Sonntag, 18. Juni 2023

Leicht verunsichert fühlte ich mich ...

 ... gestern gleich zu Beginn unseres ausgiebigen Morgenganges, zu dem ich mit Rex schon um halb sechs aufgebrochen war.

In unserer Parallelstraße verteilt sich ja der Kern der Großfamilie auf einige Häuser, von der ich schon öfter erzählte, weil sie den ursprünglichen Anwohnern das Leben so schwer macht, und ein Stück weiter befindet sich eine Gründerzeitvilla in herrlich grüner Umgebung, wo eventuell der Chef des Ganzen wohnt.

An zweien der kunstvoll geschmiedeten Tore sah ich Din-A-4-Blätter befestigt, die meine Neugier erregten und die ich sicherheitshalber nur unscharf zeigen möchte:


Das Polizeipräsidium teilt einem Herrn Al-xxxx mit: "Ihnen wird vorgeworfen, Straftaten begangen zu haben, die ein Rückkehrverbot rechtfertigen. Sie dürfen die Wohnung/das Haus nicht betreten. Genaues dazu können Sie der Polizeiverfügung entnehmen."

Und weiter, man habe vergeblich versucht, ihm das Schriftstück an seiner Meldeandresse zuzustellen, nun sein es im Polizeipräsidium niedergelegt und auch wenn er es nicht dort abhole, gälte es nun als zugestellt.

Besonders vertrauenerweckend klang das nicht für mich, also schaute ich zu, dass wir weiterkamen, nur weg von dort und zunächst genossen wir beide den Gang auch wirklich.

Rex, indem er in aller Ruhe überall herumschnüffelte:


Während ich mich selbst an den Farben erfreute, die die frühe Sonne in der Natur erwachen ließ:



Die Kleingärten lagen noch ganz verlassen da:


An einer Wegeskreuzung tauchte ein Mann auf auf einem Fahrrad auf und als er unser angesichtig wurde, drehte er eine Extrarunde, sah zu mir hin und ich betete fast, dass Rex sich ein wenig aufplustern würde. Tat er nicht, aber offenbar wirkte er auch so schon beeeindruckend genug, denn der Mann radelte davon, nachdem er einen weiteren Kreis gezogen und den Blick nicht von uns abgewandt hatte.

Und dann kamen wir zum See, der so friedlich dalag, dass er mich mit all den Spiegelungen auf dem Wasser flugs in meine Kindheit zurückversetzte, in der ich solche Bilder ja täglich sah.

 

(Hihi, gar nicht so einfach, das Wasser zu erkennen, oder?) 😉

Ein Stück weiter sah ich diesen Stapel getöteter Bäume, der mich sehr traurig stimmte, auch wenn man sich in dieser Stadt allmählich daran gewöhnt, dass sie überall fallen:



Zum Glück blieb ich auf dem oberen Weg und ging nicht den Hang hinab zum unteren, der direkt am Ufer englangführt, denn auf einmal wurde es laut.

Eine Männerstimme fluchte in einer mir unbekannten Sprache heftig herum - ach du Scheiße, hoffentlich nicht eine dieser Junge-Herren-Gruppen, von denen ich annahm, dass sie um diese Uhrzeit noch schlafen würden?

Hier wäre weit und breit keine Hilfe in Sicht, denn außer dem ominösen Radfahrer war noch das Lebendigste der Friedhof in der Nähe und ich musste an das denken, was ich in einem sozialen Netzwerk gelesen hatte.

Unser Freibad, für dessen Erhalt wir ja vor einigen Jahren mit so großem Einsatz erfolgreich kämpften, ist immer noch geschlossen trotz der hochsommerlichen Hitze, die hier nun schon so lange herrscht.

