Sonntag, 15. Oktober 2023

"Ich hab dich lieb ..."

 Für eine Stunde hatte ich mich gestern Mittag nach oben zurückgezogen, schlief ein und träumte, dass meine Mutter diesen Satz zu mir sagte.

Hähhhh???

Nie in meinem ganzen Leben habe ich Worte wie diese von ihr, von Papa oder überhaupt von jemandem in unserer Familie gehört und nun empfand ich sie fast als peinlich, weil ich keine Ahnung hatte, wie ich darauf reagieren sollte.

Einfach nur "Ich dich auch." sagen und schnell wieder zur Tagesordnung zurückkehren oder sollte ich ihr meine Verblüffung zeigen und nachhaken, was den Sinneswandel herbeigeführt hatte?

Zum Glück wurde ich in diesem Moment wach, was mich einer Entscheidung enthob, aber das Erstaunen begleitete mich noch eine Weile, genau wie wieder einmal die faszinierende Frage, wie unser Gehirn, vor allem das Unterbewusstsein wohl funktionieren mag.

Offenbar hält sich in einer der vielen Windungen immer noch das kleine Mädchen versteckt, das sich so verzweifelt nach der Liebe der Mutter sehnte. statt immer nur schlechte Laune, Drill und Strenge zu erfahren?

Wobei es nicht zu übersehen ist, wie unterschiedlich in den Familien mit dem Thema Zuneigung umgegangen wird. 

Papa war durchaus ein "Küsschen-Typ", immer begrüßten und verabschiedeten wir uns so, während Muttern so etwas eher ablehnte, dafür aber innerhalb ihrer Ehe wohl kaum zu bremsen war, was Körperlichkeit anging.

Genau wie meine Oma, also ihre Mutter, übrigens. Noch vor Kurzem hatte ich Briefe in der Hand, wo sie ihrem letzten Lebensgefährten in der per Anzeige ins Leben gerufenen Kennenlernphase mitteilte, dass sie trotz ihres Alters noch großen Wert auf Sex lege. 

Ich glaube, ich erzählte es schon einmal, wie F. diese ansonsten sehr kalte Frau so sehr überraschte?

Irgendwann hatte er sie einmal kennen gelernt, als wir ein Familientreffen im Schwarzwald veranstalteten, nun war sie - etliche Jahre später - bei den Eltern hier in der Stadt zu Gast.

Wir fuhren hinüber und nie werde ich das Bild vergessen:

Oma saß im Wohnzimmer im Sessel und mein lieber F. stürmt mit einem "Hallo Ömchen" auf sie zu und drückt ihr einen saftigen Schmatzer auf die Wange. 

Völlig verdattert war sie, genau wie wir alle, doch F. merkte gar nix, ihm erschien es als das Normalste der Welt, sie so zu begrüßen. 😂🤣😂

(Ich glaube nicht, dass jemand anderer aus der Familie sie jemals küsste oder von ihr geküsst wurde. 😁)

Andere dagegen gehen fast schon inflationär mit Liebesbekundungen aller Art um. U. z.B. sagt ständig zu ihren Kindern "Lieb dich", auch mir gegenüber kommt ihr das oft von den Lippen und wenn wir uns grad nicht sehen, dann schreibt sie es mir halt.

Letztlich ist beides kein Garant für erfüllte und dauerhafte Beziehungen und erst recht nicht für die Entwicklung psychisch stabiler Kinder, vermutlich hängt es wie bei allem vom richtigen Maß ab und sicher auch vom Tiefgang, die dahintersteckt, oder?

Ansonsten nix Neues hier - kalt isses geworden und inzwischen geht bei bei mir schon wieder nix mehr ohne Handschuhe.

Trotzdem werden meine Finger sicher bald wieder anschwellen, keine besonders erfreulichen Aussichten, aber nun mal nicht zu ändern.

