... hier zwar nicht ganz so knapp ist wie im alten Blog, aber trotzdem begrenzt, will ich lieber hier auf den gestrigen Austausch eingehen, liegt mir doch das Thema "Selbst ist die Frau" wirklich am Herzen.
Als ich in Stuttgart meinen ersten eigenen Hausstand gründete, Hunderte Kilometer von daheim entfernt, kam ich sehr schnell mit U. zusammen, seines Zeichens selbstständiger Installateur, also Handwerker durch und durch und natürlich war er mit allen Gerätschaften ausgestattet, über die ich noch gar nicht verfügen konnte.
So ergab es sich fast von selbst, dass er anrückte für alle handwerklichen Dinge, die bei mir so anfielen, und ich selbst - außer zum Bilderaufhängen - nicht ein Mal einen Hammer in die Hand nahm.
Drei Jahre später fand sozusagen ein fliegender Wechsel statt von U. zu F., und wieder war es das gleiche Spiel, denn auch er verfügte über Geräte und das nötige Know-how, so dass ich lange gar nicht auf die Idee kam, mich selber um Handwerkliches zu kümmern - dafür hatte man ja schließlich die Männer. 🙄
Ein Erlebnis gab es dann, das mir zwar sauer aufstieß, aber den Stein noch lange nicht ins Rollen brachte, zumal mir damals auch noch nicht klar war, dass F. trotz aller Voraussetzungen gar keine großen Ambitionen hatte, diese freiwillig zur Anwendung zu bringen.
Seine Schwester hatte sich neue Sitzfelle für ihr Auto gekauft und nun bekam ich mit, wie sie F. fragte, wann er denn mal zu ihr kommen könne, um diese anzubringen.
"Nanu, kannste das nicht selber?", fragte ich und bekam zu hören, "Doch, schon, aber ich will halt, dass er es macht ..."
Für mich war klar, dass es dabei um Machtspielchen ging, denn die Eltern der beiden waren ja nach dem Krieg vom Osten in den Westen gekommen, begannen in reifem Alter von umme 40 noch mit der Familiengründung, und da man ohne gewachsenes soziales Umfeld weitgehend auf sich selbst gestellt war, schloss sich die kleine Familie deutlich mehr zusammen, als ich es sonst kannte.
F. lebte auch mit nun schon 33 Jahren immer noch bei den Eltern, für mich völlig fremd, erschien es mir doch selbstverständlich, so früh wie möglich auf eigenen Beinen zu stehen, und nun hatte ich das Kontrastprogramm dazu, denn sein Vater starb, kaum dass wir zusammengekommen waren, und Mutter und Schwester setzten voraus, dass er dessen Stelle als Mann im Haus nun übernehmen würde.
Was er aber nicht tat, denn stattdessen zog er ja umgehend mit Sack und Pack bei mir ein, sehr zum Verdruss der Damen und nun ging es ihnen darum, ihm zu zeigen, wo sein eigentlicher Lebensmittelpunkt zu sein hätte.
Diese Rechnung ging nicht ganz auf, auch wenn er natürlich trotzdem brav hinfuhr und ihr die Felle auf die Autositze spannte - was ich bei meinem eigenen Wagen kurz zuvor selbst erledigt hatte. 😁
Immerhin das, doch als es dann mit dem PC losging, befand ich mich schnell wieder auf dem Rückzug, weil ich schlicht keinen Sinn darin sah.
Zweite Hälfte der Achtzigerjahre, bei mir in der Firma hatte man gerade damit begonnen, die Büroarbeitsplätze mit klobigen Monitoren auszustatten, auch eine Tastatur gab es jeweils, aber der Rest der damals noch riesigen EDV-Anlage befand sich in einem hermetisch abgeriegelten Teil im Keller des Hauses, für uns fast wie ein geheimes Heiligtum, überdies ein Buch mit sieben Siegeln.
