Montag, 17. April 2023

Guck an ...

 Manches kann so einfach sein, wenn man nur gleich den zündenden Gedanken hätte.

Fehlt er jedoch, kann es laufen wie bei mir gestern früh - zunächst einmal fummelte ich mir die Finger wund mit Yahoo Mail. 

Was habe ich nicht alles ausprobiert, sowohl am PC wie auch am Smartphone, es nützte nichts, ich bekam das Kontakte-Icon einfach nicht geöffnet.

Vorausgegangen war ja, dass Mails von jemandem im Spamordner gelandet waren, wo ich sie viel zu spät bemerkte.

Die entsprechende Addy den Kontakten hinzufügen, dann wäre das Problem aus der Welt, nur eben das ging nicht, egal wie sehr ich herumwurschtelte.

Ich Depp - ich bin ja intensivster Multitasker am PC, das heißt, jetzt gerade habe ich z.B. oben 13 Tabs geöffnet, zwischen denen ich hin und her springe, und auch ein zweiter Browser ist immer offen, so dass ich auch nach dort noch jederzeit auf verschiedene Tabs wechseln kann.

Wäre ich gleich auf den Gedanken gekommen, dass es an Firefox statt an Yahoo liegen könnte, wäre mir viel Mühe erspart geblieben, denn nun probierte ich es aus, öffnete mein Mailkonto über Edge, und siehe da, dort ließ sich das Icon problemlos öffnen, ich konnte die Adresse des neuen, alten Bekannten hinzufügen, Thema erledigt, von jetzt an wird nichts von ihm mehr im Spam landen, nur warum auch das Handy muckte, das konnte ich noch nicht klären. 

Zwischendurch meldete sich A., von der ich, seit sie auf Malle war, um die Hunde ihrer Freundin zu betreuen und hinterher noch etwas Urlaub dort zu machen, nichts mehr gehört hatte, und vermeldete, dass sie sich bereits seit drei Wochen im Krankenhaus befände, ihre Depressionen seien zurück.

Ach du liebe Zeit ...

Warum sie denn nicht eher Piep gesagt hätte?

Dazu sei sie nicht fähig gewesen, so beschreibt sie es immer, wenn das Dunkle wieder kommt, dann gehe gar nichts mehr, selbst aufstehen und zu Tür gehen sei zu viel.

Was mich einigermaßen ratlos macht. 

Wie geht man mit so jemandem um? Öfter kontaktieren oder Ruhe geben und kommen lassen?

Ich habe wirklich keine Ahnung und warte jetzt erst mal ab. Sie wollte nach ihren Therapiestunden schauen und prüfen, ob da ein Besuch reinpasst, zumal die Besuchszeiten dort sehr knapp gefasst sind. Anstonsten treffen wir uns halt hinterher und dann müssen wir wirklich mal eingehender reden, weg von eher oberflächlichem Blabla, wie wir es bis jetzt im Grunde hielten, seit sie wieder aufgetaucht ist.

Dann wollte ich, weil mir der Sonntagmorgen bissl Freiraum bot, mal wieder mit meiner Freundin in Süddeutschland quatschen, keiner da, also rief ich dann meine Tante an - längst überfällig und sie freute sich tatsächlich fast ein Loch in den Bauch.

"Dass du heute an mich denkst ... ich freue mich so, denn nächste Woche muss ich ins Krankenhaus."

Ach je, das Herz.

Vermutlich steht ein weiterer Stent an, ganz genau wusste sie es noch nicht, auf jeden Fall kein Pappenstiel mit in drei Wochen 85 Jahren und meine Daumen sind ganz fest gedrückt.

 Über die Vergangenheit unterhielten wir uns und wieder einmal erzählte sie von Gut Bissenmoor in Bad Bramstedt, das zu dieser Zeit ja den Eltern von Karl Lagerfeld gehörte.

Meine Oma arbeitete dort als Haushälterin und lernte ihren künftigen Mann kennen, der als Chauffeur und Gärtner angestellt war.

Meine Mutter hatte öfter erwähnt, wie sie mit dem jungen Karl, wenn er zu Besuch kam, so manche Nacht auf der Treppe oder auch gemeinsam und nur nebeneinander (!) auf einem Bett liegend verquatschte, und Tante H. lernte gleichzeitig Mutters Bruder, also meinen Onkel, kennen, den sie bald darauf heiratete.

