Dienstag, 25. April 2023

Nicht zu toppen, dieser Mann

 Oder ich als Köchin, wie man es nimmt ... 😁

Gestern früh um zehn Uhr begann F. zu jammern: "Boaaah, Pübbi, wann krieg ich denn endlich meine Klöpse und die leckeren Kaperle?"

Dann einen Moment später etwas ernster: "I kennt tatsächlich scho esse, freu mi so arg druff ..."

Dem Manne konnte geholfen werden, also servierte ich ihm bereits um viertel nach zehn sein Mittagessen, das er wie schon am Vortag mit allergrößtem Vergnügen und unter lauten Beifallsbekundungen verspeiste.

Quark zum Nachtisch gab es auch wieder, trotzdem krähte er dann gegen zwölfe: 

"Pübbiiii, wo bleibt denn oigentlich mei Middagfutter?" 😂🤣😂

Nein, nun war natürlich Schluss, erst am Abend gab es wieder etwas hinter die Kiemen, doch was hörte ich dann heut früh um sechs aus dem Bad?

Kaum hatte er die Augen auf und sich in selbiges verzogen, ertönte hinter der verschlossenen Tür hervor ein Ruf: 

"Pübbiiii, wann gibts denn endlich Klöpsle?" 🤣

Nicht zu fassen, dieser Mensch, aber ... so macht das Kochen wirklich Freude, das will ich gern zugeben. (Und nun schreit er grad schon wieder danach ...)😊

Weniger erfreulich schaut es leider mit meinen Pflanzen aus, die ihre Nächte nun wieder in der Badewanne verbringen müssen und verzweifelt darauf warten, endlich aus ihren kleinen Töpfchen herauszukommen, wie beispielsweise eine der beiden Gurken, die mehr als jämmerlich ausschaut, schlicht abgesoffen ist im Dauerregen und vermutlich nicht überleben wird:



6° zeigte das Thermometer heute früh, die nächsten Nächte sollen noch kälter werden, sogar Frost ist wieder angesagt und nun sehne ich mich zurück nach dem heutigen Tag vor 55 Jahren.

25. April 1968, der Geburtstag meines kleinen Bruders und fast wie ihm zu Ehren wurde ich pünktlich aus dem Krankenhaus entlassen, wo man mich meines Blinddarms beraubt hatte.

Was es tatsächlich ziemlich gut trifft, denn ich hatte ja gar nix gehabt ... außer einer gewissen Panik vor Kopfrechnen.

Im dritten Schuljahr war ich und obwohl ich absolut fit im Rechnen war, versetzte es mich in helle Aufregung, dass Herr H. uns reihum aus dem kleinen Einmaleins abfragte. Je näher die Sache an mich heranrückte (die Tische waren hufeisenförmig aufgebaut), umso größer wurde meine Angst, bis ich schließlich quasi in letzter Sekunde aufzeigte und bat, mal aufs Klo gehen zu dürfen, weil ich Bauchschmerzen habe.

Zwei- oder dreimal spielte Herr H. mit, dann überwog sie Sorge, ich könnte krank sein, und er schickte mich nach Hause, wo ich meiner Mutter natürlich ebenfalls das Märchen von den Bauchweh auftischen musste.

Schnell verkrümeln wollte ich mich, denn "Bumba, die kleine Lokomotive" wollte noch fertiggelesen werden, doch da hatte ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht.

"Nix da, das gefällt mir nicht, wir fahren gleich mal zum Krankenhaus, nicht, dass es der Blinddarm ist ...?"

Schon hing ich drin in der Nummer und kam nimmer heraus, denn die Angst vor meiner überaus gestrengen Mutter überwog die vor allem, was da kommen mochte, bei Weitem.

Feststellen konnten die Ärzte nicht wirklich etwas, wie denn auch, wenn da ja gar nichts war?

Trotzdem hielten sie es für besser, mir den Blinddarm oder auch Lügenbeutel, wie die Schwaben ihn nennen (zu Recht, wie ich inzwischen weiß 😁), sicherheitshalber herauszunehmen, und so nahm das Unheil für mich seinen Lauf.

