Freitag, 3. November 2023

Noch haben wir 14° ...

 ... im Haus, aber da die Außentemperaturen fallen, werden wir von so viel Kuscheligkeit bald wohl nur noch träumen können, wenn auch immerhin nur noch 32 Tage lang, sofern die Lieferung unserer neuen Heizung wirklich wie vereinbart stattfindet.

Und was ich gestern erlebte, war leider auch nicht zum Aufwärmen geeignet, im Gegenteil, es führte dazu, dass meine Finger nun "das Blühen" anfangen, sprich, jetzt geht es los, weil es ihnen einfach zu kalt ist und sie schmerzhaft anschwellen.

Trotz des Sturmes hatte ich beschlossen den Optiker aufzusuchen und andere Dinge zu erledigen, weil ich im Moment wieder mal der Zeit ständig hinterherrenne.

Wenn du schon ohne Trolley unterwegs bist, hatte ich mir ganz schlau gedacht, dann schau doch mal beim Zahnarzt vorbei, denn der Stempel für dieses Jahr fehlt dir ja noch.

Seine Frau saß an der Rezeption und wie heimlich erhofft, meinte sie, ich könne gleich dableiben und solle in den Garten gehen zum Warten.

"Huch? Immer noch? Ich dachte, die Corona-Panik sei nicht mehr akut?", fragte ich einigermaßen entsetzt, begab mich aber doch nach draußen und platzierte mich gleich an der Tür auf einen Bankzipfel, ziemlich zitternd, denn ich hatte blöderweise nicht an Handschuhe gedacht und war auch nicht fürs Sitzen im Freien angezogen.

Diesen Doc kenne ich seit fast 30 Jahren, ein unsympathischer Mensch, aber fachlich unschlagbar, ein Fummler, wie er im Buche steht, deshalb hielt ich es all die Zeit mit ihm aus.

Nun tauchte er wegen eines anderen Wartenden auf und raunzte mich an, ich solle mich gefälligst auf einen der nummerierten Plätze begeben, als da wären ein Strandkorb mit der 3, ein kleiner Pavillon mit der 2 und ein überdachter Sessel mit der 1.

Einigermaßen sauer befolgte ich seine Anweisung, ging brav zur 1, um mir dort die Hände zwischen den Knien zu rubbeln, und schließlich wurde ich aufgerufen von der einzigen Mitarbeierin, die er außer der Gattin noch hat.

"Hab ich was micht mitgekriegt?", fragte ich sie, während ich mich im Stuhl niederließ, "befinden wir uns wieder im Pandemiemodus?"

So plauderten wir, ich brachte mein Unverständnis deutlich zum Ausdruck, ahnte aber schon, dass Doc das mitbekam, obwohl er sich im Nebensprechzimmer befand mit gleich zwei Türen dazwischen.

Schon vor vielen Jahren habe ich mich darüber mal mit einer seiner damaligen Mitarbeiterinnen unterhalten, die meinte, ja, sie wüssten auch nicht, wie er das mache, aber sie hätten auch das Gefühl, dass er jedes Wort mitbekäme, es sei ihnen ein Rätsel, selbst im Pausenraum ...

Wie gesagt ist er kein sehr angenehmer Mensch, doziert sehr gerne (während man ja selber das Maul offen hat und nix dazu sagen kann), hält sich für den Allerbesten und Klügsten und seine Angetraute tut mir von Herzen leid, denn gern beklagt er sich über sie, dass sie so dick geworden sei, aber nichts dagegen tue - im Gegensatz zu mir, wo er damals ja Zeuge von meiner Veränderung wurde.

Einmal putzte er sie sogar in meiner Anwesenheit derartig runter wegen irgendeiner Lappalie, dass ich nahe dran war, einzuschreiten, aber ich hielt meinen Mund, dachte mir, irgendwie haben sie sich wohl arrangiert in ihrer langen Ehe.

Nun bekam ich es selber ab, denn auf einmal stürmte er hinein und schnauzte mich an, hielt eine regelrechte Wutrede.

Ich hätte mich gewagt, mich zu beschweren ...?!?!???