Und wie es der Zufall so will, schlief ich in der Nacht mal wieder mit laufendem Fernseher ein, schreckte irgendwann hoch und landete mitten in einer Reportage über Lagerfeld, die mich sofort hellwach werden ließ und in der sein Geburtsjahr endlich einmal richtig angegeben wurde, denn er war nicht son 1938, wie man es oft liest, sondern von 1933 und damit genauso alt wie mein Papa, den Muttern aber erst einige Jahre später kennen lernte. 

Kaum hatte ich mich nach einem langen Gespräch von meiner Tante verabschiedet, meldete sich meine Freundin, nun sei sie wieder zu Hause und würde sich über einen Anruf freuen, also noch einmal ran an die Strippe und wieder gab es neben viel Lachen auch Trauriges, denn auch sie ist ja ein Opfer von Ex-Kanzler Schröders Niedriglohnpolitik und hat mit ihrer jämmerlichen Rente keine Chance, eine auch nur annähernd bezahlbare Wohnung zu finden.

Fatal, denn ihr jetziger Vermieter will demnächst verkaufen, dann muss sie raus und guter Rat ist im wahrsten Sinne des Wortes teuer.

Das Erbe, dass sie eigentlich irgendwann von ihren Eltern zu erwarten gehabt hätte, verschenken diese nach dem Tod des Bruders gerade mit vollen Händen an dessen Kinder, also wird sie ihren Traum von einem Tinyhäuschen begraben können und denkt nun ernsthaft über eine Alten-WG nach.

Schreckliche Vorstellung, nicht nur für mich, sondern auch für sie selbst, nachdem sie in jungen Jahren schon heftige WG-Erfahrungen sammelte und sich nun mächtig gruselt beim Gedanken daran, sich Bad und Küche mit anderen teilen zu müssen, sofern sich denn solch eine WG überhaupt finden ließe. 🙄

So ging der Sonntag dahin mit viel Reden, gut so, denn das lenkte mich ein wenig davon ab, dass sich in der Nacht zu heute der Tod meiner Mutter nun schon zum achten Mal jährte.

Unfassbar, dass es schon so lange her sein soll, dass ich ihre Stimme zuletzt hörte, denn am Mittag zuvor hatten wir ja noch miteinander telefoniert und sie hatte so zuversichtlich geklungen ... 😥

Und nun hat der Alltag mich wieder.

Zum Glück war ich so g'scheit, gleich in der Früh eine Stunde zu opfern, um die Bürgersteige rund um Haus und Grundstück von Unkraut zu befreien, denn nun regnet es schon wieder, klar, was denn auch sonst? 🤣

Also gehe ich mich nun mit dem Staubsauger vergnügen und wünsche euch einstweilen einen schönen Tag! (Gesundbleiben bitte auch nicht vergessen ... 😉)

4 Kommentare:

  1. Na siehst du, hat sich das Spam-Problem erledigt, klasse gemacht, liebe Rex-Mama!

    Hatte deine Freundin A. schon immer mit Depressionen zu kämpfen? Ich glaube, ich wüsste damit gar nicht umzugehen. Zwar kenne ich einige (die Mutter von...., der Mann von ... und so), aber damit konfrontiert war ich noch nie.

    Ja, es wird schwierig werden, eine neue bezahlbare Wohnung zu finden. Gerade kleine Wohnungen sind noch knapper als 3- oder 4-Zi., wie ich aus eigener Erfahrung weiß.
    Kommt ja auch darauf an, wer das Haus kauft und ob der neue Besitzer Eigenbedarf anmelden kann. Sie bekäme (oder bekommt vielleicht jetzt schon) Wohngeld, wenn sie so wenig Rente hat.
    Also ehrlich, kein alter Mensch möchte sich das Klo mit anderen Alten teilen! Von daher wird es so eine WG wie es unter Studenten noch geläufig ist, nicht geben :-) Aber es gibt doch Mehrgenerationenhäuser, vielleicht gibt es da was in ihrer Nähe. Der Vater meines Schwiegersohns wohnt in so einem Haus. Er hat eine 2-Zi-Whg., barrierefrei und mit dem Rollstuhl befahrbar. Im EG sind ein paar dieser Seniorenwohnungen, darüber "normale", in denen auch Familien leben.

    Noch ein Satz zu den Pflanzen: Ich habe auf der Terrasse zwei Hochbeete, die haben Hauben, und auf die anderen Pflanzen, die in einzelnen Töpfen sind, stülpe ich Töpfe drüber. Hab auch noch Vlies, das ich drüberdecken kann, wenn ich keinen passenden Topf finde :-)

    Lieben Gruß :-)

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  2. Danke für den Tipp mit den Töpfen, liebe Hermine, da wäre ich gar nicht drauf gekommen.
    Das mit den Browsern ist echt ein Ding, gilt übrigens auch fürs hiesige Beantworten von Kommentaren. Ich selber kann das hier in FF nur über Umwege anklicken, während es bei Edge auf Anhieb funktioniert.