Es war nicht wie heute, dass die Eltern mit den armen Kleinen gleich mit ins Krankenhaus einziehen, sondern die Kinderabteilung war mit einer Tür vom Rest der Klinik abgeriegelt, Besuche waren zweimal in der Woche für jeweils zwei Stunden erlaubt, das war's.

In einem 6-Bett-Zimmer landete ich und gleich am nächsten Morgen musste ich das Flatterhemdchen anziehen und mich auf eine Trage begeben, mit der ich dann in den Flur geschoben wurde und, wie es mir schien, ewig lange warten musste.

Nein, es war kein gutes Gefühl zu wissen, dass mir gleich jemand mit einem Messer den Bauch aufschneiden würde, aber Angst zeigen war tabu - wem denn auch, wenn ich ja eh ganz alleine dort im Gang herumlag?

Im OP hieß es noch einmal krabbeln, nämlich auf den Tisch, und dann setzten sie mir auch schon die Maske auf. Bis zehn sollte ich zählen und alles in mir sträubte sich gegen den widerlichen Äthergeruch, der nun in mich eindrang.

Das Aufwachen, nun wieder im Zimmer, war nicht minder unangenehm, denn jetzt kotzte ich mir die Seele aus dem Leib und ... wagte mich doch tatsächlich, dabei zu weinen.

"Verdammt, nun reiß dich endlich mal zusammen!", herrschte mich die Oberschwester unter ihrem weißen Häubchen an, ich tat es, verkniff mir die Tränen, im Gegensatz zum Spucken, denn das ließ sich nicht unterdrücken, zu heftig die Wirkung des Äthers, und noch immer meine ich die metallene Nierenschale in meinen Händen zu spüren, aber das Erstaunlichste bei allem war, es ließ sich tatsächlich überleben, und das sogar, ohne psychischen Schaden daran zu nehmen, also ... ähm, zumindest hoffe ich das. 😅

Über Erderwärmung und Klimawandel sprach damals noch kein Mensch und so machte sich auch niemand einen Kopp darüber, dass dieser April ein ungeheuer heißer war, wie man hier eindrucksvoll nachlesen kann.

In den Zimmern war es unerträglich warm, selbst für mich als Achtjährige, und wann immer wir durften, flüchteten wir Kinder uns auf den etwas kühleren langgezogenen Balkon des dunklen Backsteingebäudes, wo wir "Großen" dann auf die kleineren aufpassen mussten.

Meinen Bruder hatte ich seit anderthalb Wochen nicht mehr gesehen, denn unter 12 Jahren bekam man gar keinen Zutritt zur Kinderstation, umso größer war nun die Wiedersehensfreude am Entlassungstag und vollends erregt war ich, als mir die Eltern beim Abholen eine große Überraschung versprachen.

Die ich fünf Minuten später vor mir sah - ein neues Auto hatten wir, nämlich einen türkisfarbenen Ford Taunus 17m mit farblich abgesetztem Vinyldach, hach, was für eine Freude ... 😀

Noch getoppt durch das weinrote Klapprad, das zu Hause auf dem Speicher auf mich wartete, ein Geschenk des Großonkels für die bewiesene Taperkeit - ebenfalls herrlich, auch wenn ich es leider im Straßenverkehr erst 6 Jahre später benutzen durfte, weil Muttern mich zuvor als zu unreif dafür betrachtete. 🙄

 

Ja, so war das damals und heute feiert Brüderlein erneut sein Wiegenfest, wenn auch leider sehr weit weg von mir, und das Wetter meint es sehr viel schlechter mit uns als damals - vor der Erderwärmung eben. 😁

Mein Apfelbäumchen scheint damit übrigens ebenfalls nicht klarzukommen, denn hat er mir doch Jahr für Jahr reiche Ernten beschert, scheint es diesmal damit mehr als mau zu werden:


Seht ihr sie, diese vereinzelten Blüten, die sich nur zeigen?

Ich fürchte, F. wird sich darauf einstellen müssen, dass es in diesem Herbst deutlich weniger Apfelpfannekuchen geben wird als sonst.