Er hätte das Arbeiten gar nicht mehr nötig, täte es nur noch zum Privatvergnügen und deshalb nähme er sich das Recht heraus, dass hier alles nach seinem Willen geschähe, und zwar wirklich alles!

Das Wartezimmer sei komplett außer Funktion und diene nur noch als Durchgang zum Garten, denn er wolle nicht, dass sich seine Patienten zu nahe kämen.

Das ist sehr verkürzt dargestellt, denn er brüllte mich eine ganze Weile an, ließ mich überhaupt nicht zu Worte kommen, bis es mir schließlich zu bunt wurde und ich ihn mit einem einzigen Wort unterbrach: 

"Stoppppp!!!"

Und dann sehr scharf: "In diesem Ton sprechen Sie nicht mit mir! MIT MIR nicht! Ich verbitte mir das, was fällt Ihnen denn eigentlich ein?"

Nun war es an ihm, verdattert zu gucken, einen Moment herrschte Schweigen, dann drehte er sich mit einem "Ich komme gleich wieder" um und verschwand in den Nebenraum

Und nun?

Natürlich war mein erster Gedanke, mir das Papiertuch vom Hals zu reißen, rauszustürmen, Versichertenkarte und Bonusheft zu verlangen und mich für immer zu verabschieden. F.s Zahnärztin, zu der er irgendwann wechselte, befindet sich gleich ums Eck, ich könnte gleich vorbeigehen und mir einen Termin geben lassen, doch ... hm, noch einen Termin mehr an der Backe, wo ich eh solche Mühe habe, alles abzuarbeiten, und das, wo ich hier nun schon mal saß und mir eigentlich nur noch der verdammte Stempel fehlte?

Hmmmm..., Gefühl sagte beleidigt, geh, aber sofort, aber die Vernunft meinte, sitz das aus, renn jetzt nicht vor dem weg, biete ihm die Stirn, ein paar Minuten, dann haste es hinter dir, kannst kundtun, dass es das für alle Zeiten war, hast aber in den letzten beiden Monaten des Jahres nicht noch mehr Gedöns.

Er ließ mich warten - ich sah auf die Uhr, überlegte, fünf Minuten gibste ihm noch, rührt sich bis dahin nix, kommt Plan Nr. 1 zum Einsatz, doch nur Sekunden später betrat er den Raum.

Stinkefreundlich, so als sei nix gewesen: "Guten Morgen, Frau xxx, was kann ich für Sie tun?"

Innerlich grinste ich breit, aber äußerlich reagierte ich sehr barsch:

"Moin!!! Reingucken, Stempel setzen, mehr brauchen SIE nicht mehr für mich zu tun ..."

Dann ging es kurz um Fachliches, wir tauschten uns höflich darüber aus, ich nach wie vor extrem kurz angebunden, bis er sich - nachdem zwischendurch noch die Helferin hereingekommen war und sich um die Zahnreinigung kümmerte, bevor sie wieder verschwand - sichtlich einen Ruck gab und das Vorgefallene ansprach.

Es tue ihm leid, aber ... blablabla ...

Er erlebe täglich, wie knapp Medikamente seien, die wichtigsten und lebensrettenden, z.B. Antibiotika, seien oft nicht lieferbar und er wolle alles in seiner Macht Stehende tun, um zumindest in seinem Bereich Ansteckungen zu vermeiden, denn es ginge ja bei Weitem nicht nur um Corona, sondern auch Grippe und andere Infekte gingen herum wie blöd. 

"Na ja", sagte ich, "ausgerechnet Antibiotika sind natürlich bei grippalen Infekten nicht das beste Beispiel, aber ist letztlich auch egal, denn das rechtfertigt auf keinen Fall Ihren Ton, mit dem Sie weit übers Ziel hinausgeschossen sind!"

Das sah er ein, mehr noch, er war sehr zerknirscht, typisch Choleriker eben, erst hochgehen wie eine Furie und dann selber nicht mehr blicken, wie das passieren konnte - im besten Falle, denn andere verrennen sich dann ja auch noch in den Gedanken, es sei gerechtfertigt gewesen.

