Montag, 19. Juni 2023

Kapriolen im Kopf

 Fast nur nebenher erfuhr ich, dass F. mit einer anderen Frau in Pinneberg gewesen war, weil ich selber keine Zeit gehabt hatte.

Hm, was sollte ich davon halten?

Während ich darüber nachdachte, belud ich die Waschmaschine und nun fiel mir auf, dass diese Jacke doch gar nicht die war, die ich für F. gekauft hatte. Viel zu schwer war sie, viel zu samtig, gar nicht mein Stil und vermutlich auch ziemlich teuer.

"Wo haste die denn her? Wieder mal heimlich etwas im Internet bestellt?"

Mit spitzen Fingern hatte ich sie zu ihm hingetragen und nun murmelte er: "Die hab i mit dere in Pinneberg gekauft ..."

Mit "dere" meinte er diese andere Frau und nun reichte es mir, ich ließ das Teil einfach fallen und machte ihm unmissverständlich klar: "Schmeiß den Scheiß weg, denn sonst bin ich weg, und zwar unwiderruflich! Dann darf SIE gerne für dich kochen, deine Socken stopfen und deinen Mist am PC geradebiegen!!!"

In diesem Moment wurde ich wach ...

Pinneberg?

Warum zum Teufel denn Pinneberg???

Noch nie im Leben hatte ich einen Bezug zu diesem Städtchen an der ehemaligen Zonengrenze, außer dass eine Tante von mir dort in der Nähe wohnt, glaube ich zumindest.

Das ging mir nicht mehr aus dem Kopf und noch als ich mit Rex unterwegs war, war dieser Traum ganz pränsent in mir. Wer zum Teufel war diese andere Frau gewesen?

Ich hatte ein Bild von ihr und konnte es doch nicht greifen, obwohl es sogar einigermaßen plastisch war.

Dann ... *stirnklopp*, natürlich, sie hieß Yvonne und nun musste ich lachen - mitten beim Gassigehen 🤣, denn nun verstand ich langsam, welche gestrigen Erlebnisse mein Gehirn da zu diesem seltsamen Traum zusammengebastelt hatte.

Abends hatten wir uns "Die Braut, die sich nicht traut" in RTL2 gegeben, also eine Beziehungskomödie und in der Werbepause war ein Trailer gelaufen für "Daniela Katzenberger", deren Familie sich ja im Dschungelcamp die Klinke in die Hand gibt. Es wurde kurz thematisiert, dass ihr Stiefpapa, der ihren Mann nach Australien begleitet hatte, dort angeblich ein Verhältnis mit einer anderen Frau begann, die Yvonne hieß - da hatte ich also meine Verbindung. 😁

Und eine weitere wurde mir bewusst, als ich an den Nachmittag zurückdachte.

Ich hatte ganz ordentlich geschwitzt, bis ich rund acht Kilo Kartoffeln, in der Küche stehend, zu Salat verarbeitet hatte, war einigermaßen k.o. davon, doch das hielt F. natürlich nicht davon ab, mich gleich computermäßig wieder einzuspannen, denn nach seinem Radikalmurks vom Vortag lief bei Weitem noch nicht wieder alles so, wie es sollte.

Auch den Drucker hatte er unbeabsichtigt aus dem System entfernt, war nun völlig ratlos, also musste jetzt dringend "Eulääähhh" ran, um den Karren aus dem Dreck zu ziehen und das Gerät neu zu installieren.

Der Probedruck gelang, doch kaum saß ich für fünf Minuten an meinem eigenen PC, begann er zu quengeln, ich sollte doch auch von hier aus mal einen Druck starten, um zu sehen, ob das funktioniere.

Ja, warum denn nicht? 

Herrjeeee, der mit seinem überflüssigen Gedöns immer, das war nun wirklich nicht nötig, trotzdem tat ich ihm den Gefallen und suchte nach irgendeiner nicht allzu langen Datei, um sie beim Drucker in Auftrag zu geben.

Dabei war es Zufall, dass ich ausgerechnet auf dieses kleine Gedicht stieß, dass ich vor fast 20 Jahren einmal schrieb zu einer Zeit, in der F. öfter allein zu seiner Mutter nach Stuttgart fuhr, zu der ich ihn wegen Püppi nicht begleiten konnte, denn bei ihr hatte meine Schwägerin inzwischen das Zepter übernommen, für die jedes Hundhaar in der Wohnung ein absoutes Tabu war.

Das erzwungene Alleinsein fand ich nicht unbedingt prickelnd, wenn es mir auch nicht viel ausmachte, aber ich entsann ich genau, wie anders ich das empfunden hatte, als wir gerade erst nach hier gezogen waren.

Nach vielen Jahren in Etagenwohnungen erschien es mir in einem freistehenden Haus ohne greifbare Nachbarn zunächst recht unsicher und als F. dann auch noch ins Krankenhaus musste, schob ich damals ganz schön Muffe in den Nächten.

Daran dachte ich zurück, als ich am 10.5.2006 dieses Gedicht schrieb, das ich völlig vergessen hatte, bis F. mich nun zufällig darauf stupste: 


Gram

 

Ich sitze rum, der Mann ist weg,

ich sitzt nur da und starre,

doch hat das sicher wenig Zweck,

wenn ich nun so verharre.

 

Ich schnappe Mopp mir und den Besen,

doch will mir nichts gelingen,

vielleicht sollt’ ich doch lieber lesen?

… Ich könnte auch was singen …

 

Nun werf ich den Computer an

und gönne mir ein Spielchen,

obwohl ich das sonst besser kann,

treff ich heut nicht ins Zielchen.