Und nun meinte F. auf einmal, sich auch für daheim einen Computer anschaffen zu müssen - tzäääää, was für eine blöde Idee, reichte es nicht, wenn ich mich im Geschäft mit diesem Scheiß abgeben musste? 😲
Nein, es reichte nicht und so schleppte er den ersten Commodore, den C64 an, packte ihn in eine Ecke in meinem einst so gemütlichen Schlafzimmer und fortan sah ich oft auf seinen Rücken, während ich schon im Bette lag, und um ihn herum leuchtete es grün oder bernsteinfarben, je nach Monitor.
Okay, für meine Schreiberei war es ganz praktisch, wenn ich nicht mehr die Schreibmaschine benutzen musste, sondern dies am Computer erledigen und gleich ausdrucken konnte, auf Endlospapier und mit lautem Gerattere. 😁
Ansonsten sah ich wenig Sinn in dem Ganzen und tat es als Zeitverschwendung ab, wenn F. Stunde um Stunde davor herumsaß, was sich erst mit dem Internet und vor allem der ersten Flatrate ändern sollte.
Nicht nur, dass ich meinen immer schon immensen Wissensdurst auf einmal viel einfacher stillen konnte, nein, dann sah ich zufällig noch eine Prominente, die in einer TV-Talkshow von dem Forum erzählte, das sie gegründet hatte und in dem es um die Rolle der Frau ging.
Oh, ein Ort im Internet, an dem man sich mit anderen austauschen konnte?
Dass es so etwas gab, war bis dahin an mir vorbeigegangen und nun ging es ganz flott, ich meldete mich an und öffnete mir damit selber "mein Tor zur Welt".
Endlich sah ich einen Sinn im PC, das war die Stellschraube, die nötig gewesen war, um mein Interesse zu wecken - hatte ich mich zuvor auf F. verlassen, wenn es um "die Maschine" ging, und der sich wiederum auf seinen Leib- und Magentechniker, den er öfter kommen ließ, wenn er selber nicht weiterwusste, leckte ich nun Blut und begann mich in die Materie einzuarbeiten.
Ach, guck an, die luden da selbstgemachte Fotos hoch?
Wie ging das denn und wie zum Teufel bekamen die die Links in ihre Texte?
Und so weiter und so fort, ich fragte mich durch, bekam hilfreiche Antworten, notierte mir alles akribisch und fühlte mich nach und nach immer sicherer.
Irgendwann hatte ich das Fragen kaum noch nötig, sondern verließ mich auf meine zunehmende Erfahrung in der Benutzung von Suchmaschinen, einen Techniker haben wir fortan nie mehr gebraucht (toitoitoi), denn ... selbst ist die Frau, was ich dann ja auch in Punkto Sanieren alter Häuser gleich fortführte, denn ich finde es einfach sinnvoller, Dinge selbst zu können, statt sich von anderen abhängig zu machen und auf sie verlassen zu müssen.
Immer wieder erlebe ich es, wie besonders ältere Frauen oft unter Einsamkeit leiden. Die Kinder, sofern vorhanden, leben weit weg und/oder führen ihr eigenes Leben, es ist einfach niemand (mehr) da und um üherhaupt mal eine Stimme zu hören, läuft ständig das Radio, was aber natürlich einseitig ist und keinen Austausch darstellt.
Den man aber übers Internet ganz einfach haben könnte, sofern man denn damit umzugehen weiß.
Natürlich ist es am schönsten, wenn man auch im Alter noch aktiv sein kann und ein lebendiges Umfeld, Familie oder einen Bekanntenkreis hat, aber ... nicht allen ist das vergönnt und zumindest etwas erleichtern könnte man sich das, wenn man nur wollte ...
Und nun hat mich F. zwischendurch wieder ständig abgelenkt, da er Probleme mit seinem PC hatte 😁, deshalb sitzt mir die Zeit im Nacken und ich will mal hurtig aufbrechen zum Freitagseinkauf.
Was es gestern noch an erfreulichem Neuen gab, dazu dann morgen mehr ...
Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉
Da muß ich schon ein wenig grinsen liebe Rex-Mama. Als meine Mutter ihren Polo bekam, bekam ich die Aufgabe nach Lammfellen Ausschau zu halten, demit der Winter kommen konnte. Damals war es auch noch eine jahrezeit, die ihrem Namen alle Ehre machte. Den Bezug zu installieren war leider nicht ganz so einfach und brachte mich manchmal an den Rand der Verzweiflung. Diese Felle blieben so lange drauf, bis ich das Auto übernommen habe, Ich denke es ist von unschätzbarem Wert einen Mann zu haben der handwerklich geschickt ist. Und ja, bei meiner Asubildung zum Industriekufmann gab es große PC's. Ich bin jetzt wieder lebendig. Eine Grippe hat mich aus der Bahn geworfen.
AntwortenLöschenAch, deshalb warst du auf einmal verschwunden, wollte mich schon bei dir im Blog erkundigen, ob alles in Ordnung ist bei dir.
LöschenGut, dass es dir nun besser geht ...
Und hihi, ja, ich entsinne mich auch an das Gefummele mit den den Sitzfellen. Meine Schwägerin wird schon gewusst haben, warum sie das ihrem Bruder aufs Auge drückte.
Hallo, Liebe "Rex-Mama!"
AntwortenLöschenNun habe ich doch glatt schon wieder etwas über dich gelernt und auch verstanden, wie du dich in Dinge fuchst . Bewundernswert. - "F" scheint mir ein Ideengeber zu sein. Er bringt vieles ein, irgendwann bleibt es bei dir hängen und du bildest dich weiter. Ob Technik oder Hund.
Ist "F" denn ein Mensch, der gerne am Computer spielt. Habe ich das richtig herausgelesen aus den Sätzen mit dem C64?
Ich bin sehr gespannt, was es erfreuliches gab und freue mich schon auf deinen nächsten Blog?
Liebe - technisch versierte - Grüße
Vom lifeminder
Hihi, lieber lifeminder, so hab ich das noch gar nicht gesehen, aber du hast es gut beobachtet, denn auch auf den Hund kam ich letztlich ja nur durch F., weil ich gezwungenermaßen damals lernen musste, mit dem Familiensetter Rusty irgendwie klarzukommen, egal, wie viel Angst ich zunächst noch vor ihm hatte.
LöschenDas Ende vom Lied ist dann jedes Mal, dass ich es bin, die sich so richtig reinfuchst und die ganze Arbeit an der Backe hat. 🤣
Und ja, F. spielt, seit er in Rente ist, allerdings nur Mahjong Epic, wo man fast unendlich viele Spielbretter zur Auswahl hat.
Ich selbst beschränke mich auch auf Mahjong bzw. die alten Windows-Spiele und noch bissl Puzzeln, ansonsten geht der Spielehype völlig an mir vorüber.
Wie ist das denn bei dir eigentlich?
Liebe Im-Moment-mit-Zwiebel- und Fischgeruch-an-den-Fingern-Grüße zurück! :-)))
Hallo, Liebe "Rex-Mama!"
AntwortenLöschenIch mutiere zwischendurch immer mal wieder zum Spielkind. Spiele gerne mal nebenbei eine Runde Fußballmanager oder Schach.
Ansonsten liegt meine Videospielzeit weit über 20 Jahre zurück.
Mir gibt das Lesen und der Blog so viel mehr, wie es das Spielen am Computer wahrscheinlich je könnte.
Liebe - verspielte - Grüße
Vom lifeminder
Jo, lieber lifeminder, das ist bei mir auch so, alles rund um die Blogs ist mir inzwischen sehr wichtig, das Sortieren, das Festhalten, der Austausch darüber, während ich beim Spielen bewusst auf aufwändigere Dinge verzichte, nur die ganz einfachen, kurzen mache, entweder um zwischendurch mal eben den Kopf freizubekommen oder auch so nebenher, wenn das TV-Programm mich mal wieder nicht fesseln kann.
LöschenFür zeitintensive Spiele hätte ich weder Zeit noch Lust ... ;-)