Am Ende bat er mich noch einmal in aller Form um Entschuldigung, die ich annahm mit den Worten: "Angenommen, aber beim nächsten Mal bitte vorher nachdenken, denn so etwas geht gar nicht."

Mit einem festen Druck schüttelten wir uns die Hand - was für ein Widersinn, wenn er doch angeblich sooo sehr auf Viren und Bakterien achtet, und noch einmal entschuldigte er sich und gab der Hoffnung Ausdruck, ich würde es ihm nicht nachtragen.

"Es ist okay, vertragen wir uns wieder, also Schwamm drüber, aber ... Sie wissen ja ..."

Vielsagend sah ich ihn an, hihi, er kennt mich sehr lange und und weiß, dass ich recht rigoros werden kann, wenn mir etwas gegen den Strich geht, aber so gingen wir im Guten auseinander und ich kann nur hoffen, dass seine Frau so gute Lauscher hat wie er, denn solchen Menschen muss man zeigen, wenn sie ihre Grenzen überschreiten.

Dann gings weiter zum Optiker, der mir vorschlug in einer Stunde wiederzukommen, dann wäre Zeit für einen Sehtest, denn ohne könne er mir schlecht etwas raten.

Was ich dafür würde berappen müssen, fragte ich, doch er winkte ab, was mich schon mal optimistisch stimmte.

Pünktlich war ich zurück und nun machte sich ein junger Mann sehr viel Mühe mit mir bzw. meinen Augen.

Immer wieder musste ich durch die unterschiedlichsten Dinge schauen und dann erfuhr ich, dass mein linkes Auge fast perfekt funktioniert, das rechte aber leider nur noch 30% Sehkraft hat. 😮

Wie oft war ich nun in dieser blöden Augenklinik?

Ich kann es kaum noch zählen, aber noch nie hat mich dort jemand darauf hingewiesen, geschweige denn, irgendwas erklärt. Aber klar, wie denn auch, wenn die Ärzte alle kaum Deutsch sprechen?

Auf jeden Fall kommen drei Dinge zusammen, die Hornhautverkrümmung, das (unmerkliche) Schielen und nun auch noch das schwache rechte Auge, mit der Folge, das mein Gehirn zunehmend Schwierigkeiten hat, die Bilder deckungsgleich zu bekommen.

Genau das, was ich denen in der Klinki von Anfang an sagte: "Ich habe das Gefühl, ich kann meine Augen nicht koordinieren ..."

Sie werden mir nun diese Folien bestellen und nächsten Donnerstag werden wir den Test wiederholen, weil er immer auch abhängig von der Tagesform ist.

Dann werde ich mir wohl zunächst mal nur eine Lesebrille anfertigen lassen, denn wenn die Augen so unterschiedlich ticken, kann ich auf Dauer natürlich nicht mit den billigen vom Drogeriemarkt weitermachen.

Die Folien werden sie mir dafür zurechtschneiden, die lassen sich wohl wie am Handy einfach drauf- und wieder runterziehen, so dass ich selbst entscheiden kann, ob es ohne geht oder ob ich es mit ihnen ausprobieren möchte.

Falls doch, könnte man so etwas künftig in eine Brille einarbeiten, dann allerdings wird es richtig teuer, denn da ist man pro Glas mit rund 600 Euro dabei und die sind wohl auch recht dick, also hoffe ich mal, ich kann darauf verzichten.

Dann kämpfte ich mich weiter durch den Sturm, um meine Vor-Ort-Recherche abzuarbeiten, und war froh, dass mir auf dem Rückweg kein dicker Ast auf den Kopf fiel, aber immerhin trugen mich meine neuen Schuhe prima durch alles hindurch.

Das war wirklich ein guter Kauf, ein Hoch auf  Deichmann! 😊

Abends meldete sich meine liebe A. und berichtete, dass der Kleine eine Mandelentzündung hat und dass sie für den Weg zum Kinderarzt, der normalerweise eine Sache von höchstens 15 Minuten ist, sage und schreibe 2 Stunden benötigte.

