Dienstag, 3. Oktober 2023

Micky Maus im Hörsaal

 Ganz Deutschland jammert über "Arbeiter-Losigkeit" und "Fachkräftemangel", dabei ist das alles komplett hausgemacht, und zwar dem Umstand zu verdanken, dass viel zu oft Ideologien statt Pragmatismus die Politik im Lande bestimmen.

Dieser Artikel beschreibt es perfekt, wie man Stück für Stück das Niveau an Gymnasien und Universitäten herunterfuhr, damit am Ende am besten jeder einen Universitätsabschluss vorweisen kann.

Akademisierungswahn ... und nun reibt man sich verwundert die Augen, dass niemand mehr einen handwerklichen Beruf erlernen möchte - warum denn auch, wenn es soch so verlockend ist, sich die Hände gar nicht mehr schmutzig machen zu müssen, und das bei immer niedrigeren Anforderungen?

Wenn ich lese, dass mathematische Leistungen, die in den 70er-Jahren von Realschülern ganz selbstverständlich erbracht werden mussten, heute nicht einmal mehr Gymnasiasten im Leistungskurs "zugemutet" werden, dann kann ich nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.

Was denkt man sich denn, wo das hinführen soll?

Ist es wirklich so unvorstellbar für Ideologen jeglicher Couleur, dass es auch Schüler gibt, die Freude am Lernen haben und vor allem auch daran, so richtig gefordert zu werden?

In diesem Falle bin ich ausnahmsweise mal richtig froh über mein Alter, denn bereits 10 Jahre nach mit kam ja meine Schwester schon in den Genuss der Ideen, die die Achtundsechziger zum Thema Schule ausbrüteten, aber ich schweige nun dazu, denn der Artikel erklärt alles sehr viel besser, als ich es könnte.

Und ganz passend zu den extrem niedrigen Anforderungen bekam ich gestern von A. eine schöne Nachricht.

M. hat die B2-Prüfungen im Deutschkurs bestanden und kann nun mit C1 weitermachen, möchte sich aber auch gleichzeitig nach einem Job umschauen, obwohl er das wohl immer noch nicht müsste.

Die beiden können es gar nicht fassen, warum man ihn in einen extra langsamen Kurs steckte, nur weil er Kinder hat (obwohl A. ja die ganze Zeit zu Hause war). 

Ich habe keine Ahnung, wie lange man für einen Intensivkurs bräuchte, um eine fremde Sprache so zu beherrschen, dass es für den Alltag ausreicht, halte aber fast fünf Jahre für sehr viel zu lang, zumal wenn es sich ja um studierte Menschen handelt, die also geübt im Lernen sind.

Warum traut man hierzulande Kindern und scheinbar auch zunehmend Erwachsenen gar nichts mehr zu, warum diese Scheu, etwas zu verlangen und die Freude an Leistung zu fördern?

Feiern werden wir seine Prüfungen natürlich trotzdem, das haben wir fest ausgemacht, d.h. sobald ich wieder fit genug dafür bin.

Ich hätte ja wetten können, dass ich mir das Virus bei A. einfing, da ich außer ihr keine näheren Kontakte hatte und ansonsten ja eh nach wie vor extrem auf Abstand achte, aber sie selbst hat gar nichts, erzählte aber aus dem Freundeskreis, dass dort überall gejammert wird, wie hartnäckig und langwierig es ist.

Tja, egal woher, irgenwann wirds hoffentlich wieder gut sein und dann ... wird gefeiert. 

Vielleicht ja mit Köfte? 😀


Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 🙂


PS: Ganz vergessen - die Micky Maus.

Ziemlich betroffen las ich diese Passage im Artikel, denn leider trifft das haargenau zu aufs "Studium", das meine Freundin und Nachbarin zurzeit neben ihrer Arbeit durchzieht.

"Blumige Beschreibungen, die eher nach Realsatire" klingen, genau das ist hier der Fall.