Mit A. bin ich seit gestern Morgen fortlaufend in Kontakt, um zu sehen, ob sie klarkommt.

Tut sie, aber besonders gut klingt es alles nicht, wobei mir immer wieder auffällt, was für ein Teufelskreis das ist.

Eben fragte ich, womit sie den Tag verbringen wird, bis sie abends wieder zurück ins KH muss, und die Antwort lautete: Haare waschen und Sofa.

Immer wieder das Gleiche, sie hat schlicht nix zu tun, zum einen fehlt oft der innere Antrieb,  zum anderen ist die kleine EU-Rente aber auch derart niedrig, dass das Geld gar nicht für irgendwelche Unternehmungen reicht, und hat sie dann mal eine Aufgabe, geht der Schuss auch noch nach hinten los.

Kürzlich musste sie einige Wochen lang nach ihrer alten Mutter sehen, weil deren Lebensgefährte in der Klinik war, und schon kippt sie psychisch wieder völlig aus den Latschen.

Mist, riesiger Mist und auch hier kommt mir wieder das Thema Internet, denn wüsste sie damit besser umzugehen, wäre das vielleicht doch ein kleiner Ausweg aus der ständigen Einsamkeit. 

So, und nun mal sehen, ob sich meine Frendin aus Süddeutschland heute vielleicht meldet. Sie ist letzte Woche endlich umgezogen, nachdem sie ja jahrelang vergeblich nach einer Wohnung suchte und auch die jetzige nur aufgrund persönlicher Beziehungen bekam.

Bin gespannt, wie sie sich dort einlebt, und hoffe, dass damit zumindest bei ihr die Einsamkeit ein Ende hat, denn die neue Nachbarschaft klingt sehr gut.

Selber anrufen kann ich sie nun nicht mehr, da sie das Festnetz abmeldete und nur noch Handy hat, wofür mir wiederum die Flatrate fehlt.

Also abwarten und falls sie sich nicht meldet, sollte ich wohl endlich meine Tante anrufen, so wie ich es mit ihr auf der Beerdigung ihres Sohnes vereinbarte.

Zum Schluss noch die Farben des sich verabschiedenden Sommers:


 

Rot, gelb, grün - immerhin hier eine Ampel, die in ein paar Wochen Schnee von gestern ist. 🤣😂🤣


Habt einen schönen Sonntag und ... bleibt bitte gesund! 😉


7 Kommentare:

  1. Ja, liebe Rex-Mama, langsam verabschiedet sich der Sommer und der bunte Herbst kommt mit großen Schritten. Ich hoffe, dass wir doch noch ein paar schöne Tage genießen können. Ein liebes Wort bekam ich immer von der Schwester meiner leiblichen Mutter, die später durch eine Erwachsenadoption meine Mutter wurde. Da war meine leibliche Mutter schon eine lange Zeit tot. Und wenn ich heute zurück schaue, dann es die beste Entscheidung für mich die meine Tante treffen konnte, denn ohne diese entscheidung wäre ich nicht der Mensch, der ich heute bin. Dafür bin ich dankbar. Und für dich gilt auch weiterhin: Gute Besserung.

    AntwortenLöschen
  2. Oh, dann war also die Mutter, um die du so sehr trauerst, gleichzeitig auch deine Tante?
    Irgendwie klingt das wunderbar, also wenn man sich die Mutter selber aussuchen kann, auch wenn es natürlich sehr traurig ist dass deine leibliche so früh starb.
    Schon interessant, welch unterschiedliche Wege das Leben so bereithalten kann für uns ...

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das sollte nicht anonym sein, aber mittenhinein schellte das Telefon und so vergaß ich den Namen einzutragen. ;-)

      Löschen
  3. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Unser Unterbewusstsein zeigt uns wohl oft - mir geht es nicht anders - in Träumen nach, was wir uns gesehnt oder was vielleicht hätte sein können? - Schön, jedoch das wir noch fähig sind zu träumen.

