Zumindest, was das Wetter angeht, und das auch nur halb, wenn sie nämlich zum Trödeln neigen.
Mir war bewusst, dass Dauerregen angekündigt war, also machte ich mich noch im Stockdunkeln bereits um kurz nach sieben auf den Weg zu Netto und kam auch trockenen Fußes hin.
Ach, guck an, haben die jetzt schon Tannengrün liegen?
Bissl früh, denn noch stehen meine Hängegeranien in voller Blüte, deshalb würde es mir in zwei oder drei Wochen dicke reichen mit dem Umbau der Blumenkästen auf Winterlook.
Aber haben die dann noch Grün oder ist das ein einmaliges Angebot?
Da, meine Lieblingsverkäuferin, die einzige, die von der alten Riege noch übrig ist, die könnte ich doch gleich mal fragen.
Wenn weg, dann weg, meinte sie und machte mir wenig Hoffnung, dass da noch mal Nachschub kommen würde, also setzte ich erst mal meinen Einkauf fort und grübelte währenddessen unablässig darüber nach, ob ich nun zuschlagen sollte oder nicht. (Muss das Zeugs ja auch irgendwie nach Hause bekommen.)
Reichlich Zeit ließ ich mir dabei, der Laden war noch herrlich leer und ich konnte mich in aller Ruhe auf die reduzierten Dinge stürzen, vor allem auf die Kohlrouladen, die ich entdeckte.
F. mag sie nicht, deshalb lohnt es sich nicht, sie frisch zu machen bzw. selber zu wickeln, aber wenn sie schon so fertig vor mir liegen und dann auch noch um 30% reduziert, da musste ich doch fast zuschlagen?
So arbeitete ich Stück für Stück meinen Einkaufszettel ab, packte auch einige teurere Teile ein wie Kaffee und Käse, die ich ganz bewusst für diese Woche notiert hatte, weil dem Prospekt mal wieder Coupons beilagen.
An der Kasse traf ich erneut auf meine Lieblingsmitarbeiterin und wir wechselten ein paar Worte, während sie alles über den Scanner zog, schon war alles erledigt und ich machte mich ans Umpacken in den Trolley.
In dem mir nun - jesses - der Bogen mit den Coupons entgegenleuchtete, denn vor lauter Tannengrün oder kein Tannengrün hatte ich das völlig verschwitzt.
Ein saftiger Fluch, die Verkäuferin - ganz alleine im Kassenbereich, weil es immer noch so leer war im Laden - schaute mich fragend an, ich zeigte ihr die Coupons und ärgerte mich laut über mich selber.
Einen Moment später meinte sie: "Sollen wir rückbuchen?"
Fand ich sehr lieb, wollte ihr und auch mir aber ersparen, dass ich nun alles wieder auspackte und wir von vorne beginnen würden.
"Nee, müssen wir ja auch nicht", sagte sie, "geben Sie mir nur die teuren Teile und die fettesten Coupons, das kriegen wir hin."
Fand ich superlieb von ihr, denn sie musste wegen des Stornos sogar noch die Filialleiterin herbeirufen, flüsterte mir zu, dass ich es sei, die darauf bestanden hätte, falls diese meckern sollte.
Was sie aber gar nicht tat. Stattdessen plauderten wir nun zu dritt fröhlich miteinander und zwei Minuten später war alles erledigt und ich um 1,70 Euro reicher.
So gute Laune hatte ich dadurch, dass es mir fast am Allerwertesten vorbeiging, als Petrus mich im Freien nun mit viel Feuchtigkeit empfing.
Zum Glück hatte ich eine Regenjacke angezogen, so erwischte es in erster Linie meine Jeans und die Haare, die hinterher allerdings klitschenass und traurig an mir herabhingen, aber was soll's, vielleicht bekommen sie dadurch ja einen Wachstumsschub? 😀
Eine gute Entscheidung war der frühe Start trotzdem, denn inzwischen hat es sich eingeregnet und wird wohl so schnell auch nicht mehr aufhören, was mich vor die Frage stellt, wie um alles in der Welt ich die Wäsche trocken kriegen soll, die ich gerade angeworfen habe?
Alles nicht so einfach ohne Heizung, aber ... hihi, gestern musste ich an das Maßband denken, das unsere Bundeswehrsoldaten früher hatten, um jeden Tag einen cm abzuschneiden.
So was könnte mich auch trösten, nur ein Maßband dafür zu zerstören, das sehe ich ja gar nicht ein, also malte ich mir eine Strichliste mit den noch verbleibenden Tagen. Jeden Tag wird es einer weniger, vorausgesetzt, es bleibt wirklich beim 4. und 5. Dezember mit dem Einbau:
Und dann war da natürlich noch mein gestriges Treffen mit A.
Wieder einmal stellte ich fest, mit welch strahlender Laune ich sie jedes Mal verlasse, die dann tatsächlich auch noch lange vorhält, weil es einfach nur Spaß macht mit ihr.