Den Namen des Studienganges werde ich mir nie merken können und er betrifft einen Bereich, der irgendwo zwischen Arzt und Helferin angesiedelt ist, die Kompetenzen von Letzterer ausbaut und am ehesten mit einem Meistertitel vergleichbar wäre.

Ich gönne U. von Herzen das gute Gefühl, bald "Akademikerin" zu sein, nachdem sie einen sehr schweren Start ins Leben hatte, doch leider ist dabei "Micky Maus" nicht von der Hand zu weisen, und so geht es immer weiter mit der Entwertung von einst hochangesehenen Abschlüssen.

7 Kommentare:

  1. Liebe Rex-Mama, ich stimme dir vollkommen zu. Ich aknn dir nicht sagen, ob ich diesem Thema auch schon meinen Senf bei dir dazu gegeben hab. Der jüngste Sohn meiner Ex-Frau hatte immer "Großes" vor Ihm schwebte vor einmal in den Diplomatischen Dienst gehen zu können. Ein plus hatte er schon - seine Zweisprachigekeit. Doch die Noten ließen zu wünschen übrig. Nun macht er beim Finanzamt mal ein Praktikum. Dein Stichwort versetzt mich wieder ein paar Jährchen zurück. Wo es einen regelmässigen Bezug dieser Heftle gab. Meine Patentante schenkte mir ein Abo von Fix und Foxi. Du siehst das habe ich nie vergessen. Sie war ein herzensguter Mensch. Sie war erst ein paar Monate in Rente als sie starb. ich bin sehr dankbar, dass es mir noch so gut geht. Für DICH gilt nach wie vor : GUTE BESSERUNG

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    1. Ha, lieber Helmut, das ist genau meine Art von Humor:
      Am liebsten möchte man gleich Influencer werden, also jemand, der andere "beeinflusst", oder gern auch Politiker bzw. Diplomat.
      Können oder gar Erfahrung in irgendetwas haben muss man für überhaupt nichts - ein Micky-Maus-Abitur genügt, und schon gehts hinein ins Blabla und Abkassieren.
      Unfassbar ...

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  2. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Ich stimme dir bedingt zu. Jedoch das die Anforderungen nur heruntergeschraubt wurden, dass ist nicht ganz wahr. - Nur heute haben viele, nicht nur die Kids und Jugendlichen- darunter leide ich auch manchmal - alle durch die vielen Ablenkungen, die Aufmerksamkeitsspanne von einem Goldfisch.

    Es fällt schwerer zu lernen. Auch weil man früher mehr Mensch sein durfte. Wenn ich sehe, dass Jugendliche und Kinder fast den Tag - von der Zeit und den Terminen - wie Erwachsene haben, muss man sich nicht wundern. Es bleibt kaum noch Zeit, einfach mal entdecken oder sich gepflegt langweilen, was interesse und Aufmerksamkeit schafft.

    Man spricht nicht nur von Generation "Burn Out". Ich weiß, das klingt wie eine Ausrede. Aber ich sehe es, ich sehe es wirklich, wie leer manche sind. - Weil sie leben, ohne wirklich zu leben.

    Ohne deinen Blogeintrag hätte ich darüber keinen Gedanken in näherer Zukunft verschwendet.

    Eine Erkältungswelle zieht durchs Land. Das stelle ich auch bei uns sehr fest. - Bitte werde schnell ganz gesund.

    Vor allem verliere nicht deinen Blick auf die Welt.
    Ich bin ja in meinem Blog oft so mit meinen Menschen und mir beschäftigt, dass ich nur meine kleine Welt einsehe, den Blick auf die große verliere und vergesse, deshalb lass ja auch weiterhin alles heraus, was dir einfällt. :)