Chaos in der ganzen Stadt, immer mehr Leute weichen wegen des nicht mehr funktionierenden Nahverkehrs aufs Auto aus, doch überall Baustellen mit gravierenden Absperrungen, so dass dann gar nix mehr geht. 🙄

Unnu muss ich hurtig loshopsen, meine Freitagseinkäufe erledigen und dann auf dem Weg vielleicht auch wieder einen Stapel Bücher loswerden.


Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉

4 Kommentare:

  1. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Zwischen dem Arzt und dir, das war großes Tennis.
    Ich bin etwas verwundert, was der sich herausnahm. Choleriker oder nicht.

    Ein wenig musste ich auch schmunzeln. Das ganze erinnerte mich ein bisschen an einen Lorio-Sketch.
    Erst schimpfen und dann tun als wäre nichts gewesen.

    Nur gut, dass er doch noch ein Einsehen oder etwas in dieser Art hatte.

    Mit deinen Augen, das tut mir sehr leid.
    Aber du hast doch immer wieder darauf hingewiesen. Sicher auch nicht nur im Blog? - Die müssten doch gescheckt haben, was da los ist? ... ob man nun der deutschen Sprache mächtig ist oder nicht, ich kann doch nicht die Patientin im Dunkeln lassen.

    Ob du wohl den Stapel Bücher losgeworden ist?
    Beste Genesung für den kleinen von A.




    Liebe - wärmende - Grüße
    Vom lifeminder

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    1. Im Nachhinein muss ich auch grinsen, lieber lifeminder, denn ich ahne, wie er selber einen Schrecken bekam und dann im Nebenraum saß, um runterzukommen und nachzudenken, wie komme ich denn aus der Nummer jetzt wieder raus? 😁
      Denen in der Klinik lag wohl nur die Kohle am Herzen, die sie mit den OPs verdienen konnten, alles andere war und ist denen wurscht, so kommt es mir jetzt vor und ich werde den Termin für Januar absagen, denn da sehe ich nun keinen Sinn mehr drin.
      Ach, übrigens, weil du wegen der Schilddrüse nachdenklich wurdest: Der junge Mann hielt das bei mir für wenig wahrscheinlich, weil ja nur ein Auge solche Probleme macht. Er meinte, wenn, dann müsste das auf beide gleich wirken.
      Vom Sozialladen erzähle ich gleich noch, denn auch da spielt man sich zurzeit gern bissl auf, keine Ahnung, warum ich überall auf so merkwürdige Stimmung stoße ... :-(

      Liebe "Danke, Wärme kann ich grad gut gebrauchen"-Grüße zurück! :-)

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  2. Bei der Bestattung, bei der ich heute zugegen war, war es auch frisch so daß ich eine dicke Jacke ausgewählt hatte. Gut, dass der Doc sich bei dir entschuldigt hat. Das ist kein Benehmen was er an den Tag gelegt hat, so geht einfach nicht mit seinen Mitmenschen um. Das ist einem Doc nicht würdig. Hier ist die Filiale von Reno geschlossen. Und das schon eine Weile. Die Gerüchteküche für mein real brodelt. Für den Markt hier gibt es weder einen Käufer noch einen Interessent. Wenn die tatsächlich zum Jahresende schließen ist es für die alten Menschen besonders schlimm, denn nicht Jede/Jeder hat ein Auto um ins Nachbarort zum einkaufen zu fahren. Öffis fahren in den Nachbarort aber eben weder zum Aldi nocht zum netto, der gerade umgebaut wird.

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    1. Das ist inzwischen ein echtes Problem auf dem Land, ich weiß.
      Früher hatte jedes Dorf seinen kleinen Laden, manche sogar mehrere, aber dann kamen die großen Ketten, bauten ihre Riesenkästen ins Umland, und eigentlich waren damit die Menschen ohne Auto schon raus.
      Ganz schlimm wird es, wenn diese Ketten nun ihre Läden auch noch schließen, und man kann eigentlich nur hoffen, dass es wieder mehr fahrende Händler geben wird, die so wie früher die Lebensmittel aufs Land bringen, sofern sie denn auch nur ansatzweise mit den Preisen mithalten können.

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