    Allein vom Lesen mag ich "F" mit seiner ungebrochenen Fröhlichkeit. Der ist für mich ein Beispiel von ganz unverstellten Menschsein auch.

    Für deine Freundinnen kann man nur das Beste hoffen, dass sie alle aus ihrer Schieflage herauskommen oder sich schnell in der neuen Umgebung zurechtfinden.

    Ich sehe wie die Temperaturen fallen und es schreckt einem, zu wissen, dass ihr relativ unfreiwillig kalt sitzt. Ganz geschweige von deinen Fingern. - Da muss dringen was passieren in Sachen Heizung. ... fragt sich nur, wie das funktionieren soll?

    Der Sommer geht endgültig und der Herbst fühlt sich auch langsam wie ein Herbst an.
    Morgen Wochenanfang!



    Liebe - auf zu neuen Abenteuern - Grüße
    Vom lifeminder


    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Lach, lieber lifeminder, das momentane Frieren geschieht nicht relativ sondern komplett unfreiwillig, denn nichts wäre mir lieber, als endlich eine funktionierende Heizung zu haben.
      Mit F. haste Recht, der ist so was von "unverstellt".
      Geradeheraus und echt isser und was ich sehr zu schätzen weiß, er wäre nie auf die Idee gekommen, mich - nur weil ich Frau bin - nicht auf Augenhöhe zu behandeln, um das dann hinterher wiedergutzumachen, indem er mich begendert. ;-)))
      Hier fühlt sich der Herbst mit einem Schlag schon wie Winter an, denn es ist richtig kalt geworden, von daher ...

      ... liebe Abenteuerlich-Grüße zurück! :-)

      Löschen
  4. Guten Morgen, liebe Rex-Mama,
    zum erstenmal hatten wir jetzt Nachtfrost und ich denke mit Schauern daran, dass ihr ohne Heizung seid....

    "Hab dich lieb" und derartige Liebesbekundigungen gab es bei uns auch nicht, und ich wäre wohl auch eher verursichert gewesen :-)
    Aber ich habe nie bezweifelt, dass mich meine Mutter lieb hatte. Küsschen und Umarmungen, all das ist mir bis heute eher unangenehm und wird inflationär gemacht ;-) Ich glaube, ich habe meine Eltern mit Handschlag begrüßt, wenn wir uns besucht haben.

    Schon doof, wenn jemand kein Festnetztelefon mehr hat. Aber über WhatsApp kannst du deine Freundin doch anrufen, ohne Flat halt nur von zuhause aus.

    Guten Start in die neue Woche und lieben Gruß :-)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja, liebe Hermine, hier ist es auch sehr kalt geworden und es ist echt kein Vergnügen, wenn man genau weiß, man könnte nicht mal einschalten, wenn es zu arg wird. :-(
      Was diese Bussi-Bussi-Gesellschaft angeht, kam mir Corona zumindest in dieser Beziehung grad recht, denn dadurch wurde das doch bissl unterbunden, wobei ich aber gegen eine echte Umarmung mit Leuten, die ich mag, nichts einzuwenden habe. ;-)
      Die Eltern mit Handschlag begrüßen?
      Hihi, das käme mir sehr befremdlich vor, so was gabs bei uns tatsächlich nie, so förmlich waren wir nie, aber es läuft halt überall anders.
      Über WhatsApp telefonieren geht natürlich, allerdings ist die Qualität meist nicht besonders gut und es ändert eh nix dran, dass man es nur mit dem Handy kann.
      Irgendwie ist mir der Festnetzapparat zum Reden einfach nach wie vor sympathischer, selbst wenn man auf Lautsprecher stellt, aber nun muss W. halt mich anrufen, genau andersherum als früher. Da hatte sie keine Festnetz-Flat und so war ich immer an der Reihe.

      Dir auch einen guten Start und lieben Gruß zurück! :-))

      Löschen