    Liebe -weltoffene - Grüße
    Vom lifeminder

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    1. Hm, lieber lifeminder, "gepflegte Langeweile" sorgt also für "Interesse und Aufmerksamkeit"?
      Wobei ich sagen muss, dass ich nie die Zeit hatte, sie kennenzulernen, denn ich musste ja nicht nur ständig die kleine Schwester hüten, sondern auch sehr viel im Haushalt helfen und überdies auch noch Geld verdienen, indem ich bereits mit 12 Jahren Nachhilfe gab und Zeitungen austrug.
      Womit ich dir aber Recht gebe, ist die ständige Reizüberflutung, der sich heute die meisten aussetzen.
      Da hilft nur weg mit dem Handy. Leute jeden Alters sind regelrecht süchtig danach, jeder fühlt sich ungeheuer wichtig und muss unbedingt in jeder Sekunde der ganzen Welt mitteilen, was er gerade macht bzw. nicht macht.
      Ich sehe es in meinem Umfeld, wie die Eltern es vor- und die Kinder es prompt nachmachen.
      Das ist einfach nur noch ungesund und mindestens in der Schule müsste meiner Meinung nach ein generelles Handyverbot herrschen.
      Jep, auch aus der Eifel wird von der Erkältungswelle berichtet und nun muss ich gerade schmunzeln, denn wenn ich "alles herausließe, was mir einfällt", dann würde dieser Blog täglich sehr viele Seiten umfassen, denn neben meinem täglichen Kleinkram konsumiere ich ja von morgens bis abends Nachrichten der unterschiedlichsten Plattformen, denke nach, suche oder sehe Zusammenhänge, recherchiere, verknüpfe und "konsumiere" wieder. Würde ich das nicht tun, wäre es mir viel zu langweilig, die notwendigen Paddelarbeiten im eigenen Suppenteller zu erledigen. ;-))

      Liebe Gar-nicht-unbedingt-allem-gegenüber-offen-Grüße zurück! 😉

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    2. Gepflegte Langweile führt dazu, dass man irgendwann selbst Kreativ wird. Dies schürrt die Aufmerksamkeit. Insgesamt oder auf ein Projekt.

      So ein kleines Handyverbot wäre hier und da angebracht.


      Liebe - alles anderes als langweilige -Grüße
      Vom lifeminder

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  3. Was die gepflegte Langeweile betrifft, gebe ich dem Lifeminder Recht. Kinder, denen niemals richtig langweilig ist, entwickeln weniger Phantasie und Kreativität. Sie erleben sich als weniger selbstwirksam. Da gibts Studien drüber.
    Deshalb bin ich auch energische Verteidigerin der neunwöchigen Sommerferien (wobei meist eh schon zwei Wochen für die Sommerschule abgeknapst werden). Die mangelnde Betreuungsmöglichkeit, also eher Beaufsichtigung im Hintergrund, ist natürlich ein Übel.
    Das einzige, was tatsächlich gegen die Smartphone-Sucht der Kinder und Jugendlichen helfen würde, wäre ein gutes Vorbild der Eltern. Das haben wir leider verpasst.
    Lieben Gruß

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    1. Vielleicht müsste man tatsächlich Langeweile erst mal definieren, denn mir scheinen heute viele Kinder und Jugendliche ziemlich darunter zu leiden, während sie mit Chillen beschäftigt sind und sich gähnend durch ihre Reizüberflutungen scrollen.
      Wobei Letztere aber wohl wirklich ein großes Übel ist. Wenn wir früher mal nix zu tun hatten, dann fiel uns doch immer sofort etwas ein, ob nun im Haus oder besonders auch im Freien. Gummitwist oder ein Stück Kreide für "Hinkekästchen" waren immer zur Hand, eigentlich wussten wir uns doch mit allem zu beschäftigen und neue Spiele auszudenken, so dass gar nicht erst Langeweile aufkam.

      Neun Wochen dauern bei euch die Sommerferien?
      Das kenne ich so gar nicht, eine Sommerschule allerdings auch nicht, und ich frage mich auch, womit die Kinder dann so lange beschäftigt werden, wenn beide Elternteile berufstätig sind?

      Hat sich schon sehr viel verändert ....

      Lieben Gruß zurück!

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