Nicht schlecht staunte ich, als ich das Wohnzimmer betrat und es komplett umgeräumt vorfand, auch wenn es ja ohnehin nur sehr spärlich möbliert ist mit zwei Sofas einem Esstisch mit 6 weißen Stühlen, einer kleinen Kommode und dem Fernseher.
M. habe das heimlich gemacht, erzählte sie, als sie nicht daheim war, so dass sie bei ihrer Rückkehr genauso blöd guckte wie ich jetzt.
Wie ich es besser fände, wollte sie wissen, vorher oder nachher, und ich ... hm, bin immer noch geteilter Meinung, denn einerseits stechen die völlig kahlen weißen Wände so nicht mehr ganz so scharf ins Auge, andererseits steht der Tisch nun direkt an der Wand und man man an ihm sitzt, sieht man eben nur das blendende Weiß statt wie zuvor aus dem Fenster.
Nachdem geregelt war, wo ich nun sitzen sollte, damit wir beide wie sonst auch über Eck gemeinsam ins Deutschbuch schauen können, ging es schon los mit dem Frühstück.
Immer unkomplizierter und lockerer läuft das und als wir aßen, hatten wir jede Menge zu erzählen, da wir uns ja drei Wochen lang nicht gesehen hatten.
Fast hätten wir dadurch das Lernen vergessen, aber dann legten wir den Turbo ein und stolperten gleich darauf über den Ausdruck "ehrlich gesagt", der im Buch vorkam.
"Verstehst du, was das heißt?"
Sie nickte, aber so zögerlich, dass schon klar war, dass dem nicht so war.
"Du sagst die Wahrheit - das Gegenteil von Lüge."
"Was heißt Wahrheit, was ist Lüge?"
Hm ... *grübel*
"Wenn ich dir jetzt erzähle, F. ist 30 Jahre alt und hat sportgestählte Muskeln (dabei zeigte ich auf meine Oberarme, machte einen Budybuilder nach), dann ist das ...eine Lüge."
Sie lachte auf, verstand es nun und meinte: "Ist es das, was Kinder manchmal machen, Lügen sagen?"
"Genau, nur benutzt man in Verbindung mit Lügen eher erzählen als sagen ..."
"Warum das denn, wo ist Unterschied?"
Seuuuufz, datt is aber auch ein Scheiß mit der deutschen Sprache ... 😂🤣😂
Wieder einmal stellte ich fest, wie selbstverständlich wir damit umgehen und wie schwierig sie mir sogar selber vorkommt, wenn ich sie anderen erklären soll, womit wir dann gleich beim nächsten Thema waren, nämlich dem Deklinieren von Adjektiven.
Sie notiert sich alles so ähnlich wie ich damals im Lateinischen, sooo viele Unregelmäßigkeiten gibt es, die man eigentlich kaum alle "am Reißbrett" lernen, sondern man vermutlich nur durch fortlaufende Übung verinnerlichen kann.
Dann berichtete sie von Problemen mit dem Arbeitsamt, das wohl gerne hätte, dass M. hier wie in seiner Heimat als Mathe- und Physiklehrer arbeitet, deshalb nun der nächste Sprachkurs.
Er selber bildet sich parallel dazu im IT-Bereich weiter und möchte ganz auf diese Schiene, was das Amt aber nicht gut findet.
Aus mir unerfindlichen Gründen, denn gerade in solchen Fächern kommt es doch aufs Erklären an und das funktioniert nur, wenn man die Sprache richtig gut beherrscht.
Seltsam, aber mal abwarten, was er selber mir dazu nächste Woche sagen wird, denn dann soll er wohl mal wieder dabei sein.
Tja, und dann kam sie auf ihre Angst vor hier lebenden Landsleuten zu sprechen, die nun einmal zum großen Teil Erdogan-Anhänger sind und wohl ganz schön repressiv werden können.
Da ergeht es ihnen nicht anders wie hier lebenden Iranern oder auch anderen, die alle vor denen flohen, die sie dann hier 1:1 wiederfinden, so dass der gegenseitige Hass weitergeführt wird, was auch in Gewalt ausarten kann.
Soll das der Sinn unseres Asylsytemes sein, das ursprünglich einmal ganz anders gedacht war und nun immer mehr ausgehöhlt wird?
Viel Stoff zum Nachdenken, aber nun gehe ich erst mal in die Küche und brate meine Kohlrouladen an.
Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉
Das finde ich richtig toll von der Verkäuferin, liebe Rex-Mama. Auch bei uns hier gab es Coupons zum einlösen, auch schon letzte Woche. Ich bin dann einige Orte weiter gefahren, weil ich meinen einkauf da gettätigt habe. Allerdings hat die Kassiererin meinen aufgeklebten Coupon wieder entfernt und 5 % in Abzug gebracht. Noch einmal hinfahren wollte ich aber nicht, um andere Coupons in Anrechnung zu bringen. Was meine Erkältung betrifft so hat mir das Mittel gebolfen, das ich jede Stunde eingenommen habe. So jetzt mache ich mich fein für die Geburtagsfete.