Offenbar geht es um Reparaturen, für die die Stadt kein Geld hat, genauso wenig, wie sie noch für die Sicherheit der Besucherinnen garantieren kann. Eine Userin erzählte, dass es im letzten Jahr bei fast jedem ihrer häufigen Besuche dort zu Polizeieinsätzen kam, weil einige junge Männer die leicht bekleideten Frauen als Freiwild betrachten und übergriffig werden - in der Gruppe ja erst recht stark. 🙄

Wie das erst werden soll, wenn Frauen nun auch noch vermehrt oben ohne dort herumlaufen, weil es doch schließlich gar keinen Unterschied zwischen männlicher und weiblicher Brust gibt ...?

Wie dem auch sei, nun musste ich erst einmal klären, wo das Gebrülle herkam.

Grrr, einen Moment später gelang mir ein Blick durchs dichte Buschwerk und ich sah, dass dieser fluchende Mensch ganz alleine den unteren Weg entlanglief, blöderweise in der gleichen Richtung, die wir oben eingeschlagen hatten.

Da half nur noch Gas geben, denn das klang nicht nach einem besoffen herumtorkelnden Mann, sondern nach einem in größter Wut und Verwirrung, also nix wie weg.

Vorbei war es mit der Gemütlichkeit und selbst Rex schien etwas verwirrt wegen des hohen Tempos, das ich nun aufnahm, rannte aber dann freudig mit hin zu Gegenden, wo zumindest das nächste bewohnte Haus nicht mehr allzuweit entfernt wäre.

Na ja, wirklich erfreulicher wurde es dadurch nicht, denn nun stieß ich wieder auf die Stelle, über die ich mich kürzlich schon so ärgerte.

Wo einst riesige, wildwachsende Wiesen zum Erholen einluden, wächst nun dies hier empor:



Und zu allem Überfluss tauchte nun auch noch von dort eine Nachbarin auf mit ihrem Riesenschnauzer, den Rex so gar nicht leiden mag.

Wieder mal ein schlechtes Timing, denn sie bog vor uns in den Weg ein, den auch wir gehen mussten. Ihr Hund lief frei, also musste ich eine Zwangspause einlegen, um den beiden nicht zu nahe zu kommen - sehr nervig, weil diese Nachbarin sich durch ziemliche Langsamkeit auszeichnet, nicht nur bei ihrem Stundenjob in einem der hiesigen Geschäfte, sondern leider auch beim Gassigehen.

Also schlichen wir nun buchstäblich hinter ihr her, aber immerhin ließ sich Rex gut händeln. So erregt er zunächst gewesen war, so schnell bekam ich ihn doch wieder beruhigt, gut zu wissen, denn vielleicht kann ich es dann doch bald riskieren, zu späteren Zeiten mit ihm loszuziehen, wenn man sich womöglich doch etwas sicherer fühlen kann.

(Sollte ich nach ihm noch mal einen (Schäfer-)Hund haben können, werde ich mir echt überlegen, ihn abrichten zu lassen, auch wenn das eigentlich gar nicht mein Ding ist.)

Die erzwungene Trödelei war mir lästig, aber das spielte auch keine große Rolle mehr, weil mir nämlich mein Zeitmanagement im weiteren Verlauf des Tages völlig entgleiten sollte.

Womit ich die nächsten zwei Stunden für nix und wieder nix verdaddelte, erzählte ich ja schon, danach machte ich mich dann mit entsprechender Verspätung an die Frikadellen, die mir dank der Brötchen wunderbar locker gelangen (nur mit Paniermehl werden sie viel zu hart) und mit Zwiebeln, Petersilie, frisch gepresstem Knobi, türkischem Hackfleischwürzer, Senf, Sojasoße und weiteren Gewürzen richtig lecker wurden.

29 Stück bekam ich aus drei Pfund Hack heraus, eine teilten wir uns zum Probeessen, der Rest wartet auf den Kartoffelsalat, den ich gleich noch in einer Riesenschüssel anfertigen werde:



Bis ich endlich fertig war, wurde es schon Zeit für F.s Mittagessen, was aber kein Problem war, da er eh nur die Reste vom Vortag bekam, doch nun wurde es wirklich grauslich für mich, denn schon während ich noch in der Küche herumbrutschelte, rief er mich ständig zu seinem PC.

