Samstag, 22. April 2023

Mit der Falschen angelegt

 Doch dazu komme ich gleich, denn zunächst lief gestern noch alles sehr friedlich ab und in unserer Hausarztpraxis fühlte es sich ungewohnt an, wieder Gesichter mit all ihrer Mimik zu sehen, nachdem die Maskenpflicht ja nun gefallen ist.

An der Rezeption sitzen - nach wie vor hinter Corona-Plexiglas - zwei Mitarbeiterinnen, die rechte davon war Frau M., die ich nun schon seit fast 30 Jahren kenne, während die linke offenbar neu und mir daher fremd war.

Ausgerechnet zu ihr wurde ich nun aus der Warteschlange nach vorn gebeten, ich erklärte, dass ich F.s Diabetes-Pass und das Rezept abholen wolle, das er am Vortag geordert hatte, nachdem es mir beim letzten Mal ja verweigert worden war, und nun konnte ich es nicht lassen, drückte ihr den damals geschriebenen Brief in die Hand bzw. schob ihn unter der Scheibe durch und sagte, dass mich das einigermaßen geärgert habe und ich hier meine Gedanken dazu kurz festgehalten hätte.

Sie überfolg es und meinte dann, ja, das sei absolut nachvollziehbar, aber leider spiele da der Computer nicht immer mit, der offenbar genau mitzählt, welcher Patient noch wie viele Pillen haben muss und wann neue bekommen darf.

Wirklich nett unterhielten wir uns, ich bekundete mein Verständnis, wies aber auch deutlich darauf hin, dass es ja nur um ein einziges Mal ginge, damit wir mit den Rezepten dann im Gleichklang seien und ich fortan alles auf einmal bestellen und abholen könne.

Ja, sie würde meinen Brief mal bei den Unterlagen lassen, vielleicht könne man das irgendwie synchronisieren, meinte sie und vermeldete dann, dass F.s Rezeptwunsch offenbar untergegangen sei, jedenfalls habe sie keines. 🙄

Dass es mir bei meiner Beschwerde ausschließlich darum gegangen war, unnötige Aufenthalte zwischen an irgendetwas Erkrankten zu vermeiden, hatte sie kapiert, denn nun bot sie mir an, ich könne ja im Treppenhaus statt im Wartezimmer warten, bis das Rezept fertig sei, was ich lachend beantwortete mit: "Genau, so mache ich das eh immer ..."

Während ich also vor der (geöffneten) Praxistür ausharrte, auf einmal eine Stimme: "Frau xxx ...?"

Nun rief mich Frau M., ich stand auf, ging ums Eck und zu ihr nach vorne, sie hatte natürlich mitbekommen, was ich mit ihrer Kollegin besprach, und wollte nun etwas Hilfreiches dazu sagen:

"Hörn se mal, wenn Sie so ungern hier hoch kommen, dann können Sie auch in der Apotheke anrufen, dass die Ihre Rezepte von uns mitnehmen, wenn sie sowieso herkommen. So ersparen Sie sich einen Weg ..."

Häh? Hieße also, ich muss damit rechnen, die Rezepte weiterhin nicht alle zusammen zu erhalten, kann dafür aber im Gegenzug für jedes einzeln in der Apotheke anrufen? *koppkratz*

"Lieb von Ihnen, dass Sie so mitdenken", sagte ich nun, "aber grundsätzlich wäre es mir schon deutlich angenehmer, wenn ich einmal im Quartal hier auflaufe und alles auf einen Rutsch erledigen kann, statt dass Sie mich etliche Male durch die Gegend hetzen."

Zum Glück sieht man ja nun den Gesichtsausdruck seines Gegenübers wieder, denn natürlich hatte ich das mit lächelndem Augenzwinkern gesagt und ich denke, wir sind uns einig, dass es beim nächsten Mal einen kleinen Trick geben wird, um den störrischen Computer zu überlisten. 😊

Apotheke und weitere Besorgungen waren zügig erledigt und nun stürzte ich mich ins Netto-Vergnügen.

Hack war im Angebot und da ich außerdem über Coupons verfügte, war ich erfreut, dass die Kühltheke so gut gefüllt war, dass ich 5 Pfund davon verhaften konnte, wovon ich die eine Hälfte einfror und die andere für die Königsberger Klopse brauche, die ich morgen anfertigen möchte.

Ruckzuck war mein Wagen gut gefüllt  (am Ende waren es fast 70 Euro) und nachdem man ja bei der so in die Hose gegangenen Umgestaltung des Ladens auch das gesamte Personal ausgetauscht hat, freute ich mich richtig, an der Kasse die eine ältere Dame vorzufinden, die man behielt und die ausgerechnet heute ihre Schicht hatte.

Immer schön, ein vertrautes Gesicht vorzufinden, und da ich weiß, wie beschwerlich das mit den Coupons für die Mitarbeiter ist, weil sie alle Aufkleber von den Waren abziehen müssen, hatte ich alles gut vorsortiert aufs Band gepackt, so dass sie wusste, ab hier war das Thema durch, die restlichen Artikel würde sie nicht mehr hin und her drehen, sondern nur noch über den Scanner ziehen müssen.

