Mittwoch, 4. Oktober 2023

Wow

 Man kann doch immer noch einen draufsetzen, denn offenbar genügt es nicht, von jungen Leuten immer weniger zu verlangen, sondern obendrein möchte die SPD sie auch gern zum 18. Geburtstag mit 20.000 Euro beschenken.

Was soll das sein? Ein Extraschmankerl für die Auto- oder Handy-Wirtschaft oder was glaubt man, was sich die "Kiddies" dafür kaufen werden?

Und was ist eigentlich unter "alle junge Menschen in Deutschland" zu verstehen, die in diesen Genuss kommen sollen?

Einreise genügt, schon winken die Scheinchen?

Ehrlich, so allmählich bin ich mit meinem Latein komplett am Ende. Will man mit aller Gewalt jeden Anreiz für Leistung aus den Köpfen verbannen?

Wir war das denn bei euch mit einsetzender Volljährigkeit bzw. mit dem Start ins eigenständige Leben? 

Gab's da Geschenke oder Rundumversorgung von irgendeiner Seite?

Ich selbst bekam von meinen Eltern als Belohnung fürs bestandene Abitur 100 DM, und die sogar noch zweckgebunden, denn dafür sollte ich mir das Kleid für den Abi-Ball kaufen.

Das war's. 

Schon zwischen den Prüfungen hatte ich begonnen in Vollzeit zu arbeiten und zog das bis zum Beginn meiner Aus- bzw. Weiterbildung durch.

Dann ging es erst einmal finanziell wieder bergab, denn damit mein Papa weiter Kindergeld für mich kassieren konnte, musste ich auf einen kleinen Teil meines knappen Lohnes verzichten. Wenn ich mich recht entsinne, waren es 449 DM, die ich dann monatlich bekam.

Da es mit meinen Eltern gar nicht mehr lief, zog ich trotz knapper Kasse zu meinem damaligen Freund, beteiligte mich an den Wohnkosten, so gut es ging, wobei wir allerdings auf jeden Komfort verzichten mussten.

Eine Heizung gab es gar nicht, lediglich über einen elektrischen Radiator verfügten wir, der es im Winter mit Ach und Krach schaffte, immerhin einen Raum so warm zu machen, dass wir uns dort aufhalten und auch schlafen konnten.

Eine Waschmaschine hatten wir ebenfalls nicht, hieß für mich, alle Wäsche mit dem Schrubberstiel in der Badewanne durchzuwalken, und zum Glück fanden wir dann wenigstens eine ausrangierte Schleuder, so dass es besonders mit der Bettwäsche nicht mehr ganz so mühsam war, sie so von der gröbsten Nässe zu befreien, damit ich sie aufhängen konnte.

Dann das Zerwürfnis, noch einmal musste ich kurz zu den Eltern zurück, da von meinem kleinen Einkommen eine eigenen Wohnung nicht finanzierbar war, doch sobald ich meine Prüfungen im Sack hatte, suchte ich mir ein anderes Betätigungsfeld als das mir von Papa ursprünglich aufgezwungene.

Ab nach Stuttgart, wo ich ein halbes Jahr lang in einem möblierten Zimmer lebte. Klo eine halbe Treppe hoch im Treppenhaus, Waschmaschine wieder nicht vorhanden, also ging die Walkerei nun in der Duschkabine los, die mitten in meinem Zimmer stand.

Bevor ich mit einem Koffer und einer Reisetasche abreiste, hatte Papa mir ein Postsparbuch mit 100 DM drauf in die Hand gedrückt. Für den Notfall, wie er sagte, damit ich mir zumindest eine Fahrkahrte zurück würde kaufen können, sollten alle Stricke reißen.

Ich weiß es gar nicht mehr, wie viel Geld ich sonst noch dabei hatte, mir schweben 30 Mark vor.

Von denen ich dann mein gesamtes Leben während des ersten Monates bestreiten musste, bis endlich der erste Lohn käme.

Von meinen hochbetagten Vermietern lieh ich mir ein kleines Töpfchen, kaufte mir Teebeutel, so war schon mal fürs Trinken gesorgt.

Des Weiteren gönnte ich mir ein Messer, eine Gabel, einen Löffel, eine Tasse, kaufte mir geschnittenes Brot, Margarine und einige Dosen mit Fertigsuppe.

Das war alles, was ich hatte in den ersten Wochen, und keiner wäre auf die Idee gekommen, dass ich nun besonders bedauernswert sei, denn ich hatte ja einen Kopf und zwei Hände, um an der Situation etwas zu ändern.

Zum Glück verdiente ich in den ersten Monaten bei meinem Privatdetektiv recht ordentlich und da ich weiter genügsam blieb, konnte ich mir das Geld für Führerschein und Uralt-Auto zusammensparen und dann auch ein halbes Jahr später umziehen in ein Einzimmer-Apartment.

