Sonntag, 29. Oktober 2023

Andere Lebenswelten

 Gestern Nachmittag durfte ich mal wieder daran schnuppern, als ich mich schräg über die Straße begab, um bei Nachgarn gucken zu gehen, die statt ihres üblichen Garagentrödels nun einen Adventsmarkt veranstalteten.

Etwa in meinem Alter befinden sie sich, fanden aber erst vor etwa 10 Jahren zusammen und so ganz wird keiner schlau aus ihnen.

Auf einmal waren sie da, weil sie das Haus neben U. gekauft hatten. In Windeseile steckten sie ungeheuer viel Geld hinein, ließen alles modernisieren und nachdem sie sich schnell unserer Klique angeschlossen hatten, wurden wir alle zu einer Geburtstagsfeier eingeladen und durften das Ergebnis der Umbauten bewundern.

Jo, piekfein alles, das muss ich schon sagen, sehr modern und schnörkellos - viel Schwarz und viel Metall, das Wohnzimmer geht in einen offenen Küchenbereich mit mittigem Kochblock über und daran schließt sich dann noch ein Essschlauch mit langer Tafel an.

Kein Stäubchen, kein herumliegendes Teil verrät, dass da jemand wohnen könnte und wer es wohl sein mag, nur sorgfältig platzierte Dekoartikel ziehen den Blick an und im Grunde wirkt so etwas nicht anders auf mich, als würde ich in einem Möbelkatalog blättern, sehr unpersönlich, fast schon unbewohnt, dafür natürlich aber einen gewissen Luxus ausstrahlend.

Ein Lebensstil der mit meinem nur sehr wenig gemeinsam hat, die ich nie auf die Idee käme, zum Haarewaschen zum Frisör zu gehen, Bettwäsche aushäusig erledigen und meine Bude von Fremden putzen zu lassen oder gar gleich zwei dicke SUVs anzuschaffen.

Bald darauf verkauften sie ihr Haus an U.s Nichte, die aber auch schon wieder weitergezogen ist und einer syrischen Familie das Feld räumte, und dafür kauften sie dann dieses uns schräg gegenüber, in das sie ebenfalls wieder viel Geld investierten.

Und nun machte ich mich also auf, zumindest den Garten mal anzusehen, den ich bis jetzt nur von Fotos kannte, denn in dessen Eingangsbereich hatten sie ihre Verkaufsstände gepackt.

"Bitte entschuldige das Laub auf dem Boden, ich bin heute noch nicht zum Pusten gekommen", sagte M. nun allen Ernstes zu mir, ich grinste und sagte, "hey, wir haben nun mal Herbst, da gehört das doch dazu", aber einen Moment später sah ich, dass auch in diesem Garten alles wie geleckt ist.

Offenbar von Fachleuten angelegt zieht sich ein langer, gewundener Weg hindurch, die Beete und Bepflanzungen sind korrekt angelegt und mit Mulch bedeckt, so dass sich kein (Un-)Kräutlein trauen würde hindurchzulugen und das saftig Grüne ist selbstverständlich Rollrasen, der mir fast den Eindruck vermittelte, als würden auch die einzelnen Grashalme noch in die gleiche Richtung gebürstet.

Keine Spur, nicht mal eine Ahnung davon war zu sehen davon, dass dort auch ein Hund lebt, wenn auch "nur" ein winzig kleiner Yorkie und insgeheim stellte ich mir vor, was die sagen würden, wenn Rex sich einmal für nur eine einzige Stunde in diesem Garten "umgesehen" hätte. 😂🤣😂

So sind die Geschmäcker halt verschieden bzw. es geht wohl auch sehr um Prioritäten, die bei mir ganz anders gelagert sind, und hihi, ich könnte fast wetten, dass auf den Betten eine Tagesdecke liegt. 😁

Offenbar war ich die Einzige aus der Nachbarschaft, die überhaupt mal gucken gekommen war, und so freute man sich ordentlich über meinen Besuch, wir plauderten ein Weilchen und zum Abschluss schleppte M. noch eine Leiter herbei, bestieg diese und pflückte fast schon überreife Feigen für mich.

Mit denen ich mich dann zu F. trollte, der es aber recht mühsam fand, sie zu essen, so dass bis auf eine alle anderen für mich allein hatte. 😄

Heute früh habe ich die geschenkte Stunde gleich genutzt für Gartenarbeit und Bettenbeziehen, klasse, dass ich beizeiten dran war, denn kaum war ich fertig, meldete sich meine Heidelberger Freundin und hatte fast nur Gutes zu berichten aus dem neuen Wohnumfeld, was mich ungeheuer freute für sie.