 

Die Zeit wird lang, die Uhr steht still,

ich geh mal in den Garten,

wo ich viel Nass verteilen will …

… ach … soll’n die Blumen warten.

 

Ein Kneipentrip, der wär jetzt fein,

ich werfe mich in Schale,

doch leider ist die Börse klein,

so steh ich auf und zahle.

 

Zu Haus erscheint’s noch enger mir,

ich renn von Wand zu Wand,

ein Käfig ist’s, ich bin das Tier,

… dass ich es hier gemütlich fand …?

 

Nun kommt die Nacht und gähnt mich an,

sie kommt in aller Schwärze,

wie still es ist so ohne Mann,

mir flattert Angst ums Herze.

 

Wie schön wär jetzt ein Wort, ein Kuss,

was tu ich doch erheblich leiden,

weil ich auf das verzichten muss,

was sein könnt mit uns beiden.

 

Was ist, wenn draußen Räuber lauern?

Ich setz mich lieber an die Tür!

Wie dick sind schon so Häusermauern?

Ich fühle mich nicht sicher hier!

 

Der Tag bricht an, der Mann kommt heim,

tut gleich den Compi mir belegen,

nun bin ich zwar nicht mehr allein,

doch wie das nun mal ist im Leben:

 

Er geht recht bald mir auf den Geist,

auch küssen, herzen tut er nicht,

wenn Räuber kommen, schnarcht er meist,

so bleibt’s beim grämlichen Gesicht.

 

 Es ist also absolut nicht authentisch, sondern weit überzogen, zugespitzt und doch ... die Quintessenz trifft voll ins Schwarze, daran hat sich auch nach über 37 Ehrjahren nichts geändert. 😂🤣😂

So kann man sich halt auch selber ab und zu mal eine kleine Freude machen und nun starte ich ... immer noch sehr grinsend ... in den Tag, denn heute will ich endlich im Esszimmer weiterkommen, damit dieser Raum wieder so ansehnlich wird, wie er es einmal war.


Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😀

 

 

 

 

              

 


4 Kommentare:

  1. Albträume sind Dinge die kein Mensch braucht. Ich hatte neulich auch so was. Nach dem aufwachen war ich total newwer d' Kapp.

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  2. Hihi, ja das passiert, wobei das jetzt aber ja gar kein Alptraum war, sondern ich es eigentlich nur interessant fand, aus welchen Einzelerlebnissen mein Unterbewusstsein diese Geschichte entwickelt hatte.
    Ich finde es ja immer höchstspannend, wie unsere Gehirne funktionieren. :-)

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  3. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Das hast du mir aber einen Schreck eingejagt, mit "F" und der anderen Frau.
    Ich dachte, das kann doch nicht sein, dass der sich klammheimlich ohne dir was zu sagen mal mit einer anderen Frau absetzt,

    Das "Dschungelcamp" war in diesem Jahr ein sehenswerter TV -Event. Der sehr gut unterhalten hat. Jedoch gibts ein Unterschied zwischen dem, was ich prominent nennen würde und die Menschen, die diese Menschen einladen.
    Von vielen habe ich vorher noch nie gehört.

    Ich war erleichtert, dass das nur ein Traum war. Gut das ich bis zum Ende gelesen habe:).

    Der Drucker läuft ja schon mal wieder bestens! :) Das ist doch ein Anfang. Das andere wird sicher auch, wenn sich "Eulääähhh" reingefuchst hat.

    Gram ist ein tolles Gedicht.
    Was mir gut gefällt, man kann es mit sehr viel Humor lesen, aber auch traurig und viel ernster. - Da steckt so viel drin an Inhalt und Gefühl.



    Liebe - wundervolle Träume - Grüße
    Vom lifeminder



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    1. Interessant, wie du das beschreibst, lieber lifeminder, und ich glaube, das trifft es im Kern sogar sehr gut, was mich ausmacht.
      Tiefgründig, weitestgehend von naiven Illusionen befreit und dadurch mehr oder weniger gezwungen, vieles auch mit Humor und (Selbst-)Ironie zu betrachten, denn sonst würde man an der Realität krank werden. ;-))

      Mit dem Dschungel hast du leider Recht, wie bei allen diesen Formaten bekommen wir dort nur noch Z-Promis vorgesetzt, die sich durch Unbekanntheit auszeichnen, noch nie etwas geleistet haben und statt zu arbeiten lieber von Sendung zu Sendung ziehen und sich dann "Influencer" nennen. 🙄
      Schrecklich langweilig finde ich sie oft, sehr austauschbar und würde mir dort stattdessen lieber richtige Charaktere wünschen, die etwas aus ihrem Leben zu erzählen haben.

      Die Überraschung in Punkto F., kicher, ich empfand sie ja genauso, denn zwar soll man nie nie sagen, aber ich konnte mir eigentlich mein Leben lang sicher sein, dass F. niemals auf so eine Idee käme, zumal er ... wohl auch viel zu faul für eine solche Aktion wäre, ganz bestimmt wäre er das. 🤣
      Umso mehr verblüffte es mich, was mein Gehirn da zusammengebrütet hatte, und ich hab es aufgeschrieben, weil ich denke, jeder kann ergründen, aus welchen Einzelteilen sein Unterbewusstsein solche Träume zusammenbastelt, und das finde ich ziemlich wichtig, so man denn mit sich selber ins Reine kommen möchte. ;-)

      Liebe Nun-sehr-wach-und-traumlos-Grüße zurück! 😀

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