Kleine Küche war vorhanden, sogar eine Gemeinschaftswaschmaschine im Keller, nur Möbel hatte ich natürlich noch gar keine.

Eine geliehene Matratze half mir über die erste Zeit hinweg, denn Schlafen war ja eigentlich das Wichtigste, damit ich meiner Arbeit nachgehen konnte - inzwischen eine neue, denn das mit dem Detektiv hatte sich erledigt, weil ich beschloss, in Stuttgart bleiben zu wollen.

So baute ich mir nach und nach alles auf, zwei Jahre später war ich so weit, in eine etwas größere und zentraler gelegene Zwei-Zimmer-Wohnung umziehen zu können.

Möbel hatte ich ja inzwischen, nur kein Bett, da ich auf dem ausklappbaren Sofa nächtigte, was mir auch weiterhin dazu dienen sollte, bis ich wieder genug gespart haben würde, um mich zu verbessern.

Welch grandioser Zufall, dass Mieter im Hause eines Freundes sich gerade veränderten und ihr französisches Bett auf den Sperrmüll geben wollten. Natürlich schlug ich zu - etwas durchgelegen war es bereits, aber ansonsten langte es mir noch für einige Jahre und so war ich bestens eingerichtet, als F. dann in die fertige Wohnung zu mir stieß.

Hätte mir jemand, so wie es nun geplant ist, 20.000 Mark geschenkt, jo, das wäre sehr bequem gewesen. Mein Auto wäre sicher nicht ganz so klapprig gewesen, mein Bett ein neues und vielleicht hätte es sogar für einen Urlaub gereicht, aber was mir dadurch entgangen wäre, war dieses irre gute Gefühl.

Wie oft lag ich abends - erst auf dem Ausklappsofa, später auf dem Bett, sah mich um und fühlte eine ungeheuer tiefe Befriedigung: Das alles hast du dir ganz alleine verdient und aufgebaut!

 Stolz war ich auf das Erreichte, wirklich zufrieden mit mir und ich konnte mir regelrechte Löcher in den Bauch freuen über jedes Teil, das mich umgab, denn jeder Löffel, jeder Bettbezug, jedes Handtuch, jedes Buch, jedes Bild an der Wand usw. ... für all das hatte ich gearbeitet und es mir redlichst verdient.

Heute höre ich dagegen, dass die jungen Leute ganz selbstverständlich zum Amt gehen um "die Erstausstattung zu beantragen", dazu soll dann noch dieses Schmankerl kommen.

Tja, was soll ich dazu sagen?

Sehr bequem, sehr verwöhnt alles, nur ... diese Glücksgefühle, wie ich sie hatte, wird man den jungen Menschen damit kaum verschaffen und vor allen Dingen auch nicht das Bewusstsein, dass es Spaß machen kann, gefordert zu sein und Leistung zu bringen. 


Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund!

 

 

8 Kommentare:

  1. Oh, halte mich bitte auf dem laufenden, was diese 20.000 Euro betrifft, denn im positiven Fall schicke ich zu gegebener Zeit das Kind bei euch vorbei! :)
    Jetzt bin ich ja grundsätzlich nicht der Ansicht, dass man es jungen Menschen so schwer wie möglich machen sollte. Die Arbeitsmarkt-Situation war in unserer Jugend auch sicher eine andere als sie heute ist.
    Vor kurzem habe ich einer interessanten Radio-Sendung gelauscht, wo ein Experte, ich meine er kam aus D, auch der Ansicht war, dass alle jungen Menschen die gleichen Chancen haben sollten. Deshalb würde er allen eine "Erbschaft" zuerkennen wollen.
    Zuhörer:innen konnten anrufen und ihren Kommentar abgeben oder Fragen stellen. Es war eine sehr gemischte Diskussion :)
    Ich habe seinen Zugang zum Thema verstanden. Die Frage ist nur, wofür dieses Geld dann tatsächlich draufgeht. Aber den Gedanken der Gleichberechtigung finde ich durchaus charmant.
    Lieben Gruß

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    1. Klar, mache ich, damit du es beizeiten losschicken kannst, denn die Schlangen an den Grenzen dürften sehr lang werden. *g*
      Und, nee, für Schwermachen bin ich natürlich auch nicht, nur halte ich es für kontraproduktiv, wenn Menschen immer mehr daran gewöhnt werden, alles von Anfang an hintenrein geblasen zu bekommen.
      Mit der Arbeitsmarktsituation hast du Recht, zu meiner Zeit musste man sich schon sehr bemühen, eine Stelle zu bekommen, während sie heute ja fast schon auf die Knie fallen, wenn man sich bereit erklärt, eine Arbeit anzunehmen.
      Vielleicht war dieser "Experte", den du hörtest, ja genau dieser Carsten Schneider aus dem Artikel, nämlich der "Ostbeauftragte" unserer Bundesregierung, der die Kinder im Osten so sehr im Nachteil sieht?
      Keine Ahnung, was dieser Versuch von Gleichmacherei soll, denn am Ende hätten ja doch wieder die mit reichen Eltern mehr als die anderen, und was die "gleichen Chancen" angeht, hm, wann fangen wir dann an die unterschiedlichen IQs auszugleichen und auch die Optik, wir ja auch in sehr unterschiedlichem Maß von unseren Eltern erben?
      Gibts dann womöglich ab einem gewissen Alter das Recht auf kostenlose Schönheits-OPs? 😂

      Die Autoindustrie würde es auf jeden Fall freuen, denn vermutlich würden die allermeisten Teenies die geschenkte Kohle dafür investieren, aber ansonsten habe ich das Gefühl, dass man den Gedanken der Gleichberechtigung ziemlich fehlinterpretiert.