Nun gehe ich mal noch im alten Kochbuch blättern, offenbar hängt es mit Maggi zusammen und stammt etwa von 1930, mal sehen, ich werde berichten.


Habt einen schönen Sonntag und ... bleibt bitte gesund! 😊


4 Kommentare:

  1. Nun ja, irgendwas scheine ich in meinem Leben falsch zu machen. Woher haben die Herrschaften aus Syrien, denn die Kohle um sich so ein Häusle kaufen zu können? Hat das der Steuerzahler bezahle dürfa?OOch du verfügst ja über wahre Schätze ein Kochbuch aus 1930 das ist ja doch sehr selten. Viel Spaß beim blättern und kochen.

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  2. Lach, da biste nicht der Einzige, ich frage mich auch oft, wie die das alle machen mit ihren dicken Autos und mal eben Häuser kaufen oder auch schnell wieder verkaufen.
    Abgesehen von der Kohle wäre mir das alles viel zu hektisch.
    Kochbücher lese ich an sich nicht, sondern suche höchstens mal gezielt nach bestimmten Dingen, aber dies hier ist insofern ganz interessant, als dass es natürlich in einer Zeit geschrieben wurde, als die Küchen noch ganz anders eingerichtet waren.

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  3. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Das klingt ja spannend mit dem Häuserweiterverkauf und noch viel mehr das Gucken bei den Nachbarn.

    Ich habe auch sehr gelacht, wenn ich mir vorstelle, Rex legt da eine seiner Rennstrecken an, das wäre für ihn wahrscheinlich das Paradies auf Erden?

    Man richtet ein Haus her, verkauft es, nimmt sich ein Haus unweit des ehemaligen und fängt von vorne an. - Das finde ich eine ungemein spannende Geschichte.

    Dennoch, die Menschen, von denen du berichtest, scheinen nett und freundlich zu sein?

    Hu für einen Sonntag warst du aber wieder sehr beschäftigt? - Ich hoffe, du hast dir am Mittag zumindest eine kleine wohlverdiente Pause gegönnt?

    Ich hatte noch einmal deinen Kommentar zu meinem Blog: "Eigenlob stinkt nicht immer" gelesen. - Ist dir noch was zu deinem 2. Paten eingefallen? - Hat sich da noch was in dir geregt?



    Liebe - bei uns sieht man, dass gewohnt wird - Grüße
    Vom lifeminder

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    1. Kicher, lieber lifeminder, gib Rex eine Stunde, dann hätte sich das mit dem Vorzeigegarten erledigt. 🤣
      Und ja, nett sind sie wirklich, man versteht sich, wenn man aufeinandertrifft, allerdings ist das genau das, was ich neulich sagte - es gibt an sich überhaupt keine Anknüpfpunkte, außer eben die noch bestehende Nachbarschaft. Noch, weil sie überlegen, in spätestens 10 Jahren auch dieses Haus wieder zu verkaufen.
      Das geht übrigens schon beim Thema Hund los: Ich selbst rette bzw. adoptiere die, die sonst keiner haben will, während sie ihre Yorkies (Nr. 1 starb vor einiger Zeit mit nur 7 Jahren) vom Züchter maßanfertigen lassen und dann vornehmlich auf dem Arm durch die Gegend tragen.
      Allein da scheiden sich die Geister also schon sehr ...

      Zum Thema Paten fiel mir tatsächlich noch ein, dass mein zweiter wohl der Zwillingsbruder meines Vaters war.
      Bei uns spielte das aber tatsächlich abgesehen von der Taufe selbst nie wieder eine Rolle.
      War wohl mehr so pro forma gedacht und nur für den wirklichen Notfall, sonst hätte es wohl auch ausgeartet, wenn bei den vielen Geschwistern und deren reichlichen Nachkommen nun ständig Einladungen hin und her gegangen wären.
      Es war halt praktisch, dass wir alle (bis auf die, die ausgewandert oder weggezogen waren) uns regelmäßig im Schwimmclub über den Weg liefen - zusätzliche Treffen waren gar nicht nötig und nur Konfirmationen oder Hochzeiten wurden gemeinsam gefeiert.
      Und der 50. Geburtstag der Zwillinge, damals gaben sie eine rauschende Party ... natürlich auch im Schwimmverein.

      Liebe "Genau, und man sieht nicht nur, dass gewohnt wird, sondern auch, um wen es sich handelt und was für Interessen er hat"-Grüße zurück!

      PS: Ich liebe ja den Blick durch erleuchtete Fenster - einfach, weil es im besten Fall genau davon erzählt, nur bei solchen Katalog-Wohnungen lohnt es kaum, weil es eben völlig unpersönlich ist. ;-)

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