige brauchbare Regenjacke, nur dreckig war sie, also gleich die Waschmaschine anwerfen, nachdem ich mein Knie mit einem Pflaster versorgt hatte.

Boah, war ich sauer.

Mir selbst war mit Rex ja etwas Ähnliches auch vor einiger Zeit passiert, als ich ihn im Garten wähnte und nur eben einen Blick aus der Haustür werfen wollte, doch wenn ich heimkomme, ist er immer mit an der Tür und ich hatte F. schon öfter gebeten, dann doch bitte besser auf ihn zu achten.

"Klasse gemacht", sagte ich nun wütend, "meine Leib- und Magenjeans haste geliefert, die einzige, die mir im Moment wirklich gut passt." 

Eine Folge dessen, dass ich der Wrangler-Generation angehöre, die es auch heute noch nicht leiden kann, wenn die Büx am Hintern nicht schön eng sitzt - ein oder zwei Kilo mehr, schon wird es knapp mit dem Zukriegen. 🙄

Kaum lief die Maschine, fiel mir auf, dass ich eigentlich auch Handschuhe und Stoffbeutel gleich mit hinen hätte werfen können, also noch mal schnell die Pausentaste gedrückt, das würde sich ja nachholen lassen.

Was aber nicht kam, war der Knack, der anzeigt, dass man die Türe jetzt öffnen kann.

Schon seit einiger Zeit war mir aufgefallen, dass sich der Griff etwas "lommelig" anfühlte, aber nun ging gar nix mehr.

F. gerufen, ja, er bekam sie auf, doch einen Moment später ging sie nicht mehr zu.

Noch mal F. der sie auch zugedrückt bekam, doch nachdem die Maschine dann fertig war, ging gar nichts mehr, sie ließ sich einfach nicht mehr öffnen - und darin ruhte die Jacke, die ich doch heute eigentlich wieder anziehen wollte, da ja immer noch mehr Regen angesagt ist.

Gegoogelt, hm, eine Kindersicherung?

Nee, die war mir noch nie begegnet, also öffnete ich nun das Flusensieb und suchte vergeblich nach dem Notöffner, der sich bei den meisten Maschinen dort befinden soll.

Nicht so bei meiner Siemens und leider funktionierte der Schnurtrick bei ihr auch nicht.

Stundenlang fummelten wir abwechselnd daran herum und schließlich war es F., der sie aufbrachte - Jacke natürlich klatschnass, da ich nur eine niedrige Schleuderzahl eingestellt hatte, und aussichtslos, sie ohne Heizung bis heute trocken zu bekommen.

Und nun?

Bei der Vorgängermaschine war es ebenfalls der Ring am Bullauge gewesen, der irgendwann Probleme machte, und damals fand ich ein kleines Fachgeschäft, das mir das Ersatzteil für ganz kleines Geld besorgte.

So froh war ich über diese unkomplizierte Hilfe, dass wir diese neue dann genau dort kauften, doch leider existiert der Laden nicht mehr, also habe ich keinen persönlichen Ansprechpartner, dem ich das ausgebaute Teil einfach mal zeigen könnte.

Auf der Website von Siemens versuchte ich mein Glück vergeblich, zwar fand ich die Maschine, kam aber bei den Ersatzteilen nicht weiter.

Später entdeckte ich dann eine allgemeine Ersatzteilseite, die die Nummer der Maschine auch sofort erkannte, doch nun hänge ich an der Artikelbezeichnung, denn dort finde ich nur den Ring, benötige aber ja auch das Teil mit dem Griff. 🙄

Immerhin gab es ein Formular für Anfragen, das ich dann ausfüllte, und nun bin ich gespannt, ob und wann eine Antwort kommt. (Hoffentlich läuft es nicht genauso wie mit Kopp.)

Um halb elf haben wir Termin beim Doc für die Coronaimpfung, anschließend wird die Tür dann abgebaut und zerlegt, sofern F. das richtige Werkzeug findet, denn er meinte, die Schrauben seien ganz spezielle und er sich nicht sicher, ob er dafür etwas habe. 

Grrr, nun stehe ich ganz schön blöd da, denn zwar habe ich in meinen jungen Jahren lange genug alles mit der Hand waschen müssen, aber da hatte ich immerhin warmes Wasser.

Die Frage ist natürlich auch, ob es wirklich nur am Griff liegt - das ist der Mist, wenn alles immer technischer wird und man nicht weiß, ob die Elektrik (oder ist das Elektronik?) bei einem neuen dann den richtigen Impuls wieder bekommen würde.

Einen Monteuer kommen zu lassen, dürfte sich auf jeden Fall nicht mehr lohnen, dafür sind die Kosten inzwischen einfach viel zu hoch - da kann man besser gleich eine neue kaufen.