Dann trat das erste Problem auf, denn die Kasse wusste nichts davon, dass am Spargelregal ein Schild mit 50%-Ermäßigung hing, also musste sie das per Hand eingeben, und damit kam das System offenbar nicht klar, denn ab da wurde es immer langsamer.

Glücklicherweise hatte ich den Kartenterminal-Ständer vor der Nase, konnte also genau mitverfolgen, welche Beträge registriert wurden.

Sie scannte, nichts rührte sich, sie scannte noch einmal, wartete eine Weile, dann erschien der Artikel, sie scannte weiter, doch statt des neuen erschien nun der erste Artikel ein zweites Mal.

"Nu hat er's doppelt, das finde ich jetzt nicht so gut", sagte ich zu ihr und sie meinte, offenbar müsse die Kasse neu gestartet werden, und klingelte.

Nach einigen Minuten, in denen weitere Versuche stattgefunden hatten, erschien einer der jungen Mitarbeiter, die im Laden jetzt hauptsächlich arbeiten und häufiger wechseln, jedenfalls hatte ich ihn noch nie gesehen.

Er schien noch weniger Durchblick zu haben als sie, sah ihr über die Schulter und als ich dann erwähnte, dass nun vier statt drei Gläschen Kapern abgerechnet wurden, kam es fast vorwurfsvoll von ihm: "Was meinen Sie denn da zu sehen? Wir machen das schon richtig!" 

Öhm ... das behagte mir nun wirklich nicht und als es dann nach viel weiterem Durcheinander endlich zum Bezahlen kam, schnappte ich mir sofort den Bon, begab mich in eine ruhige Ecke und versuchte mir einen Überblick zu verschaffen.

Gar nicht so einfach, denn natürlich hatte ich keine Brille dabei und da Netto diese blauen Umwelt-Bons hat, sind Zahlen und Buchstaben dort viel schwerer zu erkennen als auf weißen.

Also schob ich meinen Wagen möglichst nah zum Fenster, wo ich Tageslicht hatte, so ging es und ich sah nun, dass mir z.B. zweimal Toastbrot berechnet worden war, tatsächlich viermal Kapern, drei Halbliterjoghurts statt zwei usw.

Also hin zu ihr ... :"Hörn se mal, das stimmt hinten und vorne nicht, tut mir leid, aber da spiele ich nicht mit."

"Oh, warten Sie, ich klingel noch mal."

Wieder einige Minunten warten, dann tauchte besagter junger Mann auf, nun mit deutlich genervtem Gesichtsausdruck: "Was wollen Sie denn noch?"

"Mein zu viel gezahltes Geld WILL ich, denn so läuft es nun mal gar nicht hier!", gab ich nun ebenfalls leicht entnervt zurück, aber ... noch ... durchaus freundlich.

"Ja, dann geben Sie schon her!", sprachs, nahm mir den Bon aus der Hand und begann ziemlich lange, aber völlig wortlos draufzustarren, bevor dann kam: "Ja, und was ist jetzt damit?"

Ich zählte ihm auf, was alles doppelt bzw. zu viel berechnet worden war ...

"Ja, wo denn genau?" 

Nun nahm ich ihm meinerseits den Bon ab, machte damit zwei Schritte zurück zum Fenster, legte meinen Finger auf "3x Jo Natur", kehrte zurück und hielt ihm das so unter die Nase.

"Da steht nicht Joghurt, sondern Milchreis, Sie müssen schon richtig gucken!!!"

Wie bitte??? 😠

Schade, dass ich euch hier meinen Blick nicht vormachen kann, aber nun hob ich die Augenbrauen und sagte mit deutlicher Warnung in der Stimme: "In diesem Tonfall gehts aber gar nicht, denn SIE sind es, der richtig gucken sollte! Davon abgesehen ist der Milchreis auch betroffen, denn ich habe nur zwei und nicht drei davon im Wagen!"

"Wooo steht hier denn etwas von Joghurt?", pflaumte er mich nun an und diesmal riss ich im den Bon regelrecht aus den Fingern, wieder einen Schritt zum Licht, dann zeigte ich es ihm: 

"HIIIIER steht '3x Jo Natur', sooo schwer kann das doch nicht sein???"

Nun sah er es auch, doch statt sich zu entschuldigen, wurde er immer noch frecher, bis ich schließlich mit gehobener Lautstärke, so dass auch die anderen Kunden es nun mitbekamen, sagte:

"Ich weiß ja nicht, wo Sie Ihre Ausbildung gemacht haben, aber irgendetwas muss dabei entsetztlich schiefgelaufen sein, denn derartig unhöflich sollte man keine Kunden behandeln, schon gar keine Stammkunden, die ständig erheblich viel Geld hierlassen, von dem SIE dann bezahlt werden!!!"

