Sonntag, 22. Oktober 2023

Zwutschi gehen

 Warum auch immer, dieser Ausdruck kam mir gerade in den Kopf und wie oft meine Oma ihn verwendete, wenn sie sich anschickte, das Haus zu verlassen, oder auch, wenn sie einem erklären wollte, wo sich jemand anderer gerade befand: "Die Mama is zwutschi gegangen ..."

Gibt es sie bei euch auch, diese Sätze, die irgendwann einmal durch Kindermund entstanden und sich dann über die Jahre in der Familie einbürgerten, diese Art Gemeinsprache, die niemand sonst versteht?

"Tachtach gehen", sagte meine kleine Schwester, wenn sie "spazieren gehen" meinte - vermutlich weil sie mitbekommen hatte, dass man unterwegs schon mal jemanden traf, den man mit ""Tach" begrüßte?

Einmal sagte sie am Mittagstisch, auf dem eine heiße Suppe dampfte: "Papa, muttu aufpassen, sonst brennt du dir Nauzi", und das wird bei uns bis heute als Warnung ausgesprochen, wenn das Essen noch sehr, sehr heiß ist. 😂

Als sie das erste Mal bewusst die Ostsee entdeckte, stellte sie unmissverständlich fest: "Schepp ist das", vermutlich weil sie das Rauschen der Wellen als Scheppern empfand, ... keine Frage, wie das Meer in unserer Familie bis heute genannt wird, oder? 😁

Im gleichen Urlaub machten wir einen Tagesausflug nach Bad Segeberg, E. kommentierte einen prächtigen Springbrunnen mit "Ohhh, Pappppppaaaa, da ist ja ein Handstand-Plumps-Wässerchen", auch dieser Ausdruck überlebte die Jahrzehnte, genau wie "Mutze dadauftellet", was die kleine E. verkündete, als sie sich ganz allein die Mütze aufgesetzt hatte, zwar krumm und schief und halb über den Augen, aber sie war immerhin oben auf dem Kopf.

F. war natürlich noch gar nicht dabei, aber auch er versteht es, wenn ich ihm mit "Mutze dadauftellet" verkünde, dass ich fertig angezogen bin fürs Ausgehen. 😅

Und ein Wort hat er sich sogar vollständig gekapert, nämlich das Hiesimäxchen.

So taufte ich selber als Winzling Pferde, natürlich, machten sie in meinen Ohren doch "Hiiieeee", und außer mir wird es wohl keiner verstehen, wenn F. zu mir sagt: "Schau, Eule, da sind Hiesimäxchen ..." 😀

Und nun habe ich der Ordnung halber das  "Zwutschi gehen" doch mal eben durch die Suchmaschine gejagt und staune nicht schlecht, denn ausgerechnet das entstammt keinem familiären Kindermund, sondern ist in Norddeutschland, wo Oma ja aufwuchs, gebräuchlich, auch wenn ich das "S" immer wie "Z" verstand.

Man lernt nie aus und damit auch genug, denn nun muss ich die sonntägliche Ruhe mit dem Staubsauger stören gehen, weil mir unter der Woche beim besten Willen keine Zeit für eine solche Aktion bleiben wird.

Habt einen schönen und ... ruhigeren Sonntag und bleibt bitte gesund! 😊

9 Kommentare:

  1. Liebe Rex-Mama, da muß ich leider passen, solche Aussagen aus einem Kindermud sind mir nicht mehr in Erinnerung. Allerdings kann ich mich noch sehr gut daran erinnern, dass mein Teller früher eine Windmühle in blauer Farbe vor einem gelbem Hintergrund zeigte. Ich finde es schön, dass du dich noch an diese Ausdrücke erinnern kannst.

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    1. Ich brauche mich ja noch nicht mal zu erinnern, mein Lieber, weil sie einfach weiterlebten, diese Ausdrücke, und bis heute benutzt werden.
      Schön, dass du deinen Kinderteller noch vor dir siehst, wir hatten auch alle welche und sogar Minibesteck dazu.

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  2. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Heute hast du in mir kräftig Kopfkino mit deinem Blog in mir ausgelöst
    Diese erfundenen Redewendungen und Worte gibt und gab es bei uns auch.

    Als Kind taufte ich das letzte Stück Brot: "Herrchen". Wenn wir eine Frage in der Familie nicht beantworten wollen, sagen wir: "Ich mache jetzt nicht die Sendung mit der Maus."

    Zwutschi ist wunderbar. Das klingt auch nach fortgehen.
    Da fällt mir ein, meine Großmutter väterlicherseits sagte immer: "Wer nicht kimmt braucht nicht fortzugehen".

    Gerade, wenn man das noch eine Verbindung zur Realität herstellen kann, macht das gesamte doch doppelt Spaß.



    Liebe - zwutschblo (so nennt man übrigens übermittelt Grüße an Blogfreunde) :) - Grüße
    Vom lifeminder

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    1. Lach, lieber lifeminder, genau so etwas meinte ich, diese kleinen Sätze, die irgendwer mal raushaut und die sich dann einbürgern.
      Hast du eine Idee, was dich aufs Herrchen brachte?
      Wie nennt man dieses Randstück bei euch in der Gegend denn "offiziell"?
      Bei uns heißt es Knäppchen, im Dörfli sagten sie Knüstchen und ich muss nachher mal F. fragen, wie seine Familie dank Ost-Einschlag wohl dazu sagte.
      Und ja, meine Oma hatte auch so einige Weisheiten drauf, die sie gerne mal erwähnte und die mir gerade fast alle nicht einfallen wollen.
      Bis auf "im Bett sterben die Leut", das sagte sie sehr oft und ich glaube, ich habe das ein Stückweit verinnerlicht, denn tatsächlich habe ich nach meiner Kindheit damit aufgehört, mich kränkelnd ins Bett zu legen, und ziehe, wenn überhaupt, das Sofa vor.

      Unnu denke ich weiter darüber nach, wie du aufs Herrchen gekommen sein magst. 🤣

      Liebe Zwutschblo-Grüße zurück! 😊

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  3. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Seit ich deinen Blog gelesen hatte, versuche ich mich zu erinnern, wie das wohl zustande kam oder gekommen sein könnte, bisher fällt mir die Erinnerung und jegliche zündende Idee.

    Doch dieses "Herrchen" hält sich bis heute in der engsten Familie und ist ähnlich wie bei euch bei anderen Begriffen ein geflügelter Begriff.



    Liebe Herrenhafte Grüße an die Dame
    Vom lifeminder

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    1. Deshalb interessierte es mich ja, wie dieses Endstück bei euch offiziell genannt wird.
      Vielleicht hast du diesen Ausdruck abgewandelt oder hat möglicherweise jemand beim Brotschneiden immer geflucht "Herrjeeee" oder so? 🤣

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  4. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Vielleicht hast du damit den Nagel auf dem Kopf getroffen?
    Möglicherweise rief ich früher: "Herrjeeee ist das klein?" ... irgendjemand aus der Familie, griff das auf, stand weiter weg und vernahm statts dem "Herrjeeeee", Herrchen".



    Liebe - Sprachakrobaten - Grüße
    Vom lifeminder

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    1. Oder andersherum, dass jemand beim Brotschneiden schimpfte und du das mit kindlichem Wortschatz als "Herrchen" verstanden hast?

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  5. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Wenn mein Gehirn mich nicht in diese Zeit zurückführt und mich ein Geistsblitz der Erinnerung durchfährt, werden wir es wohl nie erfahren? - Aber Möglich ist es, natürlich.


    Liebe Grüße
    Vom lifeminder

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