AntwortenLöschenSo machen sie es hier auch, mein Lieber, sie fummeln die Coupons alle wieder ab, wo man sie aufgeklebt hatte, und ziehen sie über den Scanner, so dass die entsprechenden Prozente abgezogen werden.
LöschenWas für ein Mittel war es denn, das dir so gut bei der Erkältung half?
Wünsche dir viel Spaß auf der Geburtstagsfeier! :-)
Zum Thema Heizung haben gestern alle hier schön blöd geschaut, als das neue Gesetz bekanntgegeben wurde. Wir Privaten müssen jetzt nämlich doch nicht die Thermen tauschen. Nur in Neubauten ist ab nächstem Jahr der Einbau von Gasthermen verboten. Am meisten überrascht war der Handel, der sich ja schon umgestellt hatte.
AntwortenLöschenAlso alle Pläne zurück auf Anfang und neu überlegt.
Vielleicht bin ich zu optimistisch, aber ich glaube nicht, dass wir uns demnächst im Weltkrieg befinden. Zumindest fließt dieses Thema überhaupt nicht in mein Leben ein.
Beim Einkauf im Supermarkt muss ich aufpassen wie ein Haftelmacher, sonst ziehen die uns über den Tisch mit falsch ausgepreister Ware, nicht abgezogenen Rabatten und ähnlichem. Aber so oft gehe ich eh nicht einkaufen, zum Glück.
Lieben Gruß
Dann murksen sie also bei euch auch so sehr am Thema Heizen herum?
LöschenHabe ich gar nicht mitbekommen, dass diese Verunsicherung auch außerhalb Deutschlands stattfindet.
Noch am Vorabend der letzten beiden Weltkriege tanzten sie und glaubten nicht, dass die verantwortlichen Politiker dieser Welt es wirklich so weit kommen lassen würden.
Das denke ich oft und habe auch jetzt das Gefühl, dass man lieber die Augen vor der Realität verschließen möchte, denn so gewaltig und vor allem global hat es wohl noch nie gebrodelt auf diesem Planeten.
Hoffen wir mal inständig, dass du richtig liegst, liebe Sparköchin, etwas anderes bleibt einem nun eh nicht mehr ....
Mit dem Einkaufen hast du recht, auch hier muss man höllisch aufpassen, dass Preise korrekt und vor allem Rabatte auch wirklich abgezogen werden.
Lieben Gruß zurück! :-)
Hallo, Liebe "Rex-Mama!"
AntwortenLöschen"F" kann ich verstehen, der größte Fan von Kohlrouladen bin ich auch nicht.
Schön, dass sie im Supermarkt so entgegenkommend waren.
Ich hätte mich genauso diebisch gefreut über den 1 Euro 70 wie du.
Dein Abstreichen vom Tagen bis zum Warmwasser oder warmen Bude erinnert fast ein wenig an die Knastfilme aus den 70ern. Sicherlich sehnt ihr euch genauso nach Wärme wie Häftlinge nach der Freiheit. - Bei euch kann man es so gut verstehen!
Mal sehen, was aus M. wird.
Denn neuen Sprachkurs finde ich nicht schlecht. Lehrer im Allgemeinen werden ja gerade händeringend gesucht. - Aber wenn sein Herz nicht dafür schlägt, bringt das natürlich auch nichts sich auf diesem Berufszweig zu versteifen.
Der M. nimmt irgendwie gar nicht mehr an euren Treffen teil?
Man kann nur hoffen, dass man M. und A. mit Anfeindungen aller Art in Ruhe lässt.
Fährt denn "A" nun Regelmäßig Auto, hat sie sich daran gewöhnt?
Liebe - farbenfrohe Herbst - Grüße
Vom lifeminder
Ja, lieber lifeminder, das tut sie und gewöhnen musste sie sich auch nicht daran, denn sie war ja in der Türkei schon jahrelang gefahren und es ging nur um den deutschen Führerschein.
LöschenMit den Anfeindungen ist das so eine Sache.
Aus gutem Grund gewähren wir Menschen Schutz, die in ihrer Heimat politisch verfolgt werden, doch gleichzeitig nehmen wir auch ihre Peiniger auf, denn auch für sie genügt es ja, bei der Einreise das Wort Asyl zu sagen.
Und so werden die heimischen Konflikte hier 1:1 weiter ausgetragen, während wir völlig naiv davon ausgehen, dass diese selbstverständlich an der Grenze durch das deutsche Grundgesetz ersetzt werden.
Liebe "Mir wäre grad ein farbenfroher Sommer lieber"-Grüße zurück! 😉