Seuuufz ...


Und nun muss ich Hosen anprobieren gehen, wäre ja doof, wenn ich ohne zum Impfen erschiene. 😁


Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉


PS; Was mir gerade noch einfällt, gestern lief es mit dem Regen ganz seltsam weiter.

Irgendwann rief mich F. in die Küche, meinte, ich solle mir mal das Fenster ansehen, was da denn los wäre?

Tatsächlich, es war wie auch andere komplett beschlagen, aber nicht etwa von innen, sondern von außen, was ich so auch noch nicht erlebt habe ...



5 Kommentare:

  1. Deine Überschrift erinnerte mich an die sogenannten Sex-Filmchen, die einmal in Mode waren wie z. b. auf der Alm da gibt's koi Sünd... Ich plädiere schon lange dafür, dass neben deutsch die Sprache unseres neuen Bundeslnad zur Amtssprache wird. Die armen Fachkräfte sich nicht umstellen brauchen. Die sogenannte 5. Jahreszeit geht mir sowas von am Arsch vorbei. Ich bin lustig, wenn ich das will und nicht wenn es einer befiehlt. Toll wie sich deine Bekannte da entwickelt und wie ehrgeizig sie ist.. Wenn du das so mit bekommst, dann freut dich das sicher sehr.

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    1. Hihi, wirklich schade, dass es so gar nix mit Sex zu tun hat, wenn der eigene Hund einen zu Boden gehen lässt. 😂
      Karneval, ach, in jungen Jahren zogen wir da schon gern um die Häuser, besonders am Rosenmontag war die Stimmung in der ganzen Stadt damals wirklich klasse, kann man mit heute nicht mehr vergleichen.
      Und spätestens bei den Schwaben habe ich mir das Thema dann eh abgewöhnt, denn von Karneval verstehen sie wirklich nix. ;-))

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  2. Des glab i schon. Do sind die viiel zu unfröhlich

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  3. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Nun auch noch die Waschmaschine. Dazu Jacke und Jeans. Das nennt man wohl Pechsträhne?

    Dafür bauen A und du auch weiterhin euren Draht aus, was sich toll liest, was mir noch besser gefällt, wie ihr lernt, mit Zeit und Frühstück und offenbar ohne Druck.

    Wie Sinnvoll es ist, einen Lehrer hinzustellen, der vielleicht selbst nicht 100 % der zu lernenden Sprache mächtig ist? ... oder zählt in diesem Fall, lieber einen wie keinen? ... das Engagement und die Liebe zu dem, was der Mann unterrichtet, möchte ich ihn damit natürlich nicht absprechen.

    Wie schlimme ist denn deine Wunde am Bein, kannst du richtig auftreten und laufen?

    Käme ein Hund wie Rex auf mich zugerannt ich würde wahrscheinlich Tausend Tode sterben.



    Liebe - bleib die Powerfrau die du bist - Grüße
    Vom lifeminder

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    1. Genau das isses, lieber lifeminder, lieber einer als keiner.
      Es ist so verrückt, Deutschland ist so voller Menschen wie niemals zuvor, aber immer weniger davon wollen noch arbeiten, und wenn, dann geht es erst mal um work-life-balance und um gewaltige Lohnerhöhungen bei immer geringerer Arbeitszeit. Und ansonsten lässt es sich mit Bürgergeld, besonders wenn man einige Kinder hat, ja oftmals sehr viel besser leben als mit dem Selbstverdienten.
      Fakt ist, überall fehlt es an Arbeitswilligen oder auch dafür Geeigneten - ob nun bei den Öffis oder wenn es ums Lernen geht.
      M. Lehrer ist Ukrainer, ebenfalls mit starkem Akzent und diese Anzeige war damals die beste Idee, die er haben konnte, denn nach wie vor bin ich der einzige deutsche Kontakt, den die beiden haben, da sie ja (abgesehen von den Ämtern) wirklich alles in ihrer türkischen Parallelgesellschaft erledigen können.
      Einen gewissen Druck verspürt A. wohl schon, sonst würde sie mich nicht um noch häufigere Treffen bitten, sie will schnell und gründlich lernen, doch ich selbst bin zum Glück frei von Druck, weil ich ja nicht dafür bezahlt werde. :-)))
      Das Loch im Knie ist genauso, wie man es als Kind oft hatte, und auch drumherum schmerzt das Bein etwas, aber es gibt Schlimmeres. Das mit der Hose und vor allem die Waschmaschine, das waren die wirklich ärgerlichen Dinge.

      Liebe "Mit Power ist das so eine Sache, wenn man im Dreck liegt und blöd aus der Wäsche guckt"-Grüße zurück! :-))

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