      In welchem Zukunftsroman war es noch mal, wo die Babys entkorkt statt geboren wurden, damit von Anfang an alles korrekt und auf gleichem Niveau mit ihnen ablief?
      Huxley ...? *grübel*

      Lieben Gruß zurück!

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  2. Wie war das gleich mit dem sodervermögen, das man früher Schulden genannt hat? Eine Regierung, die sich damit brüstet Flüchtlinge auf Teufel komm raus ins Land zu holen, damit endlich diese deutschen Steuerzahlerdeppen die Mehrheit verlieren. Und nein, liebe Rex-Mama, das sind leider keine Verschwörungstheorien. Deshalb soll ja auch das Wahlalter gesenkt werden außdem lässt sich so der Pöbel besser beherrschen. Und ja, die North Stream 2 wurde gesprengt mit wissen der Regierung. Warum wird das nicht aufgeklärt? Fragen über Fragen.

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    1. Mit der von einem gewissen Spektrum gewünschten Absenkung des Wahlalters gebe ich dir recht, Helmut, das soll massenhaft Wählerstimmen geben, aber bei North Stream 2 staune ich. Du hast also verlässliche Informationen darüber, wer dahintersteckte?

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    2. Herr Biden hat das doch selbst auf einer Pressekonferenz gesagt. Das übersieht/überhört man heute. Und eine EU politikerin der Grünen hat das Thema auch angesprochen und Habeck angesprochen. Welche zweifwl gibt es sonst noch? Thema Demokratie. Das System bedient die Reichen und Mächtigen, dem Wahlvolk wird vor gegauckelt es hätte was mit zu bestimmen. Was passiert, wenn du zur Wahl gehst? Ändert sich etwas an den bestehenden Verhältnissen? NEIN !

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    3. Hm, da verstehe ich nur Bahnhof.
      Mit Wissen welcher Regierung fand die Sprengung denn statt und wer war letztlich dafür verantwortlich?
      Du scheinst da echt mehr zu wissen als ich?
      Wenn man NICHT zur Wahl geht, erreicht man damit vor allem, dass die Partei, die man am allerwenigsten möchte, dadurch prozentual besser dasteht.
      Wenn man das damit erreichen möchte, na, denn man tau. ;-)

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  3. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Hoffentlich kann man die 20 000. Euro auch rückwirkend beantragen.
    Ich hätte starkes Interesse. ;)

    Wie kommt man nur darauf, so 20 000 Euro einfach mal herauszuwerfen pro 18. Geburtstag? - Sonst kann man kaum etwas herausgeben oder lässt sich doch manchmal arg bitten und hier einfach 20 000 bar auf die Kralle? - Verstehe ich nicht. Kann ich auch (noch) nicht nachvollziehen.

    Aber, was du erlebt hast, kommt dir bis heute zugute.
    Ich kenne das einsparen auch. Wenn auch nicht so stark, wie du es beschreibst, das sind schon zwei unterschiedliche Schuhe.

    Aber hat es dir oder auch mir geschadet? - Nein, es hat uns auch zu den Menschen gemacht, die wir heute sind.
    Ich würde einfach mal frech behaupten, es gibt schlimmere Menschen in allen Belangen wie uns zwei? ;)

    Ich glaube vieles an Kreativität, Ordnung und ein wenig Zielstrebigkeit im Leben, haben wir uns aus solche Zeiten angewöhnt und bis heute auch verinnerlicht.



    Liebe - wir machen immer weiter - Grüße
    Vom lifeminder

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    1. Nein, lieber lifeminder, es hat ganz sicher nicht geschadet und was ich so wichtig daran fand, war die Erfahrung, etwas selber schaffen zu können.
      Heute wird viel zu schnell und viel zu viel erwartet - die Eltern sollen sich kümmern und wenn die nix haben, dann doch gefälligst der Staat, statt dass man sich in jungen Jahren am Riemen reißt und sich selber etwas aufbaut.
      Ich denke, mit Überbeschützen und Immer-nur-hinten-Reinschieben nimmt man den Jungen Selbstvertrauen und auch die Freude daran, wie schön es sein kann, mit Leistung etwas zu erreichen.

      Liebe Immer-Grüße zurück! :-)

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