Einen Megamist hatte er mal wieder angestellt, indem er offenbar versuchte, Firefox mal eben "zu bereinigen".

Ständig fummelt er dort etwas herum, was er hinterher selber nicht mehr richtig nachvollziehen kann, und wenn er dann gar nicht mehr weiterweiß, ruft er "Eulääähhhh". 🙄

Fies für mich, wenn ich dann den Karren aus dem Dreck ziehen soll, er mir aber keine Ruhe lässt, sondern hinter mir steht, jeden Handgriff beobachtet und kommentiert. aber fast noch schlimmer, wenn ich es bin, die hinter der Lehne verweilt, während unter seinen Fingern Fenster aufpoppen und wieder verschwinden oder sich gar Dinge wie von Zauberhand in Gang setzen, obwohl er angeblich seinen Finger auf der Maustaste gar nicht bewegt hat.

An sich hatte ich die Sache schon wieder gerettet, doch eine Kleinigkeit fehlte ihm noch, eigentlich etwas ganz Unwichtiges, aber für ihn doch ausschlaggebend, dass er meinte, eine Systemwiederherstellung starten zu müssen.

Die nicht gelang und wie auch immer er das schaffte, er klickte so wild herum, dass nun auf einmal Windows begann, sich selbst wiederherzustellen, also nicht nur auf ein bestimmtes Datum zurückzusetzen, sondern sich mehr oder weniger selber löschte und neu hochzog.

Herrje, was für ein Riesenmist, denn danach war das Chaos komplett, vor allem auch in Bezug auf den Browser, sämtliche Einstellungen, Lesezeichen, gespeicherte Passwörter, alles weg. 😣

Zwar fand ich dann heraus, dass Firefox netterweise in solchen Fällen einen Ordner mit alten Daten anlegt, nur das Transferieren derselben in den aktuellen Datenordner, das ist ziemlich kompliziert. 🙄

Statt das Bad zu putzen und nach weiteren dringend nötigen Erledigungen vielleicht doch auch mal etwas Zeit für mich selbst zu haben, verbrachte ich den Rest des Tages mit diesem Kram, der so unnötig gewesen war wie Zahnweh, und abends um zehn sagte ich dann nur noch: "Nu hab ich für heute die Schnauze voll von dieser Welt", und verschwand in mein Bett.

Wohl wissend, dass bei Weitem noch nicht wieder alles in Ordnung ist an F.s PC, also weiß ich schon, womit ich mich auch heute wieder vergnügen darf, wenn ich nachher in der Küche fertig bin. 🤐

Was soll's, so sehr ich auch moppere, wenn ich zu viel um die Ohren habe, es ist mir doch lieber, als womöglich gar nix zu tun zu haben und nicht gebraucht zu werden, denn dann wäre mir Freizeit vermutlich sehr schnell gar nix mehr wert. 😂

Also immer rin ins Vergnügen ... 😀


Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😊


4 Kommentare:

  1. "Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Was ich sehr beunruhigend empfinde, dass in dir wohl das Unsicherheitsgefühl von Woche zu Woche zunimmt? - Das tut fast ein wenig weh beim Lesen.

    Abrichten eines Hundes.
    Du meinst das er sofort in Verteidigungsmodus geht auf Kommando? - Nimmt man dem Hund dann nicht auch etwas von seinem Charakter? Wie gefährlich ist denn das für den Besitzer selbst. Ein Hund, der auf Angriffsmodus geht? - Hm, leider hab ich so wenig Ahnung von Hunden, dass ich gar nicht weiß, was ich davon halten soll?
    Aber ich würde wohl ähnlich handeln. Denn sich sicher zu fühlen ist kaum mit irgendetwas anderem zu vergleichen.

    Toll, wo dich deine Spaziergänge mit Rex überall hinführen!
    Kann denn die Nachbarin nicht auch ein wenig Rücksicht auf euch nehmen, die kennt doch sicher auch Rex und dich?