    A., nein in unserer Jugend war davon nix zu bemerken, aber ich habe sie ja auch 40 Jahre lang nicht gesehen.
    Mit depressiven Menschen habe ich jede Menge Erfahrung, aber ich denke, da gibt es noch mal einen Unterschied zu den Depressionen, wie sie sie beschreibt.
    Sie war wohl, bevor sie wieder nach hier zog, schon monatelang damit in einer Klinik und nun dieser Rückfall.
    Für mich ist es schwierig durchzublicken, inwiefern das nun psychisch ist oder auch körperliche Ursachen haben kann, wenn da irgendwelche Botenstoffe oder so nicht richtig ausgeschüttet werden
    Abwarten, übermorgen werde ich sie besuchen - das erste Mal, dass ich dann notgedrungen mit der Straßenbahn an meinem Elternhaus vorbeifahren muss. Sonst versuche ich das immer zu vermeiden, weil es weh tut ...
    Diese Alten-WGs, offenbar gibt es sie, zumindest erzählt meine Freundin das immer.
    Solche Mehrgenerationen sicher auch, die sind ja ziemlich in, aber auch da ist die Frage, wie hoch die Miete ist.
    Wohngeld würde sie wohl keines bekommen, keine Ahnung, ob das von den Gemeinden oder Bundesländern abhängt?
    Auf jeden Fall ist es so, dass ihr Vermieter, mit dem sie ganz alleine im Haus wohnt (eigentlich ideal) das Haus wohl leer zum Verkauf anbieten möchte, von daher wird sie irgendwann ausziehen müssen, wenn er Nägel mit Köppen macht.
    Alles nicht so einfach ...

    Lieben Gruß zurück! :-)

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  3. Ich kann dich sehr gut verstehen, liebe Rex-Mama. Mir wurde neulich gesagt, dass ich endlich meine Mutter los lassen sollte und nicht sie noch so lange festhalten sollte. Ich meinte, dass mich der Tod meiner Mutter noch immer beschäftigt. Nun lese ich bei dir, dass deine Mutter vor 8 Jahren verstorben ist. Ich suchte die Hospitz-Einrichtung hier vor Ort auf und meinte man würde mir helfen. Leider war das ein großer Irrtum. Vielleicht ist ds für dich hilfreich:
    https://november.de/ratgeber/trauerhilfe/trauerphasen/ Ich wünsche es dir von Herzen .....

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  4. Danke, das ist lieb von dir, Helmut, und der Satz mit dem Loslassen ist wirklich ganz wichtig!
    Meine Mutter sagte ihn schon zu mir, als meine Großtante 1993 starb und seitdem wurde er wirklich wichtig für mich, weil es sehr viele liebe Menschen waren, von denen ich mich schon verabschieden musste.
    Für mich wird die Aufarbeitung nie zu Ende gehen, weil das Verhältnis zu meiner Mutter von Anfang an extrem schwierig war und mein ganzes Leben überschattete, aber ich komme gut damit klar. So etwas läuft bei mir eigentlich ständig im Hinterstübchen ab, während ich nach außen hin halt meinen Kram erledige.
    Etwas unangenehmer ist es für mich, durch den Stadtteil meiner Kindheit und Jugend fahren zu müssen - ich komme sonst nie da hin und es ist immer wieder erschreckend, wie sehr dort alles sein Gesicht verändert hat.
    Da kommt dann natürlich Wehmut hoch, aber da am anderen Ende der Strecke meine Freundin wartet, die meine Hilfe benötigt, ist das eh wichtiger und wird mir die trüben Gedanken rasch vertreiben. ;-)
    Für dich selbst ist es nach wie vor sehr viel schwieriger, mit dem Tod deiner Mutter umzugehen, oder?
    Inwiefern wollte man dir im Hospiz denn helfen und inwiefern ging das schief?
    Hast du dich mal erkundigt, ob es in deiner Gegend keine Trauergruppen gibt, wo man sich gemeinsam austauscht über die schweren Verluste und sich vielleicht etwas Halt geben kann?
    Auch im Internet gibt es so etwas meines Wissens ...
    Ich werde gleich im Blog noch mal ein paar Gedanken zu dem Thema schreiben.

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