Womöglich muss ich ihm dann zu Trost wieder Königsberger Klopse machen? 😂🤣😂


Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😊



6 Kommentare:

  1. Willkommen im club, liebe Rex-Mama. Auch ich wurde meines Blindarms beraubt, allerdings auf eine etwas dramatische Situation. Mit hetigen Schmerzen. Als mein Hausarzt keine eindeutige Diagnose finden konnte schickte er mich zur weiter Untersuchung ins Krankenhaus. Um 22 Uhr schob man mich in den OP Raum. Resultat: Es war Rettung in höchster Not. Wie heißt es doch wettertechnisch: der April macht was er will. Wir Aprillen-Kühe wissen das eh. Schad ist es um deinen Apfelbaum. Spät Radl fahren war bei mir auch ein Thema. Es war noch später wie bei dir.

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  2. Ui, da hast du ja grad noch Glück gehabt, Helmut. Wie alt warst du denn damals, auch so jung wie ich?
    Und was hast du eigentlich an deinem Geburtstag vor?
    Gibt es eine Feier mit deinen Bekannten?

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  3. Oje, liebe Rex-Mama, das Gurk schaut wirklich nicht gut aus. In meinen Töpfen steht zum Teil auch das Wasser, die muss ich regelmäßig ausleeren. Aber wenigstens - so hoffe ich zumindest - ist mein Regenwassertank jetzt gefüllt!

    Lieben Gruß

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    1. Meine Regentonnen waren den ganzen Winter über bis oben gefüllt und die eine läuft sogar ständig über, denn wir hatten ja wahrlich mehr als genug Wasser.
      Scheint sehr ungleich verteilt zu sein, oder? ;-)

      Lieben Gruß zurück!

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  4. Zum Glück gibt's heutzutage Ultraschall, da bleiben solche Vorsichts-OPs aus :-) Unser Hausarzt meinte "damals", ich war so 13-15 Jahre alt, meine Bauchschmerzen könnten vom Blinddarm kommen, also kam er raus. Ich war ja älter als du, ich hab nicht so darunter gelitten, obwohl ich zuvor keinen einzigen Tag weg war von zuhause.

    Ach, das Wetter... Wir sind am 15. März 1980 in unser Haus gezogen, da war Frühling. Noch bevor ich alle Kartons ausgepackt hatte, machte ich mich an den Garten, säte Radieschen und steckte Salat. Der war dann allerdings etwas später eingeschneit ...
    Die Tage habe ich mit meinem Exmann gesprochen, und er hat behauptet, die Kinder konnten nur ein einziges Mal im Garten Eier suchen. Ich weiß es nicht mehr.
    Ich erinnere mich aber noch an einen Geburtstag am 25. Juni, da war es so kalt, dass wir die Heizung anmachten.
    Eigentlich auch egal, wir können das Wetter nicht beeinflussen, also tragen wir unsere empfindlichen Pflänzchen halt rein, wenn Frost droht.

    Lieben Gruß :-)

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    1. Siehste, immerhin das war bei mir besser, denn ich war es ja seit jeher gewohnt, zum Großonkel geschickt zu werden, so dass mir das Wegsein von zu Hause dabei am wenigsten ausmachte. :-)
      Mit dem 15. März haben wir dann ja einen Jahrestag gemeinsam, ich den kirchlichen Hochzeitstag, du den Einzug, nur dass ich 1980 noch nicht ahnte, dass ich 6 Jahre später an diesem Tag vor dem Pfarrer stehen würde. :-))
      Das Wetter, lach, zumindest in den Sechzigern und frühen Siebzigern war Ostern in Nordhessen immer schneefrei, denn da gingen wir ja immer bei den Kleppe-Frolleins Eier suchen, aber hast recht, beeinflussen können wir es eh nicht, auch wenn uns Politik und Wirtschaft grad das Gegenteil glauben machen wollen.
      Das mit dem Hin- und Hertragen der Pflänzchen ist so eine Sache, denn noch kann ich es zwar, weil sie noch in den Originaltöpfchen stecken, aber wenn ich sie erst mal eingepflanzt habe, ist Schluss damit, denn wo sollte ich mit den ganzen riesigen Kübeln im Haus hin? 😂

      Lieben Gruß zurück! 😊

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