    Der unendliche Kampf zwischen "F" und dem Computer ist auch eine liebgewonnene Serie in deinem Blog geworden. - Ich hoffe, auch diesmal kannst du alles richten?

    Deine Frikadellen sehen ja zum Verlieben aus.




    Liebe - Sicherheit geht vor - Grüße
    Vom lifeminder

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    1. Stimmt schon, lieber lifeminder, mein Sicherheitsgefühl hat in den letzten Jahren nicht unbedingt Auftrieb bekommen und das mit diesem brüllenden Mann war wirklich nicht sehr angenehm, zumal ich ja auch kein Wort verstand.
      Mit dem Abrichten von Hunden habe ich mich noch nie wirklich befasst, fände es aber schon nicht schlecht, einen zu haben, der bissl tickt wie ein Polizeihund.
      Kommissar Rex quasi 😉, aber das sind ja eh völlig ungelegte Eier und ich hoffe, dass Rex noch sehr lange bei mir bleiben wird. ;-)))
      Die Nachbarin, lach, ich glaube nicht mal, dass es ihr bewusst war, wie sehr sie da herumschlich. Es war ja auch kein Beinbruch, nur etwas lästig für mich, da ich sonst eher schneller unterwegs bin, aber was will man machen, wenn man den gleichen Weg hat?

      Liebe Sicherheit-wäre-schön,-wenn-es-sie-denn-gäbe-Grüße zurück! 😀

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  2. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Natürlich wünsche ich mir auch für Euch und ein bisschen auch für mich, dass ihr noch sehr lange Freude an Rex habt und Du Geschichte von Rex mit uns teilst.

    Das hab ich schon auch so wahrgenommen mit der Nachbarin.
    Aber wahrscheinlich gibt es da vieles, was man auch nur wirklich verstehen kann, wenn man Hundehalter ist?

    "Rex", "F" & Dir eine wunderschöne Woche!




    Liebe - irgendwann bekommen wir auch die Sicherheit zurück - Grüße
    Vom lifeminder

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  3. Jep, lieber lifemider, das kann ich nur bestätigen, dass man irgendwie anders tickt, wenn man sich erst einmal für Hunde geöffnet hat.
    Bin ich doch selbst das beste Beispiel dafür und wundere mich noch heute darüber, wie sehr bei mir einst die Angst vor ihnen im Vordergrund stand, während ich gar nicht in der Lage war, sie als wirkliche Persönlichkeiten mit physischen, aber auch psychischen Bedürfnissen wahrzunehmen.
    Jedes Mal verdrehte ich innerlich genervt die Augen, wenn wir Schwiegermutterns Hund wieder ablieferten und sie fragte, ob er sein großes Geschäft gemacht habe.
    Wie kann man sich mit derart Unwichtigem befassen, dachte ich verächtlich und weiß es heute doch so viel besser. 😂
    Es ist schwer zu beschreiben, aber irgendwie erfuhr ich eine Erweiterung meines Ichs, weil sich so manche Perspektive durch das Zusammenleben mit so einem Tier gravierend verschob, weil ich mich selbst beobachten und mitunter jede kleine Aktion gründlich hinterfragen musste, um das bestmögliche Ergebnis im Zusammenleben für uns alle zu erzielen.
    Das macht schon was mit einem und ich bin überglücklich, dass mir das Umswitchen gelang, hab ich doch den direkten Vorher/Nachher-Vergleich und weiß, wie viel reicher mein Leben dadurch wurde. :-)

    Das mit der Sicherheit wäre schön, aber ich wage es zu bezweifeln, denn die Weltbevölkerung wächst jährlich um weitere 66 Millionen an, während gleichzeitig die Ressourcen zur Neige gehen und Lebensraum schwindet, so dass es zwangsläufig immer enger und ein friedliches Miteinander immer utopischer wird.

    Egal, auch dir wünsche ich einen guten Start in eine wunderbare Woche! :-))

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