"Ich behandele jeden so, wie ich das will!!!!", maulte er mich an und nun wurde ich ganz freundlich:

"Aber ja doch, das ist Ihr gutes Recht, wir werden sehen, ob Ihre Zentrale das auch so sieht, denn mir scheint, hier ist mal eine Mail angebracht, um diese über Ihr Verhalten zu informieren." 😊

Nun strahlte ich ihn so richtig zuckersüß (und innerlich ein fröhliches Liedchen pfeifend) an, woraufhin er die vier betroffenen Artikel aus dem Wagen riss und mit ihnen unterm Arm und einem "Machen se doch, watt se wollen!" wütend in Richtung Kasse davonstapfte.

"Da, holen Sie sich Ihr Geld!",  ... klatschte der Kassierin die Waren hin und verschand ... weiter laut maulend.

Ich schickte ihm ein "Worauf Sie sich verlassen können" hinterher und wandte mich nun der armen Mitarbeiterin zu, die mit ihren Nerven am Ende war.

"Was ist das denn für ein Schnösel?", fragte ich sie, sie verdrehte vielsagend die Augen und begann sich gleich mehrfach bei mir zu entschuldigen.

"Ist schon in Ordnung", sagte ich, "SIE können ja mal gar nix dafür", und beruhige sie weiter, während sie mir das zu viel gezahlte Geld zurückgab, immerhin knapp fünf Euro. 

Eigentlich hätte ich darauf bestehen müssen, dass der gesamte Vorgang storniert und noch einmal neu durchgeführt würde, aber der Laden war rappelvoll und durch die streikende Kasse war es eh zum Megastau gekommen, also ließ ich es auf sich beruhen, zumal ich ja auch genau mitbekommen hatte, ab welchem Artikel das Chaos begann, so dass alles Vorherige noch korrekt abgerechnet worden war.

Die Mail habe ich auch nicht geschrieben, da ich den Namen des Mitarbeiters nicht weiß.

Kurz hatte ich überlegt, die Kassiererin danach zu fragen, ließ es aber dann bleiben, weil ich sie nicht noch weiter beunruhigen und vor allem nicht auch noch mit in die Sache hineinziehen will.

Vielleicht saß der Warnschuss ja auch so schon, denn solch ein Verhalten geht wirklich gar nicht. Ich selbst weiß mich sehr gut zu wehren, aber ich mag mir gar nicht vorstellen, wie anderen Kunden so einem Typen hilflos ausgeliefert sind, also werde ich ihn im Auge behalten, sollte er überhaupt in diesem Markt noch einmal auftauchen. 

Auf dem Rückweg traf ich dann noch einen Bekannten, der mir ziemlich schauerliche Dinge aus meiner direkten Nachbarschaft erzählte, die ich bisher nur erahnte und zu denen ich vermutlich demnächst von U. Näheres erfahren werde.

Klingt nicht gut, aber davon werde ich dann erzählen, wenn es wirklich spruchreif ist, denn nun muss ich hurtig in den Garten und mich ums Bepflanzen meiner Blumenkästen kümmern.


Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 🙂



2 Kommentare:

  1. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Das klingt echt abenteuerlich.
    Normalerweise sollte man sich um jeden Kunden doppelt und dreifach bemühen, gerade jetzt in diesen Zeiten. Aber offenbar haben das manche nicht mehr nötig? - 5 Euro ist Geld. Ich finde es richtig, dass du dir dein Geld zurückgeholt hast, ich hätte es auch gemacht.
    Wobei du wirklich extreme gute Nerven bewiesen hast.

    Das Mehrmalige durch die Gegend jagen wegen Rezepte kenne ich auch. Wen natürlich auch nicht in dem Ausmaß wie bei dir. Man möchte ein Medikament abholen, das bestellt werden muss, dann heißt es, das eine Medikament ist da, das andere kommt an einem anderen Tag, nur um später zu erfahren, dass es doch noch eingetroffen ist, man eine halbe Stunde später schon wieder zur Apotheke rennen kann.

    Das mit der Nachbarschaft klingt ja auch mehr beunruhigend wie gut? - Da bleibt nur das Beste zu hoffen!


    Euch ein schönes Rest-Wochenende!




    Liebe Grüße
    Vom lifeminder

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    1. Ja, lieber lifeminder, das war schon sehr nervig beim Einkaufen, aber okay, technische Pannen passieren, so weit ist das okay, nur wie dann damit umgegangen wurde, das war unter aller Sau, so etwas sollte man sich nicht gefallen lassen.
      Dass mal in der Apotheke etwas nicht vorrätig ist, kenne ich natürlich auch, nur bestelle ich nie so auf den letzten Drücker, dass ich deswegen am gleichen Tag noch mal losrennen würde.
      In diesem Falle erledige ich es halt, wenn ich sowieso wieder unterwegs bin.

      Dir auch ein schönes Restwochenende und liebe Grüße zurück! :-)

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